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Workshop: Wall of Sound für E-Gitarre

Tipps und Tricks für einen bombastischen Sound

26. Februar 2023

Workshop: Wall of Sound für E-Gitarre

Bombastische Flächen sorgen für einen Klangteppich, der, kombiniert mit Drums und einem Bass, zu einer Wall of Sound wird. Dieser Sound, bekannt aus dem Ambient und Post Rock ist eine Kunst, die nicht so einfach mit einem Pedal erzeugt werden kann. Es bedarf einer sorgfältigen Auswahl und Einstellung der Effektgeräte. Einfach nur alle verfügbaren Pedale auf dem Board zu aktivieren, würde eher zu einem undefinierten Soundbrei führen. Ein paar Tipps dazu, wie man eine Wall of Sound mit der Gitarre kreieren kann, wollen wir heute mal unter die Lupe nehmen.

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Das Ziel beim Bau einer Mauer ist es, aus einzelnen Steinen durch deren Verbindung eine großflächige Wand zu erzeugen. Wir wollen also aus einzelnen Tönen (den Steinen) durch Effekte (dem Mörtel) eine Soundfläche (die solide Mauer) aufzubauen, die klanglich im Raum steht und den Zuhörer umhaut. Dabei geht es akustisch gar nicht mehr um das Attack oder gar Akkorde. Die Sounds fließen ineinander, Harmonien überschneiden sich und es wird eher das Abbild einer Atmosphäre als ein Riff erzeugt. Da das Gespielte im Raum stehen bleibt, können höhere Töne spielerisch hinzugefügt werden, ohne dass das Konstrukt zusammenbricht. Der Sound trägt den Gitarristen und Zuhörer durch den epischen Song.

So erschaffst du eine Wall of Sound

Der Begriff der Wall of Sound wurde in den 1960er-Jahren vom Musikproduzenten Phil Spector geprägt, weswegen er hier auch genannt werden muss. Der gleiche Phil hat übrigens den Flanger-Sound durch Laufschwankungen von zwei Tonbandgeräten erzeugt. Aber das ist eine andere Geschichte. Die Wall of Sound oder auf Deutsch auch Klangmauer genannt, definiert sich durch eine hohe Sounddichte, die durch den Einsatz von Effekten und Doppelungen erzeugt wurde. Durch das Überlagern von verschiedenen Frequenzen, moduliert von Effekten, zaubert man aus einem Klangbaustein eine ganze Mauer. Schauen wir und die benötigten Effekte und deren Kombination mal genauer an.

Effekte für die Wall of Sound: Reverb

Auch wenn ich sonst bei der Beschreibung eines Sounds eher vorne in der Signalkette auf dem Pedalboard beginne, ergibt es bei der Kreation einer Klangfläche absolut Sinn, ganz hinten zu beginnen, weil hier das in meinen Augen wichtigste Effektpedal für die Wall of Sound zu finden ist. Das Reverb-Pedal. Es ist von so großer Bedeutung, da wir ja in die Breite gehen und die einzelnen Fragmente miteinander verbinden wollen. Hierfür ist ein Reverb ideal geeignet. Oder vielleicht sogar zwei?

Wall of Sound

Strymon Nightsky

Das Reverb wird dabei nicht als dezenter, realistisch klingender Raumersatz genutzt, sondern es darf ordentlich übertrieben werden. Ein langes Decay und eine hohe Mix-Einstellung erzeugen bereits eine große Fläche, die ruhig etwas verwaschen sein darf. Das Gitarrensignal wird in diesen Sound gebettet und die einzeln gespielten Töne fließen ineinander. Wer ein Reverb-Pedal mit Tone-Regler hat, kann diesen jetzt ruhig etwas zurückregeln, um ein etwas dunkleres Reverb zu erzeugen.
Hier kann entweder ein Plate-, Cathedral- oder Shimmer-Algorithmus ideal sein.

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Strymon Nightsky Reverb
Strymon Nightsky Reverb
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(49)

Alle sind prädestiniert, einen wirklich mächtigen Sound zu zaubern. Der Shimmer-.Effekt wird oft als etwas kitschig empfunden, aber mit ihm lässt sich für den Bau der Klangwand sehr gut umsetzen. Viele Shimmer-Presets bieten die Möglichkeit, die hinzugefügten Intervalle des Shimmers einzustellen. In diesem Falle ist mehr wirklich mal mehr und eine höhere Oktave und eine tiefere Oktave dürfen gleichzeitig hinzugefügt werden. Durch den etwas zurückgeregelten Tone-Regler werden gleichzeitig die auf Dauer etwas zu penetranten Höhen reduziert. Der Shimmer verliert seinen Kitsch und wird zu einer dunkleren, aber breiten Fläche und bildet damit das ideale Fundament für unsere Wand.

