Jetzt wird's heiß!
Hallo elektrifizierte Musiker!
Jeder, der ein elektrisch verstärktes Instrument spielt, benötigt abgeschirmte Kabel. Diese kann man vorkonfektioniert in allen Längen, Variationen und Qualitätsstufen erwerben. Manchmal hat man aber auch spezielle Anforderungen an ein Kabel, z.B. wenn es besonders lang bzw. kurz sein muss. Manchmal benötigt man einen gewinkelten Klinkenstecker an nur einem Ende des Kabels. Vielleicht bekommen wir auch ein paar alte Kabel geschenkt, die teilweise defekt sind, aber noch repariert werden können oder brauchen einen Adapter von XLR auf Klinke. Es existieren viele Gründe für das „Recyceln“ bzw. Reparieren gebrauchter Kabel. Das gilt natürlich gleichermaßen für das Fertigen neuer Kabel nach individuellen Ansprüchen.
Ich persönlich habe selten ein Kabel gekauft, sondern stets selbst gelötet, nicht zuletzt, weil ich Spaß am Löten und Basteln habe. Durch das Löten kann man unter Umständen auch etwas Geld sparen, auch wenn man beispielsweise defekte Kabel etwas verkürzt, die Stecker neu anlötet und somit wieder zum Leben erweckt oder ein Konvolut von gebrauchten Kabeln erwirbt, um diese für die eigenen Bedürfnisse zu modifizieren.
Musikerkabel für Bühne und Studio selbst löten
Heute wollen wir uns also mit dem Löten dieser Kabeln beschäftigen. Das Studium dieses Workshops eignet sich also gleichermaßen für Gitarristen, Bassisten, Keyboarder als auch Interessierte im Bereich Studio, Bühne und Tontechnik. Auch wenn vielen unter uns diese im Folgenden beschriebenen Techniken längst vertraut sein sind, mögen diese jedoch gerade für den Einsteiger oder nicht allzu Technik-affinen Musiker interessant sein. Dieser Workshop vermittelt dem „elektrifizierten“ Musiker mit einfachen Worten und leicht verständlich die wichtigen Informationen zur Praxis des Lötens und den zur Verwendung kommenden Kabel bzw. Stecker. Wer sich auch für die Theorie bzw. Physik interessiert, der kann bei Bedarf über die eingefügten Hyperlinks auch an weitere Informationen gelangen.
Workshop E-Gitarre: Audiokabel für Bühne und Studio
In der Musikbranche, speziell auf der Bühne und im Studio, haben wir es meist mit sogenannten abgeschirmten Kabeln zu tun. Diese besitzen eine bzw. zwei signalführende Litzen und sind wiederum von einer Vielzahl feiner Kupferlitzen umringt, die den sogenannten Schirm bzw. die Masse bilden. Da die Masse stets mit dem Gehäuse (Chassis) des korrespondierenden Verstärkers bzw. Mischpultes Kontakt hat und diese wiederum mit dem Schutzleiter des Netzkabels (Erde) Kontakt haben, lassen sich so wirkungsvoll Störgeräusche durch Einstreuungen (wie z.B. Licht oder 50 Hz Brummen) vermeiden bzw. an Masse abführen. Die Verwendung von Kabeln mit Abschirmung ist absolut dringend erforderlich, um unser kostbares Signal vor allerhand schmutzigen umherschwirrenden Signalen bzw. Einstreuungen zu schützen.
Wir begegnen vornehmlich zwei Typen von Kabeln: das Instrumentenkabel, in Verbindung mit 6,3-mm-Klinkensteckern, das zur Verbindung unserer Instrumente mit Verstärkern (Pedalboard, DI Boxen) etc. dient:
Dieses sogenannte unsymmetrische Kabel hat lediglich zwei Adern, die signalführende, sogenannte heiße Ader und die Masse (bzw. Erde, Ground), welche die „heiße Ader“ umschließt und aus vielen sehr feinen Kupferdrähten besteht und das XLR-Kabel (Masse-links-rechts), welches man im Fachjargon als symmetrisch bezeichnet und u.a. Mikrofone mit Mischpulten verbindet.
