Chord Progressions auf dem Eurorack Modular System
Wenn ihr wissen möchtet, wie man Akkorde und sogar ganze Akkordfolgen, also Chord Progressions on the fly über bis zu 16 Takten mit dem Modularsystem realisieren kann, ist dieser Artikel genau das Richtige für euch!
Ihr findet hier eine Liste von Modulen, die ihr benötigt für die Umsetzung. Zur Info – ich werde nicht gesponsert von einer der hier aufgelisteten Firmen.
Umgesetzt habe dieses Thema mit dem Eloquencer von Winter Modular, daher sind ein paar Schritte, die mit dem Programmieren der Tracks zu tun haben, auf diesen Sequenzer zugeschnitten. Aber keine Sorge – bei anderen Geräten ist die Vorgehensweise sehr ähnlich!
Bei meinen letzteren Modular Sessions in meinem Studio file mir immer öfter auf, dass ich eine Sache vermisse: Akkorde und Akkordfolgen, als würde man einen Song komponieren. Ich hatte bisher immer Sequenzen programmiert, was auch spannend war, jedoch diese neue Komponente nie mit einbezogen.
Was benötige ich:
4 Oszillatoren
2 Filter (vorzugsweise 24db/Oct)
2 VCA’s mit jeweils 4 Inputs (wenn Mono für euch reicht, geht auch 1 VCA)
1 Envelope Generator für die Filter
2 gebufferte Multiples
1 Winter Modular Eloquencer oder einen vergleichbaren Step Sequenzer (min. 5 Tracks/ Tracks quantisierbar in Skalen/ CV Input, welcher den Tracks zugeordnet werden kann/ Sub Divisions per Track)
1 Mixer
Ist allen klar – hier nur der Vollständigkeit halber: Eurorack Case
1 Reverb (ist kein „must have“, klingt aber schöner)
1 Tuner zum Stimmen eurer Oszillatoren
Genug lange (min. 1,50m) Patchkabel in verschiedenen Farben
Wenn ihr genaue Bezeichnungen der Geräte braucht, könnt ihr mein Tutorial hier auf amazona.de anschauen.
Alle dort aufgeführten Module könnt ihr hierfür benutzen.
Hinein ins Vergnügen – wir starten
1. VCO > VCA
Zuerst verbinden wir unsere 4 Oszillatoren mit den Eingängen unserer VCA’s. Und zwar nehmen wir jeweils 2 verschiedene Wellenformen per VCO, und verbinden diese dann (immer eine Wellenform für den linken und eine für den rechten VCA, um eine schöne Stereobreite zu erzielen.
Hier der Ausschnitt mit den Patches aus den Ausgängen der VCO’s in die Inputs des VCA’s
2. VCA’s > Filter
Dann werden die Ausgänge unserer beiden VCA’s mit den Eingängen der beiden Filter verpatcht. Die Ausgänge der Filter verbindet ihr mit eurem Mixer (oder ihr geht direkt in den Stereoeingang des Reverbs und dann in den Mixer. Nun solltet ihr schon etwas hören, wenn ihr den Cutoff eurer Filter und die Eingänge der VCA’s aufdreht.
3. Oszillatoren tunen
Da wir mit analoger Technik arbeiten, müssen wir die 4 Oszillatoren mit einem Tuner stimmen – auf C0. falls ihr ein Patchkabel im 1V/Oct Eingang der VCO’s stecken habt, entfernt dieses und geht dann aus dem Sinus Ausgang in den Tuner (falls kein Sinus vorhanden ist, nehmt ihr Rechteck oder Sägezahn)
Als Stimmgerät empfehle ich euch dies hier – Soleo Vero von „Noise Engineering“. Es hat 3 Eingänge und man kann die Note exakt einstellen.
