Die langersehnte Erneuerung eines fast schon kultigen DJ-Kopfhörers
2015 brachte die Firma AIAIAI den ersten Nachfolger des modularen DJ-Kopfhörers AIAIAI TMA-1 raus, den AIAIAI TMA-2. Nun, ca. sieben Jahre später, ist der AIAIAI TMA-2 DJ V2 erhältlich. Was diese Erneuerungen für uns bereithalten, schauen wir uns in diesem Test an. Zunächst aber noch ein kleiner Rückblick für diejenigen, die die Firma AIAIAI aus Dänemark noch nicht kennen. AIAIAI Audio wurde 2006 in Dänemark gegründet und zeichnet sich durch ihr modulares Kopfhörersystem aus. Man kann alle Komponenten der verschiedenen Kopfhörer-Modelle kombinieren, um sein individuelles Setup zusammenstellen, ganz egal für welchen Einsatzzweck und Genre. Für mich persönlich ein guter Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und Individualität. Statt eines neuen Kopfhörers kann man bei defekten Geräten einfach das jeweilige Bauteil nachbestellen oder beispielsweise den Studiokopfhörer zum DJ-Kopfhörer umfunktionieren. Das bringt auf jeden Fall ein hohes Maß an Flexibilität mit sich. Ich sehe einen großen Vorteil in dem modularen System und war dementsprechend begeistert, dass es eine neue Version gibt. Bühne frei für den AIAIAI TMA-2 DJ V2.
Inhaltsverzeichnis
AIAIAI TMA-2 DJ V2 – Der erste Blick
Die Firma AIAIAI bietet neben der individuellen Anpassung der angebotenen Module auch vorausgesuchte Presets an, diese sind aber vielmehr als eine Empfehlung zu sehen, getreu dem Motto: „Never change a running system.“ Das von AIAIAI angebotene TMA-2 V2 DJ Preset besteht aus folgenden Modulen:
• S02 Speaker-Unit für „punchy Sound“
• E02 Ohrpolster aus PU-Leder
• H02 Kopfhörerbügel
• C02 Spiralkabel, 1,5 m
• A01 Nylontasche
Sämtliche Module kommen einzeln verpackt in 100 % recycelten Plastiktüten. Hierbei ist aber zu berücksichtigen, ein neuer DJ-Kopfhörer würde wesentlich mehr Plastik verbrauchen, wenn man sich, wie bisher üblich, bei defekten Einzelteilen ein neues Modell kaufen muss.
Die AIAIAI TMA-2 DJ V2 machen, wie die vorherigen Modelle, einen sehr soliden ersten Eindruck. Bei dem Design sind sie sich treu geblieben: schlicht, zeitlos, praktisch. Obwohl sie nicht falt- oder klappbar sind, sind sie gut zu verstauen. Außerdem sind keine groben oder scharfen Kanten zu erkennen bzw. zu erfühlen. Wer bei Modularsystem an einen wackeligen DJ-Kopfhörer denkt, bekommt hier das Gegenteil serviert. Man merkt beim Zusammensetzen, dass alle Teile füreinander konzipiert wurden. Die Speaker-Unit rastet problemlos in den Löchern des Bügels ein. Per Bajonettverschluss werden die jeweiligen Kabel verbunden und los geht’s. Selbst absolute Tontechnikanfänger haben den AIAIAI TMA-2 binnen weniger Minuten zusammengesetzt. Dabei hilft unter anderem die farbliche Markierung an den Speaker-Units S02 sowie kleine „L“ und „R“ Buchstaben an dem Kopfhörerbügel H02. Die E02 Ohrpolster aus PU-Leder lassen sich mittels 4 kleiner Haltepunkte auf der Speaker-Unit S02 anbringen. Das PU-Leder ist dabei wasser- und schmutzabweisend, was gerade bei langen Clubnächten von Vorteil ist. Außerdem liegen sie durch die glatte Oberfläche gut und angenehm auf, auch bei längeren Auftritten. Das Spiralkabel C02 ist mit 1,5 m Länge nicht zu lang und nicht zu kurz. Da es sich bis auf 3,2 m weiten lässt, kann man sich frei hinter dem Pult bewegen. Mit 200,- Euro UVP bewegen sie sich im mittleren Preissegment und halten qualitativ, was sie versprechen.
