AMAZONA.de:
Scapes ist ja auch ziemlich abgefahren, woher kam die Idee dafür?
IGOR:
Die eigentliche Inspiration war es, ein Instrument mit vielen Facetten zu kreieren, das in der Lage sein sollte, rhythmische Klangstrukturen und -landschaften zu erschaffen, wie auch eingehende Signale verarbeiten zu können. Alles natürlich mit dem gewissen Etwas.
JOSH:
Auch Scapes war ein Produkt, das wirklich seinen eigenen Willen entwickelte. Zuerst war es ein Soundscape-Generator. Dann fing es an, sich in ein perkussives Instrument, einen Synthie zu verwandeln und sich schließlich in einem Effektprozessor zu verwirklichen. Irgendwann entschieden wir, dass Scapes das alles konnte und auch können sollte. Auf eine sehr ansprechende Art und Weise noch dazu. Anstatt die Funktionen in mehrere Produkte aufzuteilen, packten wir sie zusammen, was in einem sehr außergewöhnlichen Instrument resultierte.
Egal ob Sound-Designer, Komponist für Videospiele, Musiker oder iPad-Enthusiast, für jeden kann Scapes sehr nützlich sein. Außerdem macht es einfach Spaß, damit zu arbeiten.
Wir hatten echt nicht das Potential der iPad-Kontrolle vorausgesehen, bis wir mit den Leuten von Konkreet Labs zusammentrafen. Die hatten gerade ihre Konkreet Performer iPad-Kontroller App fertig entwickelt, als wir Scapes veröffentlichten. Diese zwei Komponenten arbeiten wirklich hervorragend zusammen. Als ich es zum ersten Mal als Set aufbaute, setze sich meine Frau davor und fing an damit herumzuspielen, eine Stunde lang oder so. Ich schwöre, ich musste es aus ihren Händen reißen. Dabei ist sie gar keine Elektronikmusikerin, was sie aber nicht daran hinderte, damit Spaß zu haben. Das ist wirkliche eine Seite von Scapes und iPad, die und völlig überrascht hat.
Twisted Tools – Scapes, Gated Sequencer
AMAZONA.de:
Ihr habt soviel in Scapes gepackt, musste ihr trotzdem etwas weglassen?
JOSH:
ich denke, dass wir ein wirkliche einzigartiges Instrument geschaffen haben, und wir sind auch sehr stolz darauf. Auch die Rückmeldungen waren bis jetzt überwältigend. Also: nein.
AMAZONA.de:
Bis vor kurzer Zeit war ich wirklich der Ansicht, dass die Granular-Thematik durch wäre, da es effektiv nur wenige Produkte gibt, die einen distinktiven, geschweige denn einen interessanten Klang erzeugen konnten. Dann kam Curtis von Strange Agency für den iPod, und mein Interesse war wieder geweckt. Was ist eure Haltung zu dem Thema.
IGOR:
Ich denke, Scapes beantwortet die Frage hinreichend. (*lacht*)
JOSH:
Das Witzige ist, dass wir uns tatsächlich über Ansichten wie deine Gedanken gemacht haben und genau aus diesem Grund den Namen von Grainscapes nach Scapes geändert haben. Scapes macht sehr einzigartige und komplexe Klänge. Diese Sounds passen nicht überall, aber sie haben ihren eigenen Platz, genau wie die Granularsynthese.
Twisted Tools – Scapes, Settings
AMAZONA.de:
Eure Produkte tendieren häufig zu chaotischen oder fraktalen Sequenzen. Seht ihr eure Arbeit in der (neu aufgeblühten) Tradition der Verwendung von stochastischen, mathematischen und physikalischen Daten als Grundlage für musikalische Ergebnisse?
IGOR:
Ich denke, Colorflex zum Beispiel kann beides, fraktale, semi-zufällige Strukturen und normale musikalische Sequenzen. Aber ich würde Colorflex nicht wirklich in dieser Tradition sehen. Zum gegenwärtigen Augenblick interessiert mich der akademische Weg, ein Instrument zu entwickeln, wenig. Es gibt definitiv einen Platz dafür, aber in unserem Fall geht es nur um die Musik.
JOSH:
Für uns sind die Fragen wichtiger, ob ein Instrument Spaß bei der Anwendung macht, ob es nützlich ist und einfach genug zu verstehen ist, ohne den Weg in komplexere Anwendungsweisen zu verbauen. Und nicht zuletzt, ob ein Instrument gut klingt.
AMAZONA.de:
Danke, Josh und Igor für das Interview und viel Erfolg für eure zukünftigen Projekte.
Und auch an dieser Stelle auch nochmal ein „big Shout-out to the Reaktor Community“, ohne die Reaktor nicht das geworden wäre, was es heute ist.