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Test: Epiphone Les Paul Classic Worn, E-Gitarre

Die Paula mit der rauen Seele

18. Februar 2020
Epiphone Les Paul Classic Worn E-Gitarre

Epiphone Les Paul Classic Worn E-Gitarre

Paula, Paula, Paula! Immer wieder und immer wieder neu, in vielen verschiedenen Facetten, Farben, Ausstattungen und vor allem in allen möglichen Preislagen, wird uns dieser Evergreen präsentiert. Für Leute mit nicht so viel Kohle bleibt in aller Regel nur das Angebot der Gibson Tochter Epiphone und deren sehr günstig in Fernost hergestellten Instrumenten übrig. Dort ist die Auswahl nicht minder groß wie das, was das Mutterhaus im Angebot hat, nur eben mit einem mehr als deutlichen Preisunterschied.

Unser heutiges Testinstrument, die brandneue 2020er Epiphone Les Paul Classic Worn, ist mit ihrem Verkaufspreis von rund 450,- Euro eines dieser günstigen Instrumente aus chinesischer Produktion und soll dem interessierten Gitarrero einen kostengünstigen Einstieg in die Welt der guten alten Les Paul ermöglichen. Ob das reibungslos klappen kann, werden wir im folgenden Testartikel erfahren!

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Epiphone Les Paul Classic Worn – Facts & Features

Den Ruf als „sackschwerer Klotz“ hat die Les Paul nicht erst seit gestern und entsprechend vorbereitet war ich auf diesen Fakt. Doch weit gefehlt bzw. Überraschung gelungen, denn die Epiphone Les Paul Classic Worn zeigt sich in diesem Punkt erfreulich leichtgewichtig, was schon mal Pluspunkte in Sachen Handling einfährt. Dabei wurden auch hier wieder die traditionellen Tonhölzer der Paula verwendet: Mahagoni für den Korpus, eine Decke aus Ahorn oben drauf und dazu ein eingeleimter Mahagonihals. Eigentlich wie immer und dennoch ist es ungewohnt, sich eine derart leichte Les Paul auf den Schoß zu legen bzw. um den Hals zu streifen.

Das Finish unserer Testgitarre bezeichnet der Hersteller als „Worn Ebony“, was sich auf die unbehandelten bzw. offenporigen Hölzer bezieht. Man könnte ja zu der Annahme kommen, dass das Wort „Ebony“ bei der Epiphone Les Paul Classic Worn E-Gitarre für ein Griffbrett aus Ebenholz steht, dem ist aber nicht so, hier wurde „Indian Laurel“ verwendet, in Zeiten von CITES und seinen Folgen ist das aber nichts Ungewöhnliches und rein optisch betrachtet kann man die Maserung bzw. die Optik dieses Holzes durchaus als attraktiv bezeichnen.

Classic Worn Design mit Vor- und Nachteilen

Die unbehandelten bzw. nur schwach versiegelten Oberflächen von Hals und Korpus bieten sowohl Vor- als auch Nachteile, die es abzuwägen gilt. Zum einen wäre da der Vorteil, dass durch die recht raue Oberfläche die Halsrückseite der Greifhand ein sehr natürliches Spielgefühl vermittelt, ein absoluter Pluspunkt in Zeiten von klebrigen Polyurethanlacken, die gerne und häufig bei Instrumenten aus Fernost ihre Anwendung finden. Das bleibt eine ganze Zeit so – aber leider nicht für immer, denn nach einigen Stunden intensivem Praxiseinsatz wird es an dieser Stelle garantiert spiegelglatt werden. Dann könnte das Überarbeiten mit etwas Schleifpapier die Rückseite des Halses wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt werden.

Problematischer wird es jedoch mit der Vorderseite der Gitarre, also der Decke, denn hier dürften irgendwann die ersten „abgewetzten“ Stellen auftauchen, die zwangsläufig durch die Benutzung entstehen und so ein unschönes Bild hinterlassen. Manch einen dürfte das sicher stören, der andere mag vielleicht genau diese „Kampfspuren“ als Zeichen einer intensiven Nutzung. Geschmackssache also! Trotzdem sollte nicht unerwähnt bleiben, dass offenporige Hölzer immer auch Vorteile im Schwingungsverhalten besitzen. Nicht nur bei Instrumenten in dieser niedrigen Preisklasse ist es also von Vorteil, den Klang der Gitarre nicht mit einer PU-Lackierung der billigen Sorte komplett „einzuschnüren“ bzw. den Hölzern die Luft zum Schwingen bzw. Atmen zu nehmen.

Epiphone Les Paul Classic Worn E-Gitarre Body 1

Die offenporigen Hölzer der Epiphone Les Paul Classic Worn E-Gitarre bieten Vor- und Nachteile

Alnico Classic Pro Humbucker mit Coilsplit-Option

Epiphone gibt der neuen Les Paul Classic Worn einen Satz Alnico Classic Pro Humbucker mit auf den Weg. Die Pickups im Zebra-Design wurden mit cremefarbenen Rahmen in die Decke eingesetzt und über den bekannten Dreiwegeschalter angesteuert. Neben der eigentlichen Funktion als Tonblende können die Tonabnehmer durch Anheben in den Singlecoil-Modus versetzt werden, was die Klangvielfalt deutlich erweitert. Der Schalter und die Potis sind nicht von der allerbesten Qualität, sie verrichten ihren Job aber dennoch weitgehend zufriedenstellend. Und sollte es wirklich mal Probleme mit diesen Komponenten geben, dann kann der Zubehörmarkt hier sicher mit besseren Parts aushelfen, die nicht unbedingt die Welt kosten und zudem recht fix getauscht werden können. Die solide Grundsubstanz des Instruments hätte dies durchaus verdient!

