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Synthesizer-Workshop: MODULAR PATCHES 1 – Einführung

Strippenziehen am Modular-Synthesizer

4. Dezember 2021
Bild 1

Strippen

Schon wieder ein Workshop: Ich denke da an Fortbildungen, nervige Zeitverschwendung (Arbeitstagung, Arbeitssitzung, Arbeitskreis, Kurs, Lehrgang, Seminar oder Denkwerkstatt, vielleicht auch noch Moderatoren-Bingo.

Oder: Ich nehme euch mit in die wunderschöne seltsame Freizeitbeschäftigung, bunte Strippen zu ziehen, an Knöpfen zu drehen, Schalter zu bewegen und irgendwelchen Krach zu erzeugen und das über Stunden, Tage, Wochen, ein Leben lang.

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Nun denn – jetzt geht es in die „Zeitverschwendung”.

Vielen Modular-Anhängern und -Anfängern wird es wie mir ergehen: Man sieht mehr oder weniger regelmäßig in den Neuerscheinungen diverser Hardware-Anbieter hinein und ruft die angebotenen YouTube-Videos auf. Die klingen in vielen Fällen attraktiv und es entwickelt sich GAS – „haben wollen” (Gear Acquisition Syndrome). Eventuell kauft man sich ein spezielles Modul – und nun? Wiederum ein Aufruf des Videos und man fragt sich: Wie wurde das gemacht? Welche anderen Module wurden zusätzlich benutzt? Hätte ich das mit dem eigenen vorhandenen Modular-System auch ohne Kauf schon erreicht oder wie muss ich die  Neuerwerbung in einen Patch bringen?

Einstieg in die Modularwelt eines Synthesizers

Diese Artikelreihe wendet sich (zunächst) an all diejenigen, die schon ein kleines Modularset besitzen und sich nun endlich einmal daransetzen möchten, zu patchen (verkabeln) und den gelegentlichen Zuhörern im privaten Bereich Antwort zu geben: „Was machst du eigentlich mit all den Knöpfen, Schaltern und (Patch-) Kabeln?”
Ich werde daher einige Modular-Patches vorstellen, die man in einem relativ großen System nicht wiedererkennen würde, will heißen: Ich filtere für euch den Blick auf das Einfache und/oder Wesentliche.

Im Gegensatz zu einer allgemeinen Beschreibung gibt es tatsächlich auch Abbildungen zu Patches und nicht so etwas.

Ein „übersichtlicher” Patch

Keine Panik: Das oben gezeigte Bild meines Modulars soll nicht abschrecken. Es ist das Resultat einer nun mehr als 14-jährigen Klang- und Sammelleidenschaft.
Ich setze Grundkenntnisse voraus, also die Bedeutung eines einfachen Signalweges aus Keyboard (CV- und Gate-Ausgang), Oszillator, Filter, Hüllkurve, alles andere wird dann jeweils ergänzt. Die Artikelserie richtet sich hier also zunächst nur an diejenigen, die schon den ersten Schritt in die Modularwelt geschafft haben oder kurz davorstehen.

Ein Workshop heißt aber auch Arbeit, die Bereitschaft, sich über einige Zeit nach Lust und Laune dem modularen Experimentieren hinzugeben. Ich werde viele Links ergänzen, die auf geeignete Module und Anleitungen verweisen. Eine wunderbare Fundgrube sind zum einen die ausführlichen Anleitungen auf der Website von Doepfer. An ihnen kann man grundsätzliche Eigenschaften und Anwendungen eines Moduls nachlesen, um vor dem Kauf eines neuen Moduls (auch anderer Hersteller) zu vergleichen und eine Kaufentscheidung zu treffen. Eine weitere sehr ergiebige Quelle ist die Website Ideenhase von Andreas Krebs.

Das eigene Equipment für einen Modularsynthesizer

Ehe man Käufe für das eigene Modularsystem tätigt, sollte man aufmerksam vergleichbare Werbe- und Vorstellungsvideos zu den geplanten Neuerwerbungen anschauen. Häufig handelt es sich mehr oder weniger letztlich und leider häufig um (sorry) ein Gedudel aus Zufallsmelodien und Geräuschen, das man durchaus mit den vorhandenen Mitteln reproduzieren kann.

Unser Equipment ist einfach gehalten.