Ein Mikrofonkabel besitzt jeweils eine „heiße“ Ader (rot) und eine „kalte“ Ader (blau bzw. weiß) und natürlich auch die sie umschließenden kupfernen Masseadern (Abschirmung).
Tutorial E-Gitarre: Benötigtes Werkzeug fürs selbst löten von Audiokabeln
Beim Löten von Kabeln sollten wir über einige Werkzeuge verfügen:
einen Lötkolben, der für unsere Zwecke eine Leistung von ca. 25 Watt, max. 50 Watt haben sollte. Ich verwende eine Lötstation von Weller, die eine einstellbare Temperatur besitzt, aber auch mein betagter Ersa Multitip 25 hat mir stets gute Dienste geleistet. Wenn man nur gelegentlich lötet, ist ein preiswerter Lötkolben für ca. 15,- Euro zunächst vollkommen ausreichend.
Des Weiteren benötigen wir natürlich Lötzinn. Bleifreies Lötzinn hat einen deutlich höheren Schmelzpunkt und eignet sich daher nicht gut für unsere Zwecke. Im Gegensatz zum industriellen Einsatz ist im privaten Bereich verbleites Lötzinn erlaubt. Ein feuchtes Schwämmchen (zurechtgeschnittener Küchenschwamm) zum Sauberhalten der Lötspitze empfiehlt sich ebenfalls.
Auch eine Abisolierzange kann von Nutzen sein, dessen Aufgabe kann aber notfalls auch mithilfe eines Cuttermesser erledigt werden. Um Verbrennungen unserer Finger zu vermeiden, ist auch eine kleine Zange hilfreich, mit der man das Kabel beim Löten festhält.
Hilfreich ist gleichermaßen ein kleiner Schraubstock oder eine sogenannte dritte Hand, da wir beim Löten stets zu wenig Hände haben, um das Zusammenführen der Werkstücke (Stecker, Kabel), des Lötkolbens und Lötzinns gleichzeitig zu bewerkstelligen. Ein Krake hätte physisch gesehen die besten Voraussetzungen, ein guter Löter zu sein, da er über genügend Arme verfügt. Aber in flüssiger Umgebung zu löten, ist wiederum auch nicht ideal.
Wer es absolut perfekt haben will, kann noch Schrumpfschlauch einsetzen. Diesen gibt es im Fachhandel in vielen verschiedenen Größen zu erwerben. Nach der Fertigstellung der Lötstelle kann er über das Kabel bzw. den gelöteten Kontakt geschoben werden und durch Erhitzen (mit Heißluftpistole, Feuerzeug etc.) zum Schrumpfen gebracht werden. Er stellt dann auch eine Isolierung her, somit lassen sich Kurzschlüsse im Inneren des Steckers vermeiden. Auch hier nicht vergessen, den Schrumpfschlauch vor dem Löten über das Kabel zu ziehen und weit genug (ca. 2 cm) von der zu lötenden Stelle fernzuhalten, da er sonst bereits beim Löten zu schrumpfen beginnt.
Workshop E-Gitarre: Löten eines Instrumentenkabels
Hier muss zunächst die äußere Plastikummantelung des Kabels entfernt werden. Ein ca. 2-3 cm langes Stück ist voll ausreichend. Dann entfernt man etwa 5 mm der Ummantelung des signalführenden Kabels. Das könnte dann etwa so aussehen:
Dann bringt man auf beide Litzen zunächst etwas Lötzinn auf (verzinnen) und schneidet die Litzen genau passend für unseren Stecker. Dann wird zunächst der Massekontakt gelötet. Wenn dieser zufriedenstellend sitzt, kümmern wir uns um den heißen Kontakt, der mit der Spitze (Tip) unseres Klinkensteckers korrespondiert. Hierbei kann (nicht muss) die Litze durch das kleine Loch in der Kontaktlasche gezogen werden.
