Lo-Fi-Samplehäcksler als Limited Edition
Inhaltsverzeichnis
Wir testen für euch heute die Sonicware LIVEN Lofi-6, eine weitere Groovebox aus der LIVEN-Serie der japanischen Firma Sonicware. Die Japaner haben sich seit ihrer Gründung 2004, also vor fast 20 Jahren, der großen Herausforderung hingegeben, nicht weniger als die nächste Synthesizer-Revolution einzuläuten: „Ich bin zuversichtlich, dass es uns eines Tages gelingen wird, ein Instrument zu erfinden, das als die nächste Synthesizer-Revolution bezeichnet werden kann“, sagt dazu Firmengründer und CEO Yu Endo. Auf dem Weg dahin wollen sie aber auch bestehende Instrumentenkonzepte weiterentwickeln. Sie wollen mit ihren Instrumenten den Künstlern Inspiration bieten und damit zur Schaffung neuer Musik und Genres sowie zur Weiterentwicklung der Musikkultur im Allgemeinen beitragen.
Mittlerweile hat sich Sonicware über die Jahre hinweg ein ordentliches Portfolio an Grooveboxen aller Art, Samplern und Synthesizern aufgebaut. Einige dieser Maschinen waren ja auch schon bei uns im Test. Hier mal eine kleine Auflistung:
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- Test: SONICWARE LIVEN LOFI-12, SAMPLING-GROOVEBOX
- Test: SONICWARE LIVEN 8BIT WARPS, SYNTHESIZER
- Test: SONICWARE LIVEN BASS & BEATS DESKTOP GROOVEBOX
- Test: SONICWARE LIVEN XFM, FM-GROOVEBOX
- Test: SONICWARE SMPLTREK, SAMPLER UND MINI-GROOVEBOX
- Test: SONICWARE ELZ_1, DESKTOP-SYNTHESIZER
- Test: SONICWARE ELZ_1 V3, DIGITAL-SYNTHESIZER
Doch nun zurück zu unserem aktuellen Testprobanden. Bevor wir hier ins Detail gehen, stellen wir uns gleich mal die Frage aller Fragen:
Was ist die Sonicware LIVEN Lofi-6?
Die LIVEN Lofi-6 wird von Sonicware in Kooperation mit dem kanadischen Onlineshop Perfect Circuit als eine auf 500 Stück limitierte Sonderedition der kompakten Retro-Sampling-Groovebox Sonicware LIVEN Lofi-12 beworben. Sie bietet für die Sounderstellung einen 16 Bit Sample-Modus mit 6 kHz Sampling-Engine, die jeden aufgenommenen Sound in einen angenehmen Vintage-Sound verwandelt und damit dem gesamten Output der limitierten Groovebox ein gewisses Low-Fidelity-Feeling verleiht.
Durch die Reduzierung der Sample-Auflösung verdoppelte sich gegenüber der Lofi-12 der zu nutzende Sample-Speicher. Die Samples selbst kann man umfangreich bearbeiten, zum Beispiel in der Tonhöhe regeln, Start- und Endpunkt samt Loop und Fade-out festlegen und sie auch rückwärts abspielen lassen. Die Klangbearbeitung bietet dabei ein Multimode-Filter, Hüllkurven und für Modulationen auch einen LFO.
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Die Sonicware LIVEN Lofi-6 besitzt einen leistungsstarken 4-Spur-Step-Sequencer mit Parameter- und Soundlocks, Einstellungen für Swing und Laid-Back sowie 12 wählbare Effekte pro Spur und verschiedene Master-Effekte. Hier gibt es neben den üblichen Verdächtigen der Reverb-Effekte, wie Hall, Room oder Plate auch solch prägende Vertreter, wie Cassette Tape- oder Vinyl-Simulatoren. Der für die Sonicware LIVEN Lofi-6 neuentwickelte TUBE-Mode reproduziert den klaren und satten Bassklang eines Röhrenverstärkers durch die Erzeugung harmonischer Verzerrungen.
Die Sonicware LIVEN Lofi-6 lässt sich mit ihren umfangreichen Synchronisierungsmöglichkeiten bestens in bestehende Setups einbinden. Mobile Musiker wiederum können dank Batteriebetrieb und eingebautem Lautsprecher an jedem Ort der Welt ihrer Kreativität freien Lauf lassen.
Die Sonicware LIVEN Lofi-6 wird ausgepackt
Aus der passgenauen Umverpackung holen wir die Sonicware LIVEN Lofi-6 mit bereits aufgelegtem Sampling-Overlay, dazu eine japanische Garantieurkunde und eine niedliche Danksagungskarte von Sonicware zum Erwerb der hübschen Groovebox. Und sonst? Nichts! Kein Netzteil, keine Batterien und auch keine Bedienungsanleitung.