4. CV Out vom Sequencer in die VCO’s
Nun verbinden wir die CV Ausgänge der ersten 4 Tracks auf dem Sequenzer mit den 1V/Oct Eingängen der 4 Oszillatoren (am besten in Reihenfolge, damit ihr den Überblick behaltet)
Oben und rechts seht ihr die CV Ausgänge des Eloquencers – gepatcht zu den 1V/Oct Eingängen der VCO’s (gelbe Patchkabel – 2 Inputs sind hier im Bild schon gesteckt)
5. Envelopes/ Multiples/ Filter CV In
Jetzt verbinden wir den Gate Ausgang des ersten Tracks des Sequenzers mit dem Gate Eingang unseres Envelopes und aktivieren den ersten Step auf dem ersten Track des Eloquencers. Dieser 1. Track dient u.a. dazu, den rhythmischen Impuls für unsere Akkorde und deren Hüllkurve zu formen.
Ausserdem patchen wir noch den Gate Ausgang des EG’s mit dem CV Eingang der beiden Filter.
Hier müssen wir einen kleinen Umweg über ein Multiple machen, um aus einem Ausgang in unsere beiden Filter zu kommen.
Wenn wir jetzt auf Start drücken, sollten wir den Envelope mit den Filters arbeiten hören. Ihr könnt mal mit dem Envelope etwas herumspielen, um die richtige Tonlänge einzustellen.
Hier unten wieder der gezoomte Bereich . . .
6. Sequenzer – Akkordnoten
Wir nähern uns dem Ziel: nun geben wir die Akkordnoten in den ersten 4 Tracks des Eloquencer ein – ich nehme den Cmaj7 Akkord in meinem Beispiel – also C, E, G und B (im deutschen „H“). Wir aktivieren nur den 1. Step (s.o. im Bild).
Da ich die Akkordnoten nicht zu nahe beieinander haben möchte, da sie sonst alle sehr tief klingen, habe ich sie etwas aufgefächert, wie ihr unten seht.
Lasst euch nicht von den Noten D#2 und A#2 verwirren – ihr könnt auch die Noten oben nehmen!
7. Die eigentlichen 16 Takte Chord Progressions und Sub Divisions / Control Track
Wir brauchen noch einen Control Track, der die Akkorde für uns ändert, d.h. wir müssen dann nur auf einem einzigen Track die Bassnoten eingeben und schon ändern sich die kompletten Chords.
Dazu nehmen wir Track 8 oder hier Track H. Wir drücken Funktion und Step Mode und kommen in dieses Menu. Dann sollen wir zu Abb. 2 selektieren Track H und drehen solange, bis die 16 dort steht.
Wenn ihr den Eloquencer nun startet, seht ihr, dass der Track H 16 mal so langsam läuft wie der Rest. D.h. ihr habt auf dem Track 16 Takte zur Verfügung, die alle mit einem Step aktiviert werden können.
8. Control Track > CV 1 Input
Wir verbinden den CV Out von Track H mit dem CV Input 1 auf unserem Eloquencer. Dazu müssen wir im Menu nur noch eine Kleinigkeit einstellen:
Drücke Funktion und Option – dann folgendes: du änderst Assign von None to CV add.
In Abb. 3 selektierst du die Tracks 1 bis 4, die von der einkommenden CV Spannung beeinflusst werden sollen, und dann bestätigst du mit einem Klick auf den Drehknopf.
9. Major Scale
Letzter Schritt: wir müssen nun nur noch die Scale des Patterns auf Major ändern, was bedeutet, dass alle Noten immer auf der C Major Scale verschoben werden, somit erreichen wir, dass automatisch alle Akkordtöne der Skala angepasst werden.
Dazu drücken wir „Funktion“ und „Scale“ und ändern „Chromatic“ in „Major“
Damit habt ihr ein mächtiges Tool zum arrangieren ganzer Songs und zum Bauen von Akkordfolgen.
Hier ist ein YouTube Tutorial zu genau diesem Thema, dass ich erstellt habe:
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Schickt mir gerne Kommentare, ob es funktioniert hat und vor allem: bei denen, die einen anderen Sequencer nutzen – wie und ob es damit klappt oder ob ihr andere Wege gefunden habt!
