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Test: BOSS GX – 100 Multieffektprozessor, Effektgerät

Der gute digitale Alleskönner zum fairen Preis

7. August 2022

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Die eierlegende Wollmilchsau ist unter Gear-Heads seit jeher ein riesengroßer Diskussionspunkt. Vintage und analog Fans stehen auf Individualismus mit einzeln, sorgsam ausgewählten Instrumenten, Pedalen, Amps und Kabeln, während die modernen Player den Komfort und die Zuverlässigkeit von digitalen Maschinen bevorzugen. Den Glaubenskrieg machen wir heute nicht auf. Spannend sind aber die immer „realistischer“ werdenden digitalen All-in-one-Lösungen für Gitarren-Setups. Einer der ersten Hersteller, die den Markt der Modeling-Amps mitgestalteten und um den wahrscheinlich kein Gitarrespieler herumkam, war und ist BOSS. Ich erinnere mich noch gut, wie mein erster Gitarrenlehrer damals das Floorboard dabei hatte und ich als Jugendlicher von den vielen Funktionen fasziniert war. Nun heute, 15 Jahre später, als Player zwischen analogem, z.T. Vintage-Gear und Kemperei/Plug-ins, halte ich das GX-100 in Händen. Mal sehen, was die Kiste so drauf hat.

Let’s unbox the BOSS GX-100 Gitarren-Effektprozessor.

BOSS GX-100 totale

BOSS GX-100 Front

UNBOXING – BOSS GX-100 Multieffektprozessor, Effektgerät

Das Gerät kommt im eigens designten Karton daher. Beigelegt ist dem GX-100 lediglich das zweiteilige Netzteil (Netzteil + Kabel) sowie eine Bedienungsanleitung.

 

GX - 100 top

GX – 100

SPECS & FACTS – BOSS GX-100 Multieffektprozessor, Effektgerät

Das GX-100 kommt mit unglaublich vielen Möglichkeiten daher und ist damit, für das mittlere Preissegment königlich ausgestattet. Neben den 23 AIRD Amp-Modellen und über 150 implementierten Effekten lassen sich auf Wunsch eigene Cabinet-Impulse-Responses laden, externe zusätzliche Fußschalter oder ein Expressionpedal anschließen, über einen programmierbaren FX-Loop externe Gerät einbinden und diverse Zuweisungen umsetzen. Das Gerät lässt sich aus einer Kombination aus Poti und dem LCD-Touchscreen (480 x 272 dots) steuern und alle Einstellungen lassen sich so sehr komfortabel vornehmen. Die Effekte, Amps sowie weitere Funktionen werden einfach per Drag & Drop in die Effektkette gezogen und lassen sich per Antippen aktivieren sowie im Detail einstellen. Das eingebaute Expressionpedal bedient Effekte wie Volume, Expression, Pitch, Wah etc. Die Potis sind z. T. sowohl dreh- als auch drückbar. Auf dem Gerät lassen sich 200 User-Sounds sowie auf 25 Bänken je 4 Presets speichern. Natürlich kommt ein eingebauter Tuner mit. Dieser lässt verschiedene Instrumente (6-/7-saitige Gitarren, 4-/5-saitige Bässe) und unterschiedliche Stimm-Presets zu und arbeitet auf +/-0,1 Cent genau. Die AD/DA-Wandler arbeiten mit 24 Bit/48 kHz, das Processing mit 32 Bit Fließkommaberechnung. Der eingebaute Looper kann im Monobetrieb bis zu 38 Sekunden loopen, im Stereobetrieb die Hälfte, sprich: 19 Sekunden.

BOSS GX-100 display

BOSS GX-100 Display

Das GX-100 bietet einen Monoeingang, Stereoausgang, einen zusätzlichen Kopfhörerausgang, mono FX-Loop zur Einbindung externer Gerät (mit Groundlift-Schalter) sowie zwei TRS-Control-Buchsen für Amp-Channel Umschaltung und zwei weitere Fußschalter oder ein zusätzliches Expressionpedal. Diese Svhalter sind alle per Standard als Mono- oder Stereo-Klinkenbuchse angelegt. Zusätzlich stehen MIDI In/Out-Buchsen, Power-In, USB-B, sowie ein Port für das gesondert erhältlich Bluetooth-Modul auf der Rückseite des Gehäuss zur Verfügung. Mit dem Bluetooth-Modul lässt sich das Multieffektgerät per Android oder iOS-App steuern.

