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Workshop: Spieltechniken für Gitarristen – Finger-Vibrato

Das Markenzeichen eines Gitarristen

17. Januar 2023

Workshop: Spieltechniken für Gitarristen - Finger Vibrato

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In den freien Tagen zwischen den Jahren habe ich mich mit Spieltechniken für Gitarristen im Allgemeinen und meinem Finger-Vibrato im Besonderen befasst. Ich habe in dieser Zeit mein Setup reduziert und ein paar Technikübungen gemacht, um mein Spiel zu verbessern und als Fazit daraus meinen Vorsatz für das neue Jahr formuliert: Ich möchte mein Finger-Vibrato verbessern. Sicher, ein Vibrato kann auch wunderbar mit einem entsprechenden Effektpedal, wie dem Boss VB-2W oder einem Chorus Pedal, bei dem das cleane Signal gekappt werden kann, erzeugt werden, aber das ist natürlich nicht das gleiche. Während das Effektpedal konstant etwas Bewegung in das Spiel bringt, kann man mit dem Finger-Vibrato natürlich viel exakter einzelne Töne betonen. Und auch der Vibratohebel einer Stratocaster erzeugt einen ganz anderen Effekt als ein Finger-Vibrato. Mir persönlich gefällt das Vibratosystem einer Jazzmaster oder Jaguar schon besser, da ich hier etwas weicher modulieren kann. Und die Modulation ist wichtig, denn was ist langweiliger, als ein gehaltener Ton, der nicht zumindest eine leichte Bewegung hat?Workshop: Spieltechniken für Gitarristen - Finger Vibrato
Das Gitarrensolo ist durch verschiedene Musikstile wie Grunge und NuMetal zeitweise etwas in Vergessenheit geraten oder sogar verpönt. Aber selbst, wenn man nicht als Griffbrettakrobat mit 180 BPM über die Saiten rast oder vielleicht gerade dann, ist ein Vibrato im Ton oft das i-Tüpfelchen in dem Gitarrenpart. Und dabei hat jeder Gitarrist seinen eigenen Stil und auch seine eigene Vibratogeschwindigkeit. Beides muss individuell gefunden und entwickelt und regelmäßig geübt werden.

Mein Weg zum Finger-Vibrato

Ich erinnere mich noch genau an den Moment, in dem ich das erste Mal auf ein richtig gutes Gitarren-Vibrato aufmerksam wurde: In einem Hotelzimmer habe ich ein Interview mit Richie Sambora gesehen und während ich zu dieser Zeit noch zaghaft die einzelne Saite angeschlagen habe, um ja keine der anderen Saiten aus Versehen zu berühren, hat Richie in besagtem Bericht ein Bending im 14. Bund gespielt, das Plektron über alle sechs Saiten gerissen und dann diesen einen Ton stehen lassen. Das hat so energisch geklungen, dass ich damals angefangen habe, mich etwas genauer damit auseinanderzusetzen und meine cleane Gitarrenschultechnik etwas aufzurocken. Ich war im Übrigen bei meinen Recherchen nach dem perfekten Vibrato überrascht, wie schnell Mr. Slowhand Eric Clapton sein Vibrato spielt. Ich bin mit Soli von Slash aufgewachsen und habe dementsprechend, um zu üben, erstmal ein passendes Setup zusammengestellt. Das war natürlich eine Gibson Les Paul, ein Delay-Pedal für minimal mehr Raum und ein Marshall Amp mit etwas mehr Gain und Sustain. Am Anfang habe ich etwas mehr Gain eingestellt, um das Signal etwas mehr zu tragen. Das macht das Ganze etwas einfacher und man kann sich besser auf das Vibrato konzentrieren. Auch wer kein Fan von BB King ist, muss doch zugeben, dass es kaum einen Gitarristen gibt, der mehr Gefühl in sein Gitarrenspiel legt und diese Technik so dermaßen gut beherrscht. Und dabei nutzt er noch nicht einmal viel Gain, seine Spieltechnik trägt den Ton und das ist wirklich ganz hohe Kunst.

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Ingwie Malmsteem spielt ein eher extremes Vibrato, na klar, passend zu seinem Stil. Aber auch Steve Ray Vaughan langt ganz schon rein und vibriert, was das Zeug hält, und das mit einer ganz beachtlichen Saitenstärke. Noch mehr Spaß, auch für freiwillige oder unfreiwillige Zuhörer, macht es natürlich, wenn man eine Begleitung hat und so ist das Digitech Trio, mit seinen Drums und Bässen oder der Digitech SDRUM als reines Schlagzeug in Verbindung mit einem synchronisierten Looper-Pedal, super geeignet.

Digitech SDRUM

Also schnell einen Takt eingetappt und ein paar Akkorde geloopt und dann konnte das Solospiel losgehen. Das Vibrato ist das Markenzeichen eines Gitarristen und wird oft vernachlässigt. Es klingt erstmal so simpel, aber es gehört wahrscheinlich zu den schwierigsten Techniken, die man als Gitarrist erlernen kann. Und eigentlich hat man das perfekte Vibrato nie erreicht, beziehungsweise man kann seine Spielweise immer noch optimieren. Richtig eingesetzt kann es zum Markenzeichen werden und einen unverkennbaren Charakter entwickeln. Durch diese ausdrucksstarke Technik kann mehr Spannung erzeugt oder schön kitschig-sentimental ultra langsam vibriert werden.