Viel Spass beim Ausprobieren . . . euer Maik
Sehr gut erklärt!
Hm, so was wie Stimmführung kriegt man auf dem Weg aber nicht hin.
@Arneb Was genau meinst du mit Stimmführung?
@maik schott Du kennst doch bestimmt Stimmführungsregeln als Profi?
@hunds fauler Ich denke als Profi verliert man eher alle Regeln.
Wer keinen Mehrspursequencer sein Eigen nennt, dafür aber 4 Interfaceausgänge „opfern“ kann, könnte alternativ auch VCV Rack installieren, dort gibt es einige Poly-Sequencer.
Um die Ausgänge dc-coupled zu machen gibt es in VCV auch Möglichkeiten.
@pol/tox Guter Tipp!
@maik schott und guter Workshop von dir!
@pol/tox Danke dir
Kann man so machen, benötigt aber ungeheuren Aufwand an Modulen, Kabeln und Programmierung! Dazu kommt, dass die wenigsten 4 gleiche Oszillatoren in ihrem System haben werden. Wir sind hier schliesslich bei Eurorack, bei all der Auswahl wäre es doch ein Sakrileg, vier mal das Gleiche zu kaufen. However, diese Oszillatoren werden unterschiedliches V/Octave-Trackings und Stimmstabilisierungen haben, was rein polyphone Anwendungen ziemlich mühsam macht.
Wenn ich sowas mache, verwende ich aus diesen Gründen nur digitale VCOs. Dazu benutze ich meist meinen Rossum Assimil8or Sampler mit Single Waveform-Samples. Der erlaubt auch das gleichzeitige Patchen von Melodie-CV vom Sequencer und Akkord-CV von meinem Noise Engineering Tonnetz Sequent. Das ist die schnellste und flexibelste Lösung, man kann aber nicht sehr zielgerichtet arbeiten (was egal ist, weil ich von Musiktheorie keinen blassen Schimmer habe). Möchte ich aus nur einer Pitch-CV simple Akkordverläufe erzeugen, macht das mein Toppobrillo Quantimator, muss mich aber mit festgelegten Skalen begnügen.
Ein anderer Weg ist der Chord-Mode meines Intellijel-Shapeshifters, wo die Akkordfolgen als Presets abgelegt und dann einfach per CV sequenziert werden.
Die Königsvariante ist Stand heute wohl die Anschaffung eines ACL Sinfonions, mehr geht derzeit nicht.
@swellkoerper „4 gleiche Oszillatoren“ guter Punkt. Habe ich auch nicht in dem Sinne. Den Instruo Troika mit 3 Oszillatoren, 4ms SWN mit 6 Oszillatoren oder XAOC Odessa mit 5 (glaube ich) nutze ich oft für Akkorde. Da ist quasi „gleiche“ Oszillatoren gegeben.
Es kann aber auch interessant sein 4 verschiedene Oszillatoren für einen Akkord zu benutzen. Das habe ich auch schon gemacht. Das führt zu sehr interessanten Ergebnissen, die mich wiederum kreativ inspirieren.
Der Sinfonion interessiert mich auch, aber ich glaube der ist mir einfach Overkill.
Guter Artikel für den Einstieg in die „Eurorack-Chord Welt“, wobei da für mich nichts Neues dabei war.
Nutze dem Squarp Hermod als Sequencer um solche Dinge zu machen und da ich gerne meine VCOs automatisch getuned haben möchte, benutze ich ganz gerne den Endorphines Autopilot.
Hatte früher mal ein 4er Doepfer VCO, dachte dann habe ich 4 gleiche ….war echt furchtbar.
Haben sich innerhalb eines Moduls unterschiedlich verhalten und klangen auch naja…
Denke man braucht dann 4 gleiche, welche auch hochwertiger sind.
Aber nehme jetzt einfach geplant 4 unterschiedliche, da ich dann im System flexibler bin.