Origineller Brite - Back to Black
Das Aston Origin Black Bundle ist eine limitierte Auflage des beliebten Origin Kondensatormikrofons aus England. Bisher hatten wir noch keine Mikros des relativ jungen Herstellers Aston zum Test vorliegen – die Sonderedition ist ein willkommener Anlass, das zu ändern.
Aston Microphones wurde erst 2015 gegründet und hat mittlerweile bereits vier Mikrofone im Angebot. Dabei legen die Engländer eine frische, eigene Note an den Tag, was das Produktdesign betrifft. Sei es bei den Großmembran-Mikrofonen „Origin“ und „Sprit“, die im Industriedesign daherkommen, beim Kleinmembran-Mikrofon „Starlight“, das mit unterschiedlichen Klangcharakteristiken und eingebautem Laserpointer aufwarten kann oder beim erst kürzlich vorgestelltem „Stealth“ – einem aktiven, dynamischen Mikrofon, das auf der NAMM den Tec Award eingeheimst hat und laut Aston das vielseitigste Mikrofon der Welt sein soll.
Neben den Mikros stellt Aston auch eine ganze Reihe von Zubehör her. Allen voran den Halo Reflexionsfilter, der als mobil einsetzbarer Absorber Sprach- und Gesangsaufnahmen auch in akustisch problematischen Umgebungen verbessern kann. Aber auch Mikrofonspinnen, Popfilter, Klemmen und vieles mehr findet sich im Portfolio. Beim Aston Origin Black Bundle sind alle Zutaten bereits vorhanden, die sorgenfreie Aufnahmen ermöglichen.
Lieferumfang des Aston Origin Black Bundle
Geliefert wird das Aston in einer mit viel Liebe gestalteten Kartonbox. Neben dem Mikrofon selbst liegen noch eine Spinne und ein Metallschild zur Reduzierung von Plosivlauten bei. Diese Kombination ist auch separat erhältlich und wird derzeit für 78 Euro unter dem Namen „SwiftShield“ verkauft. Mit einem Bundle-Preis von 295 Euro lassen sich so also 8 Euro gegenüber dem Einzelverkaufspreis sparen. Da die Aston Mikrofone allesamt “Made in the UK” sind, dürfte die Marge für den Hersteller ohnehin schon recht gering ausfallen und der Preis dieses Sets ist durchaus als Kampfansage zu verstehen.
Laut Hersteller ist das Bundle auf 2000 Stück limitiert. Als kleine Zugabe erhält jeder Bundle-Käufer übrigens noch einen Aston Pin, den man am Hemdkragen oder Gitarrengurt befestigen kann.
Das Aston Origin im Detail
Ich muss gestehen, als ich das Origin vor ein paar Jahren zum ersten Mal in einem Musikshop gesehen habe, war ich persönlich vom Design her nicht sehr angetan. Allerdings kann ich mich erinnern, dass mich der Klang damals sehr positiv überrascht hatte. Vielleicht liegt es daran, dass die Farbe Lila verschwunden ist oder daran, dass ich mich zwischenzeitlich an das Aussehen dieses Exoten gewöhnt habe – jedenfalls finde ich die schwarze Version optisch ansprechend. Die Hammerschlag-Lackierung ist makellos und die Verarbeitung des Mikrofons bietet keinen Grund zur Beanstandung. Mit einem Gewicht von 500 g liegt es sehr gut in der Hand und vermittelt einen hochwertigen Eindruck.
Das einzigartige Korb-Design sticht besonders hervor – ein Edelstahlgewebe schützt die Kapsel und arbeitet als zusätzlicher Popschutzfilter. Diesen Zweck erfüllt es auch in der Praxis gut:
Technische Daten des Aston Origin
Vorneweg sei erwähnt, dass sich die technischen Daten des schwarzen Modells nicht von jenen der silbernen Version unterscheiden. Beim Origin haben wir es mit einem Großmembran-Kondensatormikrofon zu tun, das bauartbedingt natürlich 48 Volt Phantomspannung benötigt. Die Richtcharakteristik der 1 Zoll großen Kapsel mit Mylar Membran ist Niere.
