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Workshop: Low End im Griff, Bass und Kickdrum im Mainstream

24. Dezember 2022
Workshop: Das Low End im Griff, Bass und Kickdrum im Mainstream

Workshop: Das Low End im Griff, Bass und Kickdrum im Mainstream

Vielen Homestudio-Betreibern fällt es besonders schwer, die tieffrequenten Anteile des Mixes, also meistens Bass und Kick Drum, in den Mix zu integrieren.

Im Folgenden werden wir Schritt für Schritt allen wichtigen Fragen nachgehen und dabei klären, wie man es schafft, dass Bass und Kick Drum sich nicht in die Quere kommen und jedes Instrument für sich genommen durchsetzungsfähig ist.

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Unter ‚Bass‘ im Gegensatz zu ‚Kick‘ verstehe ich übrigens die melodische Bassbegleitung, egal ob sie vom E- oder Kontrabass gezupft oder vom Keyboard bzw. Synthie in die Tasten gehauen wird. Das Wort ‚Begleitung‘ soll dabei anzeigen, dass ich mich hier ausschließlich um den non-featured bass kümmere, also nicht um den melodieführenden Solobass oder den Leitmotiv-Produzenten ganz vorne im Mix. Vielmehr geht es um die übliche harmonische Erdung und Definierung durch das Low End.

Meine folgenden Ausführungen beziehen sich auch auf den Mainstream, also klassische und moderne Hiphop-, Rock-, Popmusik und verwandte Genres im Gegensatz zu Jazz und Klassik, die ich im Übrigen auch sehr schätze, die aber zumeist nach anderen Regeln funktionieren oder kaum welche haben.

Allzu leicht dominieren die tiefen Bässe und Kicks den Sound und dröhnen oder wummern die Aufnahme zu. Manchmal passiert sogar das Gegenteil, dass sie nicht laut genug oder überhaupt nicht zu hören sind, dann nämlich, wenn man sie über kleine Lautsprecher von Handys oder Radioweckern hört, die die tiefen Frequenzen überhaupt nicht abbilden können.

Deshalb habe ich nachgeforscht, wie ich meine Mixes optimieren kann und relativ sicher sein kann, dass das Low End auch auf anderen Abhören bestmöglich klingt.

Den Mix vom Low End her aufbauen

Bobby Owsinski zitiert in seinem viel beachteten Buch ‚Mischen wie die Profis‘ (München: Carstensen 2007) diverse Berühmtheiten wie Joe Chiccarelli, Ken Hahn und Benny Faccone. Dabei zeigt sich im Vergleich, dass manche eher programmatisch immer grob dieselbe Mixroutine fahren und andere je nach Song und Genre sich völlig flexibel geben (S. 39f).

Liest man sich hartnäckig weiter durch andere Literatur, dann erkennt man, dass die meisten Toningenieure aus guten Gründen beim Low End anfangen:

  • Es ist nämlich das Fundament des harmonischen Überbaus. Damit klärt es uneindeutige Akkorde und tongeschlechtslose Power Chords, es führt harmonische Auflösungen durch oder bereitet sie vor. Auch kann es bestimmte, schon vorhandene Tonhöhen akzentuieren.
  • Darüber hinaus ist das Low End zugleich das Fundament des Grooves, des Feelings, das einen tanzen, wippen oder zumindest mit dem Kopf nicken lässt. Ohne den hämmernden, stolpernden oder wandernden Bass wäre das fast unmöglich. Erst recht ohne die Kick Drum, die den Herzschlag, den kontinuierlichen Puls, ausmacht, indem sie typischerweise auf den Zählzeiten 1, 1 und 3 oder 2 und 4 klopft, je nach Kompositionsabsicht. Oftmals hat man auch die Four-on-the-floor, wo sie einem den Tanzbeat quasi Viertel-weise ins Hirn drischt.
  • Leider besitzt das gesunde menschliche Ohr zwischen 20 und 100 Hz die schlechteste Hörfähigkeit (vgl. Hörfläche – Hörschwelle – Wikipedia). Man muss diesen Bereich also laut genug mischen.
  • Das klingt erst einmal recht einfach. Dummerweise kommen aber zwei ziemlich erhebliche Erschwernisse hinzu, die das Ganze zu einer vertrackten Angelegenheit machen. Eins dieser Probleme kann man der Fletcher-Munson-Kurve entnehmen (1-fletcher-munson-video-730×411.jpg (730×411) (amazona.de)): Unsere Empfindlichkeit gegenüber den Frequenzen verschiebt sich mit wechselnder Lautstärke. Das heißt, dass uns bei lauter Musik die tiefen Frequenzen prominenter erscheinen (die ganz hohen übrigens auch), wohingegen die Mitten schlechter hörbar sind. Nimmt die Lautstärke aber ab, so hören wir die Mitten lauter als den Rest.