Wer dem in das Reverb-Pedal geschickten Signal noch etwas Gutes tun möchte, kann davor noch ein zweites Reverb-Pedal nutzen. Hier genügt ein schlichtes Hall-Pedal mit einer traditionellen Einstellung, die das Signal einfach etwas anreichert.

Ganz wichtig für einen wuchtigen Sound ist aber eine Portion Verzerrung. Durch das Reverb und seine Klangbreite wird auch die Verzerrung in die Breite gezogen. Oft reicht also schon ein Overdrive-Pedal. Wer jedoch eine noch griffigere Fläche erzeugen möchte, kann auch gerne ein Distortion- oder Fuzz-Pedal zu Hilfe nehmen. Eine Klangregelung beim Distortion- oder Fuzz-Effekt ist wichtig, um den Biss aus dem Sound zu nehmen, die Wand soll ja stehen bleiben und nicht mit schrillen Höhen das Trommelfell zerschneiden. Die Reihenfolge von Verzerrung und Reverb ist dabei recht flexibel, aber auch klangprägend. Je nachdem, ob man das Distortion oder Fuzz vor oder nach dem Reverb-Pedal platziert oder das Reverb vor einem verzerrten Amp in das Signal eingreift, ändert sich das Soundbild und der Grad des Verwaschens und des Schmutzes.

Einer der Großmeister dieser Klangflächen, auch wenn sie immer nur songdienlich und kürzer eingesetzt werden, ist und bleibt Jonny Greenwood von Radiohead, einer meiner Soundhelden. Er spielt die Gitarre mit einer Münze und viel Reverb und bekommt dadurch diesen markanten Sound.

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Delays in der Wall of Sound

Natürlich kann man diese Art von Sound auch mit einem Delay erzeugen. Ein Paradebeispiel dafür ist das Intro vom Dredg Song Bug Eyes, ein echtes Glanzstück des Sounddesigns.

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Mit kurzen Delay-Zeiten und einem Repeat, das tragfähig ist, ohne in die Oszillation zu gelangen. Dieser Klang erinnert an die Reflektionen einer Hallkammer und ist eine interessante Alternative zum Reverb-Pedal. Durch die einzelnen Attacks, die das Delay im Gegensatz zum Reverb ja erhält, kreiert man so einen anderen Charakter, der den Klang vorantreibt und weniger Verträumt gestaltet. Gerade wenn man jetzt noch schnellere Saitenanschläge spielt, die durch das Delay nochmals schneller wirken und ineinander gleiten, wird hier eine Fläche erzeugt.
Auch hier sollte, um das Ganze noch etwas zu verschmelzen, noch ein wenig Zerre hinzugefügt werden.

Ein Verzerrer nach dem Delay verwischt die Attacks wieder etwas und die Fläche geht noch leichter von der Hand.

Volume-Pedale in der Wall of Sound

Wer das Attack reduzieren möchte, kann mit einem Volume-Pedal vor dem Delay die gespielten Töne einfaden. Da die bereits gespielten Töne ja noch durch das Delay-Pedal wiederholt werden, können auf diese Art – mit einer richtig eingestellten Zeit der Repeats – die Übergänge zum nächsten Akkord oder Ton eingeblendet und die Fugen unserer Wall of Sound fließend erzeugt werden. Jeder neue eingefadete Ton fügt sich harmonisch in das Klanggeschehen ein und dadurch dass die zuerst gespielten Töne auch zuerst wieder verstummen, können auf diese Art sehr schöne Transformationen und Akkordwechsel generiert werden. Autoswell-Pedale können diese Funktion natürlich auch übernehmen.

Wall of Sound

Source Audio Ventris

Einige Shoegaze Effekt-Pedale und auch Reverb-Pedale, wie das Source Audio Ventris, bieten ein Swell-Reverb, welches diese Funktion automatisiert. Mehr über dieses großartige Pedal erfährst du hier im Test von Johannes.