Ein Blick auf das Polardiagramm offenbart, dass diese Niere recht breit ausfällt. Ob das gut oder schlecht ist, hängt immer von der jeweiligen Anwendung ab. Wilde Kopfbewegungen bei Gesangsaufnahmen sollte es damit beispielsweise sehr gut verzeihen können. Allerdings wird es aber auch etwas mehr „Raum“ aufnehmen als Mikrofone mit engerer Niere. Der veröffentlichte Frequenzgang weist eine ab 3 kHz beginnende Anhebung auf die bei rund 12 kHz mit +5 dB ihren Höhepunkt findet. Im Bassbereich neigt sich die Kurve ab 120 Hz leicht nach unten, was zu einer Reduzierung von rund -7 dB bei 50 Hz führt.
Am Mikrofon selbst lässt sich ein Low-Cut-Filter aktivieren, das bei 80 Hz einsetzt und den Bassbereich zusätzlich entschärft. Ein zweiter Kippschalter, der im Gehäuse versenkt ist, aktiviert das -10 dB Pad.
Das Eigenrauschen wird mit 18 dB (A) angegeben und ist damit auf einem noch guten Niveau, wenngleich es in dieser Preisklasse schon Großmembranmikros gibt, die weniger rauschen. Die Empfindlichkeit des Origin ist aber dafür mit 23,7 mV /PA recht hoch, sodass der Preamp wenig beansprucht wird. Eine harmonische Verzerrung von 0,5 % THD wird bei 127 dB SPL erreicht, auch bei diesem Wert liegt das Mikrofon im Mittelfeld, sollte sich aber für alle Anwendungen problemlos eignen. Ein Blick ins Innere offenbart auch hier eine sehr saubere Verarbeitung.
Das Aston Origin Mikrofon im Studio
Dass bei Aston viele Aspekte neu gedacht werden, zeigt sich auch bei der Spinne. Diese verfügt über einen Klappmechanismus mit zwei Spannfedern, die eine sehr schnelle Installation des Origin ermöglichen. Drei Auflagepunkte halten das Mikrofon sicher, selbst wenn man es kopfüber installiert. Statt einem auswechselbaren Gummiband benutzt Aston eine spezielle elastische “Shockstar”-Aufhängung. Diese lässt sich im Bedarfsfall nur beim Hersteller nachbestellen. Eine Möglichkeit, alternativ Gummibänder zu verwenden und damit auch in vielen Jahren noch ein Ersatzteil zu verwenden, gibt es nicht.
Der Popschutzfilter aus Metall lässt sich an die Spinne aufstecken und bei Bedarf an jede Seite der Spinne verschieben. Soweit – so gut, wenn man die Feststellschraube der Spinne aber auf Anschlag angezogen und fixiert hat, lässt sich der Winkel des Mikros noch immer verstellen. Da bleibt leider ein gemischtes Gefühl zurück. Die Trittschallfilterung an sich funktioniert aber sehr gut und das Metallschild erledigt seine Aufgabe und filtert ungewollte Plosivlaute. Im Studioalltag ist mit dem Metallfilter Behutsamkeit angesagt, da das dünne Gitter leicht verbeulen kann.
Den Klang des Mikrofons teste ich zunächst an der Akustikgitarre. Als Preamp kommt der Heritage DTT-73 zum Einsatz und als Vergleichsmikrofon verwende ich das Austrian Audio OC818, das wir bereits im Test hatten. Das OC818 benötigt rund 8 dB mehr Gain, da es im Vergleich zum Origin eine geringere Empfindlichkeit, dafür aber einen höheren Grenzschalldruck aufweist. Der Abstand zu den Mikros beträgt 20 cm am 15. Bund:
Hier die Akustikgitarre mit größerem Abstand zum Mikrofon, aufgenommen mit einer Distanz von 40 cm:
Der feine Unterschied zum OC818 ist hörbar – die Höhen beim Origin tendieren hier dazu, leicht blechern zu klingen. Trotzdem ist das Resultat recht homogen. Das OC818 bietet eine wertigere Note und eine unaufgeregte Abbildung der Gitarre.
