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Vintage-Effektgerät: Lexicon 300 Hallgerät (1989)

Lexicon 300 Hallgerät

9. Dezember 2023

Der Name Lexicon steht für einige der meist eingesetzten Hallalgorithmen in den 80ern und war Pionier in der Gerätegattung digitale Hallgeräte und in seiner Hochzeit auch Marktführer. Gegründet 1972 in Waltham, Massachusets, brachte Lexicon die Delta-T Delays auf den Markt.

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Den Grundstein zum Label „godfathers of  reverb“ legte Lexicon mit dem 1979 auf den Markt gebrachten Modell 224, ein 4 HE großes schwarzes 19 Zoll Rack ohne Bedienelemente mit einer weißen Fernbedienung mit Fadern und Tastern. Führender Kopf hinter dem 224 und dem Konzept der Fernbedienung war David Griesinger, ein Nuklearphysiker, Musiker und Recording-Engineer. Trotz aus heutiger Sicht magerer Auflösung von nur 12 Bit und 20 kHz Sampling-Frequenz eroberte das 224 viele Racks in professionellen Recordingstudios. Eine besondere Spezialität des 224 waren seine lang ausklingenden Hallfahnen, als einem der ersten stilbildend eingesetzt von Vangelis auf dem Soundtrack von Blade Runner.

Die Lexicon LARC - Lexicon Alphanumeric Remote Console - macht auch im Hybrid Studio eine gute Figur

Die Lexicon „Alphanumeric Remote Console“ macht auch im Hybrid Studio eine gute Figur

Nächster Meilenstein und wahrscheinlich der Höhepunkt der Firmengeschichte von Lexicon war das Lexicon 480 Hallgerät, erschienen 1988. Mit einer Auflösung von 18 Bit und einer Samplig-Rate von 44,1/48kHz und einer für damalige Verhältnisse großartigen Dynamic-Range von 98 % war es technisch ein Quantensprung. Die deutlich größere Rechenleistung im Vergleich zum 224 ermöglichte neue und aufwändigere Algorithmen. Auch die Fernbedienung wurde weiterentwickelt, unter anderem mit einem Dot-Matrix-Display, das Text besser darstellen konnte. Es gibt zahllose Bilder von großen Recording-Konsolen mit darauf liegendem „Taschenrechner“. Ein Lexicon 480 war der Gold-Standard der digitalen Hallgeräte und ist auf unzähligen Produktionen der 80er zu hören, ein prominentes Beispiel für exzessiven Einsatz ist das Album Purple Rain von Prince.

Die Basiseinheit des Lexicon 300 im Rack montiert

Das ein Jahr später erschienene Lexicon 300 kann man als kleineren Bruder des 480L bezeichnen. Mit einer Auflösung von 18 Bit bei einer Sampling-Frequenz von 32-48 kHz und einem Frequenzgang von 10 Hz bis 21,5 kHz ist es auf dem Papier dem 480L ebenbürtig, lediglich der Dynamikumfang ist mit 90 dB geringer.

Das Lexicon 300 ist in zwei Varianten erhältlich gewesen, mit Bedienmöglichkeit über die Frontplatte und ohne Bedienelementen auf der Frontplatte als Modell 300L, nur bedienbar über die LARC-Fernbedienung. Man kann das Lexicon 300 mit einem Tausch der Eproms und Anpassung des Betriebssystems mit einer LARC bedienen, dann ist die Bedienung über die Frontplatte aber deaktiviert.

Ein weiteres Feature des Lexicon 300 sind die umfangreichen Automationsmöglichkeiten. Über eine Liste lassen sich 50 Programmwechsel programmieren, dabei kann das Lexicon 300 über SMPTE-Code zum laufenden Bild synchronisiert werden. Weiterhin sind die Parameter des Lexicon 300 über MIDI fernsteuerbar und somit auch in der DAW automatisierbar. Die Meinungen im Web über dieses Feature sind kontrovers  – zusammengefasst hat die MIDI-Implementation des 300 nicht den besten Ruf. Da ich eine Version mit LARC-Bedienung besitze, habe ich mein 300L nicht über MIDI eingebunden und fahre Parameter live über die Fader der Fernbedienung, wenn notwendig. Die Sends zum Lexicon automatisiere ich dabei in der DAW, für meine Zwecke reicht das.