  • Ein weiteres Problem ist, dass das Low End die meiste Energie besitzt, was bedeutet, dass Kompressoren im Master Channel mehr beim Bass zupacken als bei den höheren Frequenzen. Wenn der Kompressor im Master-Kanal den ‚Klebstoff‘ zwischen den Instrumenten herstellen soll, dann kann es sein, dass er in den Mitten und Höhen gar nicht so stark zupacken kann, weil ihn der Bass zu sehr vereinnahmt.
  • Bei tiefen Frequenzen kann der Mensch keine Richtung wahrnehmen, weil der Körper einerseits keinen ausreichenden Widerstand für die Wellen bietet und sie schon allein dadurch von überall zu kommen scheinen. Zum andern prallen die Wellen im Raum zwar hin und her, sind dabei viel zu lang für unsere nah zusammenstehen Ohren. So beträgt eine Wellenlänge von 200 Hz in zimmer-temperierter Luft genau 1,72 m. Am besten mischt man also den Bassbereich in Mono. Warum dazu häufig 250 Hertz als Grenzfrequenz empfohlen werden, ist mir nicht ganz klar, da dort die Wellenlängen immer noch 1,37 m lang sind, aber vielleicht kann das jemand von euch erklären. Jedenfalls führt dies dazu, dass man das Panorama nicht als Hilfe hinzunehmen kann, um den Mix transparenter zu machen, denn der Bassbereich klingt immer mono.
  • Letztlich hat das Low End am meisten Konsequenzen auf das gesamte Frequenzspektrum, da es, wenn es unbearbeitet bleibt, seine Obertöne bis in die fünfstellige Hertz-Region schicken kann.

Es ist ziemlich deutlich, dass keine anderen Frequenzen im Mainstream ähnlich Song-bestimmend und gleichzeitig so heikel sind. Der so wichtige Lead-Gesang, soll zwar im Regelfall alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen, ist aber nicht so ‚launenhaft‘, auch wenn er sich Frequenzen mit Gitarren, Keyboards, Bläsern und Streichern teilen muss. Er kann mit weniger Kunstgriffen ins Zentrum des Songs gesetzt werden.

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Für mich persönlich ist die Frage also ganz klar beantwortet: Ich mixe und denke den Mix vom Low End her. 

Damit mich niemand missversteht: Das Mixen hat insofern überhaupt nichts mit dem Recording zu tun. Wenn ich Musik komponiere, einspiele und so lange daran herumschraube, bis sie mir gefällt, dann fange ich selbstverständlich mit dem Instrument meiner Wahl an, meist einer Mischung aus Gitarre und Vocals.

Erst beim Mixen stelle ich die entsprechenden Bass-Tracks auf Solo und beginne.

Besonders wichtig ist vor allen Dingen immer die Frage, wie sich Bass und Kick da unten die Frequenzen teilen, so dass das Low End transparent bleibt. Sie sollen sich ja nicht gegenseitig bekämpfen, auslöschen oder zu einem dröhnenden Brei vermengen.

Ergo müssen sie sich den gemeinsamen Raum untereinander aufteilen, was ganz klar bewusst herbeigeführt werden muss.

Den Keller aufräumen

Man könnte fragen, warum ich denn so versessen auf eine ‚Universallösung‘ bin und Leute in ihrer Kreativität einschränken möchte.

