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Test: Surfy Industries Surfybear Compact BK, Hall-Pedal

Surf-Sounds und noch viel mehr!

30. Mai 2021
Surfy Industries Surfybear Compact BK

Surfy Industries Surfybear Compact BK

Der schwedische Hersteller Surfy Industries präsentiert mit den Pedalen Surfybear Classic, Surfybear Metal und Surfybear Compact drei analoge Hallpedale mit echten Accutronics Federhallspiralen im Innern. Damit sollen die Musiker befriedigt werden, die auf der Suche nach einem echten Spring-Reverb-Sound sind, denn sind wir doch mal ehrlich: Das, was uns heute in (digitalen) Effektgeräten als „Spring Reverb“ angepriesen wird, hat mit dem Klang der Originalen von einst in der Regel nur sehr wenig zu tun.

Vorbild für das Hall-Trio von Surfy Industries ist das legendäre Fender 6G15 Reverb aus den frühen 60er-Jahren, das bis heute als das Nonplusultra für Kenner der Materie gilt. Zwar kann unser Testmodell, das Surfybear Reverb, nicht wie das Original von einst mit einer Röhrenschaltung aufwarten, dafür ist es aber deutlich kompakter und verfügt über zwei Kanäle, mit denen die drei Federn im Innern unterschiedlich intensiven Hall erzeugen können. Ob und wie das Surfy Industries Surfybear Compact BK den guten alten Geist der „Swinging Sixties“ wiederbeleben kann, werden wir im folgenden Artikel versuchen zu klären.

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Surfybear Compact BK – Facts & Features

Im Gegensatz zu seinen beiden deutlich größeren Geschwistern passt die Bezeichnung „Compact“ schon ganz gut zu den Maßen des robusten Metallgehäuses. Dennoch kann man das Surfy Industries Surfybear Compact BK nicht gerade als zierlich bezeichnen, denn mit den Abmessungen von 247 x 57 x 120 mm und einem Gewicht von knapp 1 kg dürfte es wohl einen Großteil des Pedalboards bedecken. Im Lieferumfang befinden sich neben dem Netzteil und der Garantiekarte noch vier Kunststofffüße zum Aufkleben auf die Unterseite – und die sollte man möglichst nutzen, wenn das Pedal nicht auf dem Board untergebracht werden soll, denn die vier Schrauben dort unten sind prima dazu geeignet, glatte Oberflächen dauerhaft und nachhaltig zu verkratzen.

Bevor man das Surfybear in Betrieb nimmt, muss auf der Unterseite ein Stück Schaumstoff aus einer Öffnung entnommen werden, um die drei Federn freizugeben. Sollte man das Pedal transportieren wollen, so sollte der Schaumstoff möglichst wieder eingesetzt werden, um Schäden an den Federn, etwa durch ein Ausleiern, zu vermeiden. Eingesetzt wurden drei Federn von Accutronics des Typs 8.

Surfy Industries Surfybear Compact BK Unterseite

Surfybear Compact BK Unterseite

Erfreulicherweise wurden die Anschlüsse auf der Stirnseite des Surfybear Compact BK untergebracht, das sorgt für einen platzsparenden Betrieb auf dem Pedalboard. Allzu viele sind es allerdings nicht, es gibt einen Eingang und einen Ausgang im Klinkenformat sowie den Anschluss für ein 12-Volt-Netzteil, das sich, wie bereits erwähnt, im Lieferumfang befindet.