Merke:
Beim Löten ist es besonders wichtig, vor allem das Werkstück ausreichend zu erhitzen und nicht nur das Lötzinn, damit eine sichere bzw. dauerhafte Verbindung und keine sogenannten „kalten Lötstellen“ entstehen. Das Werkstück sollte so heiß sein, dass das Lötzinn schön über beide zu verlötenden Teile fließen kann. Nach Löten des Kontakts sollten wir eine silbrig glänzende Lötstelle sehen. Eine Überhitzung unseres Werkstücks sollten wir natürlich vermeiden. Hier muss der ungeübte Löter zunächst Erfahrungen sammeln, aber mit etwas Gefühl und ein wenig experimentieren wird alles von Erfolg gekrönt sein.
Vor dem finalen Löten sollte man sich bitte nochmals davon überzeugen, die schraubbare Kappe und das durchsichtige Isolierröhrchen aus Plastik bereits auf dem Kabel sitzen zu haben, denn nichts ist ärgerlicher, als nach erfolgreichem Löten des Steckers feststellen zu müssen, dass man die Kappe vergessen hat, dann muss man die ganze schöne Arbeit nämlich wiederholen, was ungemein „abturnt“ bzw. gar keinen Spaß macht.
Beim 6,3 mm Klinkenstecker gibt es einige Möglichkeiten, z.B. die Masse am Stecker anzulöten. Ich erledige das meist folgendermaßen:
Gelegentlich feile ich mit einer kleinen Schlüsselfeile noch eventuell entstehende Unebenheiten flach, dann lässt sich das Isolierröhrchen leichter über den gelöteten Stecker ziehen. Nach dem Löten des Klinkensteckers sollte man mit einer Zange noch die beiden Metalllaschen zur Zugentlastung nach innen, eng (nicht zu stramm) um das Kabel biegen und anschließend die Metallhülse aufschrauben. Fertig! Verfügen wir über ein Messgerät, können wir unser Werk noch einmal auf ordnungsgemäße Funktion prüfen. Dabei sollten wir zwischen den Massepolen beider Stecker bzw. den heißen Kontakten keinen Widerstand, also Durchgang (max. 10 Ohm) messen. Keinesfalls darf ein Kurzschluss zwischen Masse und heißem Pol bestehen, da unser Kabel dann seine Aufgabe nicht erfüllen würde.
Workshop E-Gitarre: Löten von Mikrofonkabeln
Der XLR-Stecker wird in den Variationen weiblich und männlich angeboten. Ein Mikrofonkabel hat standardmäßig an jedem Ende jeweils einen Stecker jeder Sorte, sodass man durch Zusammenstecken mehrerer Kabel eine quasi beliebige Länge zur Verfügung hat. Durch ihre Symmetrierung hat man auch bei langen Kabelwegen quasi keine Einbußen im Klang.
Die Anschlüsse eines XLR-Steckers sind einfacherweise nummeriert. 1 = Masse, 2 = heiß, 3 ist kalt. Diese sollte in jedem Fall beherzigt werden, so kann man eine Verwechslung grundsätzlich ausschließen. Der geöffnete Stecker bzw. deren einzelne Komponenten sehen wie folgt aus:
Auch hier gilt:
Zunächst die Kappe und Zugentlastung (1. und 2. von rechts) auf das Kabel stecken, Kabel anlöten (1. von links) und schließlich die Metallhülse aufschrauben. Anschließend wieder durchmessen oder einfach ausprobieren und auf korrekte Funktion prüfen.
Wir hoffen, dass dieser Beitrag für den einen oder anderen nützlich ist und wünschen weiterhin frohes und knackfreies Kabel löten!