Lexicon 300 – Hardware

Die Hardware des Lexicon 300 ist hochwertig verarbeitet und sitzt in einem schweren Metall-Rack mit drei Höheneinheiten. Alle Ein- und Ausgänge findet man auf der Rückseite des Gerätes. Digitale Ins und Outs sind in den Formaten AES/EBU als XLR-Buchsen und S/PDIF optisch und als Cinch-Buchsen vorhanden, ergänzt um einen Timecode-In. Analoges Audio-In und Out ist professionell im XLR-Format verbaut. Über den Comm-Port wird die LARC angeschlossen, ein MIDI-Trio für die erwähnte Automation ist ebenfalls vorhanden. Zuletzt klein und unscheinbar ein Poti zur Regelung des Input-Levels.

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Die Frontplatte unterscheidet sich nach Modell. Das Lexicon 300L hat auf der Frontplatte einen Netzschalter – sonst niichts. Das 300er ist mit einer Anzeige der gewählten Sampling-Frequenz bestückt, einem 9segmentigen Level-Meter mit Umschalter, einem Display, umrahmt mit 8 Buttons, einem Data-Wheel und Page-up/down-Buttons sowie einem Zahlenblock und diversen Mode- und Mute-Buttons.

Lexicon 300 – Setups , Modes und Routingmöglichketen

 

Insgesamt sind in den ROM-Chips des Lexicon 300 11 Algorithmen abgespeichert, die in den Modi Single, Dual Mono und Cascade geroutet werden können. Die Algorithmen Random Hall, Random Ambience, Rich Plate, Stereo Adjust und Stereo Pitch Shift benötigen beide im Gerät verbaute Prozessoren und sind daher nur im Single-Mode verfügbar. Die übrigen 6 Algorithmen – Split Chamber, Dual Delay, Pons, Mono Pitch Shift, Compressor und Small Stereo Adj. – benötigen nur je eine Recheneinheit und können parallel oder kaskadiert betrieben werden.

Im Single-Setup können analoge und digitale Eingänge gleichzeitig genutzt werden, ihr Signal wird dabei summiert.

Im Split-Setup gibt es zwei Möglichkeiten, das Signal zu routen. Fixed Format – das analoge oder digitale Signal wird dabei gesplittet, kann aber über Balance auf beide Effektprozessoren verteilt werden. Mixed Format – analoger und digitaler Eingang werden getrennt auf je einen Prozessor geroutet, der Output ist jeweils Mono.

Im Cascade-Modus werden ebenfalls zwei getrennte Programme in Prozessor A und B geladen, das analoge oder digitale Eingangssignal wird dabei in Effekt A und von diesem in Effekt B geroutet, das Signal kann nach Berechnung des Effekts B abgegriffen und über eine Feedback-Schleife wieder in Effekt A geroutet werden. Wird der analoge Eingang als Input gewählt, kann der digitale Eingang an zwei Patch-Punkten vor Effekt A oder B eingeschleift werden.

Im Modulation-Edit-Mode können MIDI-Controller-Daten und MIDI-Events Setup- und Effekt Parametern zugewiesen werden. Bis zu 4 Parameter lassen sich so fernsteuern und in der DAW automatisieren, auch der Soft-Knob des Lexicon 300 lässt sich zur Parametersteuerung verwenden. Besitzer des 300L mit der LARC Fernbedienung haben hier natürlich den Vorteil der Parametersteuerung über die Fader der Fernbedienung.

Lexicon L300 – die wichtigsten Algorithmen im Detail

Stilbildend und auf unzähligen Produktionen sind sie zu hören – die Algorithmen des Lexicon 300.

Random Hall

DER Lexicon Hall. Der Size-Parameter steuert die Raumgröße, Spread und Shape formen den Raum. Bei minimalem Spread baut sich der Hall schnell auf und klingt auch schnell aus, ab ca. 15 % Spread wird der Attack langsamer und der Hall klingt je nach gewählter RTIME aus. Mit steigendem Spread wird eine zweite Hallfahne hörbar, vergleichbar mit einer diffusen Reflektion des Hallsignals von einer Rückwand.