Ganz hohe Kunst ist das Vibrato in Verbindung mit einem Bending. Oder ein lang gehaltener Ton, der erst ohne Vibrato gespielt, dann mit einem langsamen Vibrato versehen und erst ganz am Schluss etwas schneller vibriert wird. Da muss man in dem, hoffentlich nicht zu lang gehaltenem Solo gar nicht viele Töne spielen. Mit der richtigen Technik kann man schon dermaßen starke Emotionen erzeugen, dass wenige Töne reichen.

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Auch wenn es für viele vielleicht ein bisschen trocken erscheinen mag, so beschäftigen wir uns zunächst einmal mit der Technik. Etwas dezentere Vibratos erhält man, wenn die Saite ganz klassisch nach links und rechts gezogen werden. Je nach Song kann die erforderliche Technik variieren und dieses dezente Vibrato die passende Wahl sein.

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Aber auch beim hoch-runter Rock-Vibrato kann es einen Unterschied machen, ob man die Saite zuerst nach oben oder nach unten zieht. Sicherlich, in beiden Fällen wird die Saite leicht gezogen und es entstehen viele kurze und leichte Bendings. Aber ich finde, dass das Spielgefühl entscheidend anders ist, je nachdem, ob man zuerst nach oben oder nach unten vibriert. Bei meinem Spiel und auch bei vielen Gitarristen, die ich gehört habe, gefallen mir Vibratos, die zuerst nach unten gezogen werden, meist besser. Ich glaube, dass das daran liegt, dass die meisten Gitarristen es gewohnt sind, beim Bendig die Saite nach oben zu ziehen und dadurch das Vibrato nach oben oft zu mutig und energisch ziehen. Bewegt man sich in neues, ungewohntes Terrain, also beim Vibrato nach unten, so spielt man, wenn auch nur unbewusst, erstmal etwas vorsichtiger. Und das hört man dann auch. Je nach Part im Song kann man natürlich beide Techniken gut kombinieren und schauen, welche Art passender ist. Einige Saiten geben natürlich die Richtung schon vor, da sie recht nahe am Griffbrettrand liegen. Und so wird man auf den jeweiligen E-Saiten wohl immer zuerst vom Griffbrettrand weg die Saite ziehen, um nicht aus Versehen über den Rand zu rutschen, was sicherlich auch lustig klingen kann, aber in einem ernsten Song doch eher zu vermeiden ist.

Workshop: Spieltechniken für Gitarristen - Finger VibratoGanz wichtig ist es auf jeden Fall, genügend Gefühl in das Vibrato zu legen. Je mehr man sich auf die Technik konzentriert, umso schwieriger wird es, das Vibrato musikalisch umzusetzen.

Welcher Finger ist der Richtige?

Der Mensch ist ja ein Gewohnheitstier und so ist es so, dass man meist beginnt, mit einem bestimmten Finger die Technik des Finger-Vibratos zu erlernen und diesen Finger dann auch immer beibehält. Aber es kann durchaus reizvoll sein, das Finger-Vibrato auch mit einem anderen Finger zu beherrschen, denn dann kann es durchaus komplett anders klingen und eröffnet weitere musikalische Möglichkeiten. Ideal ist es natürlich, wenn man nach und nach jeden Finger trainiert und mit jedem von diesen kleinen Biestern ein vernünftiges Vibrato erzeugen kann. Aber Ring- und Zeigefinger sind wohl, auch aufgrund der Pentatonik, erstmal die wichtigsten und wenn man mit diesen beiden zufrieden ist und brauchbare Ergebnisse erzeugen kann, hat man das Wichtigste schon erreicht.

Finger-Vibrato locker aus dem Handgelenk

Auch wenn ich die ganze Zeit vom Finger-Vibrato gesprochen habe, kommt die Bewegung eigentlich ja nicht nur aus dem Finger. Die Vibratobewegung aus dem Finger wäre auch eine eher ungewöhnliche Bewegung und würde daher wahrscheinlich ein bisschen abgehackt und unnatürlich klingen. Viel flüssiger schüttelt man das elegante Vibrato aus dem Handgelenk. Sehr schön sieht man diese Bewegung bei Minute 2 in diesem Video:

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Auch die Haltung, also der Winkel des Fingers, der das Vibrato spielt, ist entscheidend für die richtige Technik. Während man eigentlich beim Gitarrespielen versucht, den Finger fast im rechten Winkel auf die Saite zu legen, sollte sie beim Vibrato, zumindest beim Blues und Rock, fast flach auf dem Griffbrett liegen. Dadurch kann man die oberen Saiten abdämpfen und mit dem Plektron härter in die Saiten langen. Der gespielte Ton, in Verbindung mit dem perkussiven Klang der abgedämpften Saiten, kann bei bestimmten Parts etwas mehr Wucht in den Ton legen. Nachzuhören ist diese Technik insbesondere bei Steve Ray Vaughan, der beim Anschlag seine Gitarre fast verprügelt und so energisch spielt und trotzdem viel Feingefühl in sein Spiel legt.

