ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Workshop: Deine Clip-Sammlung für VJing

Kreativer Umgang mit Clips für VJs

23. Oktober 2008

Workshop: Deine Clip-Sammlung für VJing

Der vierte Teil der VJ-Workshop-Reihe wendet sich dem zentralen Element jeder VJ-Karriere zu: der Produktion von Clips. Wo der DJ Platten shoppen geht, sitzt der VJ nächtelang vor der Computer. Dort versucht er, in mühevoller Kleinarbeit eine Clip-Sammlung aufzubauen. Dazu braucht es viel Motivation und Zeit, denn um eine ganze Nacht durchzuhalten, braucht man schon eine Menge Clips.

ANZEIGE

Grundsätzliche Überlegungen

Es wurde bereits in einer der früheren Folgen erwähnt: Noch vor dem ersten Klick sollte man sich im Klaren darüber sein, welchen Ansatz man mit seinen Live Visuals verfolgt. Grundsätzlich ist zwischen Ebenenkompositionen und der Arbeit mit fertig produzierten Clips zu unterscheiden. Zur Erinnerung: Bei einer Ebenenkomposition werden alle Elemente der Animation als einzelne Clips gerendert, um dann live in der Software zusammengesetzt zu werden. Das erlaubt eine hohe Flexibilität, da auf alle Elemente der Animation gesondert zugegriffen werden kann. Gleichzeitig erhöht sich auch die Komplexität und die Anforderungen an die Leistungsfähigkeit des Computers. Die zweite Herangehensweise wäre, alle gewünschten Elemente in einen Clip zu rendern. Das vereinfacht die Live-Performance auf Kosten der Flexibilität.

Workshop: Dein Clip-Sammlung für VJing

Ich selbst verwende beide Techniken, je nach Art des Events. Für „normale“ Club-Visuals auf Parties, bei denen ich mit einen DJ zusammen arbeite und mich meist ohne Vorgaben austoben kann, bevorzuge ich Ebenenkompositionen. Denn in dieser Situation habe ich genug Zeit, um an den Eigenschaften der Einzelelemente zu drehen. Bei Corporate Events, also Firmenveranstaltungen, die meist nach einem genauen Drehbuch ablaufen, und bei denen es auf Präzision ankommt, gehe ich lieber auf Nummer sicher. Dort produziere ich so viel wie möglich vor, um meinen Aufwand beim Event gering zu halten und Fehlerquellen zu minimieren.

Software & Inhalte

Auf zwei Dinge soll in diesem Workshop nicht eingegangen werden: Die Software, die zum Erstellen der Clips verwendet wird, sowie die eigentlichen Inhalte der Clips. Beide Felder sind zu individuell und weitläufig, als dass konkrete Hinweise Sinn machen würden. Zu allen verbreiteten Programmen, mit denen sich Animationen erstellen lassen, gibt es im Internet eine Vielzahl von Tutorials. Viele davon beschäftigen sich auch mit konkreten Looks, die man sich auf diese Weise recht einfach aneignen kann. Das finden einer visuellen Ausdrucksform sei aber jedem selbst überlassen.

CGI vs. Realbild

Die Entscheidung zwischen computergenerierten Animationen und gedrehtem Videomaterial wird wohl jeder angehende VJ aus seinen persönlichen Interessen und Fähigkeiten heraus entscheiden. Erwähnenswert ist, dass man mit einer einfachen Videokamera schnell ziemlich viel Rohmaterial produzieren kann, das mit einigen Effekten versehen auch bald ganz ansehnlich aussieht. Die Flexibilität ist bei handgemachten Animationen vielleicht höher, das ist aber auch der Zeitaufwand und der Schwierigkeitsgrad.

In der Praxis greifen viele VJs zu einer Mischung aus beiden Welten zurück und legen z.B. illustrative Animationen auf eine Ebene mit Realbild Video. Das kann zu spannenden ästhetischen und inhaltlichen Kombinationen führen und ist immer ein lohnendes Experiment.