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Arturia Keystep

Arturia Keystep

Als Eingabekeyboard benutze ich z. B. ein Arturia Keystep, was den Vorteil hat, preiswert zu sein und sowohl MIDI ausgeben kann (für Software-Synthesizer und auch manche Eurorack-Module), als auch CV-Ausgänge für Pitch, Gate, Clock und Synchronisation sowie einen Sequencer und Arpeggiator bietet, also für typische Melodieabläufe gut geeignet ist. Es gibt eine große Auswahl vergleichbarer Keyboards, vergleichbar sowohl in Qualität als auch Preis. Alternativ kann man auch einen Modular-Sequencer oder auch ein kleines Eingabemodul wie zum Beispiel das von Doepfer herausgegebene Eurorack-Modul Micro Keyboard A-173-1/2 benutzen.

Ein Rhythmusgerät oder ein Sequencer sind für das eigene Patchen sehr inspirierend, sind aber zunächst in diesem Workshop nicht das Thema. Trotzdem dudelt manchmal ein einfacher Rhythmus im Hintergrund.

Die vielen informativen Testberichte zu Modular-Modulen zeigen häufig Audiobeispiele oder sogar Videos zu typischen Patches, aber wie nun der gezeigte Patch konkret aussieht und wie damit gearbeitet wird, bleibt leider verborgen. Ich möchte hier das Kabelwirrwarr offenlegen und erläutern, welche Möglichkeiten eine bewusst begrenzte Modulauswahl bildet.
Ich starte diese Reihe Modular Patches mit dem Schwerpunkt Basissound. Ein Modularsystem benötigt einige grundlegende Module, ohne die man bei einem Patch nicht auskommt. Ich benutze hier zwar spezielle Module, doch habe ich sie so ausgewählt, dass man sie mit ähnlichen gut nachbauen kann und keine Angst, ich beschränke mich zunächst auf eine relativ kleine Zusammenstellung, die man mit einem 6HE/84TE Rack (HE = Höheneinheit ≈ 44,45 mm, TE = Teilungseinheit ≈ 5,08 mm) hinbekommt. Auch wenn ich mich hier auf ein Eurorack-System beschränke, so kann selbstverständlich jede/jeder auch ihren/seinen MOOG oder gar DAMIUS wiederbeleben und endlich wieder patchen 🤓.

Was ist eigentlich das Grundlegende, was man von einem Modularsystem erwartet?

  • monophone Leads
  • Flächensounds
  • Sequencer-Tonfolgen
  • eingeworfene Klänge und Geräusche
  • faszinierender Gesamtklang und das Wichtigste …
  • … spontane und vielfältige Modulationen!!!

Bestandsaufnahme – modulare Alternativen

VCOs (Voltage Controlled Oscillators)

… gibt es wie Sand am Meer. Daher führe ich mal einige beispielhaft hier an. Die Liste erhebt keinen Anspruch vollständig zu sein, zumal ständig neue Hersteller erscheinen und ihre Vorstellungen präsentieren. Am einfachsten ist eine Suche und ein Vergleich über Modular Grid.

Bild 4

VCOs – Alternativen

2hp VCO

Behringer 921 VCO
Behringer 921B Oscillator
Behringer Oscillator Module 1004
Behringer System 100 112 Dual VCO

Doepfer A-110-1 VCO
Doepfer A-110-2 Basic VCO
Doepfer A-111-2 High End VCO/LFO
Doepfer A-111-4 Quad Precision VCO

Erica Synths Black VCO

Wer sehr auf den Geldbeutel achten will, kann auch Kombimodule suchen. Dort werden VCO, VCF, VCA und eventuell sogar ADSR in einem Modul zusammengefasst.

VCFs (Voltage Controlled Filters)

VCFs – Alternativen

2hp Low Pass Filter
2hp Multimode Filter

Behringer 904A Low Pass Filter
Behringer 904B High Pass Filter
Behringer 1047 12dB State Variable Filter Module
Behringer 1006 24 dB Low-Pass VCF and VCA Module for Eurorack
Behringer 923 Moog Clone manual LPF/HPF pair + noise

Doepfer A-105 SSM 24dB Low Pass
Doepfer A-106-1 Xtreme Filter (Lowpass/Highpass Filter)
Doepfer A-106-6 XP VCF (16-fold VC XPander Filter)
Doepfer A-121-2 VCF (12dB Multimode Filter)

Erica Synths Black Multimode VCF

Die Auswahl ist noch viel größer, als ich sie hier angebe. Man kann in Modular Grid sehr effektiv die Suchfilter einsetzen, indem man eine Funktion auswählt und eventuell noch den Hersteller. Ich denke, ich habe genug Suchhinweise gegeben.

