Fulminantes Spielgefühl!
Der Hersteller ATV bietet ein interessantes Portfolio am E-Drum Markt. Seit 2013 verfolgt es den Anspruch, möglichst authentisch klingende E-Drums zu entwickeln. Nach dem EXS-3 Kit aus der Mittelklasse stand uns nun das Expanded-Set aus der aDrums Artist Serie zum Test zur Verfügung, das preislich in der Oberklasse angesiedelt ist. Es besteht aus einem 9-teiligen Drum-Set mit Holzkesseln und Hardware sowie dem aD5 Drum-Sound-Modul.
Erster Eindruck
Das ADA-EXPSET aus der Artist Serie kommt in vier riesigen Kartons mit 88 kg Gesamtgewicht ins Haus – was ein Ereignis! In schwarzer Schutzfolie gewickelt schien es auf dem langen Sendungsweg aus Portugal wie eine Art „Top-Secret“-Lieferung unterwegs zu sein. Nach dem Herausschälen aus den mächtigen Schutzfolien stehen massive Kartonagen vor mir: je ein aDrums Basic Pack 1 und 2, das aDrums Artist Hardware Pack mit einem extern angeklebten „Hut“ und das aDrums Artist Expanded Package.
Vorab: die Verpackungen innerhalb der großen Quadern bestehen zum größten Teil aus Karton (von den Folientüten mal abgesehen) und werden eher mit „Pappnasen“ gefaltet und eingesteckt als zusätzlich zugeklebt. Das macht nicht nur einen stabilen wertigen Eindruck, sondern reduziert auch Kunststoffe beim Verpackungsmaterial. Sehr gut!
Das Basic Pack 2 enthält folgende Komponenten: eine 18“ Kick-Drum (aD-K18), je ein 16“ und 18“ Cymbal (aD-C16 und aD-C18) sowie eine 14“ HiHat (aD-H14). Der Kick-Drum liegt ein 3M-Klebestreifen in der Größe 5 x 3 cm, ein Drumhead-Protector für den Beater und eine Anleitung für die Drumkessel der Artist Serie bei. Das hochwertige Gewebeschlagfell ist kräftig gespannt und verfügt über jede Menge Elektronik dahinter. Diese ist durch das Fell fühlbar, jedoch nicht sichtbar.
Die Holzspannreifen sind nur außen mit schwarzem Finish versehen und so leuchtet das helle Holz deutlich hervor, das nicht nur gut verarbeitet, sondern auch optisch ansprechend ist. Der Kessel ist auf der Oberseite mit einem silber-matten Label versehen, das Frontfell trägt den schwarzen ATV-Schriftzug, der sich deutlich vom weißen Frontfell absetzt. Die Hardware-Beine sind sehr wertig ausgelegt und verfügen über gut greifende Flügelschrauben und bieten eine gute Standfestigkeit.
Die 16“ und 18“ Becken-Pads verfügen auf der Unterseite über zwei Klinkenbuchsen, die mit Cup und Edge sowie dem Hinweis „Trigger Output“ gekennzeichnet sind. Die Anschlüsse zeigen von den Buchsen her nach unten in die Mitte des Beckenrands – dies lässt auf abgewickelte Stecker hoffen. Die mattschwarze Optik offenbart bei genauerem Hinsehen nur ein sehr kleines ATV-Logo am unteren Beckenrand, das zugleich die 6-Uhr-Position markiert. Der Hersteller wirbt mit einer 360° Cymbal-Pad-Konstruktion, d. h. die Pads können genauso wie herkömmliche Becken von allen Seiten angeschlagen werden.
Das HiHat-Paket offenbart überraschenderweise ein Netzteil sowie eine klassische Zwei-Komponenten-Lösung ähnlich einer herkömmlichen HiHat. Hierbei ist das obere Pad mit bereits vormontierter Clutch optisch wie die Becken-Pads ausgeführt. Das untere Pad ähnelt einem Trichter und zeigt eine V-förmige Aussparung zum Durchführen der Kabel, die von der Unterseite des Oberteils herkommen (für den Anschluss von Cup und Edge). Die weiteren beiden Anschlüsse stammen von der Stromzuführung am runden Control-Adapter und zum anderen vom weiteren Klinkenkabel des Controllers.