So ein Ansatz liegt mir fern; eine ultimative Lösung kann es aus so vielen Gründen gar nicht geben. Ich möchte euch viel lieber aufzeigen, an welchen Punkten im Mixing Weichen gestellt werden können. Ob und in welcher Weise ihr sie stellt, ist euch überlassen.

Hier ist zum Beispiel so eine ‚ultimative Lösung‘, die ich kritisch sehe:

Bisweilen liest man den Rat im Netz oder in Musikmagazinen, dass man zur Trennung von Bass und Kick einfach ein Gate mit Sidechaining einsetzen soll. Korrekt eingestellt gebe das weniger benötigte Instrument dabei einfach Ruhe (oder wird herunter geregelt, also leiser), während das andere auf derselben Lautstärke weiter dudelt. – Ja. …… Kann man so machen! …… – Aber eine Allzwecklösung ist das nicht.

Oftmals will man nämlich den einen Kick-Akzent trotz eines wichtigen Basstones an derselben Stelle haben oder umgekehrt bzw. es soll eine Teilüberschneidung geben, weil der Basston ausklingen soll. Zugegebenermaßen spielt das in aktueller Pop-Musik kaum noch eine Rolle, da Kick und Bass meist monoton durchgespielt werden und völlig vorhersehbar sind. Fällt da etwas weg, ‚hört‘ man es automatisch hinzu, weil ja nicht Neues passiert.

In totaler Übereinstimmung mit Rick Beato kann ich mich an keinen Top-10-Hit in den letzten 5 bis 10 Jahren erinnern, bei dem ein Harmoniewechsel passiert ist (The Disappearance of Key Changes in Modern Music – YouTube). Selbst einfachste Modulationen haben Seltenheitswert. Da erhalten Bass und Kick dann auch keine ‚Sondermission‘ und können einfach weiter stumpf durchzumpeln, und zeitweises Ausbleiben schadet einfach nicht.

Dennoch gibt es sie, die Songs abseits der Charts, bei denen Überraschungen passieren, die nicht selten von den beiden Instrumenten vorbereitet und durchgezogen werden. Und da muss man sie schon einmal beide gleichzeitig hören!

Daher nun ein Handlungsapparat zum Vorschlag, der zwar aufwändiger ist als das Sidechaining, aber flexiblere und professioneller klingende Ergebnisse verspricht:

Zuerst kommt bei mir der EQ zum Einsatz, um Kick und Bass eigene Frequenzbänder zur Verfügung zu stellen, in denen sie sich nicht zu sehr in die Quere kommen.

Laut Mike Senior (Mixing Secrets. Perfektes Mischen im Homestudio. Heidelberg, München, Hamburg: mitp 2017) arbeiten Joe Chiccarelli und Eric Rosse mit einem fein auflösenden Spektrum-Analyzer, um zu kontrollieren, ob der 30 Hz-Bereich zu fett ist und der 50 oder 80 Hz-Bereich zu schwach (S.70). Ich benutze da gerne das kostenlose Plugin SPAN von Voxengo, das per Lupenfunktion in diese Frequenzen hineinzoomen kann. Man sollte schauen, ob sich die beiden Instrumente zu sehr auf dieselben Frequenzen verteilen. Bei aller Visualisierung ist aber das Hören viel wichtiger als das Gucken: Das Ohr muss am Ende entscheiden, wo es lang geht.

Als Ziel gilt, bei dem einen Instrument genau die Frequenzen anzuheben, die man beim anderen absenkt.