Ich wähle für die Patches möglichst grundlegend gestaltete Module. Man kann dann relativ schnell die Eigenschaften anderer Herstellermodule vergleichen. Zum modularen Patchen gehört auch die Kreativität, mit dem vorhandenen auszukommen.

Das eigene Modularsystem ist immer zu klein!

Das kennt jeder Modularbegeisterte zur Genüge: Es fehlen immer die entscheidenden Module! Ein kleines Beispiel: Man möchte zwei Audiosignale mischen. Deshalb benötigt man nicht unbedingt ein eigenes Mixermodul, man kann sich auch mit einem gerade nicht benötigten VCA (Voltage Controlled Amplifier) behelfen.
Ehe es wieder zum GAS kommt, ergänze ich von Zeit zu Zeit einen kleinen …


Tipp:
Wer keinen Mixer besitzt, der kann auch einen einfachen VCA (z. B. A-130/131) dafür „missbrauchen”.


A-131 besitzt zwei Audioeingänge, die man in der Stärke regeln kann. Dreht man den Gain-Regler voll auf, dann hat man einen kleinen Zweikanal-Mixer. Viele Standardmodule lassen sich mit ein wenig Phantasie für verschiedene Zwecke einsetzen bzw. kreativ zweckentfremden.

Gleich ein zweiter Tipp hinterher.


Tipp:
Wenn eine Clock fehlt: Ein einfacher LFO mit Rechteckausgang reicht auch oder eben auch der Clock-Ausgang des oben erwähnten Arturia Keystep.


Warum hier diese Tipps? Man muss beim Experimentieren Phantasie entwickeln, kreativ sein und etwa denken: „Da muss es doch einen Weg geben …?”

Ich werde mich bemühen, dass möglichst auch mit wenigen Modulen experimentiert werden kann. Aber wir entwickeln uns ja (hoffentlich) weiter.

Modular-Synthesizer-Tagebuch – Archivierungstipps

Kurz vor dem Ende dieser Einführung möchte ich das Modular-Video-Tagebuch Lockdown Diaries 28.4.2020 von Ludus Pinsky vorstellen. Ob man seine Experimente nun in einer schnellen Skizze, einer Textdatei dokumentiert, Audioschnipsel in einer DAW sammelt oder Patches mit Einstellungen auf Handzetteln aufschreibt, …

… vielleicht auch mit Hilfe von Modular Grid oder gar eigenhändig ein Selfie-Video erstellt oder  einfach nur alles im Kopf behält, hängt von der persönlichen Arbeitsvorliebe ab. Für mich ist allein das Anschauen des folgenden Videos immer wieder eine Motivation, einfach in ein wunderbares Ideenland einzutauchen.

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Die Rechtfertigung

nicht nur gegenüber seiner Partnerin oder seinem Partner, aber auch sich selbst gegenüber ist eine wichtige Motivation und auch die grundsätzliche Entscheidung: Warum tue ich mir ausgerechnet dieses Hobby an? Was ist die persönliche Faszination, die ein Modular-Synthesizer auf mich ausübt?

Nun, es sind Musik (bitte den Begriff nicht eng verstehen), der Forschergeist, die Technik, die sinnfreie Entspannung. Natürlich könnte man stattdessen auch Klavierspielen lernen oder ein anderes Instrument erlernen oder CDs sammeln.
Auf den letzten Punkt gehe ich hier mal nicht weiter ein, obwohl die Sammelleidenschaft und -sucht an sich bei einem Modularsystem nicht zu unterschätzen sind. Was ist der Unterschied, ob ich an einem Synthesizer Presets aufrufe oder einen Sequencer drauflos dudeln lasse und an Knöpfen drehe?