Sets auf Clip-Sammlungen für VJing

Ein beliebter Anfängerfehler ist, eine Idee zu haben und sie direkt in einem Clip umzusetzen. Da sitzt man eine, drei oder fünf Stunden an diesem Clip, irgendwann ist er fertig, und man hat fünfundvierzig Sekunden Material produziert. Auf eine durchschnittliche Clubnacht hochgerechnet, macht das schon stolze 0,004% der zu füllenden Zeit. Jetzt nur noch jeden Tag einen Clip produzieren, und der erste Gig kann kommen – in 65 Jahren.

So läuft das natürlich nicht. Ein Plan muss her. Das Konzept sollte immer aus einem ganzen Haufen von Clips bestehen, einem sogenannten Set. Dabei ist es wichtig, dass sich aus einigen Grundanimationen schnell Varianten erstellen lassen, mit denen man halbwegs effizient auf eine ordentliche Anzahl von Clips kommt.

Ein Beispiel: Die Idee besteht daraus, dass eine Kugel durch die Gegend rollt und in bester Indiana Jones Manier alles zermalmt, was ihr im Weg stellt. Die Umsetzung erfolgt mit einem beliebigen 2D oder 3D Animationsprogramm. Jetzt gilt es allerdings zu fragen, wie aus dem Clip ein Set werden kann. Ist es möglich, eine Dramaturgie zu erstellen? In diesem Fall könnte die Kugel klein und langsam anfangen und immer gewaltiger werden. Dann benötigen wir Varianten: Die Kugel zermalmt verschiedene Gegenstände, wird aus unterschiedlichen Perspektiven und in verschiedenen Größen gezeigt, denkbar sind auch Farb- und Formvariationen.

ANZEIGE

Die Varianten kann man sich als Raster vorstellen: Von Links nach rechts wird die Kugel größer, von oben nach unten verändert sich der Blickwinkel. Fügt man weitere Parameter hinzu, bekommt das Raster mehr Dimensionen. In dieser Clip-Vielfalt kann sich der VJ jetzt bewegen und eine Dramaturgie erstellen.

Nicht zu vergessen, dass der Clip in seine Elemente zerlegt gerendert und erst live zusammengesetzt werden kann. Mit all diesen Variationsmöglichkeiten und etwas Kreativität lässt sich das Kugel-Thema sicher auf 20 Minuten Live-Performance ausdehnen, ohne Langweilig zu werden. Denn einer Sache muss man sich als Club VJ immer bewusst sein: In der Aufmerksamkeit der Besucher spielen die Visuals meist eine untergeordnete Rolle. Die wenigsten Gäste achten über einen längeren Zeitraum bewusst auf die Animationen, sondern streifen mit ihrem Blick vielmehr immer wieder kurz über die Leinwände.

Das ist aber nichts schlechtes, denn es nimmt einigen Druck vom VJ. Es ist natürlich wichtig, dass die Visuals spannend und ästhetisch sind, jedoch müssen sie sich nicht ständig dramatisch verändern. Es sollte kein Problem sein, die Software mal einige Minuten per Autopilot laufen zu lassen, um sich was zu trinken zu holen. Außerdem heißt das ja nicht, dass Visuals unwichtig wären und nicht maßgeblich zur Stimmung beitragen könnten. Es sind schließlich oft die unauffälligen, subversiven Reize, die die Menschen beeinflussen.

Umstrittene Inhalte

Womit wir schon beim nächsten Thema wären, das in der VJ Gemeinde kontrovers diskutiert wird: Sollte man Visuals mit gewissen Inhalten ausklammern, um die Gäste nicht zu verstören? Meist geht es bei dieser Diskussion um Filmmaterial mit Krieg- und Kampfszenen, Unfällen oder mit politischem Inhalt. Ob solches Material Verwendung finden soll, muss natürlich jeder VJ für sich selbst beantworten. Mein Standpunkt ist der, dass alles seinen Platz hat. Kritisches und kontroverses Material kann bestimmte Sachverhalte ins Bewusstsein rufen, Zusammenhänge aufzeigen und Fragen stellen. Das ist spannend für Arbeiten im Bereich Medienkunst, für Video-Installationen und Performances. In einem Club, in dem Menschen sich entspannen und Spaß haben wollen, sehe ich die Aufgabe des VJs eher als die eines Diensleisters. Er soll den Leuten – genau wie der DJ – dabei helfen, eine gute Zeit zu haben. Deshalb halte ich dort solches Material für unangebracht.