Jedem Cymbal liegt eine Anleitung bei, die nebenbei noch alle verfügbaren Cymbal-Typen auflistet. So ist hier auch zu erwähnen, dass im Komponenten-Portfolio des Herstellers ATV etwa noch ein 10“ und 12“ Cymbal sowie ein 17“ China-Modell angeboten werden.
Das mehrsprachige Handbuch der HiHat zeigt die Funktionsweise und den Aufbau sowie die Zusammenarbeit der verschiedenen Anschlüsse und Signal-Outputs.
Der Transportkarton des Basic Pack 2 offenbart übrigens in der Kartonage sogar Griffaussparungen! Ein durchaus hilfreiches Detail für den Transport! Aufgrund der hohen Eigengewichte der einzelnen Pakete mit 15, 18, 20 und 24 kg wäre dies hier natürlich bei allen Kartonagen zu begrüßen.
Das Basic Pack 1 umfasst die 13“ Snare (aD-S13), ein 10“ Tom (aD-T10), ein Assessory Pack und das 13” Floor-Tom (aD-T13). Die enthaltene Zubehörbox enthält trotz ihrer etwa DIN A4 großen Maße nur zwei abgewickelte Klinkenkabel. Dies ist jedoch mit der Ausgestaltung der Innenkartons begründet und somit sind keine weiteren Füllmaterialien notwendig – auch eine Möglichkeit, Platz zu nutzen. Jede Trommel ist in einer Folie eingetütet und sitzt dank Abstandshalter aus Kartonmaterial satt in ihrem Transporthäuschen. Auch liegt jedem Einzelteil eine Anleitung der Drum-Komponenten bei – diese ist inhaltlich identisch gestaltet.
Unter den Schlagfellen der Toms ist ein massiver „Ring“ zu sehen, der etwa 5 cm Breite vom Rand aus für sich beansprucht und offenbar die Elektronik und Sensorik enthält. Hierzu gibt es drei Kontaktpunkte zum Mesh-Head. Die Resonanzfelle sind ebenfalls als Mesh-Heads ausgeführt. Es sind klassische Vierkantschrauben bei den schwarzen(!) Rims zu finden, die wiederum schwarze Gummilippen für die Kantenschläge tragen. Die Tom-Halterungen sind silbern und solide gestaltet.
Der Snare-Drum liegt eine Holzwedge bei, die mittels zwei Ösen an den Stimmschrauben montiert werden kann. Diese erlaubt die Stick-Auflage für Rimclicks und somit ergibt sich auch ein akustischer Klang beim Spiel. Der Rimclick-Sound selbst wird im Home-Bildschirm ausgewählt – dort wechselt man dann zwischen Rimshot und Rimclick. Verwunderlich ist eine 7“ tiefe Snare, die demnach genauso tief wie die Rack-Toms ausfällt – optisch wäre hier eine dünnere Variante mit etwa 5“ Tiefe eine etwas schönere Sache.
Im Hardware Pack befinden sich der Snare-Ständer (ADA-SS), eine weitere Zubehörbox, ein Cymbal-Stand plus Tom-Armhalterung (ADA-TCS) sowie ein Cymbal-Stand (ADA-CS). Doppelstrebige Beine und Memory-Clamps sind Standard bei allen Hardware-Komponenten. Die dreiarmige Haltekonstruktion des Snare-Drum-Ständers wird mit einem langem Drehweg mittels Schraubring fixiert und greift gut an die Außenseite des Kessels. Die Schrägstellung des Korbs erfolgt in gerasterten Abständen. Allen Hardware-Komponenten liegt eine einheitliche Anleitung bei – das Aufbauprinzip ist nun klar. Kein Rack, nur Einzelständer mit Tomhalterungen und Cymbal-Armen sowie je eine Dreifachhalterung für weitere Optionen (z. B. Anbau des zweiten Cymbals an den Ständer des Rides und des zweiten Rack-Toms).
Aus dem „Hut“ des Hardware Packs kommt das Sound-Modul hervor: das aD5. Neben dem aD5 Electronic Drum Sound Module gehört noch ein Quick-Start-Guide mit 14 Seiten und wesentlichen Infos, der Multipin-Kabelbaum, das Netzteil sowie die kleine Halterung für das Sound-Modul hinzu. Der Abstand des Moduls zu den anderen Rohren ist trotz der beigefügten Multifunktionsklammer (ADA-MPC) recht knapp – immerhin ist die kleine Halterung auch im Winkel verstellbar und so finde ich nach kurzem Probieren eine passende Position.