S02 MKII – Neue Speaker-Unit, selber Spaß
Auch bei der Speaker-Unit S02 MKII setzt AIAIAI auf seine Bio-Zellulosemembran. Diese soll Verzerrungen deutlich vermindern, mit Erfolg. Ich benutze die AIAIAI TMA-2 nun schon rund 4 Jahre, quasi ein stetiger Begleiter auf sämtlichen Partys. Was mich früher überzeugt hatte, findet sich auch in der erneuerten Version, eine satte Bassübertragung, eine ausgewogene Mitte und klare, detailreiche Höhen. Selbst bei extremer Lautstärke in der DJ-Booth war Beatmatchen kein Problem. Die Speaker-Unit S02 MKII steht für punchy Sound und das gibt sie auch. Selbst schwächere Kicks kamen ohne große Einbuße an den Ohren an und ermöglichen sicheres Mixen. Was mir direkt beim ersten Gig positiv aufgefallen war, anders als beim Vorgänger, dass ich im Anschluss kein Gefühl von zerstörtem Gehör hatte. Selbst wenn die Kopfhörerlautstärke in einem sehr lauten Bereich lag, hatte ich im Anschluss nicht das Gefühl, nur noch Watte in den Ohren zu haben. Man könnte sagen, die höheren Frequenzen werden detailliert übertragen, ohne überbetont zu werden. Die leichte Anhebung der tiefen Frequenzen bietet gerade im elektronischen Bereich einige Vorteile. Zusammen mit dem E02 Ohrpolster eine starke Kombination. Obwohl diese nicht ohrumschließend sind, filtern sie genügend Umgebungsgeräusche während des Gigs heraus.
Übertragen werden die Frequenzen zwischen 20 Hz und 20 kHz bei einem Schalldruckpegel von 117 dB (SPL). Ich finde, man merkt, dass AIAIAI weiter am Frequenzgang gefeilt hat. Der grobe Frequenzverlauf ist an den Vorgänger angelehnt, dennoch klar definierter. Im Subbassbereich wurde dezent etwas vermindert, der Bereich um 200 Hz wurde angenehm breit abgerundet mit einer kleinen Erhöhung auf 400 Hz. Im Bereich ab 1 kHz bis ca. 5 kHz gibt es Verminderung. Vor allem in diesem Bereich empfinden wir Überbetonungen meistens als unangenehm, da dieser Frequenzbereich sehr präsent für das menschliche Gehör ist. Würden sie im noch höheren Frequenzbereich bei der Verminderung bleiben, würde es einen sehr dumpfen, schwer zu identifizierbaren Sound geben. Im Bereich zwischen 6 kHz und 8 kHz wird dem mit einer Anhebung entgegengewirkt. Dieses Verfahren kennt man auch aus dem Mixdown, um die hohen Frequenzen detaillierter rüberzubringen. Da ein Großteil des hohen Frequenzspektrums sich auf 8 kHz abspielt, ist es nicht verwunderlich, dass AIAIAI sich dazu entschieden hat, alles ab 10 kHz wieder abzusenken. Auch das erinnert mich an die Grundregeln im Mixdown, wenn du etwas anhebst, muss auch wieder etwas abgesenkt werden, um die Balance aufrechtzuerhalten und keine ungewollten Manipulierungen zu provozieren.
Der AIAIAI TMA-2 DJ V2 im Praxistest
Ausgepackt, zusammengebaut und bereit für den ersten Gig mit der neuen Speaker-Unit. Wie oben bereits erwähnt, war ich sehr begeistert, wie gehörschonend die neuere Version ist. Sehr charakteristisch in meinem Genre sind zum Teil kreischende Lead-Sounds, die einem nach drei Stunden Gig deutlich das Ohr zermartern. Das Gefühl ist mit den AIAIAI TMA-2 Studio V2 nicht mehr aufgetreten und das ohne eine große Einbuße von Klangqualität. Die gezielte Anhebung in den höheren Frequenzen sorgt für eine detaillierte, aber nicht zu penetrante Übertragung. Im Bereich um die 2 kHz gibt es eine geringe Absenkung, die letzten Endes dafür sorgt, dass die mittleren Frequenzen sich nicht zu sehr in den Vordergrund drängen. Bei dem Punkt Tragekomfort schneiden sie gut ab. Der Kopfhörerbügel H02 aus Nylon und Silikon sitzt fest am Kopf, auch bei ruckartigen Bewegungen, zum Beispiel beim Tanzen oder Headbanging. Als Brillenträger muss ich leider sagen, dass es dennoch an einigen Stellen nicht optimal sitzt. Es mag an meinem Dickschädel liegen, aber nach 3 Stunden hatte ich ein leichtes Druckgefühl an den Schläfen, welches aber für mich nicht zu sehr ins Gewicht fällt. Durch Anpassen der Größe lässt es sich das Druckgefühl minimieren. Ich war vorher nicht überzeugt von der On-Ear-Variante, da die 12 mm Tunnel in meinen Ohren sich häufig unangenehm an meinen Kopf gedrückt haben. Obwohl die AIAIAI TMA-2 DJ V2 ebenfalls in einer On-Ear-Variante kommen, gehört das Problem der Vergangenheit an.