Doch nun weiter zum Kontrabass. Hier positioniere ich die beiden Mikros rund 40 cm entfernt vom rechten F-Loch:
Um dem Basswummern Einhalt zu gebieten, teste ich bei beiden Mikros das 80 Hz Lowpass-Filter. Über die Flankenstellung des Filters und der Höhe der Reduktion beim Aston Origin liefert der Hersteller keine Angaben. Umso erstaunter bin ich über das Resultat:
Das Filter des Origin packt extrem krass zu. Auch scheint es sich nicht nur auf den Bassbereich zu beschränken, sondern hat großen Einfluss auf die anderen Frequenzbereiche. Zudem ist der Lautstärkeabfall recht eklatant. Wofür man einen derartiges Filter benötigen würde, erschließt sich mir nicht, da das Signal zu krass verfärbt wird.
Am Schlagzeug teste ich das Origin zunächst als Raum-Mikrofon. Dafür positioniere ich es rund 1 m vom Drumkit entfernt in einer Höhe von 1,30 m. Bitte beachtet: Der Proberaum ist sehr klein und akustisch kein toll klingender Raum – auch meine Schlagzeugkünste halten sich in Grenzen und man möge mir meine Unsauberkeiten bitte verzeihen. Vielleicht sind die Samples aber trotzdem hilfreich für euch. Zum Einsatz kamen hier die Preamps des Sound Devices MixPre-II (aufgenommen im revolutionären 32 Bit Float-Format):
Nun geht’s etwas mehr ins Detail. Hier das Origin außen an der Kick, in rund 10 cm Entfernung. Als Vergleich habe ich in einem zweiten Take noch einige dynamische Kollegen hinzugezogen, die sich in den letzten Jahrzehnten als Kick-Drum-Mikros empfohlen haben, wie etwa das Electro Voice PL-20 (Re-20), das Shure SM7B oder das Beyerdynamic M88TG:
Um zu hören, wie viel Rauminformation das jeweilige Kick-Mikro aufnimmt, hier das komplette Drum-Kit in Aktion:
Die breite Niere des Aston Origin zeichnet hier etwas mehr von den anderen Toms und Becken des Schlagzeugs auf, generell zeigt es aber am Drumset keine Schwächen. Den Kick-Sound finde ich persönlich recht angenehm. Beim Stresstest mit einem Tamburin zeigte sich übrigens, dass das Origin diese hohen Schalldrücke und scharfen Transienten sehr gut wegsteckt und ohne Verzerrungen überträgt.
Zum Abschluss noch einige Audiobeispiele mit meiner Stimme, es wurde kein Popfilter verwendet, was bei beiden Mikros recht gut funktioniert. Sprache im Abstand von 20 cm:
Das Lowpass-Filter des Aston Origin erzeugt auch bei Sprachaufnahmen ein recht kurioses Ergebnis, das eigentlich nur als „Special-Effect“ brauchbar ist:
Hier noch ein paar lautere Heys mit und ohne Low-Cut.
Das etwas höhere Rauschen im Vergleich zum OC818 fällt in der Praxis kaum auf. Über weite Strecken liefert das Aston sehr brauchbare Ergebnisse – der Push der oberen Mitten/Höhen kann bei einigen Stimmen bestimmt sehr gut passen, aber man läuft auch Gefahr, dass es manchmal zu nasal klingt. Ein individueller Test ist unumgänglich – das Aston ist aber ein Allrounder, den man sich näher ansehen sollte, wenn man ein Mikrofon in dieser Preisklasse sucht.
Hallo Raphael,
vielen Dank für den aussagekräftigen Test des Origin. Arbeite seit einiger Zeit mit dem Mikro und muss sagen, Du hast die Stärken und Schwächen treffend herausgearbeitet!
Die Filterschaltung hatte ich zu Anfang eine halbe Stunde ausprobiert und dachte das Ding sei defekt … warum Aston das bisher nicht revidiert hat, bleibt ein Rätsel. Insgesamt kann ich nach zig Aufnahmen sagen, dass dieses Mikrofon für den Preis eine exzellente Wahl ist. Habe als langjähriger Audio Technica-User lange nach einem so guten Sound in diesem Preissegment gesucht.
@Gammalicht Hi Gammalicht – danke, dass du deine Erfahrungen mit uns teilst :)
Ja, wenn das Aston klanglich zur Stimme bzw. zum Instrument passt, sind damit definitiv gute Aufnahmen möglich. Viel Spaß weiterhin damit!