Überblick
Kauf einen, nimm zwei. Der Vacuum Pro besteht aus einem Paar identischer Synthesizer (Part A/B, einzeln aktivierbar mit Kopierfunktion), ausgestattet mit jeweils zwei Oszillatoren plus Ringmodulator, einem Hoch/Bandpass- und einem Tiefpassfilter, zwei LFOs und vier Hüllkurven. Dazu kommen Arpeggiator und Effektabteilung.
Mehrere Overdrives und eine „Age“-Sektion sorgen bei Bedarf für amtlichen Schmutz im Klang, die Bedienoberfläche hat schon ab Werk soviel Patina, dass man als ordentlicher Mensch unwillkürlich nach einem Putzlappen sucht. Die Röhren sind hübsch animiert, je nach Beanspruchung des zugehörigen Moduls glimmen sie stärker oder flackern gar, z.B. wenn ein Oszi mit niedriger Frequenz schwingt, das Auge hört ja bekanntlich mit. Eine Schutzkappe haben sie auch, damit man sich nicht den Mauszeiger anschmurgelt.
Hinter dem „Smart“-Button versteckt sich eine Easy-Edit-Page, dort kann man global einige Parameter beider Parts regeln und mit Apply auf den Sound übertragen. Die angesteuerten Parameter und die Abweichung werden in den A/B-Parts mit orangefarbenen Linien markiert.
„Double“ ist eine Art Unisono für die ganze A/B-Maschine, „Eco“ der Prozessor-Sparmodus. Das Vorhängeschloss ist eine Sperrfunktion, die beim Laden neuer Presets die gewählten Module bei ihren Einstellungen belässt. Randomisation ist für jedes Modul einzeln schaltbar.
Mit welchen Einstellungen hast du das Klangbeispiel 10 Filter Resonance 2 gemacht ?
So simpel, wie es im Artikel steht, beide Oszis Sägezahn auf 32 und 16, leicht verstimmt für Schwebungen, Reso auf max und dann die Cutoff hochziehen. Das bringt digitale Filter im hochfrequenten Bereich an ihre Grenzen :-) beim Vacuum ist es nur noch 1% von einem hardware-analogen Filter entfernt. Zum Vergleich kann man auch den Tyrell bemühen, der klingt da und bei Übersteuerung ähnlich gut, nur halt „transistormäßig“.
Um ehrlich zu sein, finde ich den Sound, den man den dankenswerter Weise zahlreichen Beispielen entnehmen kann, ziemlich schwach. Was vor allem auffällt (ein geradezu typisches Plugin-Problem) ist die 2-Dimensionalität: man hat auf der linken und der rechten Box einen Sound, dazwischen spannt sich ein eher dünnes Band aber der Klang reicht kaum in die Tiefe.
Darüberhinaus fehlt es m.M. nach insgesamt deutlich an Schub und Druck, sehr gut zu hören in Beispiel 10. Mein einziger richtiger Analogsynth, ein Alpha Juno, brutzelt einem solche Sweeps gnadenlos ins Gesicht, hier klingts dagegen recht müde und schlapp. Daher meine ganz persönliche Meinung: mit Analogsound hat das hier wenig zu tun und selbst andere Plugins sind da schon durchaus weiter.
Beispiel 10 ist ohne jegliche Sättigung oder Overdrive, mit klingt der Vacuum deutlich anders. Und er ist halt kein Moogimitat, er unterscheidet sich von den üblichen Analogemulationen, und ein in-the-face-sound ist wohl auch nicht beabsichtigt. Anyway, Klangempfinden ist auch subjektiv… welche Plugins klingen denn deiner Meinung nach besser?
Die Räumlichkeit oder 3-Dimensionalität eines Klangs lässt sich ja nicht an einen bestimmten Synthesizer-Typus knüpfen, sondern ist für mich immer noch ein probates Unterscheidungsmerkmal zwischen Soft- und Hardware. Plugins, bei denen dieses Phänomen nicht mehr so in Erscheinung tritt, sind m.M. nach die vielzitierte Uhe Diva und auch der NI Monark hat mich da überrascht (obwohl ich sonst von NI nicht so viel halte). Mglw auch der TAL Juno60 Clon, den müsste ich mir dazu nochmal anhören.
Beim Durchhören der Vacuum-Sounds stellte sich bei mir dagegen eigentlich sofort das Gefühl ein, daß das Gehörte eher einem Laptop als einem Instrument entspringt.
Aber natürlich ist das lediglich mein eigener Hör-Eindruck, mir schien das hier nur recht deutlich aufzufallen.
Es geht auch wirklich um Nuancen, Hardware wird schon durch das Mischpult und die Wandler klanglich gefärbt (und durch die Kabel!), und auch die mp3-Wandlung der Soundbeispiele muss man dabei berücksichtigen…aber Diva und der TAL sind in der Tat super, Monark habe ich noch nicht unter der Maus gehabt. Beim Vacuum hat mir die Lebendigkeit gefallen, wenn man ein wenig aufdreht klingt jede Tonhöhe subtil anders usw. Es ist ein Jammer, dass Air noch keine Demoversionen hat, dann könnte jeder selbst mal schrauben und hören.
Klang ist bestimmt auch Geschmackssache, für mich klingt der Vacuum Pro aber total aufgeblasen, fast schon trancig. Echte Röhrengeräte klingen doch ganz anders. Ein S-1000 ist bestimmt kein klassisch spielbarer Synthesizer, klingt dafür aber trocken nach Röhre und schmutzverliebt. Ein Trautonium sogar kühl (auch weil dissonant), aber das sind andere Dimensionen. Lediglich der Overdrive kann was…