Ähnlich wie im Text des EXS-3 angesprochen, sind alle Kabel diskret in Schwarz ausgeführt. Die Längen sind lobenswert lang und erlauben hierdurch auch etwas großzügigere Aufbauten – das ist sehr gut! Jedoch wäre das Beilegen von farblich unterschiedlichen Codierungsringen wirklich eine hilfreiche Sache. Die abgewinkelten Enden der Klinkenstecker sind sehr kompakt gefertigt – das macht eine schöne Optik und lässt die Kabel sehr nah am Kessel oder den Becken entlanglaufen.
Mitgeliefert wird unter anderem eine Blindbuchse auf eines der Kabelenden. Es bietet sich an, diesen zu verwenden, wenn zum Beispiel ein kleinerer Aufbau mit etwa nur einem Rack und Stand-Tom erfolgt: Wird dieser auf das ungenutzte Kabelende aufgesteckt, können so ganz einfach Störgeräusche vermieden werden.
Die Expanded-Box bringt noch ein weiteres 16“ Cymbal (aD-C16), ein zweites 10“ Tom (aD-T10), einen zweiten Tom-/Beckenständer (ADA-TCS) sowie zwei Empty-Boxes hervor. Das Set ergänzt man mit dem eigenen Bass-Drum-Pedal und der eigenen HiHat-Maschine.
ATV aD5 Drum Modul
Eine dunkle Oberfläche macht nicht nur einen schönen Eindruck, sondern hat einen weiteren Vorteil: Sie spiegelt nicht. Die Oberseite zeigt versenkte Schräubchen, eine Vielzahl an schwarzen Bedientasten, einen Endlosdrehregler sowie einen Lautstärkeregler von 7 bis 5 Uhr. Die Kopfhörerbuchse befindet sich vorne links und ist so gut erreichbar. Die weichen Gummifüße lassen auch eine Verwendung als Tischgerät zu – diese ist auch unabhängig von allen Pads möglich – im Menü erscheint dazu eine Tastenfunktion namens „Listen“, die den gewählten Sound auslöst.
Ein weiterer positiver Aspekt ist das beigelegte Handbuch in zehn Sprachen. Die etwa 15 Seiten starten mit der Packliste der Komponenten des Sound Modul Kartons. Die Montage des „Fuß-Adapters“ auf der Unterseite des a5D Moduls wird erklärt und der Hinweis gegeben, dass das Sound Modul auch an ein 3/8-Gewindes eines Mikrofonständers geschraubt werden kann. Auch eine praktische Alternative, um einen individuelleren Standort hierfür zu finden. Es folgen die Darstellungen der Bedienungsbereiche und der Anschlussbuchsen.
Das Bedienfeld kommt insgesamt sehr aufgeräumt daher. Die rechteckigen Tasten sind in Schwarz gehalten und haben eine gute Größe und ein gutes Druckverhalten beim Bedienen. Es sind je nach Display-Ansicht nur die für die verfügbaren Funktionen aktiven Taster in ihrer Mitte dann auch hellweiß hintergrundbeleuchtet. Das unterstützt die optische Benutzerführung, sodass man sich schnell zurechtfindet.
Der USB 2.0-Anschluss kann sowohl mit einem PC als auch einem Mac verbunden werden, um MIDI-Daten zu senden und zu empfangen. Der Kartenslot unterstützt SD- und SDHC-Karten bis zu 32 GB. Die verfügbare RJ45-Buchse mit der Beschriftung ATV-Link wird aktuell noch nicht unterstützt, soll jedoch nach zukünftigen Firmware-Updates nutzbar sein. Ein kleiner QR-Code auf dem Anschlusspanel führt sofort zum Handbuch, zur neuesten Firmware oder den Sounds auf der ATV-Website. Das Netzteil verfügt über verschiedenste internationale Adapterstecker. Auf der Rückseite befinden sich dann noch zwei Aux-Buchsen (wovon Aux 1 bei unserem Test für das zweite Crash verwendet wurde) für den Anschluss weiterer Pads sowie die Audio-In-Buchse für Musik-Player (3,5 mm) und die zwei Outputs (links und rechts als 6,3 mm Monoklinkenausgang).