Loops

Ein Loop ist ein Videoclip, dem man nicht ansieht, wo er aufhört, oder anders: Der Loop ist der beste Freund des VJs, denn in den meisten Fällen werden die einzelnen Clips in Schleife laufen. Es mag Fälle geben, in denen man den Sprung zurück auf den ersten Frame gerne sieht, zum Beispiel um eine kurze Bewegung rythmisch zu wiederholen. In vielen Fällen soll die Nahtstelle eines Loops aber vertuscht werden. Wie geht das?

Die einfachste Möglichkeit ist die, den Clip abwechselnd vorwärts und rückwärts laufen zu lassen. Na gut, das ist höchstens eine halbe Möglichkeit, aber wenigstens ist dann der Sprung zum ersten Frame weg. Die einfachste echte Möglichkeit ist die, kurz vor dem Ende des Clips den Anfang sanft einzublenden. Das veranschaulichen wir besser mit einer kleinen Grafik.

1_loop.jpg

Die bunte Stange ist unser Videoclip. Kurz vor dem Ende des Clips A wird der Clip erneut gestartet (B) und eingeblendet. Sobald Clip A vorbei und Clip B voll eingeblendet ist, endet der Loop und beginnt von vorn. Dabei springt er aber nicht ganz an den Anfang, sondern an den Zeitpunkt des Clips A, zu dem wir Clip B verlassen haben. Die schwarze Klammer zeigt das an.

Das muss für den Anfang reichen. In der nächsten Folge des Workshops werden komplexere Loops mit animierten Bewegungen und Partikeln behandelt. Außerdem werde ich auf die Auswahl des richtigen Codecs sowie der Auflösung eingehen.

ANZEIGE
ANZEIGE
Forum
  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Hi,

    vielen dank für das nette Tutorial. Sehr gelungen für Einsteiger.

    Ich habe eine Frage zur Clip Beschaffung. Ich habe vor, ähnlich wie beim Sampling in der Musik, Clips und Szenen aus bereits bestehenden Filmen aus meiner DVD Sammlung zu nehmen.

    Hast du da:

    a) Tipps für preisgünstige Software um an das Video Material der DVDs zu kommen?

    b) Eine Ahnung wie das mit der rechtlichen seite ist
    (Ich möchte hier nicht missverständlicher Weise mit DVD rippern verwechselt werden!)

    Alternativ habe ich von einem Hardware Tool gelesen, MFB VJ Player (leider nicht mehr auf dem Markt), dass direkt eingehende Video Signale gespeichert und auf abruf wieder gegeben hat.
    Da ich die Arbeit mit Hardware bevorzuge wollte ich Fragen ob du evtl. ein Tool weißt was noch Verfügbar ist und so eine Funktion unterstüzt.

    Vielen dank!

    MFG,

    Malek

Kommentar erstellen

Die AMAZONA.de-Kommentarfunktion ist Ihr Forum, um sich persönlich zu den Inhalten der Artikel auszutauschen. Sich daraus ergebende Diskussionen sollten höflich und sachlich geführt werden. Politische Inhalte und Statements werden durch die Redaktion gelöscht.

Haben Sie eigene Erfahrungen mit einem Produkt gemacht, stellen Sie diese bitte über die Funktion Leser-Story erstellen ein. Für persönliche Nachrichten verwenden Sie bitte die Nachrichtenfunktion im Profil.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
X
ANZEIGE X