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Test: Ibanez RGD71AL, E-Gitarre

Siebensaitige Power-Axt!

10. September 2019

Ibanez E-Gitarre RGD71AL

Die Axion Label-Reihe von Ibanez beinhaltet ein paar der zeitgemäßesten E-Gitarren, die es im Metal-Bereich gibt. Für die besonders harten Gefilde des Djent beispielsweise haben Ibanez in den letzten Jahren (mit Ausnahme von ESP) wahrscheinlich die meisten Akzente im Gitarrenbereich setzen können. Zugegeben, es ist eine Nische, aber eine wachsende – denn die Möglichkeiten des modernen Home-Recordings machen die Dynamik und das Klangbild des Djent für viele Metal-Enthusiasten anziehend. In meinem persönlichen Umkreis beobachte ich das Phänomen der Ein-Mann-Band immer öfter. Und immer öfter siedelt man sich im Djent-Bereich an, weil das Klangbild des Djent viel Dynamik ermöglicht, ohne einen in den Details verloren gehen zu lassen. Für Musiker, die für die Bühne und das Homestudio die perfekte siebensaitige Axt suchen, ist die Ibanez RGD71AL also gedacht. Wir schauen uns Verarbeitung, Klangcharakter und Handling der Gitarre ausführlich an und vergleichen sie im Preis-Leistungs-Verhältnis mit anderen Gitarren.

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Ibanez E-Gitarre RGD71AL – Facts and Features

Wer für Djent oder Metal auf der Bühne steht, hält eher selten die Füße still. Für eine siebensaitige Axt in diesem Genre ist die Ibanez RGD71AL ungemein leicht und bringt nicht mal eine Handvoll Kilogramm auf die Waage – was u. a. dem aus Esche bestehenden Korpus geschuldet sein dürfte. Das Finish der Gitarre heißt Satin Polyurethane, breitet sich über ein 5 mm breites Flamed Ahorn-Top aus und gehört meiner Meinung nach zu den schönsten, die ich bislang bei einer siebensaitigen Gitarre in der Hand halten dürfte – da diese zumeist in schwarzer oder dunkler Ausführung daherkommen. Das zumeist Spannendste an einer Siebensaitigen sind Sustain-Fähigkeit der Gitarre und der Hals. Dieser besteht aus Walnussholz und lässt sich entsprechend geschmeidig an. Das Nitro Wizard-7 Profil wird gerne mit dem anderen, gängigen Hals-Profil verglichen – das Wizard II-7. Da darf man sich nicht verwirren lassen. Fakt ist: Das Nitro Wizard-7 Profil und das Wizard II-7 sind bis auf den letzten Millimeter deckungsgleich. Was heißt das konkret? Am ersten Bund eine Dicke von 19 mm, am zwölften Bund eine Dicke von 21 mm und ein Unterschied von zwei Zentimeter in der Weite des Griffbretts zwischen dem Kopf und dem vierundzwanzigsten Bund: von 48 mm auf 68 mm. Die Mensur der Gitarre beträgt 26,5″ und der Griffbrettradius liegt bei 400 mm. Die Spielbarkeit des Halses steht außer Frage – speziell die kaum wahrnehmbare Verschiebung der Dicke im Hals nach unten hin sorgt dafür, dass man sich schnell an das Spielgefühl der Ibanez RGD71AL gewöhnt.

Ibanez E-Gitarre RGD71AL

Wie wirkt sich ein geschraubter Hals auf das Sustain aus? Manche sagen, gar nicht, manche durchaus signifikant. Auf dem fünfteiligen Hals aus Panga Panga und Walnuss erstrecken sich 24 Jumbo-Bünde – mit sorgsam abgerichteten Kanten, geschmeidigen Oberflächen und weißen Offset-Einlagen. Eine angemessene, leichte Lackierung auf der Rückseite des Halses kann durchaus hilfreich sein, in der schweißigen Live-Situation kein Problem beim Bewandern des Griffbretts zu bekommen. Ist leider hier nicht gegeben, aber das soll uns nicht weiter stören.

Ibanez E-Gitarre RGD71AL – Elektrik und Hardware

Die Kooperation von Ibanez und DiMarzio ist so etwas wie eine Neverending Story – die meisten Gitarren kommen mit deren Tonabnehmern aus und das ist auch hier nicht anders. Viel Power, viel Attack bei klanglicher Klarheit – das soll auch für die DiMarzio Fusion Edge 7 Humbucker gelten, die sowohl im Neck als auch in der Bridge zum Einsatz kommen. Was die technischen Spezifitäten des Fusion Edge 7 Humbucker angehen, hält sich DiMarzio bedeckt. Nur dass er vergleichbar sein soll mit den Illuminator-, Ionizer- und Titan-Pickups der Firma und besser darauf zugeschnitten sei, das Frequenzspektrum einer siebensaitigen Gitarre aufzufangen. Was meine persönliche Erfahrung in der Vergangenheit gezeigt hat: Viele DiMarzio Humbucker, die bei Ibanez zum Einsatz kommen, speziell die Titan-Reihe, sorgen für einen gewissen MidScoop. Will heißen: Die Mitten werden schon auf Pickup-Ebene ausgehoben, was natürlich für den Sound im Metal durchaus hilfreich sein kann – oder für einen enorm steriles Klangbild, wenn man den MidScoop schon durch anderweitige EQs bewerkstelligt. Aber die Frage nach dem sterilen Klangbild wird uns im Praxisteil noch ein bisschen näher beschäftigen – denn da gibt es bei den meisten DiMarzio Pickups Punktabzug. Mal schauen, ob das auch für die Fusion Edge 7 Humbucker gilt.

