Großes Update für das kleinste Digitalpult
Als Behringer ohne große Vorankündigung im Spätherbst 2020 das Behringer Flow 8 Digitalpult auf den Markt brachte, hatten wir das Glück, ein Vorserienmodell für den Test zu erhalten. Als ich das kleine Digitalpult in Willich abgeholt habe, hat Jan Duwe mir bereits verraten, dass Behringer noch viel mit dem Mischpult vorhat. Im weiteren Verlauf des Gesprächs konnte ich bereits einige Wünsche äußern und Jan sagte mir, dass das Behringer Flow 8 in der Tat genügend Prozessorleistung hätte, um diese zu verwirklichen. Schon vor Erscheinen des Tests bestätigte Jan mir die Umsetzung der Wünsche per E-Mail mit dem nächsten Firmware-Update. Behringer hat auf die Anregungen aus der Community zügig reagiert und seit Mitte Februar ist das Firmware-Update V11739 erhältlich. Grund genug also, uns die vielen neuen Funktionen anzuschauen.
Behringer Flow 8 Digitalpult
Beim Behringer Flow 8 handelt es sich um ein Digitalpult im Miniaturformat. Acht Eingänge, USB-Multichannel-Interface, Bluetooth-Audio, zwei FX-Prozessoren, zwei Monitorwege, sechs Fader und die Möglichkeit der Fernsteuerung per App sind nur einige der Features, die das kleine Digitalpult so interessant und zu einer echten Alternative zu analogen Kleinmischpulten machen. Denjenigen, die das Behringer Flow 8 Digitalpult noch nicht kennen, empfehle ich die Lektüre meines ausführlichen Testberichts. Im Folgenden beschreibe ich die Features des Firmware-Updates vom 15. Februar 2021.
Update-Vorgang
Für das Update muss lediglich das SimplyPUT-Tool für PC/Mac/Linux von der Behringer Produktseite heruntergeladen, das Produkt per USB mit dem Computer verbunden und SimplyPUT gestartet werden. Nach kurzer Zeit ist das Update abgeschlossen und nach einem Neustart des Mischpults stehen die neuen Funktionen zur Verfügung. Einfacher geht es kaum. Einen Link zur Produktseite des Behringer Flow 8 Digitalpults für den Download des Tools findet ihr am Ende des Tests.
Ein Mischpult – zwei USB-Modes
Die wohl größte Neuigkeit ist die Einführung von zwei verschiedenen USB-Modes. Behringer hatten bei der Markteinführung vor allem auch das Video-Streaming und Podcasts im Hinterkopf. Da viele Software-Produkte aus diesem Segment Signale auf dem USB-Bus auf den USB-Kanälen 1 und 2 erwarten, wurde auf diesen beiden USB-Kanälen in der ursprünglichen Firmware bei Erstauslieferung stets der Main-Mix übertragen. Dies führte zu einer Verschiebung der Kanalzuordnung der übrigen Kanäle, sodass der Eingangskanal 1 auf Kanal 3, Eingangskanal 2 auf Kanal 4 und so weiter an den Computer übertragen wurden. Insgesamt wurden 10 Kanäle (Main L/R und Eingangskanäle 1-8) an das Mischpult übertragen. Zurück ins Mischpult gingen zwei Kanäle, die wiederum an Kanal 1 und 2 anlagen. Das wurde von mir im Test kritisiert und die Anregung aufgenommen, die Belegung entsprechend ändern zu können. Das Resultat sind die beiden neuen USB-Modes: Recording und Streaming.
Im Recording-Modus schickt das Behringer Flow 8 nun die Kanäle 1-8 und den Main L/R Mix auf den USB-Kanälen 1-10 an die DAW. So soll es sein. Die Zuordnung ist also nun 1:1 umgesetzt und jede Verwechslung ist ausgeschlossen.
