ANZEIGE
ANZEIGE

Test: Source Audio Ultrawave für Gitarre, Effektpedal

Eine neue Generation von Effektpedal - Source Audio did it again

26. Oktober 2021

Test: Source Audio Ultrawave Test für Gitarre, Effektpedal

Source Audio spielen nach ihren eigenen Regeln. Das C4 war der beste Beweis dafür – eine seltsamere und spannendere Modulationsmaschine gibt es kaum auf dem Markt. Und der fantastische Neuro Editor gehört zu den Besten auf dem Markt. Viele steigen nicht dahinter, was Source Audio ausmacht und beschränken sich auf das Nemesis. Doch Boxen wie das C4 und das Spectrum sind etwas Besonderes. Das Ultrawave, die letzte Neuerung aus dem Haus, gehorcht auch ganz eigenen Gesetzen. Eine etwas mysteriöse Box – schauen wir uns das mal genauer an.

ANZEIGE

Source Audio Ultrawave – Features & Bedienung

Der Source Audio Ultrawave besitzt ein schwarzes Aluminiumgehäuse, das sich auf 116 x 73 x 52 mm beläuft und damit sehr kompakt ist. Der Ultrawave ist zudem übersichtlich – vier schwarzen Potis und 3-Wege-Kippschalter, eine Funktions-LED, eine Betriebs-LED sowie der gängige Fußschalter für den Bypass. Die vier Potis erfüllen folgende Funktion: Level für Lautstärke, Drive für Verzerrung, Sustain und Treble. Doch Hardware ist hier zweitrangig – jedes der Potis kann durch den Editor neu zugewiesen werden. Die genannte Aufstellung, die sozusagen von Werk kommt. Sustain und Treble können zusätzlich über den Alt-Button in den zweiten Betriebsmodus versetzt werden. Der mittlere Kippschalter kümmert sich um die Presets – drei Stück können quasi sofort aufgerufen werden, über den Alt-Button aber eröffnet sich eine zweite Bank, womit am Gerät selbst sechs Presets insgesamt zur Verfügung stehen.

Test: Source Audio Ultrawave Test für Gitarre, Effektpedal

Rechts und links befinden sich 6,3 mm Klinken, robust verschraubt und auch in Stereo nutzbar. An der Stirnseite befindet sich das 9 V Netzteil. Vorsicht – das Source Audio Ultrawave ist hungrig für so eine kleine Box und wird mit 150 mA gefüttert. Daneben gibt es USB-Anschluss und ein Miniklinkeneingang, der für den Source Audio Tap Temposchalter oder ein Expression-Pedal gedacht ist. Links außen befindet sich ein Taster, der eine zweite Bedienebene eröffnet sowie eine externe Steuerung aktiviert. Noch ein paar Worte zum Lieferumfang: wie erwähnt Netzteil, Gummifüße für den Grip, USB-Kabel sowie Klinke auf Miniklinken-Adapter. Läuft also.

Was ist das Source Audio Ultrawave?

Einfach gesagt: ein Multiband-Prozessor. Im Detail heißt das: Frequenzbänder werden hier aufgesplittert und können separat angegangen werden. Das klingt erst einmal nicht spannend, aber das Source Audio Ultrawave besitzt 37 Splitting-Optionen. Man kann die Bänder unterschiedlich anordnen und die Trennung von 2er- bis zu 10er-Paaren durchführen. Die Folge ist eine riesige Anzahl von potentiellen Sounds mit eigenem Charakter. Die klassisch angehauchte Signalkette erlaubt es, Kompressoren und Expander vor oder nach das Zerrsignal zu packen, und danach zu modulieren. Hierbei besteht die Möglichkeit, mithilfe eines LFOs zu steuern, was geht und neben Flanger- und Phaser-artigen Sounds auch beispielsweise  Tremolo-Sounds zu basteln. Die Frequenzbänder sind entsprechend flexibel. Zusätzlich kann man mithilfe der Morphing-Funktion völlig abgefahrene Sounds erschaffen. Zwei Parameter-Konstellationen können hier übereinander gelegt und per LFO oder Envelope kontrolliert werden. Typisch Source Audio eben – thinking outside the box. 