Bobby Owsinski sieht die Kick dabei unterhalb der melodischen Basslinie:

Zunächst rät er dazu, die Kick-Drum unterhalb 30 Hz und den Bass unterhalb 50 Hz per HiPass-Filter abzusenken. „Das kann aber variieren und kommt auf den Stil und … den Geschmack an.“ (S.59)

Auch berichtet er, wie er beide Instrumente miteinander in Harmonie bringt: „Heben Sie die Bassdrum in dem Bereich von 60 bis 120 Hz an. Damit erreichen Sie, dass sie auch auf kleinen Lautsprechern gut zu hören ist. … Betonen Sie den Bereich von 30 bis 60 Hz, erhalten Sie eine Kick-Drum, die man im Bauch fühlen kann.“ Das führe allerdings auf o.a. Kleinlautsprechern zu dünnem Sound. Letztlich peilt er bei der Kick-Drum irgendeine Spitzenfrequenz zwischen 60 und 80 Hz an, „während der Bass die höheren Frequenzen von etwa 80 bis 250 Hz betonen wird.“

Bei allem gelte, dass die beiden Instrumente konträr zu EQ-en seien: „Wenn zum Beispiel die Kick-Drum bei 500 Hz abgesenkt ist, heben Sie genau diesen Bereich beim Bass an.“ (a.a.O., S.57).

Philipp Ernst von Abmischen lernen! – abmischenlernen.de geht da in seinem Buch „Musik abmischen im Homestudio. 50 Fehler beim Mixing von Pop und Rap“ (Amazon 2019) ähnlich vor: „Schau dir an, in welchem Frequenzbereich das Instrument dominiert. Wir gehen jetzt einfach mal davon aus, dass die Kick vor allem um die 60 Hz die komplette Power entwickelt und die Bassmelodien zwischen 70 und 120 Hz spielen. In diesem Fall würde ich den Bass mit einem Shelving-EQ … um mehrere Dezibel bis 65 Hz absenken. … Im Gegenzug würde ich die Kick von 65 Hz bis 130 Hz absenken, um dem Bass seinen Platz zu geben.“ (S.16)

John Rogers (Song MIxing Secrets. How to Fix the Most Common Mistakes. Amazon 2019) ist auch für die komplementäre Behandlung von Anhebungen und Absenkungen im selben Frequenzband und setzt auch die Kick-Drum als unterste Frequenz an, räumt aber Ausnahmen ein:

„One of the two samples has to be hot in the 100 – 140hz range (and it’s almost always the bass) and the kick in the 60 – 90hz area.“ (S.33)

Zusammenfassend kann man folgende Frequenzverteilung festhalten:

  • Kick (meistens ganz unten):
  • HiPass bei ca. 30 Hz
  • Anhebung bei ca. 60 Hz (für Kleinlautsprecher bis 120 Hz)
  • Absenkung, wo der Bass seine Peaks hat
  • Bass (meisten zweitunterst):
  • HiPass bei ca. 50 Hz
  • Anhebung bei 80 – 250 Hz
  • Absenkung, wo die Kick seine Peaks hat

Der Hinweis von Carlos San Segundo (delamar.de) scheint mir wichtig zu sein, dass manche kleine und alte „Brühwürfel“ wie Handylautsprecher, kleine Blue-ray-Boxen, alte Küchenradios u. dgl. die tiefen Frequenzen unter 200 Hz gar nicht darstellen können. Die Kick hätte dann – bis auf die oben erwähnten Obertöne – komplett verloren, und der Bass würde nur knapp aus dem Keller ‚hervorgucken‘. Hier ist die Strategie angesagt, die Obertöne mehr zu inszenieren, sodass die Bassfiguren und Kick-Schläge wenigstens hörbar werden. San Segundo schlägt dazu Obertongeneratoren vor, z.B. den kostenlosen Baxxpander. Ich kenne das Tool nicht, aber der Markt bietet jede Menge Alternativen.

So gibt es diverse (auch kostenlose) Plugins, die Röhrensättigung und obertonreiche Verzerrungen simulieren, aber auch Ringmodulatoren, die man freilich sehr bewusst zügeln muss. Apropos ‚zügeln‘, am Ende muss man das Ganze noch einmal per EQ konfektionieren, sodass es in den Mix passt.

Da kann man auch wieder Frequenzen empfehlen, aber das hängt natürlich vom Restmix ab, also der bevorzugten Frequenzen für die Vocals und die anderen Instrumente. Geht mal davon aus, dass der Bass irgendwo zwischen 550 und 1500 Hz angehoben werden sollte, natürlich da, wo der Mix Platz hat und die Tonart es zulässt.