Oberseite, Bedienpanel

Das Bedienpanel zeigt sich so wunderbar aufgeräumt, wie wir Gitarristen es einfach mögen: keine unnötigen Schalter oder Doppelbelegung der Regler, hier gilt das einfache Prinzip von „WYSIWYG“. Ganz links sitzt der Volume-Regler, der die Ausgangslautstärke des Signals bestimmt, gefolgt von zwei Potis mit den Bezeichnungen „Mixer 1“ bzw. „Mixer 2“, die mit dem Fußschalter Mixer 1-2 korrespondieren. Hier gilt es zu erwähnen, dass das Surfy Industries Surfybear Compact BK nicht etwa zwei vollkommen unterschiedliche Grundsounds zu liefern imstande ist, sondern nur einen Klang, der mit unterschiedlicher Intensität abgegeben wird. Ist ja eigentlich logisch, denn dafür bräuchte man ja zwei unabhängig voneinander arbeitende Federblöcke. Aber wer weiß, vielleicht ist das ja eine interessante Option für die zukünftige Generation der Geräte? Die Information darüber, welcher der beiden „Kanäle“ gerade angewählt ist, übernehmen zwei rote LEDs oberhalb der beiden Mixer-Potis. Die hätten ruhig etwas weiter auseinander angebracht werden können, denn aus einigen Metern Entfernung ist nur sehr schwer auszumachen, welches Setting denn nun gerade angewählt wurde. Nun ja, aber im Endeffekt entscheiden ja doch eher die Ohren als die Augen.

Der Tone-Regler packt kräftig zu und formt den Klang von warm und fast schon muffig bis hin zu einem kräftigen Höhenbild, das bei voll aufgeregeltem Poti regelrecht schrill erscheint. Nun gut, sagen wir doch vielleicht besser „harsch“. Bleiben noch „Decay“ für die Halldauer und „Dwell“ für die Effektstärke zu erwähnen. Und natürlich der Bypass-Schalter, der genau so wie der Mixer-Schalter mit ausreichendem Sicherheitsabstand von den Reglern positioniert wurde. Hier muss man im Eifer des Gefechts schon ordentlich daneben treten, um den Reglern Schaden zuzufügen. Beide Schalter sind zudem Softclick-Typen, die ohne ein nerviges Knacken nahezu lautlos arbeiten.

Die Regler geben ein ähnlich positives Bild ab, sie laufen mit einem idealen Widerstand auf ihren Achsen und sind fest mit dem Gehäuse verschraubt: Da wackelt mal gar nichts! Weiterhin wurden sie mit genügend Abstand voneinander auf dem Panel angebracht, sodass auch Musiker mit „Wurstfingern“ sie bequem mit zwei oder mehr Fingern umgreifen können.

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Surfybear Compact BK Panel

Ein Zwischenfazit

Die Hardware kann absolut überzeugen. Das robuste Stahlblechgehäuse scheint für die Ewigkeit gerüstet zu sein, die Potis und die Schalter hinterlassen einen ebenso positiven Eindruck und wurden übersichtlich auf dem Bedienpanel untergebracht, sodass selbst im Halbdunkel auf der Bühne jeder Griff sitzen sollte. Zu erwähnen an dieser Stelle sei noch, dass das Surfy Industries Surfybear Compact neben der schwarzen Lackierung, wie unser Testgerät, noch in einem kräftigen Orange zu bekommen ist. Dann allerdings mit einem Aufpreis von stolzen 4,- Euro.

Und so klingt das Surfybear Compact BK

Dank ihrer Softclick-Bauart sind mechanische Geräusche beim Betätigen der Schalter so gut wie keine wahrzunehmen, allerdings knackt es im Signalweg ein wenig, wenn man den Bypass-Schalter bzw. den Effekt aktiviert. Das mag im Proberaum oder auf der Bühne vielleicht nicht so ins Gewicht fallen, bei ruhigen Passagen im Song oder beim Einsatz im Studio dann doch schon eher. Das Wechseln zwischen den beiden Presets mit dem Mixer-Schalter geschieht jedoch vollkommen geräuschlos. Nach der Aktivierung des Effekts herrscht dann eine angenehme Stille, von Rauschen oder anderen unerwünschten Nebengeräuschen ist weit und breit nichts zu hören und somit kann das Signal sauber bearbeitet werden, was es auch wird. Der Klang des Effekts ist wirklich vorzüglich: Grundsätzlich sehr warm und organisch, rund und dick tönt es aus dem Lautsprecher. Dabei können sowohl die kurzen als auch die großen Räume mit einer dichten Textur überzeugen, die ich persönlich so noch nie von einer Emulation, ganz gleich ob nun analog oder digital, gehört habe. An diesem Sound werden die Fans von Surf-Sounds ihren Gefallen finden wie auch Spieler, die ihr Instrument gerne mit psychedelischen Effekten garnieren möchten.