Die namensgebenden Zufallsechos werden mit Spin und Wander animiert, von den 4 Pre-Delays können 2 in Feedback-Schleifen geroutet werden.

Random Ambience

Im Gegensatz zum Random Hall, der vom Frequenzgang gedämpfter abgestimmt ist und die Klarheit des Direktsignals nicht beeinträchtigt, ist der Random Ambience Algorithmus so abgestimmt, dass er mit dem Originalsignal eine Einheit bildet und eine Position im Raum definiert, er verleiht Wärme, Weite und Tiefe, ohne das Originalsignal zu färben.

Wie beim Random Hall wird auch hier mit im Raum verteilten Zufallsechos gearbeitet, die die Klangfarbe des Halls stetig moduliert und damit weniger metallisch und natürlicher klingen lässt.

Rich Plate

Der Rich Plate Algorithmus klingt dichter und „glatter“ als die Hall-Algorithmen. Bis zu einer Raumgröße von 16 m ist der Sound dicht und knackig – ideal zur Verwendung auf Drums und Percussion. Mit größeren Räumen und längeren Nachhallzeiten veredelt Rich Plate auch Stimmen und Blechbläser.

Auch hier wird mit Zufallsechos und Feedback gearbeitet – und zwar heftig. Ganze 28 Parameter, verteilt auf 5 Edit-Pages, kann man einstellen.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Ein wesentlicher Bauteil des Klangverhaltens der Nachhallfahnen des Lexicon 300 sind modulierte (Zufalls-) Delays mit Feedback-Möglichkeit.

Das erklärt auch, warum Impulsantworten und damit arbeitende Reverb-Plug-ins die Lebendigkeit des Lexicon 300 nicht abbilden können und damit wären wir bei …

Lexicon 300 – Alternativen in the Box

Vorweg  – wer GENAU diesen Sound will, kommt um die Anschaffung der Hardware nicht herum, aber die Plug-ins werden immer besser und nähern sich dem Vorbild immer mehr an.

Native Instruments hat mit RC48 und RC24 zwei von Softtube umgesetzte Plug-ins am Start. Für meinen Geschmack klingen diese ein wenig zu statisch und etwas kälter, fangen den Charakter aber gut ein, auch Relab hat mit dem LX480 eine ähnlich gut klingende, aber klanglich ebenfalls nicht perfekte Emulation am Start. Für mich überraschenderweise ist UAD Audio mit seinen deutlich teureren 480 und 224 Emulationen nicht näher dran, wird doch laut Marketing von UAD auf Basis des originalen Sourcecodes gearbeitet. Bei den Emulationen von Softtube, Relab und UAD wird auch die Bedienung mit der LARC-Fernbedienung nachgeahmt. Das ist authentisch, aber nur mit Einsatz eines MIDI-Controllers ergonomisch. Einen völlig anderen Bedienansatz gibt es bei Fabfilter, die mit dem Pro-R2 Plug-in einen sehr gut klingenden Hall anbieten, der dem Lexicon Sound näher kommt als die Konkurrenz. Das User-Interface ist modern, arbeitet mit graphischer Darstellung und anfassbaren Kurvenpunkten und visualisiert, was unter der Haube passiert. Ich persönlich finde diesen Ansatz für ein Plug-in in der DAW wesentlich sinnvoller, als ein 45 Jahre altes Hardware-User-Interface mit all seinen historisch bedingten Einschränkungen und Nachteilen nachzubauen. Zuletzt hat auch Arturia mit dem REV LX-24 eine sehr gut klingende Lexicon Reverb-Emulation auf den Markt gebracht.

Zuletzt ein Aufruf zu experimentieren. Ich persönlich schicke auch gerne Quellen parallel in mehrere Hall-Plug-ins, so bin ich mit einer Mischung aus der Tegeler Raum-Zeit-Maschine und dem Softube RC 48 dem Lexicon  Random Hall sehr nahe gekommen, so wie ich gerne bei Hardware das Lexicon 300 mit dem Quantum XL kombiniere, wenn es um Sounddesign geht.