Pitch-Effekte

Hat das gewählte Reverb keine Möglichkeit, eine höhere oder tiefere Oktave hinzuzufügen, ist dies natürlich auch ganz wunderbar mit einem Pitch-Shifter möglich. Diese klingen für sich allein gespielt recht konkret, aber kombiniert mit einem Reverb und einem dezenten Blend-Anteil für die Oktavierungen können sie das Klangbild mächtig aufblähen, ohne dass es zu wuchtig wird. Ein Feinjustieren der beiden Geräte ist beim Bau einer Wall of Sound die hohe Kunst.

All-in-one-Lösungen für die Wall of Sound

Für jede Soundrichtung gibt es das passende Effektgerät und so möchte ich zum Schluss noch ein paar Pedale vorstellen, die die oben genannten Möglichkeiten in einem Pedal kombinieren.
Mit einer analogen Verzerrung und Reverb geht das Caroline Météore an den Start. Eine Klangregelung und ein Fußtaster für lange Feedback-Zeiten machen es zum idealen Kandidaten für eine Sound of Wall. Auch die Death by Audio Reverberation Machine, die hier von Johannes für euch getestet wurde, geht in diese Richtung und kann mit einem dunklen und angezerrtem Reverb genau in dieser Kategorie punkten. Das Pedal ist Instant Ambient.

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Death by Audio Reverberation Machine
Death by Audio Reverberation Machine
Kundenbewertung:
(17)

Das recht aktuelle Walrus Audio Melee kombiniert Distortion und Reverb und durch die Möglichkeit, beide Effekte in der Reihenfolge zu wechseln und praktisch per Joystick zu mixen, bietet es viele Ansatzpunkte für kreatives Sounddesign. Sogar eine Octave-Funktion bringt das Melee bereits mit. Also hat es wirklich eine top Ausstattung.

Das JPTR FX Kaleidoscope kombiniert ein Reverb mit einem nachgeschalteten Kompressor. Dadurch blüht der Hall richtig schön auf und wird ordentlich massiv. Auch eine sehr schöne Soundvariante.
Wenn ein Pedal die Schaltoptionen shoe und gaze hat, gehört es natürlich auch in diese Kategorie. Mit einem Fuzz- und einem Reverb-Schaltkreis punktet das Noisemaker Effects Loveless, das günstig zu bekommen ist, wenn man denn eins findet.

Richtig spannend kann es auch mit dem Empress Echosystem werden. Es beherbergt im Grunde genommen zwei Delay-Engines in einem doch recht kompakten Gehäuse und es gibt nahezu keinen Sound, den man mit diesem Schätzchen nicht aus dem Hut zaubern kann. Egal ob Delay, Reverb, Stutter oder ganz abgefahrene Sachen im sogenannten Whisky-Mode: Das Echosystem hat wirklich alles, was es zum Bau einer wundervollen Klangmauer braucht. Stephan hat sich das Gerät hier mal ganz genau für dich angeschaut.

Wall of Sound

Empress Echosystem

Die Nische für dieses scheinbare Nischenprodukt ist also gar nicht mal so klein und man hat, möchte man den Sound nicht aus einzelnen Pedalen selbst zusammenstellen, doch eine beachtliche Auswahl von größeren und kleineren Herstellern in liebevoll gestalteten Kistchen.

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Empress Effects Echosystem
Empress Effects Echosystem
Kundenbewertung:
(63)

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Fazit

Die Kombination von Reverb und Delay mit Distortion und Fuzz, in welcher Reihenfolge auch immer, ergibt die Baustoffe für eine richtige Wall of Sound. Wenn Einzeltöne zu Soundwänden verschmelzen, hält das besonders gut. Ein definiertes Attack und ein guter Cleansound sind hier ebenso fehl am Platz wie ein matschiger Untergrund, denn darauf kann die Wall of Sound nicht stehen.

Ob nun mit den eigenen Pedalen in der entsprechenden Kombination oder einem hierfür entwickelten Pedal-Neo-Klassiker, die Wahl bleibt dir überlassen.

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    THo65

    Interessanter Artikel.
    Bin mal gespannt, ob das auch ohne Gitarren funktioniert.
    Ich meine natürlich mit Synths.

  2. Profilbild
    random17cgn

    „… oder auf Deutsch auch Klangmauer genannt“.

    Hab‘ noch keinen Menschen getroffen, der diese Übersetzung nutzt, ehrlich gesagt (auch wenn es so auf Wikipedia steht… das bedeutet nix!). Einfach „Wall of Sound“ – versteht jeder, der sich mit Produktionstechniken im Audioumfeld beschäftigt.