Hier unsere Workshops auf einem Blick:
- Workshop E-Gitarre: Tonabnehmer, Humbucker, Singlecoils
- Tutorial E-Gitarre: Vibrato, Floyd Rose, Tremolo
- Workshop E-Gitarre: Oktavreinheit
- Workshop E-Gitarre: Saitenwechsel
- Ratgeber E-Gitarre: Rund ums Plektrum
- Tutorial E-Gitarre: Humbucker und Coil-Tapping
- Workshop E-Gitarre: Effektpedale richtig verkabeln
- Workshop E-Gitarre: Mikrofonierung von Amps
- Tutorial E-Gitarre: Rund ums Delay
- Workshop E-Gitarre: MIDI Für Gitarristen
- Tutorial E-Gitarre: Gitarrenpflege
- Workshop E-Gitarre: True Bypass oder Buffer
- Tutorial E-Gitarre: Overdrive, Fuzz und Distortion
- Workshop E-Gitarre: DIY Workshops
- Ratgeber E-Gitarre: Survival Guide für Bands
Ganz schön aufwendig – um am Ende an ein Mikrofonkabel zu gelangen. Außerde braucht man jede Menge Werkzeug. Das ist dann eher so ein Männerding. Mein letztes Mikrofonkabel (10 Meter) hat 10 Euro gekostet und besitze ich nun seit drei Jahren ;-)
http://bit.ly/2tHSuND
@lena Einfache kleine Lötstationen mit Temperaturregelung gibt’s manachmal beim Discounter oder eben bei ebay für unter 15€. Eine Kombizange und einen Seitenschneider braucht eigentlich jeder, der mal irgendwas selber machen will. Ist also kein teurer Einstieg.
Das Abisolieren und Löten ist mit etwas Übung eine Sache von Minuten. Dafür bekommt man dann Kabel in der genau der benötigten Länge. Und das was an Billigkabeln vor 10 Jahren noch gut gewesen sein mag, ist heute auch nicht mehr dasselbe. An Kupfer und Isolierung wird immer mehr gespart. Kauft man stattdessen gutes Kabel als Meterware und gute Stecker, spart man zwar nichts mehr, hat aber bessere Qualität.
„Und das was an Billigkabeln vor 10 Jahren noch gut gewesen sein mag, ist heute auch nicht mehr dasselbe.“
Da sagst Du was – heute bekommt man für wenig Geld IMHO deutlich bessere Qualität und Haltbarkeit als noch vor 10 Jahren, geschweige denn als um die Jahrtausendwende, als es mit Chinaware so richtig losging.
Wertlosen Tand kaufen kann man natürlich immer noch, es gehört aber viel mehr Energie und ein Ali Express-Account dazu.
Wenn du Lötanfänger bist: Mach es nicht.
Gib lieber Geld für ein qualitativ hochwertiges Kabel aus. (Damit meine ich keinen Esotherikkram wie Vovox).
Schlecht gelötete Kabel bringen nur Ärger.
Exakt. Ich kann nicht löten, Lötstellen heißen bei mir Lötklumpen und lösen sich meist recht schnell wieder – wenn sie überhaupt halten. Dazu kommt, dass ich für ein Gitarrenkabel geschätzte zwanzig bis dreißig Minuten brauche. Bei den derzeitigen Preisen für gute konfektionierte Kabel lohnt sich das einfach nicht.
Das ist nun wirklich keine Ingenieurskunst. Einfach nur einmal von jemandem zeigen lassen, wie man es richtig macht, danach klappt es immer.
Im Grunde gibt es nur eine Regel: die beiden Teile (Kabel und Kontakt) müssen schon zusammen liegen, werden gleichzeitig mit der Lötspitze 3 Sekunden erhitzt, dann wird der Lötdraht drangehalten (an das zu verlötende, nicht nur an die Lötspitze) und noch weiter eine Sekunde erhitzt. Fertig. (dazu braucht man eine Haltevorrichtung „helfende Hand“)
Danke für die Hinweise. Dennoch sehe ich bei den aktuellen Preisen für hochwertige Kabel den Nutzen nicht. Trotzdem hat auch Dein Beitrag mich dazu animiert, mir einen neuen Lötkolben zu kaufen. Einen Lötständer besitze ich schon länger, auch für andere Dinge.
Einzelne Mikrofonkabel habe ich bisher auch noch nicht löten müssen. Die gehen bei mir auch nicht kaputt.