 

GX - 100 rear

GX – 100 Rückseite

PRAXISTEST 1: HANDLING – BOSS GX-100 Multieffektprozessor, Effektgerät

Was direkt positiv auffällt: Wenn man halbwegs im Gear-Game steckt, braucht man das mitgelieferte oder online erhältliche Benutzerhandbuch nicht. Das Gerät ist so intuitiv gestaltet, dass sich selbst die „versteckten“ Advanced-Features schnell herausfinden lassen ohne (nerviges) Nachlesen im Handbuch. Die wichtigsten Features liegen direkt als hands-on-knob auf der Benutzeroberfläche.

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Die Kombination aus physischen, dreh- und drückbaren Potis, reinen Knöpfen und dem LCD-Touchscreen ist hervorragend implementiert! Hut ab!

BOSS GX-100 touchscreen

BOSS GX-100 Touchscreen

Die mit 490 x 193 x 73 mm recht geringe Größe und 3,5 kg nicht zu schwere Effekt unit, lässt sich gut transportieren und ggf. sogar noch ins Gitarren-Gigbag mit einpacken. Das Gerät ist übersichtlich gestaltet. Man findet alle Anschlüsse und Bedienelemente schnell ohne nerviges Suchen.

Der Aufbau der Menüs ist absolut logisch und gut strukturiert, man findet Gesuchtes an den vermuteten Stellen. Die Basic-Settings lassen sich unkompliziert einstellen und wenn man detaillierter in die Tiefe gehen möchte, ist auch das zugehörige Untermenü mit nur einmaligem Tippen entfernt. So was erlebt man auch bei höherpreisigen Mitbewerbern nicht immer! Gut gemacht!

Mit 15 gleichzeitig nutzbaren Effekten lässt der GX-100 sogar manche teureren Konkurrenten alt aussehen!

Sehr praktisch zum Aufnehmen, aber auch um Sounds zu bauen, ist die Möglichkeit, das GX-100 direkt als Audiointerface zu nutzen. Du kannst also direkt in die DAW aufnehmen bzw. aufgenommenes Reampen und dich so ohne zu spielen ans Detail Tweaken der Presets setzen. Das erleichtert das Leben manchmal sehr.

Etwas schade ist das externe Netzteil. Hier wäre ein eingebautes Netzteil und eine Kaltgerätebuchse praxistauglicher. Man denke an das Horrorszenario, dass man eben jenes Netzteil einmal vergisst. Kaltegerätekabel findet man in jedem Backstage oder im Case der Bandkollegen.

Auch den optional für 49,- Euro erhältlichen Bluetooth-Adapter hätte man direkt integrieren können. Ein Feature, das im 21. Jahrhundert auf jeden Fall seine Fanbase findet und einen gewissen Komfort bereitstellt.
Auch die Möglichkeit des Editings über den BOSS Tone Studio Editor und die verbaute USB-Anbindung ist äußerst praktisch, wenn das Gerät auf einem Board verbaut ist und man sich nicht permanent zur Programmierung runterbücken möchte.

Als drittes Features, das zwar das Gehäuse vermutlich auch ein wenig größer gemacht hätte, aber in der Praxis das Leben erleichtert, wären zusätzliche XLR-Ausgänge. Geht man direkt in die Stagebox auf der Bühne, ist hier aktuell immer eine Stereo-DI-Box zusätzlich erforderlich.

Mein persönliches Lieblingsfeatures des GX-100 ist die Input-Preset-Liste. Hier lassen sich verschiedene Instrumente samt Namen abspeichern und individuell in ihrer Eimgangsverstärkung einstellen. So haben gleiche Sounds bei unterschiedlichen Gitarren, die gleichen Gainstages, wenn z.B. die Singlecoil Strat weniger Output hat als eine mit Humbuckern bestückte Les Paul. Da hat jemand wirklich an die Praxis gedacht.

Aber wie klingt das Teil denn nun … let’s have a listen!

PRAXISTEST 2: SOUNDS

Die ab Werk gespeicherten Presets klingen schon sehr gut. Da kann man Plug & Play mäßig viel Spaß haben. Spätestens bei den Vorbereitungen für die erste Probe oder den ersten Gig geht das Schrauben los. Man merkt, dass es kein echter Amp ist, aber das Spielgefühl und der Klang sind – vor allem in Anbetracht des doch überschaubaren Preises – sehr gut! Macht Spaß, das GX-100.