Im Streaming-Modus hingegen liegt auf den USB-Kanälen 1 und 2 nur der Main L/R Mix an. Die übrigen USB-Kanäle bleiben ungenutzt. Mit diesem Modus trägt man also der Tatsache Rechnung, dass viele Videokonferenz-, Streaming- und Podcasting-Produkte ihren Audio-Stream immer auf den USB-Kanälen 1 und 2 erwarten.
Ein Mischpult – vier Returns
Eine weitere großartige Neuerung sind die vier USB-Return-Kanäle. Als Musiker, der auf der Bühne oft mit Backing-Tracks arbeitet und diese für die Band verwaltet, benötige ich für das Abspielen der Backing-Tracks zwei Kanäle und mindestens einen weiteren Click-Kanal für den Drummer. Einen vierten Kanal setze ich in der Regel für gesprochene Cues ein. Mit der ursprünglichen Firmware war das Behringer Flow 8 als 10/2-USB-Interface mit zehn Hin- und zwei Rückwegen konzipiert. Nach der Installation der Firmware V11732 haben wir es mit einem 10/4 USB Interface zu tun und somit können gleich vier Kanäle von der DAW zurück ans Behringer Flow 8 geschickt werden.
Behringer Flow 8 Digitalpult – neue Routing-Möglichkeiten
Neu sind auch einige Routing-Optionen. Dazu zählt, dass die Kanäle 5/6 und 7/8 nun wahlweise das Signal der Line-Inputs oder die USB-Streams 1/2 oder 3/4 führen können. Außerdem lassen sich die USB 1/2 oder USB 3/4 Returns auch direkt auf die Monitor-Ausgänge 1/2 routen, sodass man zum Beispiel in einer Software einen gesonderten Mix erstellen und diesen dann über die Monitor-Ausgänge an anderes Equipment schicken kann. Oder man nutzt die Monitorwege einfach als zusätzliche Einzelausgänge, wenn man als Keyboarder mit Software-Instrumenten auf der Bühne unterwegs ist und dem FoH-Engineer mehr Möglichkeiten für seinen Mix geben möchte.
Praktisch ist in diesem Zusammenhang auch, dass sich die beiden Monitorwege nun zu einem Stereoweg linken lassen. Signalisiert wird die Verlinkung durch das Blinken des Mon 2-Schalters bei gleichzeitigem Dauerleuchten des Mon 1-Schalters.
Neu ist auch das Kopfhörer-Routing, denn der Kopfhörerweg lässt sich nun vom Monitorbus oder vom Main-Bus speisen – zur Auswahl stehen in beiden Fällen jeweils der Pre- und Post-Fader-Abgriff.
Features für das Video-Streaming
Wir befinden uns im Corona-Jahr 2021 (das klingt etwas nach StarTrek) und wie schon im Jahr 2020 spielt das Streaming eine große Rolle. Ein riesiges Problem stellt dabei die Synchronisierung von Audio und Video dar. Während große Videomischpulte durch ein Delay in den Audio-Eingängen dafür sorgen, dass das Audiosignal durch eine leichte Verzögerung dem Videosignal angepasst wird und somit auch alles schön lippensynchron läuft, stellen die meisten Videokonferenz-Systeme eine solche Funktion nicht zur Verfügung. Insbesondere dann, wenn das Kamerasignal per HDMI zunächst an einen Wandler übertragen wird, der es dann per USB an den Computer weiterleitet, sind Probleme vorprogrammiert, wenn das Audiosignal von einer anderen Quelle, zum Beispiel von einem Interface kommt. Das Audiosignal ist dann immer zu früh und müsste verzögert werden.
Die einzige Möglichkeit war, auf Software wie OBS für das Streaming zurückzugreifen, die ein variables Eingangs-Delay besitzt und deren Ausgangs-Stream dann zum Beispiel auf Zoom zu routen. Nutzer von Digitalpulten mit USB-Anbindung waren besser dran, weil fast alle Digitalpulte ein Bus-Delay besitzen (zum Beispiel das Behringer X32). Nun kommt auch das Behringer Flow 8 Digitalpult in den Genuss von Output-Delays auf den Ausgängen mit einer Verzögerungszeit von bis zu 340 Millisekunden. Das ist mehr als ausreichend, um Ton und Bild wieder synchron zu bekommen.