Durch das Zusammenspiel der Regler „Tone“, „Dwell“ und „Decay“ lassen sich mit dem Surfybear Compact BK aber nicht nur authentisch klingende, eher zahme bzw. gewöhnliche Federhall-Sounds generieren: Je nach Stellung der Regler entwickelt das Effektsignal  eine interessante Eigendynamik und überrascht mit interessanten Facetten, wie etwa Flirren, Plätschern oder der Tendenz zur Selbstoszillation. Schade nur, dass man diese Einstellungen, die sich überwiegend im Millimeterbereich des Regelwegs der Potis bewegen, nicht dauerhaft abspeichern lassen. Aber so ist das nun mal bei den analogen Kisten – What You See Is What You Get! Und da eine Skalierung der Regler nicht vorhanden ist, muss man wohl oder übel zum Handy und dessen Fotofunktion greifen, um diese einzigartigen Momente reproduzierbar zu machen.

Surfybear Compact BK – Klangbeispiele

Für die folgenden Klangbeispiele wurde ein Orange Micro Dark mit angeschlossener 1×12″ Celestion Vintage 30 Box eingesetzt. Als Gitarre wurde diese Harley Benton Telecaster benutzt.

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Mehr Informationen

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Fazit

Das Surfy Industries Surfybear Compact BK dürfte nicht nur Fans klassischer Federhall-Sounds gefallen. In dem robusten Gehäuse stecken eine Unmenge an Reverbs, die mit einem dichten und organischen Klang glänzen und sich durchaus auch für psychedelische Sounds eignen. Antesten ist daher Pflichtprogramm!

Plus

  • exzellenter und facettenreicher Federhall-Sound
  • rauscharm
  • robuste Konstruktion
  • einfache Bedienung

Minus

  • leichtes Knacken bei Aktivierung

Preis

  • 275,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    bluebell AHU

    War nicht die einzige sinnvolle Anwendung eines Federhalls das nette Scheppern, wenn man gegen den Combo des Gitarristen trat?

    Für mich hatte der Federhall von Anfang an den Geruch einer Notlösung, weil die Technik damals nichts Besseres und Bezahlbares liefern konnte. Dass man sowas heutzutage – egal ob als mechanisches Original oder als digitale Kopie – nochmal verkaufen will, finde ich mutig.

    • Profilbild
      nativeVS AHU

      @bluebell Ich finde der schepprige Charakter eines Federhalles ist schon interessant bei perkussiven Toenen. Ich denke da nur an die klassichen Morricone Western in der Saitenabteilung und Bongos & FX im Synthesizer bereich, wo der Federhall schon etwas anderes dazu bringt als ein objektiv guter Hall. Es ist auch immer spassig mit den stehenden Wellen der Hallfedern zu arbeiten, wenn man etwas mehr ins sound design des Ambient bereiches gehen moechte.

    • Profilbild
      mort76

      @bluebell „Dass man sowas heutzutage – egal ob als mechanisches Original oder als digitale Kopie – nochmal verkaufen will, finde ich mutig.“

      Surf, Rockabilly, Rock n Roll- wer will sowas mit etwas anderem als einem Federhall spielen?
      Das muß so.
      Das ist zeitlos.

      Die Gitarre ansich ist technisch auch nichtmehr zeitgemäß, und vom Sound her auch nicht so flexibel wie ein Synthie.
      Ich könnte genausogut schreiben: „Gitarren- wer will DIE denn noch spielen, wo man sich doch einen Synthesizer kaufen kann? Die einzige sinnvolle Anwendung ist das knirschen von Holz, wenn man kräftig dagegentritt.“

    • Profilbild
      Zwo5eins

      @bluebell Wer wagt es diesen wunderbaren Spring Reverb zu kritisieren ?? :-)

      Das ist ein tolles Gerät zu einem guten Preis. Wir Fans leiben sowas!

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @bluebell Zusammen mit einem Tremolo kriegt man so einen schwebenden Raumklang hin, der zumindest Live mit digitalem Krempel so nicht reproduzierbar ist.
      Zudem altern die Geräte soundmäßig nicht, vom Digitalsound aus dem letzten Jahrzehnt kann man das nicht behaupten.

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