CLEANE SOUNDS

Die unverzerrte Fraktion bietet mit schönen Presets ein bereites Feld zum Experimentieren oder direkten Spielen. Die cleanen Sounds sind schön ausgewogenen. Persönlich finde ich sie insgesamt etwas zu klinisch mit zu wenig „Ampyness“. Die vielen verwendbaren, sehr gut programmierten Effekte sind aber eine Freude zum Sounds austüfteln.

 

OVERDRIVE, RHYTHM-SOUNDS

Die Bandbreite der verzerrten Rhythmus-Sounds ist groß. Durch die verschiedenen Amps und Pedale lassen sich alle möglichen Stilistiken spielen und passende Sounds dazu kreieren. Meine favorisierte Sound-Palette des GX-100 sind die angezerrten/verzerrten Rhythm-Sounds. Diese haben eine große Dynamikbandbreite (man kann mit dem Volume-Poti arbeiten, um verschiedene Gainstages zu erzielen) und sitzen stabil im Bandmix (zumindest im Testen beim Spiel mit Backing-Tracks). Die Vielfalt der Sounds durch die unterschiedlichen gemoddelten Amp-Modelle in Kombination mit verschiedenen vor- oder nachgeschalteten nachgebauten Pedalen ist schier endlos. Da findet man für jeden Song den passenden Gitarrensound und kann dank auch z. B. der eingebauten EQs Feinjustierungen vornehmen.

 

SPACY SOUNDS

Sucht man Sounds, die aus einer anderen Welt stammen, kann auch hier das GX-100 liefern. Schöne Oktaven-Shimmer oder Synth-artige Leadsounds sind genauso an Bord und qualitativ sehr überzeugend. Auch „Sonderlinge“ wie ein Ringmodulator sind natürlich vorhanden. Es wurde an alles gedacht. Die Möglichkeit, externe Geräte via des frei platzierbaren FX-Loops einzusetzen, erweitert die Soundwelten noch weiter.

 

LEAD SOUNDS

Bei den höheren Gain-Stufen wird es spaßig. Die Leadsounds singen schön und setzen sich im Bandkontext gut durch. Trotz des geringen Outputs der Strat lassen sich Sustain-Reserven mobilisieren (dank entsprechender Gain-Einstellung und der Input-Anpassung im Input/Output-Menü). Ein wenig Delay und Reverb hinzugemischt und man taucht in herrlich zeitlose Solowelten ab. Auch verschiedene Solosoundfärbungen lassen sich durch die Wahl anderer Amps mit oder ohne vorgeschaltete Verzerrerpedale kreieren. Der richtige Solosound für jeden Song ist nur ein paar Tipps auf dem Display und Drehungen am Poti entfernt. Das macht richtig Spaß.

Viel Spaß beim selber Testen …

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Fazit

Unterm Strich bekommt man mit dem BOSS GX- 00 Gitarren/Bass-Multieffektprozessor ein sehr solides und in dem Budget-Segment absolut hochwertiges Produkt, das vielen Einsatzmöglichkeiten gewachsen ist, Spaß macht, dank der sehr intuitiven Bedienung und der guten Sounds. Ein paar kleine, recht einfach umsetzbare Features würden das Produkt meiner Meinung nach sehr aufwerten, wie bereits erwähnt, ein eingebautes Netzteil mit Kaltgeräteanschluss, XLR-Ausgänge sowie ein direkt mitgelieferten Bluetooth Stick. Alles in allem aber sowohl zum Üben/Aufnehmen zu Hause, als auch für die Bühne ein empfehlenswertes Produkt für einen sehr fairen Preis.

Plus

  • Preis-Leistung sehr gut!
  • viele gute Amps & Effekte
  • lässt sich intuitiv bedienen
  • flexibel einsatzbar
  • Möglichkeit, eigene Cab-IRs zu laden

Minus

  • Netzteil extern
  • keine XLR-Ausgänge
  • Bluetooth-Anbindung nicht integriert; kostet extra

Preis

  • 589,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Trichter

    Hat der ein Metronom an Bord?
    Mich nervt es enorm, dass zB der PodGo trotz hunderter Effekte kein simples Metronom an Bord hat.
    Bei jedem billig MultiFX ist sowas dabei, aber ab einer bestimmten Preiskategorie verschwindet dieses Feature. Als ob man ab einer gewissen Soundqualität nicht mehr üben muss. :D

    • Profilbild
      Simon S RED

      @Trichter Hi Trichter,

      soweit ich weiß ist leider kein Metronom an Bord. TapTempo kann er bzw. Tempi eingeben für Sync in Delays, Tremolo usw.
      Zum Üben gibts aber eine Menge an Apps für Smartphones (kostenlos) oder einfach bei Google „Metronom“ eingeben. Viel Spaß beim Üben!