Hört nun am besten das Resultat auf ‚Grot Boxes‘ ab, die das untere Ende nicht abbilden können. Um solche defizitären Abhören zu bekommen, schaut am besten auf dem Gebrauchtanzeigen-Markt nach, ob Kofferradios, Ghettoblaster o.ä. aus den 80-ern oder früher verfügbar sind, die noch keine psychoakustischen Aufwertungen des Bassspektrums haben, aber Cinch- oder Klinken-Eingänge, um die Signale vom Rechner an sie zu schicken.

Oftmals werden auch billige PC-Lautsprecher empfohlen. Auch die Tivoli-Radios sollen noch ohne solche Frequenzoptimierungen auskommen, aber googelt am besten mal, ob das bei den neuesten Versionen auch so ist. Ansonsten bleiben nur Nachbildungen der alten Auratone 5C-Monitore, etwa der Avantone Active Mixcube. Aber da kostet ein Exemplar auch schon um die 300 Schleifen.

Den Bass angemessen inszenieren

Der zweite Bearbeitungsschritt betrifft nur den Bass ohne die Kick. Ich habe ihn beim ‚Musician On A Mission‘ abgeschaut:

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Bei ihm muss der Bass bei Pop, Rock, Hiphop heftig komprimiert werden. Dies tut er mit 2 Kompressoren in Folge, der sog. seriellenKompression. Hierzu musst du nun alles primär wieder über deine ‚guten‘ Studiomonitore abhören.

Lade zunächst nur eine Plugin-Instanz eines Kompressors als Insert in die Bass-Spur. Welche Plugins bei dir vorhanden sind, kann ich nicht sagen, daher probiere am besten dein Lieblingstool aus. Ob du VCA-, FET- oder andere Kompressor-Emulationen bevorzugst, hängt auch von deinem persönlichen Ziel, der Stilistik usw. ab.

Stelle nun eine Ratio von 4:1 ein, möglichst ohne Soft Knee. Der Threshold muss so gewählt werden, dass der Kompressor zwischen -5 bis -10 Gain-Reduction durchführt. Achte darauf, dass sich bei aller Einstellung die Lautstärke nicht ändert, was du im Makeup-Gain nachregeln musst.

Dann stelle den Release vorläufig auf den Mittelbereich ein (irgendwo bei 100 ms), damit man die folgende Attackeinstellung besser bewerten kann. Drehe dann den Attack so weit Richtung Null, dass der Bass nicht leblos klingt. Dann mache den Release langsamer, so dass die Nadel nicht so schnell gegen Null zurückschnappt, damit Lücken überbrückt werden. Du könntest am Ende so etwa bei 200 ms oder mehr landen.

Wenn du damit fertig bist, dupliziere dieses Plugin mit denselben Settings auf derselben Spur. Dann fahre den Threshold zunächst bei einem der beiden Kompressoren zurück, bis es dir gefällt. Packt die geballte Kompressionspower immer noch zu heftig zu, schraube auch den Threshold des anderen Plugins so weit zurück, bis es passt.

Wird der Bass dabei zu schwach, stelle ihn nicht lauter, sondern sättige ihn stärker (das hatten wir oben schon!). Überprüfe dabei, ob nur das Low End oder auch das Top End gesättigt werden muss (Grot Boxes!).

Bass und Kick in der Lautstärke aufeinander abstimmen

Jacquire King empfiehlt laut ‚recordingrevolution‘ folgenden Low End-Trick:

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Nun kommt die Kick wieder hinzu, damit man das Low End optimal abmischen kann, vor allem unabhängig von den gegebenen Räumlichkeiten, die das Klangbild verfälschen könnten.

Dazu brauchst du ein VU-Meter im Master-Kanal, etwa das kostenlose mvMeter 2 von TBProAudio. Bei solchen VU-Metern entspricht 0 nicht der Nullstellung des Channel-Faders (dBu), sondern ist da -18 dBu. Auch aus diesem Grunde ist das Folgende nicht ohne VU-Meter machbar. Setze nun die Kick-Drum auf Solo und bringe die Channel-Fader in Null-Position.