Bei den Toms werden nur die Mesh-Heads als Signallieferant unterstützt, bei der Snare-Drum sind es Head und Rim, bei der HiHat Bow und Edge, beim Ride sind es Bow, Edge und Cup. Es erfolgt auch der Hinweis auf die Kompatibilität von Pads und HiHat-Pedale anderer Hersteller. Dazu ist eine PDF-Liste von der Hersteller Website als Download verfügbar. Sehr hilfreich ist der Hinweis, dass das Multikabel eines anderen Herstellers nicht mit dem a5D Modul kompatibel ist!
Ein längeres Drücken auf die Netztaste schaltet das Modul ein bzw. aus. Hier gibt es im Menü die Funktion des Auto-Power-off nach 30 Minuten Nichtbenutzung, das auch zu deaktivieren ist. Sinnvoll wäre dies allerdings auch beim HH-Controller, denn dass dieser auch ein Netzteil und einen Ein- und Ausschalter hat, ist nicht selbstverständlich. So kam es beim Test auch vor, dass ich mich über die fehlende Open/Close-Funktion beim Spiel auf der HiHat wunderte, bis ich mich an den Ein-/Ausschalter des HH-Controllers erinnerte.
Das Handbuch empfiehlt, die Trigger-Einstellungen zu überprüfen, wenn das aD5 zum ersten Mal verwendet wird oder wenn andere Pad-Typen angeschlossen werden. Die drei Schritte sind gut erklärt und leicht umzusetzen: Schritt 1 bedeutet, den Crosstalk-Channel zu definieren – hierbei sind alle angeschlossenen Komponenten mit drei kräftigen Schlägen zu spielen, um dies zu kalibrieren, Schritt 2 bietet die Auswahl der angeschlossenen Komponenten nach Hersteller und Modelltyp, um die Wiedergabe optimal hierauf abzustimmen und Schritt 3 erlaubt es, die Öffnen- und Schließen-Funktion der HiHat den entsprechenden Sounds anzupassen. Abschließend werden noch die Cross-Stick-Funktion und der Startbildschirm erklärt. Leider hat sich beim Druck der Broschüre ein Fehler bei den Abbildungen einiger Display-Ansichten eingeschlichen, so dass diese nur als schwarzes Feld dargestellt sind – allerdings befinden sich ergänzend Linien zur Erklärung an diesen, die das Verständnis mitunter doch noch ermöglicht.
Das Ein- und Ausschalten dauert ca. 10 Sekunden, bis das Modul startklar ist bzw. bis alle Einstellungen gesichert und das Modul herunterfährt. Dann kann es bereits losgehen.
Das Drumming auf den Mesh-Pads gestaltet sich sehr angenehm, ebenso auf den vollflächigen Cymbal-Pads. Nur die HiHat ist aufgrund ihrer Trichterkonstruktion für ein recht lautes Spielgeräusch verantwortlich. Wer gerne mit halboffenen Kopfhörern spielt, wird dies bemerken (vgl. auch Audiofile).
Das Display zeigt im Home-Bildschirm gleich mehrere Informationen an: So wird nicht nur das gerade ausgewählte Kit, das aktuell angeschlagene Pad mit Symbol fürs Instrument sowie der Name des Instruments mitsamt der Größe und Modell angezeigt (bei Snares z. B. 14“ x 5“ Brass oder bei Becken 20“ Ride), sondern dies wird mitunter auch mit Herstellerkürzeln ergänzt und die Zuordnung zur Instrumentengruppe angezeigt. Soll der Sound eines Pads geändert werden, so schlägt man das Pad an und nutzt im Menü „Instrument Assign“, um einen anderen Sound der gleichen oder auch der anderen Instrumentengruppen auszuwählen. So gibt es bei den Snares Holz-, Stahl-, Nickel- und Metallkorpusse sowie kurze und tiefe Kesselgrößen zur Auswahl, bei den Toms und Bass-Drums Holz und Muted und lang ausklingende Varianten. Bei den Becken gibt es neben Splashes viele Crashes von 16“ bis 20“ sowie Rides von 20“ bis 22“ verschiedener Hersteller und verschiedene HiHats in 14“ Größe. Jeden Sound kann man mit einer Markierung zwischen 1 und 5 Sternchen versehen und so seine Lieblingssounds kennzeichnen. Ebenso ist das Zusammenstellen seiner eigenen Kits möglich – diese werden „Best Kits“ genannt.