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Man muss aber kein Blues-Rocker sein, um Gefallen am Vibrato zu haben. Selbst die alternativsten Indie-Rock-Licks klingen lebendiger mit etwas Bewegung. Mit der richtigen Spieltechnik spart man sich also manchmal auch das Aktivieren des Effektgeräts. Und gerade mit dem klassischen Les Paul und Marshall Besteck kann man auf diese Weise tolle Sounds erzeugen.

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Fazit

Die Technik des Finger-Vibratos erlernt fast jeder Gitarrist früher oder später und von Zeit zu Zeit kann es durchaus sinnvoll sein, seinen Spielstil noch mal genauer unter die Lupe zu nehmen und zu verfeinern. Da lassen sich viele Nuancen herausholen und es macht Spaß, eben diese noch rauszukitzeln. Wenn man seinen Groove gefunden hat, kann man das Tempo beim Üben etwas erhöhen und verschiedene Vibratos in seine Licks einbauen. Mal schneller oder langsamer, mal stärker oder schwächer, der Charakter des gespielten Riffs wird sich dadurch immer wieder verändern und man erhält viele spielerische Variationen, ohne viel spielen zu müssen.

Vielleicht hat ja der eine oder andere jetzt ebenfalls Lust bekommen, um an seiner Technik zu arbeiten. Ich bin gespannt, welche Erfahrung du gemacht hast und wie schwierig oder leicht du das Finger-Vibrato findest. Also, schreib mir deine Erfahrungen gerne in die Kommentare.

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Forum
  1. Profilbild
    herw RED

    Hallo DelayDude,
    als eingefleischter Keyboarder und Nicht-Gitarrist habe ich mit Interesse deine Ausführungen und – für einen Gitarren-Laien – gut verständlichen Beispielvideos verfolgt.
    Warum ist dieser Artikel auch für einen Tastenspieler lehrreich? Auch als Keyboarder ist das Hand gemachte Vibrato ein Stilmittel. Mehrere Möglichkeiten gibt es: neben dem Modulationswheel und auch vorgrogrammierten Pedal-Modulationen gibt es auf dem Keyboard das polyphone Aftertouch, das ja in den letzten Jahren nach und nach aus seinem Dornröschenschlaf geweckt wurde. Sicherlich ist der Einsatz des Aftertouch nicht so schwierig zu lernen wie die vorgestellten Gitarrentechniken, aber mechanisch beschränkt, je nach Empfindlichkeit des gewählten Synthesizers. Mit der Vorstellung des MPE-Keyboards OSMOSE mit seinen seitlichen Verschiebemöglichkeiten tritt hier allerdings eine zusätzliche Klanggestaltung in mein Augenmerk. Natürlich gab es schon seit einigen Jahren mit den HAKEN-Keyboards ein vergleichbares Klangergebnis, doch erst mit OSMOSE kommt man der Spieltechnik einer Gitarre näher. Ich habe mir daher OSMOSE bestellt und hoffe deinen sehr gelungenen Artikel für eine entsprechende Tastentechnik auszuprobieren. Natürlich ist das Handling nicht vergleichbar, aber allein ein Augenmerk auf ein händisch eingespieltes Vibrato ist ein lohnenswertes Trainings- und Ausdrucksziel.
    Vielen Dank für diesen Blick über den Tellerrand! 🎹 😎 🎸

    • Profilbild
      DelayDude RED

      @herw Hi, es freut mich sehr, dass dir der Artikel so gut gefallen hat und du ihn als Inspirationsquell nutzen konntest – auch als Nicht-Gitarrist :-) Soweit hatte ich beim Schreiben gar nicht gedacht, aber klar, mit MPE-Controllern ist diese Technik natürlich ebenfalls sehr gut umsetzbar.
      MPE-Keyboards sind wirklich klasse – ich selbst spiele auch immer wieder mit dem Gedanken mir eins anzuschaffen – gerade da das Synthstrom Deluge ja auch per MPE gesteuert werden kann. Damit kann man bestimmt noch mal richtig viel Charakter in das eigene Spiel bringen. Ich habe schon zahlreiche, gute Videos darüber gesehen und bin jedes Mal beeindruckt. Sowohl für klassische Synths Sounds und auch für Gitarrenemulationen ist das bestimmt richtig klasse!
      Ich bin gespannt, wie dir der Osmose Controller gefällt und würde mich über eine Rückmeldung sehr freuen!

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @DelayDude Ich bin Gitarrist und Keyboarder. Man muss sagen dass die Modulationsräder dieser Welt ein Krampf sind und After Touch ist auch nur eine Krücke. Ich glaube aber dass der expressive touche eine tolle Möglichkeit dieses Problem tatsächlich sinnvoll in den Griff zu bekommen ohne gleich seine Tastatur und seinen Geldbeutel einzutauschen. 😉

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