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Ein paar Worte noch zu den Anschlüssen – Stereoausgänge sind sinnvoll, aber zwei Instrumenteneingänge machen das Ganze natürlich auch nicht unspannend – Gitarre und Synthie glleichzeitig vom selben LFO manipulieren zu können. In Pedalformat gibt’s das glaube ich gar nicht. Doch die Routing-Optionen hören da nicht auf, die einzelnen Source Audio Geräte können miteinander regelrecht verschmolzen werden. Wenn man den einen Eingang nutzt, um von der Neuro App aus Befehle zu schicken, kann man die durch die gesamte Source Audio Signalkette wandern lassen. Wie bereits erwähnt: EXP-Anschluss, MIDI und USB sind hier mit dabei. Gut – wer das C4 oder den Nemesis kennt, weiß um den Neuro-Editor Bescheid. Der meines Erachtens der coolste und übersichtlichste Editor dieser Art überhaupt.
Das Kalibrieren mit App oder Editor funktioniert bei Source Audio übrigens erstaunlich einfach und macht eine Menge Spaß. Einer der wenigsten hauseigenen Editoren, der es rechtfertigt, neben dem Pedalboard einen Laptop stehen zu haben. Das ist vielleicht auch das größte Problem der Marke Source Audio: Die Anwendungen sind bei aller Bemühung zur Einfachheit stark abhängig von der Neuro App beziehungsweise dem Editor. Und um beides machen viele Musiker nach wie vor gerne einen Bogen.

ANZEIGE

Source Audio Ultrawave – der Editor

Wie erwähnt, den Neuro Editor halte ich in Ehren. Wir haben ihn im Review des Source Audio C4 ausführlich gezeigt. Doch das Source Audio Ultrawave ist definitiv ein eigenes Biest: Die Routing-Möglichkeiten sind beachtlich. Das Ultrawave besitzt zwei Kanäle und die können parallel in Mono oder in Stereo gefahren werden oder seriell, was zu faszinierenden Ergebnissen führen kann. Auch lassen sich theoretisch zwei Eingänge in einen Ausgang fahren oder einer in zwei Outputs. Der Editor kommt mit einem sehr diffizilen Equalizer daher, alle möglichen Frequenzen lassen sich festlegen. Fast schon ein bisschen überwältigend. Auch die Überblendung beim Morphing lässt sich hier sehr detailreich einstellen – und die Ergebnisse sind wie gesagt bisweilen verblüffend.

Test: Source Audio Ultrawave Test für Gitarre, Effektpedal

Das Ultrawave ist also ein Experiment – eins, das neue Sounds hervorbringen soll. Dabei ist die erwähnte Signalkette wie gewohnt aufgestellt: Kompressor und Expander am Anfang. Speziell ersteres kann sehr diffizil eingestellt – von Attack bis Release und vieles mehr ist alles drin und grafisch ansprechend per Kurvendarstellung einsehbar. Fantastisch ist, wie das Distortion-Modul arbeitet, man kann eine unterschiedlich genaue Trennung der Frequenzbänder vornehmen und jedes einzelne kann unterschiedlich stark verzerrt werden. Die vierundvierzig Verzerrungs-Algorithmen decken jedenfalls ein riesiges Spektrum ab, von Gated-Fuzz bis Synthie und Transparent-Overdrive-Sounds. Das Tremolo kann davor oder danach geschaltet werden und per LFO kann das Tremolo rhythmisch und mit unterschiedlichen Subdivisions eingestellt sowie per Panning in Stereo unterschiedlich im Klangpanorama eingependelt werden. Aber auch das ist in erster Linie ein Baukasten, der über Shape und Attack in alle möglichen Modulationseffekte umgewandelt werden kann. Dazu kommen noch ein Equalizer und ein weiteres Tremolomodul sowie ein hochflexibles Noisegate, das mit Low-Cut-Filtern arbeitet. Der Envelope-Generator, der dafür sorgt, dass die Anschlagsintensität auf das Signal sauber übertragen wird, arbeitet mit Sensitivity und Attack und kann auch per Anschlagsstärke „crossfaden“.