Soundtechnisch schnitten die DJ-Kopfhörer bisher an jeder Location gut ab. Von Outdoor-Partys bis zum Underground-Club, die AIAIAI TMA-2 DJ V2 Kopfhörer haben mich noch nicht im Stich gelassen. Ich probierte auch die Wireless-Variante aus mit dem H10 Kopfhörerbügel + X01 Transmitter. Mit einem Ohr am Kopfhörer und einem Ohr an der PA konnte ich keinen wirklich hörbaren Unterschied feststellen im Bezug zur Latenz. Es benötigt allerdings auch etwas Vertrauen auf die eigenen Fähigkeiten. Den Testbericht gibt es hier!
Auch wenn die Nylontasche ein nettes Gimmick ist, bezweifle ich, dass sie den Kopfhörer wirklich vor äußeren Einflüssen schützt. Dennoch ist es sicherlich ratsam, man hat die DJ Kopfhörer zumindest in dem Nylonbeutel statt lose im Rucksack. Am Hardcase kommt man aber leider wohl nicht drum herrum. Dieses kann man von AIAIAI direkt mitbestellen, liegt bei ca. 35,- Euro und soll für jedes Kopfhörermodell von AIAIAI passen.
Auch auf die Gefahr hin, mich jetzt als gänzlich unwissend zu offenbaren, aber von der Firma AIAIAI hatte ich noch nie was gehört. Und wenn doch, waren die wohl schnell wieder von meinem Radar verschwunden.
Dann sind es auch noch Wikinger. 😁
Das Modulkonzept finde ich nicht uninteressant.
Ich hatte es ja bei den Wireless schon geschrieben aber ich erwähne es hier nochmal weil es besser her passt (da ich die DJ V2 hatte). Den Hochtonbereich fand ich viel zu krass bedämpft. Das habe ich bei keiner anderen Soundquelle hier, weder Kopfhörer noch Lautsprecher.
Da Sennheiser auch Modular kann, wenn auch nicht so einfach, bleiben sie zumindest bei mir konkurrenzlos.
P.s.: der mitgelieferte Klinkenadapter hat keine gute Qualität. Da war nicht dieses typische klicken und der Stecker ist fest sondern man konnte den immer ein paar Millimeter rein und rausstecken. Gab kein Sound Problem aber fühlt sich nicht angenehm an.
Ich dachte schon, ich bin der Einzige, dem der Nicht-Bass-Bereich viel zu stark gedämpft wird (habe die 1. Version).
Habe ursprünglich gedacht, die Treiber wären nicht in Ordnung, aber scheinbar soll es genauso klingen. Laut sind sie, aber zum Frequenzen Mixen jenseits von Bass raus-Bass rein finde ich ihn unpassend.
Und ja, auch bei mir ist ist die Soft-Touch Oberfläche mittlerweile klebrig und sieht ziemlich „gebraucht“ aus.
Bei dem aufgerufenen Preis, würde ich jetzt, natürlich sehr subjektiv, nicht direkt eine Empfehlung für AIAIAI geben, obwohl ich das modulare Konzept mag.
Ich habe die Kopfhörer selber für das DJing. Könnte nicht zufriedener sein. Für Techno perfekt, da ich beim Mixen alle relevanten Bereiche ganz genau höre. Auch im lautesten Club konnte ich mich bisher immer darauf verlassen. Super Kopfhörer!
Das modulare Konzept ist sehr gut!
Leider wieder bzw. immer noch mit dieser blöden Soft-Touch-Oberfläche. Hatte selbst für 2-3 Jahre einen AIAIAI, fand den auch wirklich gut. Allerdings hat sich die Beschichtung dann irgendwann aufgelöst und wurde klebrig. Ist ja ein bekanntes Problem bei diesen Oberflächen. Wurde zwar anstandslos ausgetauscht, ich habe den neuen Kopfhörer dann aber doch weiterverkauft. Schade, da mir das Konzept, Design und der Klang wirklich gefallen. Aber ist, finde ich, nicht langlebig und praktisch mit dieser Soft-Touch-Beschichtung
Endlich mal eine Neuerung! Ich hab die schon seit paar Jahren im Einsatz und bin höchst zufrieden. Direkte Konkurrenz zu den Hd25. Also empfehlenswert!
Ich denke, ich werde mir auch Kopfhörer von AIAIAI holen, habe allerdings im Gegensatz zum Review bei Amazona keine besonders netten Meinungen zum S02 Lautsprecher gehört. Er soll eher dumpf und zu bassbetont klingen, und ich weiß nicht, wie sinnvoll das ist, da man beim Mixen ja durchaus auch noch auf andere Frequenzen achten muss.
Vielleicht wirklich was für den Einsatz im lauten Club aber nicht unbedingt für zuhause? Ein Vergleichstest wäre da super. ;)
Jedenfalls wird im Internet – so jedenfalls mein Eindruck – generell häufiger zum S05 Lautsprecher mit der neutraleren Abstimmung geraten.