Eine gute Sache ist die Lautstärkenansicht der Instrumente, die im Menüpunkt LEVEL aufzurufen ist – dort sind alle Anschlüsse/Pads in einer Ansicht nebeneinander mit ihren Pegeln zu sehen und können dort auch direkt mittels Drehregler eingestellt werden. Der gesamte Output-Pegel kann ebenfalls definiert werden: von +0 dB bis hin zu +3 dB ist dies möglich.
Mitgeliefert werden fünf Drum-Kits, die durch den kostenlosen Download – Registrierung auf der ATV-Website vorausgesetzt – um sieben Kits auf insgesamt 12 Kits erweitert werden können. Eine Auswahl derer ist in den Klangbeispielen zu hören.
Das „TruAcoustic“ Kit ist ein naturnah klingendes Drum-Kit für vielseitige Einsatzzwecke: Auffällig sind die lang ausklingenden Becken, offenen und lebendig klingende Drum-Sounds sowie eine klar definierte HiHat. Das „Legacy Jazz“ Kit bietet weich und räumlich klingende Toms und Bass-Drum neben hellen lebendigen Beckenklängen. Das „Real Groove“ Kit bietet im Vergleich zum TruAcoustic eine noch direktere Klangansprache bei Snare und Bass-Drum. Das „Metal 9000“ Kit kommt mit kurzen und kräftig klingenden Sounds daher und das „Vintage“ Kit bietet genauso wie das „Unplugged Songwriter“ Kit gedämpfte Klangfarben. Der Wechsel von Kit zu Kit dauert im Übrigen circa 2 bis 3 Sekunden, da die Sounds stets neu geladen werden.
Zum Zeitpunkt des Tests standen uns vorab diverse Drum-Kits zur Verfügung, die in Zusammenarbeit mit Steven Wilson entstanden sind. Bei Erscheinen des Tests sollten diese auf der ATV-Website zum Download zur Verfügung stehen.
Als Klangbeispiele sind hiervon das „Funky Fun“ Kit zu hören, das eine 4“ Steel-Snare und ein modernes Crash-Cymbal mitbringt. Das „Hi-Fi“ Kit mit einer 3,5“ Brass-Snare und Toms in 10, 12 und 16 Zoll – kombiniert mit klaren Crash-Sounds. Die „Second Line“ bringt eine warme Wood-Kick-Drum mit und bietet ein kompakt klingendes Gesamtbild – vielleicht mehr als nur eine „2. Wahl“?!? Das „Ultimate Jazz 2“ bringt eine 18“ Maple-Bass-Drum an den Start und lang ausklingende Sizzle-Rides. Das „Lo-Fi“ Kit offenbart sogar ein kleines Stack-Becken.
Der Fokus bei ATV liegt definitiv auf akustischen Drums – ein paar Percussion-Sounds habe ich in der Sound-Library allerdings auch gefunden: drei verschiedene Cowbells, ein Tamburin, zwei Woodblocks sowie wunderbare Bar-Chimes.
So so, vergleichbar zu einem A-Setup soll das hier beschriebene ATV ADRUMS Setup also ein fulminantes Spielgefühl anbieten können. Sorry dafür, aber solange sich diese „E-Drums“ auch im Jahre 2020 (Jetzt 2021) immer noch mit den nahezu primitiven Piezo-Triggersystemen und den Soundmodul Technologien aus den 90er Jahren bedienen werden, ist es meiner Meinung nach eine Farce hierbei von leistungsgerechten „A-Drum“ Eigenschaften sprechen zu wollen.
Um es noch deutlicher auszudrücken: Es kommt einer Verarschung der potentiellen Interessenten gleich, diese offensichtlichen „Freizeitgeräte“ mit einem traditionellen A-Drumset in Verbindung bringen zu wollen.
Alleine schon der Umstand, dass sich auch dieses ATV E-Drum Setup immer noch mit diesen unsäglichen Gummi Beckenpads schmücken wird, entbehrt jegliche authentische Grundlage des eigentlichen Spielgefühls eines vergleichbaren A-Drumsets.
Und kein detailliertes Wort zu den Mesh Gewebefellen. Ein einigermaßen authentisches Spielgefühl wird man letztendlich erst ab 3-ply Meshheads (Etwa von drum-tec) erreichen können.
ALLE! am Markt erhältlichen Modulsounds werden sich an den modernen VST-Computer Drumsounds (Etwa von Toontrack) die Zähne aus-beißen. Das einschlägige „E-Drum“ Marktsegment ist einfach nur peinlich und völlig überteuert!
