Lebenszeichen aus dem Labor
Peter Gorges / Axel Hartmann / Peter Grandl
Enthusiasmus vs. Realität
Im Dezember wollten wir Babylon vorstellen. Wenn wir in unsere vor einem Jahr aufgestellte Roadmap schauen, wollten wir jetzt eigentlich langsam mit der Release Qualification beginnen.
Und dann schlugen auf drei Seiten diverse Realitäten ein und wie es nun mal Natur der Sache ist, ein Herzblut-Projekt wie eine Freeware beißen in solchen Fällen die Hunde.
Wenn man realistisch ist, muss man zugeben, dass irgendeine verbindliche Ankündigung eines Release-Termins unter solchen Umständen Schall und Rauch ist.
Wir wollen lieber zusagen, was wir halten können: dass wir im Rahmen der Möglichkeiten dran bleiben und das hier transparent machen.
Es gibt inzwischen sichtbare Fortschritte aus Treffen und Zoom-Konferenzen, die wir jetzt in einer präsentierbaren Form haben.
Babylon existiert als Konzept und zwar folgend dem Input, den wir früher im Jahr gesammelt haben und der HIER noch nachzulesen ist.
Wir rezitieren hier noch einmal das, worauf wir uns alle als Vorgabe für die Entwicklung geeinigt haben:
- etwas “Innovatives” – kein weiterer Lernsynthesizer oder Sample-Player, der nur “die abgespeckte Variante” von etwas ist
- keine soundmäßige Beschränkung auf irgendetwas Bestimmtes, etwa nur Wavetable oder nur VA-Synthese
- Sampling-Wiedergabe stand an vorderster Stelle
- Kollaboration: also die Möglichkeit, Babylon zu personalisieren, z. B. durch eigenes Material oder Soundtausch mit der Community
- einfache Bedienung, schnelle Manipulation der Presets
- periphere Annehmlichkeiten wie Arpeggiator/Sequencer oder gute Controller-Einbindung
- last but not least: ein modernes Signature-Design
Architektur des Babylon-Synthesizers
Peter Gorges und sein langjähriger Lead Software Architect Paul Kellett haben sich im Sommer hingesetzt und das Ganze in eine Architektur übersetzt, die wie folgt aussieht:
Babylon-Architektur
In Fließtext übersetzt:
Babylon wird zwei Layers haben, von denen jedes ein Source-Modul (Oszillator trifft es nicht wirklich, dazu gleich mehr) und eine klassische Filter-Amp-Signalkette besitzen, dahinter jeweils eine Effektsektion.
Das Filter wird ein Multimode-Filter sein. Wir haben über andere Konzepte nachgedacht, aber letztlich ist ein Filter immer noch die effektivste und intuitivste Möglichkeit, einen Sound zu formen und einfache Bedienung sowie schnelle Manipulation von Presets waren Kernforderungen.
Die Konzepte Envelope und LFO waren sicherlich in den 60er Jahren geniale Lösungen anhand der begrenzten elektronischen Möglichkeiten, bilden unserer Überzeugung nach in einem modernen Synthesizer eine unnötige Limitierung. Wir ersetzen sie hier durch drei Motion-Module. Jedes Motion-Modul kann entweder ein Envelope, ein LFO, beides oder was völlig anderes sein. Das ist nicht mega neu und in der einen oder anderen Form auch schon von Serum oder NI Massive geläufig.
Ein gut ausgestatteter Sequencer/Arpeggiator erlaubt neben Tonfolgen auch die Automatisierung von Klangeigenschaften, eine Modulationsmatrix dient als Spielwiese für Control-Freaks.
Master-Effekte und eine Master-Sektion erlauben es, Presets direkt den finalen Schliff zu geben, ohne externe Plugins bemühen zu müssen.
“Source”
Das Zentrum des Babylon-Synthesizers ist klar das Source-Modul. Es wird zwei generelle Modi anbieten: Sampler (das war eine Kernforderung) und Swarm.
Wer bei Swarm an Granularsynthese denkt, liegt nicht ganz falsch und nicht ganz richtig. In diesem Modus lassen sich Sounds sehr intuitiv einfrieren, per Controller oder Motion durchfahren, time-stretchen, zu Wolken aufplustern oder zu Einzel-Wellenformen verkleinern.
Das Sample-Material wird zu Knete, aus der sich komplett neue Sounds sehr schnell formen lassen, sogar ohne dass man unbedingt genau wissen muss, was man da tut.
Bevor wir da Soundbeispiele liefern können, wollen wir niemanden mit abstrakten Worten langweilen, sondern lieber ein Visual sprechen lassen.
Visual
Nachdem wir uns über das Konzept verständigt hatten, kam Kollege Axel Hartmann ins Spiel, der unsere Gedanken in diese Visualisierungs-Ideen übersetzt hat – wir waren jedenfalls sofort hin und weg:
In den nächsten Wochen und Monaten wollen wir den Entwurf mit der Technik verheiraten und integrieren. Dann wird sich zeigen, wie praktikabel die Idee ist.
Bis dahin ist Gelegenheit für die Community, eure Fantasie spielen zu lassen und zu philosophieren, was hinter diesen Entwürfen für Möglichkeiten stecken. Vielleicht ja etwas, auf das wir noch nicht gekommen sind.
Bis zum nächsten Mal!
Das wird ja richtig amtlich. Hammer! Dickes Lob an euch drei.
So ein Projekt kann man schwerlich eine fixe Zeitleiste geben. Ist ja nicht so das ihr den ganzen Tag nichts tut. Qualität vor Quantität. Der Weg ist schon mal richtig. Jetzt heisst dicke Bretter bohren und dranbleiben!