Source Audio Ultrawave Multiband Processor

Man sieht also: Das Source Audio Ultrawave ist wie auch das C4 und das Spectrum ein kleiner Baukasten mit Schwerpunkt auf Distortion und Modulation. Das ist das Wichtigste, was man hier wissen sollte: Source Audio stellen mal wieder unter Beweis, dass sie Schweizer Taschenmesser unter den kleinen Stompboxen bauen. Doch klingt das auch? Finden wir es raus.

Source Audio Ultrawave – die Sounds in der Praxis

Wir speisen das Gerät in Stereo nicht direkt in das Sono Audient Interface ein, sondern gehen den Umweg über den Quad Cortex von Neural DSP, um das Klangpanorama ausreichend auszuschöpfen und ein bisschen mit Leben zu füllen.

Es lässt sich schwerlich untertreiben, was für eine besondere Box der Ultrawave ist. Und auch, wie sperrig und zum Teil schwierig sich die Soundsuche gestaltet. Das hier ist nur ein kleiner Ausschnitt, der lediglich die Kontrollen der Distortion-Module zeigt. Aus 24 Distortion-Typen lassen sich jeweils ungefähr 10 Multiband-Drive-Shapes anwählen – eine riesige Zahl. Das Tremolo darunter und die Phasen-Offsets erlauben ebenfalls zusätzliche Flexibilität. Und der Kompressor. Und der Expander. Und der LFO. Und und und.

Ich kann jeden verstehen, dem das zu viel ist. Und aus rein praktischer Sicht lässt sich sagen: Der Source Audio Multiwave ist ein Distortion-Modul in erster Linie. Eins, dessen größte Stärke, bei aller digitalen Soundbildung, in einem Punkt liegt: dem Tracking.

Denn das ist schlichtweg sensationell. Nur der Enzo von Meris hat meines Erachtens ein besseres Synthie-Tracking. Die Klangvielfalt selbst erstreckt sich von dreckigen Fuzz-Face-Sounds über warmen Blues-Crunch, bis Synthie-Pulsare, die mit einem LFO-Sequencer durchsetzt sind – und das kratzt nur an der Oberfläche. Die Sounds können auf die denkbar kleinsten Elemente reduziert werden, der Editor ist in der Hinsicht wie ein Baukasten, der zum Experimentieren einlädt. Wer beispielsweise den Phasen-Offset des Tremolos auf Scramble setzt, wird mit chaotischen Texturen belohnt. Wer mithilfe von Morphing zwei Drive-Shapes ineinander legt und noch mit einem Tremolo arbeitet, kann völliges Chaos erzeugen – oder atmosphärische Sequenzen, die selbstredend auch mit der MIDI-Clock der DAW synchronisiert werden können. Wir haben bei den folgenden Klangbeispielen meistens ein Preset als Ausgangspunkt genommen – das lohnt beim Ultrawave grundsätzlich als Ansatz – und dann innerhalb des Neuro Editors ein wenig mit den Controls experimentiert. Rausgekommen ist eine riesige Palette an sensitiver Synthie Distortion in bester Manier.

Dann arbeiten wie in Schritten mit einem Preset. Erst erlauben wir einfach zwei Kanäle in Distortion und mit Tremolo, ehe wir die Distortion-Typen ändern, den Drive hochfahren und das Tremolo rausnehmen – demonstriert rudimentär wie die Bastelei am Ultrawave vonstatten geht.