Der Lexicon 300L – dank LARC-Fernbedienung sehr zurückhaltend im Rack

Lexicon 300 – ein Resumee

Wer den originalen Lexicon Sound der 80er-Jahre sucht, für den ist der Lexicon 300(L) eine gute Alternative zu den nur sehr hochpreisig und schwer zu bekommenden Legenden Lexicon 224 und Lexicon 480. Das umfangreichste Lexicon Rundum-Paket ist dabei sicher ein Lexicon 480 mit der Classic-Card, die die 224er Algorithmen und Programme auf den 480er portiert.

Den Lexicon 300 kann man als Budget-Version oder kleinen Bruder dieser Traumkombination bezeichnen. Er enthält einige der besten und wichtigsten, aber nicht alle Algorithmen.

Der Gebrauchtpreis eines Lexicon 300 liegt je nach Zustand bei etwa 2000 – 2500 Euro und ist damit mindestens 50 % und mehr unter dem Preis eines 480 ohne Classic Card, die wieder extra kostet, schwer zu bekommen ist und nicht auf jeder Betriebssystemversion des 480er läuft.

Eine Alternative zum Lexicon 300 aus dem Hause Lexicon selbst, freilich nicht mit  80er Sound bzw. Wandlern, ist die letzte High-End-Hardware von Lexicon, das PCM-96. Er klingt sehr gut, hat mehr und auch modernere Algorithmen, lässt sich am Gerät bequem editieren und kann mit der für heutige Produktionen aktuellen Samplerate von 96 kHz digital in die DAW eingebunden werden. Das PCM 96 ist gebraucht in ähnlichen Preisregionen angesiedelt wie das 300er.

Letztlich muss einem klar sein, dass eine 40 plus mehr Jahre alte digitale Hardware auch das Risiko eines  Totalausfalls mit sich bringt, wenn ein Custom-Chip abraucht. Mein Lexicon 300L, vor mittlerweile über 15 Jahren gebraucht erworben, läuft seit dem ersten Tag völlig problemfrei ohne irgend eine Auffälligkeit und er ist viel gelaufen. Von daher kann ich der Hardware nur das Prädikat „rock solid“ aussprechen. Er wird bleiben, solange er läuft. Hoffentlich noch viele Jahre.

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Fazit

Die Plug-ins kommen dem Original immer näher, aber wer den puren Sound will, der kommt um die Hardware aber nicht herum. Das Lexicon 300 ist eine Möglichkeit für Enthusiasten und Profis, DEN Hallsound der 80er und 90er, der bis heute Gültigkeit hat, in das Rack zu schrauben.

Plus

  • Sound des Lexicon 480
  • Lexicon 300L mit LARC fernbedienbar

Minus

  • -
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Klangbeispiele
Forum
    • Profilbild
      toneup RED

      @Tomtom Ich benutze es nach wie vor bei jeder Produktion, aber die Emulationen von UAD oder Arturia sind schon sehr nahe. Auch glaube ich, daß der Send aus der DAW in das Gerät, die AD und DA Wandlung im Lexicon und der Return in einen Submischer und von dort in einen Summierer auch einen Beitrag leisten das die Sache noch einen Tick lebendiger klingt als rein in the Box.

  1. Profilbild
    Flowwater AHU

    Toller Artikel, der auch viel Lust auf Experimentieren macht. Ich finde es immer großartig so etwas zu lesen; man kann einfach jede Menge lernen, selbst wenn man – in diesem Fall – den 300er nicht besitzt. 🙂👍

    Meine Augen zuckten zum Beispiel gen Norden, als ich das mit dem »Pro-R2« von Fabfilter las. Der Hall ist näher am Lexicon-Sound dran, als die dedizierten Emulationen anderer Hersteller? Whow (staun)! Den »REV LX-24« von Arturia habe ich ja sogar.