Ibanez E-Gitarre RGD71AL

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Angesteuert und aufeinander abgestimmt werden können die Humbucker über einen Dreiweg-Schalter. Die Klangfarbe zu ändern, ist leider nicht drin – die siebensaitige Ibanez E-Gitarre RGD71AL kommt ohne Tone-Regler und nur mit einem Volume-Regler aus. Die Hardware ist über die gesamte Gitarre hinweg verteilt schwarz, was optisch angemessen mit dem Antique Brown Stained Burst harmoniert. Das gilt also auch für den Gibraltar Standard II-7 Steg. Stimmstabilität ist ein weiteres, leidliches Thema bei siebensaitigen Gitarren. Die Gibraltar Stegs genießen diesbezüglich einen äußerst guten Ruf – sowie die grundsätzliche Verschmelzung von Hardware und Korpus bei Ibanez. Auch hier gilt: Der Kippschalter und das Poti rasten weich ein und wenn man bedenkt, dass man sich in einer für siebensaitige Gitarren doch recht bodenständigen Preisklasse befindet, ist es erfreulich zu merken, dass die Verarbeitung lückenlos und angemessen ist. Die Gotoh MG-T Locking-Mechaniken unterstützen die Stimmstabilität zusätzlich.

Ibanez E-Gitarre RGD71AL – In der Praxis

Gleich zu Beginn mag man auf eine grundlegende Geschmacksfrage zu sprechen kommen: EMG oder DiMarzio? Es ist ein leidliches altes Thema, das in meinen persönlichen Kreisen immer wieder diskutiert wird. Und der grundlegende Tenor ist der: EMG bietet besseren cleanen Sound und klarere Höhen, DiMarzio sind flexibler in der Verzerrung und bieten vor allem bei den Ibanez-Modellen ordentlich Power – nicht ganz so scharf und klinisch wie beispielsweise die EMG 85 Pickups. Doch der Reihe nach – überzeugen wir uns zunächst vom akustischen Grundsound. Saitenlage passt und ist zufriedenstellend eingestellt, nirgendwo ist ein Scharren zu vernehmen. Nach einer Stunde exzessiven Spielens ist die Oktavreinheit nach wie vor uneingeschränkt gegeben.

Ibanez E-Gitarre RGD71AL

Die DiMarzio-Pickups haben eben diesen ungestümen, dreckigen, rauen Charakter, der sich bis zu einem gewissen Grad auf das cleane Klangbild überträgt. Ich persönlich bevorzuge diesen cleanen Sound dem der EMG 85 Pickups – doch der viel gehörte Vorwurf der Muffigkeit ist definitiv nachvollziehbar. In den verzerrten Gefilden entfaltet die Ibanez RGD71AL eine rigide Kraft. Die Stärke der DiMarzios, auch vielstimmige Akkorde bei viel Gain nicht in einem Klangbrei untergehen zu lassen, zeigt sich auch in diesem Falle. Der Sustain ist ebenfalls zufriedenstellend – speziell vollständige „Gitarrenwände“ verschwinden nicht im Klang-Nirvana, sondern ebben angemessen und organisch ab. Wie erwähnt, sind die Stärken der Ibanez RGD71AL im verzerrten Bereich besonders spürbar – steril ist hier nichts. Die Fusion Edge 7 brutzeln und kratzen an allen Ecken und Kanten und erfüllen trotzdem jeden Anspruch an klangliche Transparenz. Eine feine Linie, die diese Humbucker beschreiten – dreckig und roh, ohne jedoch den Klang zu sehr zu verwaschen. Am Ende ist und bleibt es eine Geschmacksfrage, ob man diese Klangdynamik der sterilen Farbe der EMG Pickups vorzieht. Diese besitzen zwar einen etwas zackigeren Attack, wirken aber speziell bei vielstimmigen Akkorden vergleichsweise künstlich. Was keine Geschmacksfrage ist: Die cleanen Kapazitäten der Fusion Edge 7 Humbucker. Am Neck offenbart sich noch eine hinnehmbare klangliche Fülle, was sich bei den anderen zwei Positionen nicht bestätigt. Da schneiden die EMG Pickups definitiv besser ab. Auch die sind mit ihrem Charakter im Clean-Bereich nicht jedermanns Sache, besitzen aber definitiv mehr Profil als die DiMarzio Fusion Edge 7.

 

 

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Fazit

Wäre der liebe cleane Kanal nicht gegeben, wäre mehr drin gewesen. Tatsache ist, Ibanez machen ansonsten hier vieles richtig. Jeder der weiß, was drin ist, dürfte kaum überrascht und stattdessen erfreut sein: Stimmstabilität, gute Verarbeitung und ein brutzelnder DiMarzio-Sound ergeben ein äußerst stimmiges Gesamtbild, das jedoch ganz konkret für bestimmte Genres gedacht ist und alles andere als einen Allrounder darstellt. Insofern ist die Ibanez RGD71AL in ihren Einsatzfeldern stark eingeschränkt. Doch was sie kann, kann sie ziemlich gut – in erster Linie brutzeln und in zweiter Linie sägen!

Plus

  • starke Pickups
  • Klangtransparenz auch bei viel Gain
  • ordentliche Verarbeitung

Minus

  • schwacher cleaner Kanal
  • klanglich nicht sehr flexibel

Preis

  • 1.011,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Spartakus

    Also die Klangbeispiele hören sich schauderhaft an. Zumindest die verzerrten. Ist die Gitarre vielleicht nicht richtig gestimmt ?

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