Nun gut, alles zu verschmerzen, denn die sehr gut beschreibende englische Bedienungsanleitung gibt es umweltfreundlich im PDF-Format als Download auf der Hersteller-Website. Dazu findet man bei der Gelegenheit auch gleich noch die Preset Pattern-List, die Sample Sound List und das MIDI Implementation Chart. Prima!
Und wie sieht es mit Strom aus? Aus Ermangelung eines 9 Volt DC Netzteiles muss mir einer meiner Korg Volcas mal kurz seine Batterien leihen. Auf den Merkzettel für morgen kommt gleich: AA-Batterien kaufen! Der Sonicware LIVEN Lofi-6 braucht im übrigen 6 Stück davon.
Schauen wir noch schnell auf die Abmessungen der hübschen Sample-Schleuder, damit ihr auch abschätzen könnt, ob sie noch ein kuscheliges Plätzchen auf eurem Arbeitsplatz finden könnte. Die Länge beträgt 29,7 cm und die Breite misst 17,6 cm, bei einer Höhe von 4,8 cm.
Der hübsche Plastikbomber kommt mit einem Gewicht von 790 Gramm und steht durch seine vier Gummifüße rutschfest auf jeder geraden Oberfläche.
Die Haptik der Sonicware LIVEN Lofi-6
Die dezente Pastellfarbgebung in Mintgrün gefällt mir schon mal sehr gut und passt auch prima zum anvisierten 70er-Jahre Vintage-Vibe der Sonicware LIVEN Lofi-6. Die Frontplatte sitzt passgenau mit geringem Spaltmaß auf der Gehäusewanne. Die Beschriftungen setzen sich gut ab und sind damit sehr gut ablesbar.
Die Anschlüsse machen einen robusten Eindruck, auch die Regler laufen butterweich mit einem geringen Widerstand im gut skalierten Regelweg und der gerasterte Value-Regler lässt ein sehr präzises Einstellen von Werten zu. Die Taster sind vielleicht ein wenig wabbelig, aber reagieren trotzdem alle auf Druck sehr gut. Das Display und die Engine reagieren sehr schnell auf Eingaben, was für eine gute Programmierung spricht.
Der erste schnelle Eindruck, dass man es hier mit einem Plastikspielzeug zu tun hat, weicht sehr schnell, wenn man herausfindet, was die Sonicware LIVEN Lofi-6 so alles draufhat und damit kommen wir zur …
Bedienung der Sonicware LIVEN Lofi-6
Ja klar, braucht es durch die Doppelbelegungen der Taster und der kryptischen Displayausgabe ein wenig Anlaufzeit, aber hat man die Bedienphilosophie erst einmal durchschaut, erscheint der Workflow in sich logisch und es eröffnet sich eine riesige Spielwiese mit vielen Aha-Effekten. Das beiliegende Sampling-Overlay ist eine wirklich tolle Idee und hilft dabei – gerade am Anfang. Apropos Anfang: Hatte ich schon die wirklich gut geschriebene und sehr gut beschreibende Bedienungsanleitung erwähnt?
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Da die Sonicware LIVEN Lofi-6 ja quasi eine verkappte Lofi-12 ist, muss ich zur grundlegenden Bedienung der Groovebox an dieser Stelle auch keine weiteren großen Worte mehr verlieren und verweise hiermit ausdrücklich auf den sehr lesenswerten Test von unserem Autor [P]-Head zur Sonicware LIVEN Lofi-12. Alles dort im Zusammenhang mit der Bedienung Gesagte unterschreibe ich zu 100 Prozent.
Allerdings ist nach dem Test auch vor dem Test und so gab es kurz nach dem damaligen Test für die Lofi-12 noch ein paar satte Updates, mittlerweile auf die Firmware 2.1. Und die Updates hatten es so richtig in sich! Der größte Knaller war wohl das nun intern mögliche Resampling von ganzen Patterns, einzelner Tracks und auch des dazu live auf dem Keyboard eingespielten kreativen Ergusses, natürlich inklusive Effekten. Ein Spaßgarant ohne Ende!
Dazu kamen dann noch zwei Slicer-Modes namens „Drum“ und „Chop“, welche die gesampelten Loops mit dem neu entwickelten Downbeat-Divider in Einzelsamples zerhacken und dann auf dem Keyboard zur Weiterbearbeitung ablegen. Der Modus Chop spielt die Samples auf der Spur monophon ab und im Drum-Modus funktioniert das Ganze dann polyphon, sodass man mit den Einzelsamples auch wieder komplett neue Grooves erstellen kann.