    Ich selber habe mir vor ein paar Wochen einen Wunschtraum erfüllt, und mir ein Lexicon »PCM-80« gegönnt (falls der Verkäufer von »Kleinanzeigen« hier mitliest: ich bin echt super happy). Das vor allem deshalb, weil Robert Henke (aka »monolake«) das in seinen Produktionen einsetzt und seitdem wollte ich das haben. Das war so richtig »GAS forte« bei mir … aber manchmal muss man sich eben auch etwas gönnen. Von daher wäre ich auch sehr an einem Artikel über dieses Gerät interessiert, ist aber nur eine kleine Wunsch-Anregung meinerseits. 😀

    • Profilbild
      toneup RED

      @Flowwater Der Pro R2 von Fabfilter kann auch nach Lexicon klingen, ich finde vor allem das Interface sehr musikalisch und gut zu bedienen. Ich finde es immer seltsam, wenn Entwickler ein 40 Jahre altes User Interface mit all den Einschränkungen fotorealistisch nachbauen anstatt zu überlegen, wie würde das UI des Lexicon heute aussehen. Ich habe für den Test die 30 Tage Demo des Fabfilter benutzt, der ist ganz oben auf meiner Liste wenn es einmal einen Sale gibt.

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        Flowwater AHU

        @toneup Das Fabfilter »Pro-R2« steht zwar im Moment (noch) nicht oben auf meiner Einkaufsliste, aber ich schiele da doch oftmals und gerne hin. Im Moment bin ich mit dem »VintageVerb« von ValhallaDSP sehr zufrieden, und dann muss ich mich ja noch, wie gesagt, mit dem »PCM-80« eingrooven.

        Das mit der photorealistischen Benutzeroberfläche finde ich auch sehr seltsam, genauer gesagt sogar abstoßend. Das ist genau der Grund, warum ich mit den meisten Software-Synthesizern von Arturia nicht so richtig warm werde, wobei ich die Möglichkeiten von denen grandios finde. Den »CMI V« fand ich sogar nahe am unbedienbaren. OK, wenn man die Fairlight-Sounds haben will … aber ich brauche die nun nicht.

        Und jedes mal, wenn ich mir bei den Arturias einen Ruck gebe, wird mir das schnell zu fummelig. Ich habe deswegen schon mit dem Gedanke gespielt, mir den »GX-80« von Cherry Audio zu kaufen, eben weil der aufgeräumter ist. Dagegen »EFX Fragments« oder »Pigments« von Arturia: Wunderbar! So muss das.

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        geryzenz

        @toneup Darum hat Arturia das beim REV LX-24 auch wunderbar gelöst. Es gibt zwei völlig verschiedene Oberflächen, einmal wie das Original und einmal völlig modern und intuitiv.

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      Kazimoto

      @Flowwater Reverb Plugins sind reichlich vorhanden, insofern auch kein direkter Kaufimpuls bei mir. Hardware sowieso nicht, mittlerweile stört mich jedes Kabel. Zum Fabfilter, es gibt nun das V2 und da sind coole Sachen dabei. Das beste Feature ist wohl IRs laden und analysieren zu können. Danach kannst du den Hall normal algorithmisch bearbeiten, ganz ohne die Nachteile von IRs. Dazu Ducking und Autogate, das ist schon geil! Mal eben in nullkommanix den Taj Mahal zum Phil Collins Drumgate mutieren lassen, dazu noch Freeze für Kate Bush Vibes und nicht zuletzt Atmos, da würde ich bei Audio Ease mit ihrem Altiverb schon etwas nervös werden. Beides sind glaube ich Holländer, die besprechen das bestimmt bei einem entspannten Joint und Bier an der Maas. 😂

  2. Profilbild
    paolostylo

    Toller Artikel, danke dafür, aber kann es sein, dass ein paar Angaben vertauscht wurden oder evt. Zahlendreher drin sind?
    Oben steht „…war das Lexicon 480 Hallgerät, erschienen 1988.“
    Und weiter: …,ein prominentes Beispiel für exzessiven Einsatz ist das Album Purple Rain von Prince.“
    In einigen Seiten im Internet ist bezüglich des 480er vom Erscheinungsjahr 1986 die Rede, in einigen von 1988.
    Das Prince-Album „Purple Rain“ wurde aber definitiv schon 1984 veröffentlicht…
    Also müsste man annehmen, egal ob das 480er 1986 oder 1988 herauskam, auf dem Price-Album kann es nicht sein… Oder als neu gemastertes Projekt…?

  3. Profilbild
    iggy_pop AHU

    Das 480 ist exzessiv zu hören auf Enyas „Watermark“-Album (neben dem 224), ebenso auf Yellos „Flag“ von 1988.

