Studenten entwicklen Körperschallresonanzlautsprecher
Über einen Beitrag der „Technischen Hochschule Nürnberg“ mit dem Titel „Vom Synthesizer zum Instrument“ sind wir neugierig geworden und haben uns über Prof. Dr.-Ing. Alexander von Hoffmann mit Lucas Lechermann in Verbindung gesetzt, der einer der beteiligten Studenten des Projekts war.
Peter:
Hallo Lucas, was genau ist ein Körperschallresonanzlautsprecher?
Lucas:
Hallo Peter, ein Körperschallresonanzlautsprecher dient wie auch ein herkömmlicher Lautsprecher zur Umsetzung von elektronischen Signalen in Schallwellen. Bei einem Lautsprecher wird dazu eine Membran in Schwingung versetzt und so in Schallwellen gewandelt.
Bei unserem Körperschallresonanzlautsprecher wird die Schwingung über Körperschallwandler an die Rückwand des Körpers übertragen. Dadurch wird die eingeschlossene Luft im Körper in Schwingung versetzt und der Ton entsteht. Da die Frequenz der Töne durch das spezifische Luftvolumen und der Öffnung in der Oberseite des Körperschallresonanzlautsprechers beeinflusst wird, ergibt sich ein eigener Klang wie bei einem Instrument.
Peter:
Wie kam es zu dem Projekt und wer war darin involviert?
Lucas:
Das Projekt entstand im Rahmen unseres Masterstudienganges Elektronische und Mechatronische Systeme an der Fakultät Feinwerktechnik und Informationstechnik der TH Nürnberg. Hier muss eine Projektarbeit in einer kleinen Gruppe durchgeführt werden. Da Herr Professor Alexander von Hoffmann immer sehr interessante Themen im Bereich der Akustik vergibt und wir alle großes Interesse an diesem Themengebiet hatten, haben wir uns an ihn gewandt. Sowohl meine Kollegen Bilal Aytar und Furqan Abbasi als auch ich waren sofort begeistert, als wir uns mit dem vorgeschlagenen Thema auseinandergesetzt haben.
Peter:
Das Ganze wurde im Standard für Euroracks gefertigt. Gab es dafür einen speziellen Grund?
Lucas:
Der Grund hierfür liegt zum einen darin, dass ein solches für den AUDIO/VIDEO-Arbeitsplatz an der TH Nürnberg angeschafft wurde. Der Körperschallresonanzlautsprecher ist ja speziell zur Verwendung mit Synthesizern gedacht, welcher in das Rack verbaut werden soll. Somit entsteht also ein kompaktes Gesamtsystem, mit dem man elektronische Musik erzeugen kann. Zum anderen ist es für die eventuell folgende Vermarktung sicher kein Nachteil, wenn unser System kompatibel auf die Standardmaße eines Eurorack zugeschnitten ist.
Peter:
Sicher macht ihr selbst elektronische Musik oder kommt das Eurorack auf den Fotos von der Universität?
Lucas:
Wir selbst machen bisher keine elektronische Musik. Wir mussten uns in das Thema bis auf das Grundwissen aus dem Studium einarbeiten, da diese Form der Musik neu für uns war. Ich selbst spiele seit vielen Jahren Klavier, habe also ein Verständnis für Musik.
Peter:
War das eine einmalige Sache oder ist geplant, den Lautsprecher auch kommerziell anzubieten z. B. als DIY-Bausatz?
Lucas:
Wir beraten aktuell über das weitere Vorgehen und die Weiterentwicklung unseres Prototypen. Zum einen ist es denkbar, den Körperschallresonanzlautsprecher als Projekt an der Hochschule weiterzuentwickeln und zu optimieren. Zum anderen ist aber auch eine kommerzielle Weiterentwicklung und Vertrieb ein denkbarer Weg für uns.
Peter:
Was genau muss man sich unter dem Masterstudiengang „Elektronische und mechatronische Systeme“ vorstellen?
Lucas:
Der Studiengang ist als eine Weiterführung von Bachelorstudiengängen wie Mechatronik, Elektrotechnik oder auch Medizintechnik. Der Vorteil ist, dass man als Student sehr breit seine Schwerpunkte wählen und sich so individuell spezialisieren kann. Meine Schwerpunkte liegen in Konstruktion und Elektronik.
Peter:
Wie sieht später das Berufsbild aus, das ihr anstrebt – ganz sicher nicht „Elektronik-Musiker“.
Lucas:
Nein, „Elektronik-Musiker“ wird es höchstwahrscheinlich nicht werden ?. Mit der momentanen Ausgangslage geht es vielleicht in die Entwicklung für Elektronik und Zubehör für elektronische Musik.
Aber es kann natürlich auch in ganz andere Branchen wie die Automobilindustrie oder andere Unternehmen, die Elektronik und Software entwickeln, gehen. Das wird die Zukunft zeigen, für welchen Weg sich jeder von uns entscheidet.
Peter:
Wir wünschen euch alles Gute und noch viele weitere tolle Projekte, bleibt gesund.
Lucas:
Vielen Dank. Ich wünsche auch viel Gesundheit und bedanke mich für das Interview.
Sieht toll aus! Da gibt es ja bereits den La voix du luthier aber eben noch nicht wirklich erhältlich.
Ein spannendes Thema! Ein Näherrücken von Akustik und Elektronik.
Viel Erfolg wünsche ich.