Mit dem Update kam auch ein neuer Beat-Repeater-Effekt hinzu. Mit „R.MIX“, der zu den Master-Effekten gehört, lassen sich herrlich kaputte Glitchy-Patterns erstellen – sehr cool! Es gab auch noch ein paar Optimierungen im Workflow plus einige kleinere neue Funktionen (u.a. Pattern-Chaining, NoiseGate On/Off), die nun aber in Summe die kreativen Möglichkeiten mit der Sonicware LIVEN Lofi-12 enorm erweitern. Und natürlich bekam auch die Sonicware LIVEN Lofi-6 all diese neuen Features mit auf den Weg – sehr fein!
An dieser Stelle soll auch der für die Sonicware LIVEN Lofi-6 speziell entwickelte TUBE-Mode noch erwähnt werden. Er soll laut Werbung den klaren und satten Bassklang eines Röhrenverstärkers durch die Erzeugung harmonischer Verzerrungen reproduzieren und ist damit ja quasi ein Effekt. Klingt gut – kommt gut! Aber wie das so immer schön mit Effekten ist, mal passen sie prima auf das Audiomaterial und mal verschlimmbessern sie es. So ist es natürlich auch hier! Okay … einem geschenkten Gaul und so weiter – ihr kennt das ja! Das kleine Extra nehmen wir also wohlwollend zur Kenntnis und nutzen es bei Bedarf.
Wie hoch ist der Spaßfaktor?
Was soll ich sagen? Der war für mich im Testzeitraum gefühlt: Sehr hoch! Die Sonicware LIVEN Lofi-6 hat sich als kongenialer Partner für meine KORG VOLCAs erwiesen. Über die Sync-Buchsen in den Verbund gestöpselt, war sie sofort im richtigen Tempo mit den KORGis. Und das erleichterte das Sampling von Patterns aus den Volcas natürlich ungemein.
Noch eine Spur mit dem Volca Drum gefällig? Aber natürlich! Die Sonicware LIVEN Lofi-6 auf Aufnahme gestellt, das Pattern gechopt und im Speicher abgelegt. Der Volca war nun wieder für neue Aufgaben frei, das Pattern war gesichert und hatte nun sogar Vintage-Patina.
Diese Sessions haben mir wirklich einen Riesenspaß bereitet. Dabei hat sich die Groovebox von Sonicware mit schnellen Resultaten als echtes Sampling-Arbeitstier gezeigt, das den Nutzer mit einer übersichtlich gestalteten Bedienoberfläche im kreativen Workflow sehr gut unterstützt.
Lohnt sich der Kauf der Sonicware LIVEN Lofi-6?
Die Frage ist nun: Muss es tatsächlich die Sonicware LIVEN Lofi-6 für diese Zwecke sein? Man bedenke: Sie ist nur im hauseigenen Shop bei Sonicware (Japan) oder bei Perfect Circuit (Kanada) online erhältlich und damit kommen natürlich noch einmal ordentlich Versandkosten und Zoll auf den Kaufpreis mit obendrauf.
Angepriesen wird die Sampling-Groovebox als auf 500 Stück limitierte Sonder-Edition. Da hätte ich mir schon auch ein hübsches goldenes Schildchen mit der Nummer der Limitierung, wie „Nr. 6/500“ gewünscht, damit ich auch weiß, dass ich da etwas Seltenes und Besonderes in der Hand habe. Diese Angabe geht auf dem typischen Seriennummernschild auf der Geräteunterseite leider völlig unter.
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Der höhere Samplespeicher wird bei der Sonicware LIVEN Lofi-6 ja eigentlich mit nochmals verminderter Audioqualität eingekauft, was hier aber als Retro-Feeling zum Verkaufsargument hochstilisiert wird und der neue TUBE-Mode oist tatsächlich auch nicht auf jedem Audiomaterial sinnvoll. Und so geht meine Empfehlung eher dahin, sich die zusätzlichen Kosten für die vermeintliche Limited Edition plus Versand und Zoll zu sparen und dafür die Sonicware LIVEN Lofi-12 in heimischen Gefilden deutlich billiger zu kaufen.
Toller Test, der die kleine Kiste sehr gut beschreibt. Danke dafür!
Man kann sie übrigens auch in Deutschland direkt kaufen, mit ein bißchen Glück über den Händler eures Vertrauens oder über https://sonicware.eu/de/produkt/liven-lofi-6/
Ich bin übrigens echt begeistert und hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß wie mit diesem Tool… Lets groove tonight! 🥳
@Monopoly1966 Danke fürs Lob! Ah .. da hat man doch eine Hintertür offen gelassen, für den Erwerb in Deutschland? Na dann kann man die Minuspunkte für Mehrkosten durch Versand und Zoll ja getrost überlesen. Eine tolle Spaßkiste ist das auf jeden Fall.
Beim normalen Sampler die Samplerate auf 6 oder 12kHz runterstellen zu können, wäre irgendwie effektiver gewesen.