Grover Rotomatic Mechaniken und ABR-Brücke

Bei der Hardware unserer Epiphone Les Paul Classic Worn E-Gitarre gibt es zunächst nichts Überraschendes zu entdecken. Auf der Decke wurde die klassische Steg-Tailpiece-Konstruktion eingesetzt, interessanter wird es jedoch am anderen Ende der Drähte. An der Kopfplatte befinden sich nämlich Mechaniken von Grover, was bei einer E-Gitarre in dieser Preisklasse doch eher ungewöhnlich ist. Den neuen Benutzer kann das freuen, denn die sechs verchromten Mechaniken arbeiten nicht nur frei von Spiel und sehr präzise auf ihren Achsen, sondern halten das Instrument auch bestens in Stimmung. Ein Paradebeispiel von „nicht am falschen Ende gespart“, denn die Stimmung der Gitarre (und im Endeffekt auch die des Spielers bzw. der Band) steht und fällt ja genau an diesem Punkt.

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Epiphone Les Paul Classic Worn E-Gitarre Steg

Epiphone Les Paul Classic Worn – In der Praxis!

Akustischer Grundsound & Handling

Durch das leichte Gewicht und die nur wenig behandelten Oberflächen des Holzes bzw. der Halsrückseite bietet die Epiphone Les Paul Classic Worn E-Gitarre ein gutes Handling und ein angenehm griffiges Spielgefühl, das lediglich durch die suboptimale Saitenlage unseres Testinstruments etwas ausgebremst wird. Gut hingegen ist die Intonation der Töne auf dem Griffbrett und auch in puncto Oktavreinheit gibt es nichts zu meckern, Akkorde und/oder Voicings klingen auf der gesamten Länge des Griffbretts immer ausgewogen und sauber. Der akustische Grundsound ist kräftig und mit reichlich Höhen ausgestattet, das Sustain bewegt sich ebenfalls auf einem guten, „Les-Paul-mäßigen“ Niveau und liefert Akkorde und Singlenote-Lines stets mit ausreichend Power an die zwei „Zebra-Humbucker“.

Elektrischer Sound

Die beiden Alnico Classic Pro Humbucker können jedoch diesen durchaus guten und fast schon wuchtigen Grundsound nicht so ganz an den Amp liefern. Es mangelt hier deutlich an Dynamik, von daher sind besonders die Cleansounds recht zäh zu spielen, auch wenn die Singlecoil-Schaltung durchaus mit einigen coolen Sounds punkten kann. Bei den Overdrive-Sounds gilt erneut die Devise: Weniger ist hier mehr, denn bei zu viel Zerrung kann sich das Klangbild recht schnell zu einem matschigen Brei verwandeln. Sanft angezerrt jedoch erhält man Sounds, die sich wunderbar für Blues oder Classic Rock bzw. Hardrock eignen. Darüber hinaus arbeiten die zwei Alnico Classic Pro Humbucker erfreulich nebengeräuscharm, selbst im Singlecoil-Modus ist nur ein laues Lüftchen aus dem Speaker zu vernehmen. Man sollte allerdings keine Strat-Sounds erwarten – es ist eben eine Les Paul.

Epiphone Les Paul Classic Worn E-Gitarre back

Epiphone Les Paul Classic Worn – Die Klangbeispiele

Nun genug der Worte, hören wir uns die Epi-Paula mal an! Für die folgenden Klangbeispiele habe ich die Gitarre in meinen Referenz-Amp Orange Micro Dark eingeklinkt. Angeschlossen war eine 1×12″ Celestion Vintage 30 Box, die über ein AKG C3000 Mikro abgenommen wurde. Effekte wurden keine benutzt, lediglich die Pegel wurden mit einem Limiter in Logic sanft glattgebügelt.

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Fazit

Betrachtet man den niedrigen Verkaufspreis der Epiphone Les Paul Classic Worn E-Gitarre, so kann das Testergebnis nur positiv ausfallen. Sicherlich sind die Pickups nicht das Gelbe vom Ei und auch die Potis und der Dreiwegeschalter dürften bei intensiver Nutzung dem neuen Besitzer vermutlich nicht lange Freude bereiten. Dagegen steht aber die angenehme Bespielbarkeit durch die nur leicht behandelte Halsrückseite und das Gewicht, das für eine Les Paul ohne „gekammerten“ Korpus, erstaunlich niedrig ist. Für Leute mit nur begrenztem Budget bietet sich somit die Gelegenheit, in die Welt der Les Paul einzusteigen, ohne dabei mit der Bank reden zu müssen.

Plus

  • gute Verarbeitung
  • angenehme Bespielbarkeit
  • Singelcoil-Schaltung
  • sehr günstig

Minus

  • Qualität der Regler/Schalter
  • insgesamt zähe Dynamik

Preis

  • 449,- Euro
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Klangbeispiele
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