@martin stimming Akustik und Elektronik…. Ich würde gerne mal dieses Phänomen untersuchen, bei dem relativ leise Musik aus dem Küchenradio oder beim Spaziergang aus einer Wohnung plötzlich sehr genau und intensiv wahrgenommen wird. Da geht irgenwas mit der Resonanz einer ganzen Straße oder nur eines Raums ab. Im Lockdown quasi der Ambient, den man sonst nicht wahrnimmt. Vielleicht interessanter als man im ersten Moment glaubt das Thema.
Formschön und zweckneutral.
^^
Auf einem der Fotos sind Buchsen / Bedienelemente zu sehen. Es wäre schön, etwas über deren Funktionen zu erfahren!
In dem Interview wird gar nicht näher auf das Instrument (?) eingegangen oder habe ich etwas überlesen?
Ich hab mir sowas ähnliches gebaut, als ich 12 Jahre alt war, als Material diente eine lackierte Sperrholzkiste und ein altes Grundig Kofferradio, das ich auseinandernahm und den Lautsprecher umgedreht innen in der Kiste anbrachte. Danach schnitt ich je ein großes Loch in den Deckel und die Vorderseite und ging in der Folge meiner Familie und Nachbarschaft mit meiner neuen Krawallschachtel (O-Ton Vater) auf den Zeiger.
Die Hits der 50er und 60er der Radiosendung „Aus meiner Rocktasche“ auf Bayern 3 klangen mit dem Teil echt krass, gewisse Stücke schafften es, die Kiste in Eigenschwingung zu bringen, was einen zusätzlichen mittigen, im Grunde ekelhaften Schnarr in die Musik brachte, aber ich fands supertoll.
Als ich dazu überging, die Kiste laut plärrend aufs Fensterbrett zu stellen, während ich unten im Hof Fußball spielte, schritt schlußendlich mein Vater ein und brachte meine schöne Maschine unter lautem Schimpfen in den Keller, wo sie blieb, bis wir umzogen, und dann weggeschmissen wurde.
Also, ich meine, wenn jemand Bock hat auf Lightmans Körperschallkrawallschachtel von 1982, ich krieg die Bauanleitung wohl noch zusammen (völlig gratis), müßt euch halt ’nen alten Grundig-Radio besorgen….
erinnert mich an ein Interview aus den 90ern mit Eno:
„Ein syntesizer ist ein körperloses Instrument,
man müßte Lautsprecher entwickeln die dem ganzen eine Form geben“ (so sinngemäß).
Stimmt, sowas in der Art hat er mal gesagt — von ihm stammt auch der Trick, einen Gitarrenverstärker auf das Haltepedal eines Rhodes Pianos zu legen, mit voller Lautstärke Musik über den Verstärker abzuspielen und das Ausgangssignal des Rhodes abzuzapfen, in welchem die Stimmzungen zur Musik resonieren.
Die Idee des Resonators ist nicht neu — man denke an den Lautsprecher des Ondes Martenot –, aber ob sowas in Zeiten von zahllosen Filtermodulen im Eurorack-Format noch den Aufwand rechtfertigt?
Insbesondere das Fehlen von CV Kontrolle oä. Dann lieber den Taste Chips ECR-1.
keyfollow auf resonator pitch (…) ist super …
diese statischen akustischen resonatoren sind akustisch relativ uninteressant, gähn, Opa erzählt vom Krieg.
Hab‘ mir sowas mal in den 80ern schenken lassen. Nannte sich damals noch Castle Grayskull und da hab‘ ich He-Man und Skeletor reingepackt.
Interessanter Bericht. Gibt es da auch Klangbeispiele ?
Sollte man sowas nicht mit dem Thomann-Körperschallwandler und einem Cajon einfach realisieren können?
Für ca. 160€?
Und das zusammen mit den Resonanzabsorbersocken von ADAM Audio…ich sags euch, das fetzt euch weg. Alles klingt so klar und crispy.
Also ich verstehe die Häme gegenüber dem Konzept nicht, auch wenn der Artikel tatsächlich das wesentliche vermissen lässt.
Auf der Superbooth hatte ich Gelegenheit, bei Haken Audio die „La Voix du Luthier“ Schallwandler in Zusammenhang mit den Continuum Synths zu testen (https://www.la-voix-du-luthier.com) und das klang einfach wunderschön.
So wie eine Gitarre bestimmte Klangeigenschaften hat, wurde die rein digitale Klangerzeugung dabei um einiges an „Charakter“ erweitert und bekam einen ganz eigenen Charme, der tatsächlich sehr viel mehr an ein klassisches Instrument erinnerte als an einen „normalen“ Synthesizer.
Ich experimentiere selbst auch mit „Excitern“ und das ist schon spannend, wie man bestimmte Objekte und Materialien zum klingen bringen kann.
Z.B. auch für Installationen immer wieder interessant…
Cheers,
Tom
@ThomasHelzle Der Spott kommt daher das so ein Ding halt unflexibel wie Sau ist. Alles bekommt den gleichen Resonanzkörper, egal welcher Klang. Na toll. Nix ist veränderbar, weder die Größe noch das Material, noch an welcher Stelle der Klang aufschlägt.
Die einfachsten PHyscical Modeling algos rennen akustisch Kreise um so ne simple Holzbox rum. ;)
„Die Subtilität der klang Diffusion“ „spectral blah blah“ und was da bei so Kisten immer geschwurbelt wird, am arsch, geschenkt.
Genau das Gegenteil will man, krasse Geschichten die den Klang sonstwohin katapultieren und modulierbar sind bis zum st. Nimmerleinstag . ;)
Will ich eine Blechdose, ein Klavierkiste, eine geigenkiste, ein Vibraphone? ;) :)
Und mit Mikrofonen muss man dann auch nicht mehr in Räumen rumturnen 🤡