    Die einzelnen Hallfahnen den jeweiligen Geräten zuzuordnen, dürfte schwer werden.

    Wie schlägt sich das 300 im Vergleich zum PCM-70? Ich habe verschiedentlich von Leuten gehört, die mit dem 300 nicht warm wurden und stattdessen auf PCM-70 und Quantec QRS setzen.

    • Profilbild
      toneup RED

      @iggy_pop Ich habe einen Quantec QRS XL und kann nur sagen, das das Lexicon klanglich eine andere Baustelle ist. Der Quantec simuliert natürlich klingende Räume und ihm wird nachgesagt, den Mix zusammenzuhalten.

    • Profilbild
      Sudad G

      @iggy_pop @iggy_pop
      Das PCM-70 gehört zu einer ganz anderen Lexicon-Familie – nämlich zur 200er Reihe.
      Also Lexicon 200, 224, 224X, PCM-70, PCM-80, PCM-81, LXP-1

      Das Lexicon 300 gehört dagegen zur 480er Familie.
      Also 480, 300, PCM-90, PCM-91, MPX-1
      Diese arbeiten mit anderen Algorithmen – daher völlig anderer Sound.

      Dann gibt es noch die Familie aus 960, PCM-96 und PCM-92, die aber eher an die 480er Familie angelehnt ist.

      Wer also gerne dem Sound des Lexicon 200 oder 224 näher kommen möchte, dem empfehle ich eher das PCM-70. Wer näher am Lexicon 480 sein will, dem das 300 oder PCM-90/91.

      Das 480 bzw. 300 finde ich eher beim Mixing interessant, weil man mit ihm auch unhörbare Räume generieren kann und damit Instrumente super im Mix ohne Hallfahne platzieren kann. Er ist auch True-Stereo, was sehr wichtig für diese Aufgabe ist. Das PCM-70 ist dagegen einfach nur Mono auf Stereo. Dafür hat aber das PCM-70 den schönen Lexicon 200/224 Plate Sound der 80er Jahre, der manchmal genau der richtige sein kann. Sind also zwei völlig unterschiedliche Charaktere.

      Die Presets des 300 sind etwas lieblos. Es lohnt sich eigene Hallprogramme dafür zu programmieren.
      Auch Italo de Angelis hat tolle Presets für den 300 und auch für andere Hallklassiker erstellt.
      Siehe: https://www.italodeangelis.com/it/FX_processors_libraries/

      • Profilbild
        TobyB RED

        @Sudad G , dass ist korrekt. Die 480, 224, 300 wurden noch mit Standard IC in diskreter Bauweise bestückt. Da werkeln Z80, 68008 und jede Menge CMOS Logik der 74H Reihe. Später setzte Lexicon dann auch auf Hochintegrierte DSP und Logik IC. Das erklärt auch die Unterschiede in der Bauform. Die klanglichen Unterschiede kommen nur zum Teil aus den Algos. 480, 224, 300 wandeln anders und haben andere DAC Ausgangsstufen. Das 300 hat am Ausgang einen Tiefpass 3ter Ordnung, der ab 60khz harmonisch dämpft. Bei den PCM musste Lexicon auf Grund des Designs viele Kompromisse machen. Das führt dann letztlich zu klanglichen Unterschieden.

      • Profilbild
        iggy_pop AHU

        @Sudad G Danke.

        Was erklären würde, warum einige Leute dem Wölkchenhall aus dem 70 (oder seinen Freunden) nachtrauern.

        300 und Konsorten sind halt nicht bewölkt, sondern klar wie ein Sommerhimmel.

      • Profilbild
        ach herrjemine

        @Sudad G Moin! Deine Kommentare sind sehr fundiert.
        Was die Lexicon „Familien“ angeht ist Deine Einordnung jedoch nicht ganz korrekt:

        Zitat:
        „Dann gibt es noch die Familie aus 960, PCM-96 und PCM-92, die aber eher an die 480er Familie angelehnt ist.“

        Das stimmt so nicht. Das PCM90 war der erste Lexicon Hall der nicht auf Griesinger Algorithmen basierte.
        Als Weitereintwicklungen folgten auf dieser Basis PCM91, PCM96 und das Lexicon PCM Native Plugin Bundle.