Die Visuals gefallen mir schon mal sehr gut. Bleibt bitte in dieser Richtung! Stylisch, übersichtlich und auf das beschränkt, was wichtig ist. Wer mehr in die Tiefe der Klangmanipulation reingehen möchte, klickt halt auf den „Advanced“-Button.
Alter aureapolierender Schwede! Wenn sich das Ding so anhört, wie es aussieht …
… aber bei Onkel Peter und Onkel Axel habe ich da eigentlich keine Bedenken.
Hut ab und ich freue mich schon. :-)
Das schaut schon recht vielversprechend aus. Bei diesem Entwicklerteam, kann ja nur klasse werden. Besonders freut es mich, dass auch mein größter Wunsch Gehör fand, ein gut ausgestatteter Arpeggiator/Sequenzer. Ist doch toll, dass es auch nach Weihnachten noch tolle Geschenke gibt ?.
Das sieht sehr schön aus, alles.
Nehmt Euch alle Zeit, die ihr braucht!
Ich freue mich auf jeden Fall jetzt schon.
Sehe ich auch so, Zeit nehmen und eine eher kleine benutzerfreundliche GUI als zu viel verspielte Grafik die keiner braucht. Swarm, Spread und Grain liest sich schon mal gut, jedoch würde ich es lieber technisch dargestellt sehen, in einer Art Matrix die Frequenz und Länge der Grains zeigt. An dieser Matrix hängen dann z.B. 8 Mod-Reiter, wo zusätzliche Parameter wie Blend(!), Swarm/Count, Detune, Formant und Stretch eingestellt werden können. Ein kleiner „Grainpainter“ mit Zugriff auf gespeicherte Grains, ermöglicht es diese ganz einfach chromatisch-harmonisch oder rein frequenzbezogen zu verteilen, strecken und den Mod-Gruppen zuzuweisen. Diese „Cluster“ sollten dann natürlich Layer/Patch/Performance-übergreifend speicher und aufrufbar sein. Das wäre dann nur der Punkt „Source“ in eurem Diagramm. Bin wieder wech…… ;)
Das Konzept liest sich schon mal vielversprechend.
Ich habe in der Zwischenzeit. nach vielen Jahren, mein NI Komplett upgedatet und bin dabei auf das sampleverwurstende Reaktor Ensemble FORM gestoßen. Was man da auf die Schnelle im Motion Curve Editor anstellen kann finde ich sehr spannend aber noch ausbaufähig.
Nur falls ihr noch eine Inspirationsquelle braucht. ;-)
Wow! Das sieht ja schon einmal gigantisch aus.
Babylon könnte wirklich der große Bruder vom Tyrell werden. Die „Schwarm-Intelligenz“ unserer Community, sprich die Ideen und Anregungen beim „Brainstorming“, bringt einen einzigartigen Digital-Synthetiseur hervor. Man könnte auch sagen – ein Traum wird wahr. Natürlich braucht es dazu auch so ein hochkarätiges Entwicklerteam u.v.m. …
Babylon könnte über die noch zu schaffende Amazona.de-Cloud seine Daten weltweit austauschen (Samples, Presets, Patterns des internen Sequencers und evtl. sogar ganze Songs) und so zur weltweiten Verbreitung der Musik und Verständigung der Völker einen Beitrag leisten. Noch weiter gedacht, könnten die Musiker mit Babylon in Real-Time miteinander Musik machen, ganz ohne KI und babylonische Sprachverwirrung. Stellt euch einmal vor, 100 oder vielleicht sogar 1000 Babylons treffen sich im Netz und improvisieren „Freude schöner Götterfunken“ oder auch nur „Jingle Bells“ oder andere weltweit bekannte Stücke.
Getreu dem Amazona.de-Motto: *** Music Can Change The World. ***
Ich bin wirklich gespannt, wie Babylon sein wird wenn er fertig ist.
Die Überlegungen bzw. die Architektur und die aktuelle Darstellung hätte ich so nicht vermutet wenn man bedenkt wie viele Ideen oder wünsche es gab, dass da so ein Synth bei rauskommt ist wirklich genial. Hierfür kann ich mich nur bei allen beteiligten Machern bedanken, Respekt.
Freu mich auf dem Tag an dem es released wird.
Hab erst heute mal wieder nach Neuigkeiten für den Babylon gesucht und bin von dem Artikel begeistert – das macht richtig Lust auf den Synth! :-) Weiter so!
Wenn man eigenen Samples einbinden kann wäre es auch schön selber Samplen zu können. Wie früher in einen ganz normalen Sampler. Record-Taste fertig. Das wäre der Hammer.
da werde ich ja allein beim anblick der gui kreativ…
Gibt es wieder was neues für uns aus dem Labor zu berichten? Ich weiß, die Musikbranche ist hart getroffen im Moment und ihr habt vielleicht gerade auch ganz andere Sorgen.
Von daher würde ich es auch unterstützen, wenn ihr für dieses Projekt ein Donation-based Crowdfunding machen würdet. Ich wäre auf jeden Fall dabei. Wo kann man schon für „ein paar Euro“ an einem Produkt mitwirken?
@adissu Leide nichts Gutes… nach unzähligen Widrigkeiten, ist das Projekt leider erst mal auf Eis gelegt worden. Wir berichten demnächst ausführlicher darüber, viele Grüße, Peter
@Tyrell Oh, schade! Das hat alles so vielversprechend angefangen … dann bin ich mal gespannt und hoffe, dass das Kind nicht schon endgültig in den Brunnen gefallen ist.
@Tyrell Sehr schade.
@Tyrell Das hört sich traurig an. Ich hatte mich schon sehr gefreut.