Ist dies geschehen, schraube so lange am Input des VU-Meters, bis -3 erreicht ist.

Nun füge den Bass per Solo-Button hinzu und drehe an seinem Channel-Fader so lange, bis die VU-Anzeige im Master höchstens 0 ergibt.

Noch einmal:

Zusammen müssen Kick und Bass maximal den Wert Null auf dem VU-Meter ergeben. 

Stimmt alles, kann das VU-Meter ganz entfernt werden. Bass und Kick werden ab sofort nicht mehr verändert, sondern der Rest des Mixes an beide angepasst.

The Return of Fletcher and Munson

Erinnerst du dich an die Fletcher-Munson-Kurve vom Anfang des Artikels? Sie besagt ja im Wesentlichen, dass die Wahrnehmung der Frequenzbereiche sich mit wechselnder Lautstärke gegeneinander verschiebt. Nun, dagegen ist kein Kraut gewachsen.

Wenn es nun aber keine Lösung für dieses Problem gibt, dann wähle wenigstens für die Endabmischung eine Lautstärke, in der du als Konsument gerne deine Lieblingsmucke hörst, ohne gleich die Nachbarn zu belästigen. Sprich: Keiner mixt Musik, weil sie gut als Hintergrundmusik klingen sollte. Man will ja etwas erzeugen, bei dem potentielle Konsumenten die Lautstärke aufdrehen und richtig hinhören. Und folglich ist das auch der Pegel, in dem du am besten Mischen solltest. Wenn du die Möglichkeit hast, diesen zu überprüfen, so liegt der so zwischen 80 und 90 dB SPL.

Fahre nun also die Tracks nach ihrer Wichtigkeit sortiert zum fertigen Low End hinzu und sei auf der Hut, dass der Master nicht clippt, aber das kennst du ja schon. :-)

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Fazit
Es ist hoffentlich klar geworden, dass man vor allem als Anfänger oder Gelegenheitstäter den Mix vom 'Keller' her angehen sollte.
Dabei kannst du alle oben genannten Routinen der Reihe nach durchgehen oder nur einzelne Tipps in deine Routinen übernehmen. Letztlich hängt das ganz von deinem Songmaterial und deinen Vorstellungen von einem stimmigen Mix ab.
Viel Spaß damit!
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Forum
  1. Profilbild
    Stratosphere AHU

    Vielen Dank für die sehr gute Zusammenstellung einer Herausforderung beim Mix welche sich nur über einen Kompromiss lösen lässt. Hier muss wohl jeder seinen Weg finden.
    Ich selbst verwende oft einen dynamischen EQ auf der Bass Spur. Über einen Side-Chain zur Kick reduziere ich bei Anschlag der Kick seine akustisch relevante Frequenz in der Bass Spur. Die Einstellung von Frequenz, Filtergüte und maximale Pegelreduktion erfolgt nach Gehör.

  2. Profilbild
    herw RED

    sehr schöner grundlegender Beitrag 😀. Werde ich sicherlich bei zukünftigen Aufnahmen berücksichtigen.

  3. Profilbild
    derbo

    Das mit dem VU-Meter ist eine schöne Idee. Hast du da da bestimmte Integrationszeiten im Blick gehabt?

  4. Profilbild
    derbo

    „Zunächst rät er dazu, die Kick-Drum unterhalb 30 Hz und den Bass unterhalb 50 Hz per HiPass-Filter abzusenken. „Das kann aber variieren und kommt auf den Stil und … den Geschmack an.“ (S.59)“

    Vllt. hierzu ergänzend: Es kommt darauf an, wie wichtig einem der Grundton ist. Beim E (tiefste Saiter eines konventionell gestimmten 4-Saiters) liegt dieser bei 41Hz, beim tiefen H (5-Saiter) bei 30Hz.
    Das heisst nicht, dass diese Frequenzen unbedingt in JEDEM Fall braucht (Obertöne sei dank), aber je nach Genre und Zielpublikum eben schon. U.U. dann doch der dynamische Sidechain-EQ.

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