        Diese Familie unterscheidet sich klanglich grundsätzlich von den erheblich erfolgreicheren „Griesinger“ basierten Lexicon Hallgeräten:

        Deren Entwicklung verläuft so: 224 ->224x ->224xl -> 480L ->960L.
        Jedes dieser Modelle stellt die Weiterentwicklung des vorherigen Modells dar.
        Das letzte „echte“ Griesinger Lexicon ist das 960L.

        Abgeleitet vom Entwicklungsknow-how dieser hochpreisigen Geräte gab es etwas günstigere aber immer noch im professionellen Bereich angesiedelte Familie:
        Lexicon 200 -> 300. Diese enthielten etwas vereinfachte Programme/Algorithmen der grossen Boliden mit teils weniger Eingriffsmöglichkeiten und/oder etwas preisgünstigere Hardware.

        Darunter dann die budgetfreundlichere PCM Serie die sich an Musiker, kleinere Studios und für Live Nutzer richtete: PCM60, PCM70, PCM80,PCM81. Auch hier basieren die Algorithmen auf den High-End Modellen. Daher die hörbare klangliche Verwandschaft.

        Die Nomenklatur ist im Falle des 960L etwas verwirrend, da es mit der 90ger Serie ansonsten nicht verwand ist.
        Sinn macht der Name aber dennoch, da das 960L der direkte Nachfolger des 480L ist. Also quasi 480×2 ;)

        Grüße!

  4. Profilbild
    Sudad G

    Schöner Bericht über das Lexicon 300! Ich setze es nach wie vor in jeder Produktion ein.

    Hauptsächlich für Drums und um Instrumente im Mix zu platzieren. Da schlägt es so ziemlich jedes Hall-Plugin. Vor allem die kurzen Räume und Ambiences des 300 sind sehr schwer mit Plugins zu erzielen. Bei langen Hallfahnen für Vocals geht es mittlerweile mit Plugins ganz gut. Die Schwierigkeit liegt darin die aufwendigen Early Reflections des 300/480 zu emulieren. Man kann mit einem recht großen Aufwand durch 2-3 Plugins in der Kette den Sound des 300/480 emulieren. Am besten man nimmt vom Phoenix Reverb die Early Reflections und vom Relab LX480 die Hallfahnen am Ende. Ganz am Schluss ein klein wenig UAD Roland Dimesion D drauf. Aber das ist eine ziemliche Frickelei.

    Die Wandler des Lexicon 300 sind heute noch sehr gut und der Sound ist einfach phänomenal.
    Wenn man Dual-Effekte generieren möchte, verhält sich das 300 wie zwei PCM-90/91.
    Macht man aber einen Single Effekt steht dem Lexicon 300 seine volle Rechenleistung zur Verfügung und dann klingt es um Längen besser als ein PCM-90/91.

    Die Elkos sollte man bei Zeiten tauschen. Das Fiese ist auch der Trafo auf dem Netzteil. Meiner ging kaputt und ich musste den neu wickeln lassen. Kann Euch da nur den Stefan Huebner empfehlen. Der hat mir einen neuen Trafo – der extra gewickelt wurde – eingesetzt und seither läuft er wieder.

    • Profilbild
      toneup RED

      @Sudad G Danke für den ausführlichen Beitrag. Ich habe meinen 300er vor über 10 Jahren gebraucht gekauft. Der Trafo brummte von Anfang an hörbar, das Verhalten hat sich aber nicht verschlechtert. Sollte.man das trotzdem einmal vorsorglich anschauen lassen?

    • Profilbild
      Flowwater AHU

      @Sudad G Auch ich bedanke mich für die ausführlichen Infos. Ich werde mir vermutlich zwar kein 300er kaufen … aber spannend ist das allemal zu lesen. 🙂👍

  5. Profilbild
    SlapBummPop

    Hallo zusammen.
    Ich bin immer wieder überrascht, wie gut die „alten“ Schätzchen auch heute noch mithalten können.
    Danke für den interessanten Bericht.

    Gruß
    SlapBummPop

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