Dass das Gerät ein paar der extremsten Distortions hinkriegt, die ich je aus einem Synthie- oder Verzerrerpedal rausgekriegt habe, ist da fast Nebensache. Erst morphe ich eine Clipping- und eine Dioden-Distortion zusammen, stelle am EQ einen Midscoop ein und helfe mit dem Kompressor nach. Hard Hitting White Noise – gefällt. Zumindest, wenn man es experimentell zugehen lassen möchte. Für viele dürfte das Höllenlärm darstellen, aber das soll nur zeigen: Die Extreme des Source Audio Ultra Wave übertreffen mal ebenso jedes Kriegsfuzz, das man in analoger Bauweise unter den Fuß kriegt. Und ich kann es nur noch mal unterstreichen: Bei allem Krach bleibt das Tracking eine wahre Freude und reagiert aufs Abdämpfen und mehr.

 

ANZEIGE
Fazit

Nischenprodukt – das bleibt irgendwie im Kopf hängen, wenn man das Source Audio Ultrawave SA250 unterm Fuß hat. Und irgendwie schien der C4 ein bisschen an der breiten Masse vorbeigegangen zu sein. Ein ähnliches Schicksal dürfte den SA250 ereilen, daher von meiner Seite hier der dringliche Appell: unbedingt ausprobieren. Die Auseinandersetzung mit dem Neuro Editor lohnt. Ein morphender Baukasten, der authentische, warme Crunchs, atmosphärische Sequenzen oder völlige Zerstörung entfalten kann. Modulbaukunst in Editor-Format, kombiniert mit famosem Tracking und hochwertigem Case. Die Vielfalt, die dem Ultrawave Multiband Processor innewohnt, konnte hier nur gestreift werden. Das Gerät kann mehr und ist das flexibelste Verzerrerpedal auf dem Markt und verdient es, von jedem, der gerne an Sounds bastelt, ausprobiert zu werden.

Plus

  • toller Editor
  • kompliziertes, aber lohnendes Prinzip
  • immense Flexibilität

Minus

  • Lernkurve

Preis

  • 299,- Euro
ANZEIGE
Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    mi87

    wahrscheinlich tatsächlich ein Nischenprodukt. Aber für manche vielleicht gerade deshalb interessant die damit dann einen „neuen“ Sound erzeugen der dann später von 100ten anderen per Kemper o.ä. geprofiled wird, weil sie genauso klingen wollen?
    Hier ist die Gitarren Welt oder was über sie geschrieben wird sehr seltsam. Auf der einen Seite will man möglichst zu 100% irgendwelche alten Amps etc. kopieren, um wahrscheinlich irgendwelche Oldies nachzuspielen. Das gibt es glaube ich selbst bei der Klassik nicht, dort sind neue Interpretationen durchaus willkommen und Geige ist auch nicht gleich Geige ( ok alte Originale sind da glaube ich auch sehr gefragt ).
    Als vor 40 Jahren Band xyz die Aufnahme gemacht hat, da hat sie vermutlich entweder den Amp genommen der halt verfügbar war oder vielleicht bewusst einen anderen Sound gesucht.
    Bei den Soundbeispielen kann ich mit großer Sicherheit sagen, dass man das wahrscheinlich mit keinem anderen Pedal und auch mit den meisten Multieffekten so nicht hinbekommen wird, vielleicht mit einem Gitarrensynthesizer? Kann ich nicht beurteilen.

Kommentar erstellen

Die AMAZONA.de-Kommentarfunktion ist Ihr Forum, um sich persönlich zu den Inhalten der Artikel auszutauschen. Sich daraus ergebende Diskussionen sollten höflich und sachlich geführt werden. Politische Inhalte und Statements werden durch die Redaktion gelöscht.

Haben Sie eigene Erfahrungen mit einem Produkt gemacht, stellen Sie diese bitte über die Funktion Leser-Story erstellen ein. Für persönliche Nachrichten verwenden Sie bitte die Nachrichtenfunktion im Profil.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
X
ANZEIGE X