Der Unterschied ist leicht zu erkennen, wenn man bedenkt, dass man nur zwei Hände und Füße besitzt, wenn man ein Musikinstrument alleine beherrschen möchte. Ein Synthesizer liefert praktischerweise fertig spielbare Presets und erfüllt schnell den Wunsch nach einem passenden Sound. Spielhilfen erfordern neben dem eigentlichen Tastenspiel die Finger- und Fuß-Fertigkeit, sowohl ein Modulationsrad, ein Pedal oder auch Aftertouch sinnvoll neben den erzeugten Klängen einzusetzen. Letztlich ist man aber doch sehr von dem Preset abhängig, …

… aber nicht, wenn man vom Modular-Virus infiziert ist. Das reine Tastenspiel tritt in den Hintergrund; viel wichtiger sind das Verändern eines Klangs, immer neue Schichtungen und sowohl von Hand als auch automatisch vorprogrammierte Modulationen. Eine Handbewegung erzeugt sofort eine akustische Kontrolle und neue Motivation, letztendlich spielt man mit seiner Kreativität in einem Klanggebilde. Überraschende „Fehlgriffe” können unerwartete neue Klangwendungen geben und letztendlich entwickelt man seinen klanglichen Horizont über Ungehörtes.

bereit?

Patchkabel

Patch-Kabel

Und während ihr auf die Fortsetzung (Veröffentlichung noch an diesem Nachmittag!) wartet, zu guter Letzt drei Stunden Entspannung.

Generative Musik am Modular-Synthesizer

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Fazit

Lust auf mehr? Dann habe ich mein Ziel erreicht.

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Forum
  1. Profilbild
    Filterpad AHU

    Herrlich! Ich hatte bis vor kurzem noch keine Berührungspunkte mit Patch-Kabeln und (einzelnen) Modulen. Hat sich aktuell geändert durch den Semi-Modularen Synthesizer Matriarch. Was mir schon aufgefallen ist, im Vergleich zu einen selbst erstellten Modular-System: Alle 4 Oszis des Matriarch klingen logischerweise gleich. Würde ich ein modulares System erstellen, wären vermutlich die meisten Module verschiedene Oszillatoren. Dadurch ergeben sich, neben Dinge wie Ringmodule oder Effektmodule, erst so richtig neue Klänge. Andere Oszis verknüpft mit einem Semimodularen ergeben vermutlich ein Klangspektakel der besonderen Art. Wäre meinerseits eine Überlegung wert. Für Interessierte, die nicht so viel Geld ausgeben möchten, ist dein im Profil angesprochener NI Reaktor VST eine sehr gute Alternative. Ich besitze diesen auch und stoße immer schnell an meine Grenzen, bis heute.

  2. Profilbild
    Dirk E. aka Xsample RED

    Sehr schöne Einführung, die Lust auf mehr macht. Spannend Deine Gedankengänge zum Thema zu lesen und zu merken, wie sich das mit meinen deckt. Deine Sätze: „Zum modularen Patchen gehört auch die Kreativität, mit dem vorhandenen auszukommen. … und … Das eigene Modularsystem ist immer zu klein!“ .. kann ich nach dem mittlerweile 300sten Modul absolut nachvollziehen. Ich habe da für mich (auch durch räumliche Enge) quasi einen Mittelweg gefunden, in dem ich immer nur zwei Cases bestücke und die dann bespiele, bis ich dann wieder neu umbaue. Faktisch liegen so aber immer 60% der Module auf Halde und warten auf ihren Einsatz. Und nun freue ich mich auf die Fortsetzung und erhoffe mir viele neue Anregungen. Happy Patching! :)

  3. Profilbild
    NXN - analog X analog

    Super! Das klingt spannend und motivierend… und kommt für mich gerade zur richtigen Zeit, so kurz nach Einstieg in die Modularwelt und vor dem Weihnachtsurlaub. Ich kann mir schon denken, was ich über die Tage mache. Danke schon im Voraus! Und ja, der Begriff „Musik“ muss wirklich weiter betrachtet werden. Komponisten wie Messiaen, Stockhausen, Ligeti haben hier im letzten Jahrhundert ja schon stark mit Klangfarben als zentralen Musikelementen gearbeitet, was aber leider zu wenig Akzeptanz und Beachtung fand und findet. (Zugegebenermaßen, ist deren Musik teilweise schon etwas „sperrig“… ;-) )

  4. Profilbild
    Lapunder

    Der Workshop macht definitiv Lust auf mehr. Schön, dass mit einem überschaubaren Setup gearbeitet wird und somit auch Modulareinsteiger die Möglichkeit haben mitzumachen.

  5. Mehr anzeigen
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