@DerSchlagzeuger Welche Lösung hast du? Hast du die digitalen Pads von Roland? Und was sollen (zukünftige) Schlagzeuger machen, die keine Möglichkeit für ein A- Set haben?
Die Möglichkeit, ein VST nachzuhängen besteht ja immer!
@JohnDrum In Sachen authentisches Spielgefühl der Cymbals, könnten folgende Produkte dem Ziel schon deutlich näher kommen:
https://fieldelectronicdrums.com/
https://jobekydrums.co.uk/product-category/e-cymbals/
Wobei auch hierbei die eher fragwürdigen Piezo-Trigger Technologien aus den 80er Jahren zum Zuge kommen werden.
Wer ein leises A-Drumset mit Hilfe von modernen Technologien nutzen möchte, der muss wohl tatsächlich noch viele Jahre darauf warten, bis die einschlägige Industrie gewillt ist diese besondere Schlagzeug Gattung in einer seriösen Art und Weise am Markt anzubieten.
Diese Spielbereiten „E-Drum“ Komplettsysteme bedienen ein ganz anderes Szenarium als den leisen A-Drum Ersatz. Entsprechend wird man bei diesen Systemen mit technischen Einschränkungen leben müssen, welche im Widerspruch zu einer möglichst authentischen Kopie eines A-Drumset stehen werden. Daran besteht kein Zweifel. Und leider wird das viel zu selten bei den entsprechenden Testberichten von „E-Drums“ thematisiert.
Danke für den Bericht!
Interessant bei jedem Test von einem E-Drum wäre auch: Wie gut arbeitet so ein Teil, wenn man über einen Rechner z.B. ein Toontrack SD3 ranhängt?
@JohnDrum Die Problematik hierzu habe ich ja schon angedeutet:
Die besagte Piezo-Trigger Technologie benötigt gerade auch bei größeren Meshhead Trommeln (mindestens ab 12″) eine gewisse Zeit der Einschwingphase (Scantime) um verwertbare Trigger-Signale generieren zu können. Meistens so um die 2,5ms bis 3ms. Darüber hinaus arbeiten eigentlich alle Soundmodule am Markt mit dem veralteten Midi-Übertragungsstandard. Auch hierbei verliert man mindestens 1ms bis 2ms an Zeit. Einfache Module generieren hierbei sogar Latenzen von bis zu 10ms! Hinzu kommen noch die Gegebenheiten wie unerwünschte False-Triggering Bereiche und das Übersprechen der Anschläge auf die anderen Pads. Gerade auch hierzu ist die besagte Piezo-Triggertechnik recht empfindlich und eher ungeeignet.
Addiert man diese Zeitverzögerungen noch mit den Latenzen der modernen Computertechnologien hinzu, wird man wohl leider festhalten müssen, dass letztendlich alle am Markt befindlichen Soundmodule nicht dafür geeignet sind, die vergleichbar hochwertigen VST-Sounds wie etwa von Toontrack Superior Drummer 3 via Computertechnologien anzusteuern.
In diesem Fall benötigt man ein modernes Drum To Computer Interface und kein herkömmliches Soundmodul. Das interessiert aber die E-Drum Hersteller nicht die Bohne.
@DerSchlagzeuger Hallo DerSchlagzeuger,
vielen Dank für Deinen Beitrag. Das ist durchaus ein interessantes Thema und auch vielen Drummern bekannt und bestätigt weiterhin die innere Haltung (und Erfahrung), dass ich auf E-Drums „schon immer ganz anders“ trommeln muss – die Verzögerung bemerkst du oft bereits beim Anschlagen und denkst dabei je nach Preisklasse gerne auch „na ja – überzeugend ist das nicht gerade“.
Dass dies ein modernes Drum To Computer Interface besser kann als ein Soundmodul eines E-Drum Sets ist durchaus möglich, denn wie du schon selbst schreibst liegt das (leider) oftmals nicht im Fokus der Hersteller bei der Entwicklung Ihres Produkts.
Hast Du hierzu Erfahrungen für uns?
Viele Grüße
@Christian Herrmann Die MIDI-Latenzen kann man mit USB-MIDI minimieren. Es kommen allerdings in jedem Fall die Latenzen für den Versand zum (meist USB-) Audiointerface dazu. Ein PC ist halt eine generalisierte Maschine und keine spezialisierte.
