Ground Control to Major Tom
Wer sich hierzulande für Synthesizer interessiert, der ist sicher auch das ein oder andere Mal schon über das faszinierende Studio ALIENS PROJECT gestolpert oder hat etwas über seinen Besitzer Bernd-Michael Land, für Freunde einfach nur Bernie, gelesen. Zum dritten Mal berichten wir nun ausführlich über diese Kultstätte, die auch gut zu Roswell passen würde, am besten direkt neben Hangar 18. Den letzten ausführlichen Report gab es übrigens im August 2009, doch letztes Jahr könnt man auf Facebook den Untergang und die Räumung dieses einmaligen Studios miterleben. Wo war bitte der Denkmalschutz, wenn man ihn braucht?
Aber Freunde und Fans von Bernies ALIENS PROJECT mussten sich nicht lange sorgen. Schon bald hatte Bernie eine neue Heimat für seine Artefakte gefunden – und wie es nun aussieht, offensichtlich mit Punktlandung.
Alles zum Umzug, dem neuen Studio und Bernies künftige Pläne, hier im AMAZONE.de Interview, viel Spaß.
Peter:
Hallo Bernd, erst mal Gratulation zum 3. Interview in AMAZONA.de. Das hat ja noch nicht mal Hans Zimmer bei uns geschafft ;-)
Bernie:
Vielen Dank! Ich habe mich wirklich sehr darüber gefreut, dass so viele Leser von AMAZONA ein Interesse an meinem Studio und meiner Person hatten.
Peter:
Als wir Dich im August 2009 besucht hatten, war Dein ALIENS-PROJECT STUDIO für viele Leser ein wahrgewordener Traum gewesen. Nun haben wir gehört, dass du diese Kultstätte aufgeben musstest. Was war passiert?
Bernie:
Stimmt, ich bin eine andere Stadt gezogen und habe mein Domizil in neuen Räumen aufgeschlagen.
Das vergangene Jahr war schon etwas ganz Besonderes für mich, denn es kommt ja sogar unter uns Aliens nicht so oft vor, dass man sein ganzes Leben in nur fünf Monaten komplett auf den Kopf stellt. In solchen Situationen ist es dann ganz besonders wichtig, dass ein toller Partner zur Seite steht. Meine liebe Frau hat das alles unterstützt und richtig mitgezogen.
Peter:
Dein Beruf hat dich offensichtlich zu stark beansprucht. Erzähl, was genau hast du denn gemacht, dass du am Ende so ausgepowert warst?
Bernie:
Wenn man 30 Jahre lang selbstständig ist und immer mit Vollgas auf der Überholspur fährt, so kann das nicht immer ganz ohne Folgen bleiben. Ich hatte erfolgreich ein Fachgeschäft für Sicherheitstechnik betrieben und in dieser Branche ist der Stress häufig besonders groß. Im Schlüsselnotdienst gibt es ja kein „wir vereinbaren dann einen Termin“.
Mir war der alltägliche Druck einfach irgendwann zu viel und ich musste aus gesundheitlichen Gründen dringend kürzer treten. Meine Prioritäten im Leben habe ich dann vollends neu gesetzt und auf eine Sache konzentriert – die Musik und alles was damit zusammenhängt.
Peter:
Aber während all dieser Zeit hast du trotzdem Musik gemacht? Wie hast du das unter einen Hut gebracht?
Bernie:
Man muss sich entsprechend organisieren und regelmäßig eine feste Zeit für das musikalische Schaffen einplanen, sonst wird das oft nichts. Ich war konsequent immer einen Tag in der Woche ab mittags im Studio, dazu natürlich auch an diversen Wochenenden, Feiertagen und öfter auch während des Urlaubs.
In den kälteren und verregneten Jahresperioden war ich musikalisch immer besonders aktiv, da kann man ja auch draußen sonst nicht viel unternehmen.
Peter:
Das ALIENS-PROJECT STUDIO musstest du ja nun massiv verkleinern von über 110 qm
auf 50 qm. Was hast du denn mit all den Synthesizern gemacht – bzw. welche hast du abgestoßen?
Bernie:
Hauptsächlich habe ich mich von den großen modularen Schränken trennen müssen, dafür fehlt es in den neuen Räumlichkeiten an einer ausreichend großen Stellfläche. Verkauft wurden daher gleich mehrere große Cabinets (für Insider: insgesamt 200 Space / 5U wurden verkauft), u. a. der dicke Moog Modular (Clone), zwei Cases mit Roland System 700 Modulen und der phantastische PPG-300 Modularsynthesizer.
Dazu kamen noch der Korg PS-3100 und diverse kleinere Synthies, die ich aber weitgehend mit anderen Modellen ersetzen kann. Von meinem Marantz Pianocorder, einem selbstspielenden Klavier, musste ich mich natürlich auch loslösen.
Peter:
Hat dir da nicht das Herz geblutet wegen all der schönen Schätze?
Bernie:
Das betrachte ich eher etwas nüchtern und realistisch, in einem Synthesizer sehe ich zuerst das kreative Werkzeug.
Ein gutes Gefühl gibt mir aber auch die Tatsache, dass alle diese Schätzchen nun in gute Hände gelangt sind. Sämtliche Maschinen wurden an sehr liebe Menschen abgegeben, die wirklich Musik damit machen werden und diese Synthesizer zu schätzen wissen.
Das war mir persönlich jedenfalls wichtiger als auf Internetauktionen vielleicht einen höheren Preis zu erzielen. Okay, ich gebe ja zu, dass ich beim PPG Modular schon ein kleines Tränchen im Auge hatte.
Peter:
Ich habe auf Facebook Bilder gesehen, wie sich das schönste Synth-Science-Fiction-Studio der Welt in eine Baugrube verwandelt hat. Wie war das für dich selbst?
Bernie:
Ehrlich gesagt war ich selbst von mir überrascht, denn die ganze Aktion hat mich gar nicht sonderlich berührt. Da ist einerseits zwar der materielle Verlust, auf der anderen Seite ist da jedoch auch die große Freude auf viel, viel mehr Zeit, die ich jetzt für mein künftiges neues Studio zur Verfügung habe. Endlich eröffnet sich mir Möglichkeit, das Studio richtig nutzen zu können.
Das Hinarbeiten und Vorbereiten auf einen völlig neuen Lebensabschnitt ist aber auch total spannend. Ich gehe stets positiv durchs Leben und was gestern war, ist vorbei. Ändern kann man daran auch nichts mehr, sondern nur aus der gewonnen Erfahrung lernen. Frustriert nach hinten schauen, weil ich von der Zukunft nichts mehr zu erwarten habe, das ist einfach nicht mein Ding.
Peter:
Und jetzt. Wo hat das ALIENS-PROJECT STUDIO sein neues Zuhause bekommen – und hast du auch diesmal das Meiste selbst gestaltet?
Bernie:
Ich bin jetzt zum Kellerkind mutiert und wohne in einer gewöhnlichen, aber recht hübschen Doppelhaushälfte. Da die Räume hier nun deutlich kleiner sind, habe ich mich mit der Raumschiff-Deko ziemlich zurückgehalten, alles ist nüchterner gehalten und nicht mehr ganz so verspielt. Auf geflextes Aluminiumblech an Wänden und Decke wurde verzichtet, lediglich die Geräteracks und ein paar Tische wurden aus dem alten Studio übernommen und hier wiederverwendet.
Sehr schöner Artikel – Danke!
Selbst abgespeckt ist Bernies Studio noch ein Traum. Tolles Interview über einen tollen Künstler. Danke