The Circuit Bending Maker
Aufgefallen ist uns Andreas Noa bei der regelmäßigen eBay Recherche zur Erstellung der Syntacheles Liste. Da tauchten plötzlich umgebaute R8 und TR505 Drumcomputer auf, deren Soundbeispiele gar nicht mehr vertraut klangen, sondern fremdartig, synthetisch und faszinierend. Wen die Materie fasziniert, sollte auch unser Special zu Thema lesen, dieses findet IHR HIER (KLICKEN).
Grund genug für AMAZONA.de, Kontakt zu suchen mit einem Musiker, der sich dem CIRCUIT BENDING verschrieben hat.
AMAZONA:
Was bedeutet eigentlich Curcuit Bending und woher kommt der Begriff?
ANDREAS NOA:
Der Begriff bedeutet soviel wie „Schaltkreise verbiegen“. Man versteht darunter die experimentelle Manipulation von Audioschaltungen. Damit lassen sich den Geräten Klänge entlocken, die den Entwicklern seinerzeit garantiert nicht vorgeschwebt hatten. Geprägt wurde das sogenannte Circuit Bending von einem gewissen Herrn Reed Ghazala in den 60er und 70er Jahren.
Man kann übrigens darüber streiten, ob das, was ich mit den Geräten mache, wirklich Circuit Bending genannt werden kann, weil ich nach Plan vorgehe und auch einmal gefundene Vorgehensweisen wieder verwende. Das widerspricht der Auffassung von einigen Leuten, die Circuit Bending als experimentellen Prozess sehen, bei dem dann zufällig ein „schönes“ Ergebnis zustande kommt. Man kann also sagen, ich modifiziere bzw. baue um, das trifft es genauer.
AMAZONA:
Wie bist Du darauf gekommen, selbst Geräte zu modifizieren?
ANDREAS NOA:
Ich selbst mache seit 1996 hobbymäßig elektronische Musik und bin daher immer auf der Suche nach ausgefallenen Klängen. Vor circa fünf Jahren bin ich dann im Internet auf das Circuit Bending gestoßen. Es handelte sich dabei meist um alte Casio-Keyboards, Lerncomputer für Kinder und alle Arten von Elektronikspielzeug. Da ich einschlägig ausgebildet bin (Kommunikationselektroniker), dachte ich mir, das Prinzip könnte man doch auch auf „richtige“ Musikinstrumente übertragen. Ich habe mir also bei eBay eine alte Roland TR-505 gekauft und siehe da, es funktionierte. Ich baue seitdem nur professionelle Geräte um, schließlich soll das Ergebnis auch richtigen Nutzwert haben.
AMAZONA:
Welche Geräte hast Du bislang modifiziert?
ANDREAS NOA:
Roland TR-505, TR-626, R-5, R-8 und Korg DDD-1, alles sehr gut geeignete Drummachines. Dieser Tage arbeite ich an einer Alesis HR-16, bislang mein aufwändigstes Projekt. Die „Bends“ werden per MIDI steuerbar sein, sie wird ein komplett neues Soundset bekommen, einen Analogfilter mit Hüllkurve und ein digitales Reverb-Modul.
AMAZONA:
Machst Du das auch im Auftrag für weniger technisch begabte Musiker?
ANDREAS NOA:
Ja, auf Anfrage mache ich das auch für andere. Bis jetzt habe ich jeweils eine TR-505 für einen eBay-Kunden und einen anderen Bekannten umgebaut.
AMAZONA:
Mit welchen Kosten muss man da rechnen?
ANDREAS NOA:
Je nach Aufwand. Für eine TR-505 zum Beispiel nehme ich zwischen 100 und 150 Euro, jeweils plus Gerät. Bei Materialkosten zwsichen 20 und 30 Euro und fünf bis zehn Stunden Arbeitsaufwand denke ich ist das ein fairer Preis. Natürlich bestimmt der Kunde den Umfang des Umbaus.
AMAZONA:
Kann man nach dem Umbau den Units auch auf Wunsch die normalen Töne wieder entlocken?
ANDREAS NOA:
Selbstverständlich. Ich baue die Geräte immer so um, dass die Erweiterungen zuschaltbar sind, also auch abschaltbar. Dann verhalten sich die Geräte wie im Originalzustand. Auch müssen bei Verwendung von Erweiterungskarten alle Umbauten abgeschaltet sein, weil sonst die Karten von den Geräten nicht richtig erkannt werden. Nach dem Einschalten, wenn alle Karten erkannt worden sind, kann dann nach Lust und Laune geschaltet werden und der Umbau wirkt sich genauso auch auf die Sounds der Karten aus.
AMAZONA:
Hast Du eine Webseite, auf der man sich Soundbeispiele anhören kan?
ANDREAS NOA:
Leider nein. Bis jetzt habe ich nur etwas Webspace, auf dem ich für die eBay-Auktionen und „Mundpropaganda“ Soundbeispiele bereitstelle. Mittelfristig werde ich mir aber eine Homepage einrichten.
AMAZONA:
Und noch eine Abschlussfrage: Wie können Dich interessierte Leser erreichen, wenn Sie Dir einen Auftrag für einen Umbau geben möchten?
ANDREAS NOA:
Am besten über meine Email-Adresse ;-): andreas.noa“at“web.de
Noch während wir das Interview führten stand fest – Andreas Noa muss auch für die AMAZONA.de Redaktion eine Unit umbauen. Kurzerhand wurde ein KORG DDD5 organisiert und an Andreas geschickt. Für eine besonders schöne CUSTOM-Version durften wir uns sogar die Farbe der Gehäuseplatten, die Farbe der LEDs und der Potis aussuchen.
Laut Andreas wird der Umbau nun mehrere Wochen Zeit in Anspruch nehmen. Sobald wir die Unit wieder in Händen halten, werden wir hier natürlich ausführlich davon berichten, Fotos einstellen und Soundbeispiele liefern.
Zu den Soundbeispielen:
Alle folgenden Soundbeispiele wurden von Andreas Noa eingespielt und sind im Laufe von Jam-Sessions im Livebetrieb entstanden.
Also ich bin vor kurzem erst auf das Thema Circuit Bending gekommen und war ehrlich gesagt total schockiert, was die Leute da auf Youtube mit den armen Geräten angestellt haben. Da kommt größtenteils einfach nur Krach raus. Aber dieses professionelle Circuit Bending klingt sehr interessant, sind solche Geräte doch eine wahre Goldgrube für Minimal, Techhouse oder ähnliches. Wobei ich solche Percussion auch gerne mal in Trance Tracks einbaue :)
@phre4k3r Verdammt, hab grade erst gesehen wie alt der Beitrag ist :)
Yoo, hab mir ne TR 505 von digitaltrash.info modden lassen. Circuit-bending klingt supa für Trance beats.
kann ich nur bestätigen.
P.S. Zeit spielt keine rolle :)