Insofern ist das Konzept, dass die Klänge im Drumcontroller abgespielt werden, schon ok. Dass man nicht einfach Toontrack-Sounds in einen Drumcontroller laden kann, liegt am Klammern der Hersteller. Der Kunde soll keinesfalls etwas mit der gekauften Ware tun, was ihm nicht explizit erlaubt wurde.
Technisch wäre es kein Problem, Export und Import über ein unverschlüsseltes Standardformat wie SFZ zu realisieren („Dieses Drumkit mit der gewählten Mikrofonierung exportieren?“) . Die Brüder wollen halt nicht und die Kunden üben keinen Druck aus. Im Gegenteil, sie legen auf Verlangen Kundenkonten an, kaufen auf eigene Kosten iLoks und installieren jedwede Gängel/Schnüffel/“Download“-Software, wenn der Hersteller das vorgibt. Warum also sollten die Hersteller einlenken?
@bluebell Zitat:
„Technisch wäre es kein Problem, Export und Import über ein unverschlüsseltes Standardformat wie SFZ zu realisieren („Dieses Drumkit mit der gewählten Mikrofonierung exportieren?“).“
Es ist aber nicht nur damit getan, einfach riesige VST-Libaries in das Modul einzuladen. (Bei Superior Drummer bis zu 250 GB) Nein, es ist im wesentlichen die Art und Weise wie „intelligent“ die Benutzeroberfläche (Die Software) in Echtzeit mit den eingehenden Triggersignalen und den jeweiligen Artikulationen interagieren wird. (Stichwort Round Robin und die Vermeidung von dem berüchtigten „Maschinengewehr Effekt usw.) Und hierbei kommen die veralteten Modultechnologien ganz schnell an ihre Grenzen. Hierzu wird man halt moderne Computer Rechenleistungen benötigen. Das ist der Punkt!
@DerSchlagzeuger Das SFZ-Format bietet Multisamples, Round-Robin (zum Vermeiden des Maschinengewehreffekts) und vieles mehr. Um die Entscheidung zu treffen, welches Sample abgespielt wird, braucht man nicht viel CPU-Leistung.
Ich habe das SFZ-Format nur als Beispiel genommen. Es ist offen, einfach und unverseucht mit DRM. Sollte es was Besseres geben, von mir aus.
Dass bezüglich Artikulationen bei der Pad-Technik noch Luft nach oben ist, will ich gar nicht bestreiten. Allerdings sollte man es auch nicht übertreiben wollen. Bei vielen Musikstilen ist allzuviel klangliche Varianz bei den Schlägen gar nicht gewünscht und wird durch allerlei Technik (Kompressoren, Limiter, Transienten Designer) auf ein Maß reduziert, das die treibende Wirkung unterstützen soll.
Ich wüsste nicht, dass ein potenzieller Hit daran gescheitert wäre, dass die Snare-Schläge nicht genügend Varianz hatten. :-)
@Christian Herrmann Zitat:
„Hast Du hierzu Erfahrungen für uns?“
Ja, habe ich. Leider eher leidvolle Erfahrungen….
Ich hatte einmal testweise das D.I.T.I. Drum To Midi Interface von Alternate Mode am Start (Von drum-tec)
https://www.alternatemode.com/diti-ftb/diti-drum-intelligent-trigger-interface/
Für Piezo-Meshpads eher unbrauchbar. (Das war allerdings bei dem Vorgänger Modell so)
Finger weg von dem Alesis Trigger I/O Gerät. Unbrauchbar!
Das Megadrum Selbstbau Projekt ist hoch komplex und leider auch für Stereo Piezo-Meshpads eher ungeeignet. Das Gerät hat aber bis zu 28! Stereo Trigger-Eingänge! (Bei Mono Nutzung 56!) Davon können sich auch alle herkömmlichen Soundmodule eine Scheibe abschneiden.
https://www.megadrum.info/
Vielleicht teste ich demnächst einmal das eDRUMin 10 Interface von Audiofront
https://www.audiofront.net/eDrumIn.php
Aber letztendlich bleibe ich bei meiner Meinung:
Der anspruchsvolle VST-Drum Schlagzeuger wird erst einmal ein völlig neues und schnelles modulares Trigger-System benötigen, welche man auf x-beliebige A-Kessel montieren kann. 30-40 Jahre Piezo Technologien sollten eigentlich schon längst überwunden sein. Das E-Drum Segment ist unfassbar träge und altertümlich aufgestellt.