    Was mich ein wenig stört ist die Fixierung auf FX wie Reverb & Delay. Insbesondere für einen fetten Gitarrensound ist meines Erachtens die beste Grundlage immer noch die Doppelung von einzelnen Gitarrenspuren… wohl gemerkt: Real ein zweites Mal eingespielt. Kann man dann auch noch auf die Spitze treiben, in dem man weitere Spuren mit anderen Gitarrentypen (elektrisch vs. akustisch, Strat vs .Tele vs. Paula, Lapsteel, Slide- Baritongitarre etc.) aufnimmt, bestenfalls in anderen Registern, mit anderen Voicings oder Powerchords. Da liegt die wahre Magie, wenn es um den „Wall of Sound“ geht.

    Setzt allerdings – neben handwerklichen Fähigkeiten – einen Fuhrpark an Instrumenten voraus und man muss sich vorab auch ein paar Gedanken zum Arrangement des Songs gemacht haben, schon klar.

    Würde mich interessieren, was Herr Ritt dazu sagt… ich bin mir sicher, der Mann hat da umfassende Erfahrungen aus erster Gitarrenhand parat ;-)

    • Profilbild
      DelayDude RED

      @random17cgn Hi random 17cgn,

      fürs Recording sind die Ideen super und das sehe ich genau wie du. Und klar, ich bin der DelayDude, dass da ein gewisses Faible für Delay und Reverb durchkommen ist unvermeidlich 😉

      Die Wall of Sound, auf die ich mich hier beziehe, beschreibt die Situation des Gitarristen mit seinem Pedalboard bei Proben, in der Band oder live on Stage (deswegen auch das Titelbild😉).

      Im Studio gibt es selbstverständlich noch ganz andere Möglichkeiten. Aber auf der Bühne oder im Proberaum wird das mit dem Doppeln der Gitarre ein bisschen kompliziert 😜

      • Profilbild
        Markus Galla RED

        @DelayDude Und der arme Tontechniker am Mischpult ist dann wieder einmal machtlos, weil die Gitarre gnadenlos durch Hall und Delay in den Hintergrund gedrückt wird und er überhaupt keine Möglichkeit mehr hat, diese vernünftig zu mischen.

        Und vielleicht sollte man noch erwähnen, dass diese Sounds gnadenlos in sich zusammenfallen, sobald man einen Monomix hat. Und die meisten Zuschauer hören nur ein Monosignal, weshalb erfahrene Tontechniker selten Stereo mischen oder wenn sie es tun, dann mit deutlich verminderter Stereobreite. Und schon wird aus der schön breiten Gitarre plötzlich ein dünnes Signal, das durch Hall und Delay weit hinter allen anderen Instrumenten verschwindet. Keyboarder kennen das Phänomen, weshalb jedes vernünftige Keyboard die wichtigsten Samples auch als Mono-Samples hat und einen Schalter zum zentralen Ausschalten jeglicher Halleffekte für den Live-Einsatz.

        Ich mische ab und zu mal Bands aus dem Bereich der christlichen Popularmusik, wo die hier beschriebene „Wall of Sound“ bei Gitarren massiv eingesetzt wird. Fürchterlich. Man hat als Techniker keine Chance mehr, irgendwie mit dem Gitarrensignal zu arbeiten und es in den Mix einzubetten. Aber diskutiere das mal mit einem Gitarristen…

  3. Profilbild
    Killnoizer

    Auf jeden Fall, so jedenfalls oft erwähnt und von mir selbst erfahren, braucht es zu einem der hübschen vorgestellten Ambientpedale noch eine kleine Handvoll zusätzliche Effekte , da könnte man jetzt praktisch alles aufzählen was hergestellt wird …. Und wenn es tatsächlich noch dynamisch spielbar UND gut klingen soll ( gute Audioqualität ist sehr hilfreich bei schönen Klängen ) kommt man da schnell auf weit über 1000 € Gesamtbudget. Ich kann dann nur wärmstens das große Helix LT empfehlen, flexibles Routing , fast unendlich viele Effekte , Modulation, Hall , Delay, Parallele Wege usw .
    Und ALLES abspeicherbar , plus das integrierte Expressionpedal, ebenfalls frei programmierbar In der Summe ist der praktische Gebrauchswert unschlagbar . Und Nebengeräusche sind einfach nicht vorhanden.

  4. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    ah, fuzz nach dem reverb war der shoegazer sound den ich gesucht hab.
    danke 😀

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