Aber bei Sonderanfertigungen, Profi-Patchbays, Multicores und grösseren Mischpulten lässt es sich dann nicht mehr vermeiden. Man kann sich natürlich alles anfertigen lassen, aber dann wird es richtig teuer.
löten ist kein hexenwerk. und geht schneller als bestellen oder im laden kaufen, wenn sich mal was verabschiedet hat oder wenn man sonntagabend schnell mal was machen will.
eine sache kann man nicht genug betonen: das verzinnen – zuerst beide kabelenden separat mit zinn benetzen und durchdringen, dann erst die komplettverbindung angehen. sonst gibt’s kalte lötstellen.
Mit dem selbst Löten ist es wie beim Reifenwechseln am Auto. Kann man schön in der Werkstatt machen lassen, bleibt das Auto aber Nachts im Wald mit Funkloch liegen hilft es ungemein mal über den Tellerrand geschaut zu haben.
Lötspitze übrigens vor jeder Lötung im Silikonschwämmchen abstreichen, ein paar Sekunden warten, bis die Spitze wieder auf Temperatur ist.
Spitze von unten an das Bauteil führen (Wärme steigt nach oben) und man sieht die Verteilung des Zinns besser (IMHO). Vorm Abschalten des Kolbens die Spitze komplett verzinnen, dann hält sie länger.
@Filterspiel Danke für eure Kommentare. Kann mich nur anschließen. Das gute Verzinnen ist in der Tat wichtig, genau wie eine saubere Lötspitze.
@Filterspiel „[…]bleibt das Auto aber Nachts im Wald mit Funkloch liegen hilft es ungemein mal über den Tellerrand geschaut zu haben.“
Jo, vor allem da seit einem Vierteljahrhundert kaum noch PKW mit Reserverad angeboten werden. :-P
Andererseits gibt es auch keine Gewähr mehr, beim Zuschauen in der Werkstatt Richtiges zu lernen. Wenn so ein „Teileeinbauer“ die Felgenschrauben entspannt der Reihe nach anzieht statt über Kreuz, da wird selbst einem erklären Nicht-Schrauber-Nur-Fahrer mulmig.
Löten ist bei mir aus der Not gebohren keine passende Kabel zu finden.
Ich brauche häufig Stereo 5-pol. XLR. Für die minimale Ausstattung inklusive dem sehr wichtigen Kabeltester habe ich um die 100 Euro ausgegeben. Aber das lohnt sich und nach der ersten Investition sind die Folgekosten überschaubar. Adapter lasse ich mir von Schulz-Kabel anfertigen. Hirose Kabel habe ich mir bei Kortwich Berlin anfertigen lassen und dabei sogar Geld gespart. Bei »deine Röhre« findet man viele Anleitungsvideos, Belegpläne bei Neutrik. Besonders die Sommer Cable Anleitung fand ich sehr gut. Wichtig ist das die Kabel vor der verzinnen nicht zusammengedreht werden und man Silberlot verwendet. Ich hatte das vorher auch falsch gemacht. Mittlerweile habe ich nur noch Sommer- & Schulz- Kabel mit Neutriksteckern und aller Ärger hat sich in Luft aufgelöst.
Gestattet mir eine Bemerkung, weil das im Artikel nicht erwähnt wird: Die meisten modernen Gitarrenkabel haben unter dem Schirm um den Innenleiter herum eine schwarze, leitende Schicht, die sehr nach Isolation aussieht aber, wie erwähnt, leitend ist. Damit soll das lästige Geknister beim Kabelbewegen reduziert werden. Diese Schicht MUSS unbedingt entfernt werden! Wenn sie mit einem Teil des heißen Innenleiters, z.B. am Stecker in Berührung kommt, gibt das einen zarten Kurzschluss. Wir schalten dann quasi den Widerstand dieser Schicht unserem Tonabnehmer parallel, das mag der garnicht, er will nämlich einen hochohmigen Abschluss. Ich hatte schon ein paar Jungs mit selbst gelötetem Kabel bei mir im Musikladen, die sich wunderten, warum ihr Gerät so leise und dumpf klang. Fällt vielleicht bei ultra-mega-high-gain nicht gleich auf, aber clean klingt das, mit Verlaub, echt scheiße…Also: Weg mit dem schwarzen Kram, gekratzt, gehobelt, geschnitten oder vorsichtig abisoliert, bis man auf der meist hellen Innenisolation ist, dann klappt das!