@JohnDrum Hallo JohnDrum,
Deine Idee die „Zusammenarbeit“ eines Produktes (also Drum Kits bzw. Sound Moduls) mit einem anderen System (also Software o.ä.) genauer unter die Lupe zu nehmen, macht durchaus Sinn und stelle ich mir auch wirklich interessant vor. Dies würde jedoch den Rahmen eines Produkttests sprengen – und eher einen Workshop-Charakter haben.
Beim Produkttest liegt erst einmal der Fokus auf der Frage „was bekomme ich beim Kauf des Produkts geboten“ – also rein auf dem Produkt selbst. Somit kann die Bewertung über das Anschließen weiterer Komponenten oder Systeme (denn davon gibt es nicht nur eins ;-)) nicht Bestandteil eines Produkttests. Ich hoffe du verstehst was ich sagen möchte.
Dennoch lade ich Dich ein Deine Erfahrungen und Meinung hinsichtlich dieser Optionen hier zu diskutieren und zu teilen, denn das macht durchaus Sinn…
VG und ein gutes neues 2021
@Christian Herrmann Zitat:
„Beim Produkttest liegt erst einmal der Fokus auf der Frage „was bekomme ich beim Kauf des Produkts geboten“ – also rein auf dem Produkt selbst.“
Vielleicht sollte man sich erst einmal die Frage stellen, für welche Zwecke möchte ich dieses Produkt eigentlich bevorzugt nutzen.
Und hierbei wird man unweigerlich feststellen, dass etliche Anwender eigentlich gar keine eigenständige E-Drum Gattung benötigen werden, sondern vielmehr einen möglichst leisen Ersatz für ein traditionelles A-Drumset nutzen wollen. Und das gelingt offenkundig nur mit Technologien welche die einschlägigen „E-Drum“ Hersteller so in dieser Form nicht anbieten wollen oder auch nicht anbieten können.
Das unseriöse daran ist aber bisweilen, dass gerade auch die hochpreisigen „E-Drum“ Systeme von den Herstellern als vollwertige A-Drumsets beworben und bejubelt werden. Damit begründet man ja schließlich auch die hohen Preise. Und das sind diese Systeme mitnichten. Hierzu hätte der gesetzliche Verbraucherschutz schon längst entsprechende Richtlinien vorgeben müssen.
Das darf – und das sollte man auch – als kompetente Testperson in einem Testbericht thematisieren. Gerade auch in diesem bisweilen bedenklichen Marktsegment der hochpreisigen „E-Drums“.
@DerSchlagzeuger Wenn du so schreibst, dann hat man das Gefühl, dass du eine Lösung für andere hast!?
Was veranlasst dich, andere auf die „Gefahren“ eines E- Drums hinzuweisen. Hast du da schon einschlägige Erfahrungen gemacht?
Die reinen Triggermodule werden auch nicht schneller sein (Roland TM7 z.B:).
Wenn ich den Sound von einem Roland TD triggere, dann spare ich mir zumindest den Umweg über einen Rechner! Midilatenz fällt da erst einmal weg.
@Christian Herrmann Hallo Christian, meine Erfahrungen teile ich gerne. Bin aber teilweise erst am Anfang.
Mir fehlt noch das passende Interface und auch das Triggersystem für mein SD3.
Roland hat ja, soweit man hört, die geringsten Latenzen. Deswegen hätte mich deine Erfahrung mit dem ATV interessiert.
Auf ein Teil bin ich vor Weihnachten gestoßen, welches in Deutschland direkt nicht erhältlich ist aber sehr interessant ist:
Das eDRUMin und eDRUMin10 ! Falls ich es mir holen sollte, schreibe ich gerne einen Bericht!
P.S.: Früher hatte ich mal einen ADD Two für die Bühne (über ein Akustikset)! Lach!
Gutes neues Jahr!
Wer bei „Second Line“ an „Zweite Wahl“ denkt, sollte dringendst mal eine Reise nach New Orleans unternehmen :)
Unser Drummer spielt nach wie vor DDRUM.
Weil das geil ist.
Egal, welche Technik.
Live stellen sich hochgezüchtete VST meist als Rohrkrepierer heraus, da die Effekte to much sind.
Roh merkt man dann die wahre Bespielbarkeit und dann braucht man einen über FOH formbären stabilen Grundsound.
Mit dem Spielgefühl hatte er mit DDRUM nie Probleme.