Trotzdem kann es manchmal sinnvoll sein, das Ausgangssignal des Mischpults direkt in ein Videomischpult oder eine Kamera zu führen. Da hier in der Regel nicht +4 dBu Pegel, sondern -10 dBv erwartet werden, besitzt das Behringer Flow 8 nun ein Ausgangs-Pad, um den Pegel entsprechend umzuschalten. Sehr gut.
Weitere Features
Etwas Hall auf dem Monitorweg ist eine feine Sache. Aus diesem Grund lassen sich die beiden Effekt-Returns jetzt dem Main-Mix und/oder einem Monitorweg zuordnen.
Offensichtlich war die Leistungsfähigkeit des DSP noch lange nicht erschöpft, denn Behringer hat allen 4-Band- und 9-Band-EQs in den Kanalzügen und Bussen nun als EQs mit parametrischen Bändern implementiert. Es stehen pro Band nun die Parameter Frequenz, Width und Gain zur Verfügung.
Snapshot Scope gestattet es, aus einem Snapshot Kanaleinstellungen, FX-Einstellungen sowie Einstellungen für Main, Monitor oder Routing getrennt voneinander zu laden. So werden nicht immer alle Einstellungen überschrieben.
Alle Mischpult-Settings können per MIDI-Dump als SysEx-String übertragen und in einer DAW gespeichert werden.
Ich finde das kleine Pult super- Das Pult ist einzigartig in der Preisklasse
Update Gut und recht, aber: Mixer vor über 2 Monaten bei Amazon bestellt… warte noch heute auf Lieferung. Schade. Hoffe Behringer legt bei den Lieferungen einen ordentlichen Zahn zu.
@Keyazubi Ich habe meinen vor vier Wochen im Online-Musikhandel gekauft und er kam am nächsten Tag. Beim MS in Köln sind die aktuell auf Lager.
@Markus Galla dito : )
Das würde dann bedeuten, auf Amazon lotet Behringer den Markt für die Ahnungslosen aus und nur der fachmarkt wird bedient… Ich hätt’s wissen müssen. Nur: auch bei Thomann Lieferzeiten 4-5 Wochen seit 2 Wochen (ha). Kopf hoch, warte noch ne Woche, dann wird storniert.
@Keyazubi Es ist doch schon lange kein Geheimnis mehr, dass Behringer mit den großen Online-Musikhäusern Verträge schließt und diese bevorzugt beliefert. Thomann hatte bis vor wenigen Tagen auch noch welche auf Lager. Bei MS in Köln sind die schon lange auf Lager. Ich würde einfach bei Amazon stornieren.
Danke für den Bericht über das Update. Der Kleinmixer kommt bei mir nun auf die engere Auswahlliste auf der Suche nach einem möglichst kompakten Mixer für kleine Gigs, bei dem man aber nicht auf die Features größerer Pulte (flexibler EQ & Halleffekt zB. für Vocals) verzichten möchte. Bei drei oder vier benötigten Kanälen ist mir mein UI24R einfach immer ein bisschen zu überdimensioniert.
@bbr Nachtrag…. Nach über 20 Monaten: Amazon hat dann geliefert.Gerät ist echt in Ordnung. E-piano & Vocal & Roland bk7 in und dann alles an imac plus logic. Funkt !1
Schönes Gerät, das mit den Updates immer besser wird. Ich verwende es hauptsächlich als Audio-Interface am Mac, als Ersatz für das Tascam U-322, das leider nicht mehr vom System unterstützt wird.
Es wäre schön, wenn es auch die App für den Mac gäbe, vielleicht mit mehreren Fenstern und zusätzlichen Funktionen, wie Spectrumanzeige.
Micha