@Markus Musikladen Mal wieder was dazugelernt, danke!
Kleine Bemerkung: im professionellen Umfeld benutzt mittlerweile wirklich niemand mehr Schwämme zum Reinigen von Lötspitzen. Es werden ausschließlich trockene Lötspitzenreiniger aus Messingwolle verwendet, die die Lötspitze nicht so stark abkühlen. Denn eine korrekte Temperatur ist das A und O beim ordentlichen Löten. In diesem Sinne ist auch eine ausreichend leistungsfähige temperaturgeregelte Lötstation notwendig. Wer nur einen ungeregelten Lötkolben hat sollte besser Tiffanylampen fertigen als Stecker anlöten.
Und noch ein kleiner Tip, den ich von einem Fertigungsleiter bekommen habe: Die Lötspitze reinigen, wenn man den Lötkolben aus dem Halter nimmt, nicht, wenn man ihn ablegt. Die oxidierten Harzreste (der „Dreck“) schützen nämlich die Beschichtung der Lötspitze und sie hält so länger. Und, natürlich, den Lötkolben bei längerer Nichtbenutzung abschalten.
Hat jemand eine Empfehlung für gute Kabel (Meterware)?
@swift Bei den üblichen „Musikdiscountern“ nach „Kabel Meterware“ suchen, „nach Preis sortieren – billigste zuerst“ anklicken und dann die ersten zwei Seiten überspringen ;-)
Unter 1€/m kann nur Schrott sein. Ab 2€ wirds brauchbar, ab 3€ gut. Ab 10€ Esoterik.
Und genau so wie es auf dem Beispielfoto gezeigt wird sollte es eben NICHT AUSSEHEN.
Ganz deutlich ist zu sehen das die gesamte Zuglast dort auf dem Innenleiter liegt , also dem schwächsten Teil der ganzen Konstruktion.
Innenleiter etwas länger belassen als benötigt und nach dem löten eine kleine Kurve darin, dafür ist eigentlich immer Platz im Stecker , dann kann es unter Last und bei Bewegung etwas nachgeben ohne die Lötstelle zu belasten.
@Killnoizer Hallo Killnoizer,
danke für den Tipp, dieser könnte die Geschichte tatsächlich noch weiter perfektionieren. Ich lötete bisher schon viele Duzende Stecker an Instrumentenkabel, diese hielten allerdings bisher ausnahmslos sehr lange (nutze ausschließlich hochwertige Kabel und Stecker) und arbeiten absolut zuverlässig. Werde dein Tipp bei nächster Gelegenheit mal beherzigen.
@Killnoizer Wichtig ist nur, die Litzen vom Innenleiter und dem Schirm nicht ganz zu verzinnen, da die verzinnten Kabel, wenn sie brechen es genau dort tun. Durch das Zinn geht viel von der Flexibilität des Kupfers verloren. In meiner Ausbildung hieß es immer: Jede Lötstelle ist eine programmierte Bruchstelle. Da ist was Wahres dran:) – nimm 2 Stück Innenleiterlitze isoliere sie ab und verzinne nur eine davon. Nun biege sie hin und her. Die verzinnte wird nach wenigen Bewegungen brechen.
Zu dem Beispielfoto: Die Lötstelle ist schon in Ordnung – durch die ‚kleine Kurve‘ steht die Lötstelle konstant unter mechanischer Spannung, was auch wieder nicht gut ist. Die mechanische Beweglichkeit des Kabels wird von der Zugentlastung im Stecker ausreichend geschützt.