  2. Profilbild
    Ben

    Vielen Dank für den Test. Klingt spannend.

    Ein Lektorat des Textes wäre gut. Im Fazit und der ersten Hälfte sind mir einige Typos aufgefallen.

    • Profilbild
      Simon S RED

      @Ben Hi Ben,

      Danke Dir für den Kommentar, freut mich. Checke gerne mal selbst aus und kommentier Deine Meinung! :)

      und oops, danke für den Hinweis! Da gehen wir nochmal drüber ;-)

  3. Profilbild
    Kuko

    Gibt es die Möglichkeit, selbst erstellte Sounds auch extern zu sichern?

    Das ist ein Feature, das mir bei vielen Multieffektgeräten fehlt. Das Line 6 Firehawk FX hat z. B. die Möglichkeit, aber ein Speichern ist nur „in der Cloud“ möglich und nicht auf dem eigenen PC.

  4. Profilbild
    roseblood11

    Fazit: Durchwachsen. Schöne Effekte, aber die Ampsounds sind hinter Axe-FX, Line6 & Co.
    Und wenn man die Kiste schwerpunktmäßig als FX-Prozessor sieht, fehlt einiges:
    – Stereoeingänge
    – mindestens einer, besser zwei weitere Effektwege – einer geht schon drauf, um Effekte vor und hinter einem „echten“ Preamp zu haben („Vierkabelmethode…“)
    – Bluetooth integriert
    – Looper mit zeitgemäßer Speicherkapazität

  5. Profilbild
    roseblood11

    Es KÖNNTE ein super Gerät sein. Aber es gibt echte Pferdefüße:

    – Kein interner Tap Tempo Taster. Und nur eine Buchse für einen externen. Die ist stereo, KÖNNTE also eigentlich für einen Schalter plus einen Controller genutzt werden. So ein Doppelpedal gibt es von Boss/Roland aber nicht, von Fremdherstellern meines Wissens auch nicht. Man könnte einen Adapter nutzen, Stereostecker auf zwei Monobuchsen, und da dann separate Controller und Schalter anschließen, es ist aber unklar, ob die Software hier die Kombi „Controller plus Schalter“ unterstützt.

    – Es wurden einige interessante Effekte weggelassen, zB der CE-1 Chorus, das SDE-2000 Delay und das Auto Wah. Ärgerlich!!! Ich würde sogar was dafür zahlen, die nachrüsten zu können.

    – Der Looper ist rudimentär. Es ist 2022, verdammt. Etwas mehr Speicher hätte praktisch nichts gekostet, und eine etwas erweiterte Funktionalität gar nichts, denn das ist nur Software. Erweiterung per Micro SD wäre auch simpel, evtl könnte man sogar den Schacht für die Bluetooth Funktion nutzen, um sowas nachzurüsten…

    – Ein Ärgernis, das fast alle Multi-FX teilen: Die Bank wird nicht als Song verstanden. Es wäre nur logisch, mit jeder Bank ein Tempo speichern zu können. Ändert man das Tempo im Song per Tap Tempo, wirkt sich das auf alle Patches innerhalb der Bank aus, egal, wie oft man zwischen den Patches umschaltet, SOLANGE man innerhalb der Bank bleibt. Wechselt man die Bank, gilt wieder das gespeicherte Tempo. So logisch, so einfach, so selbstverständlich. Seit Jahren immer wieder gefordert, bei jedem Gerät per Softwareupdate nachrüstbar. Keiner hat das, keiner hört mal zu und setzt es um.

  6. Profilbild
    roseblood11

    … und es gibt offenbar keine Möglichkeit, GLOBAL die Amp Simulation zu schalten. Typischer Fall: Ich nutze die eigentlich nicht, habe das Pedal vor einem echten Amp. Falls der Amp in einer Livesituation ausfällt, möchte ich das Multi-FX schnell umschalten können, also Amp und Cab Sim zuschalten können. Da das GX-100 am echten Amp Kanäle schalten kann, sollte es für diesen „Safety Mode“ auch die Möglichkeit bieten, ZWEI Amp Simulationen zu haben, die dann AUTOMATISCH mit den Presets umgeschaltet werden, wenn in den Presets die Kanalumschaltung programmiert ist.

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