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Test: BOSS Katana Air, Gitarrenverstärker

(ID: 204044)

Der Sound des BOSS Katana Air

Lässt man sich die o. g. Leistungsübersicht noch mal durch den Kopf gehen, ist die Erwartungshaltung bzgl. des Klang entsprechend hoch. Allein in Erwartung der „Original“ 50 Boss Effektsounds, kombiniert mit dem Eddie van Halen-lastigen „Brown“ Sound Feature, wartet man auf den ultimativen Knallereindruck im ersten gespielten Akkord. Das ist naiv! Man sollte sich immer vor Augen halten, dass es sich in jedem noch so kleinen klanglichen Aspekt hier um die Emulation eines Modeling-Amps handelt. Auch wenn man der Hersteller der BOSS-Effekte ist, ein noch so gutes Modeling bekommt immer nur ansatzweise die Klangformung echter Transistoren und Widerstände umgesetzt.

BOSS Katana Air rear

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Auch sind Lautsprecher des BOSS Katana Air mit ihrem Durchmesser im einstelligen Bereich schon von der Physik her nicht einmal annähernd in der Lage, die komplexe Interaktion eines Vollröhrenverstärkers mit der Schwingspule des Lautsprechers zu realisieren, zumal sie auch noch die Musik des Bluetooth-Streams wiedergeben sollen. Von daher, „Logarithmen rules“ und über ihren Klang entscheiden nur die Programmierer. So, nachdem wir schön alle User runter gezogen haben, hören wir uns einmal den Klang an, den der Katana Air erzeugen kann, wobei ich den Interfaceklang in zweiter Reihe sehe. Wenn ich mir einen Verstärker mit Lautsprechern kaufe, will ich auch den Klang der Lautsprecher hören, ansonsten kann ich mir auch die Plug-in-Armada des „Herstellers XY“ in Logic laden.

Erwartungsgemäß schneidet der Clean Kanal sehr gut ab. Ohne die abgeschnittenen Halbwellen klingen auch sehr kleine Lautsprecher angenehm und verpassen dem Signal einen dezenten Höhenboost, was einem typischen Achtziger-Metalballaden-Sound recht nahekommt. Mit zunehmender Verzerrung muss der Amp dann leider Tribut an die kleinen Lautsprecher zollen. Zwar versucht das Modeling die Höhenüberbetonung so gut es geht zu kompensieren, was aber zwangsweise nur in einem eng gestreckten Rahmen funktioniert. Recht kratzend und dennoch vergleichsweise muffig wird der Sound spätestens bei Lead oder Brown mit aktiviertem Overdrive oder Booster, die man für einen High-Gain-Sound benötigt, was sich aber mit solchen Lautsprechern auch nur sehr schwer umsetzen lässt.

Auch im Bereich der Effekte sollte man objektiv an die Sache herangehen. Die Algorithmen sind wirklich gut programmiert, aber das Original, welches gerne als Referenz in Werbevideos propagiert wird, erreicht der Katana Air nicht. Wie gesagt, wie soll er auch.

BOSS Katana Air sender

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Interessanterweise kann der Amp im Gegensatz zu erwachsenen Bühnenverstärkern seine klanglichen Vorteile vor allem bei sehr geringer Lautstärke ausspielen, was seinem eigentlichen Einsatzgebiet sehr entgegenkommt. Spät abends oder in Mietwohnungen mit dünnen Wänden einen guten, flexiblen Sparringspartner zu wissen, der blitzschnell ohne jeden Aufwand Einsatz bereit für Demoaufnahmen oder Fingerübungen ist, muss man in dieser Qualität erst einmal finden.

Leider gibt es ein großes Problem bei der Verwendung von aktiven Pickups, in diesem Fall ein EMG 81/85 Set bzw. ein DG-Set mit EMG SA Pickups. Anscheinend kommt der Verstärker mit dem niederohmigen, recht kräftigen Pegel der Tonabnehmer nicht klar, da mit zunehmender Verzerrung ein Nachklang erzeugt wird, als ob die Federn eines Fender Vibratosystems nachschwingen würden. Bei passiven Tonabnehmern gab es dieses Problem nicht. Ob der Sender oder der Verstärker an sich dafür verantwortlich zeichnet, konnte ich leider nicht fest stellen, Fakt ist jedoch, dass man streng genommen den Amp mit EMG-Pickups o. ä. nicht benutzen kann. Das beigefügte Soundfile Nr. 9 zeigt das Problem.

Und sonst?

Ein zusätzlicher fetter Wermutstropfen zum Schluss. Ich weiß nicht, welche Technik (vielleicht der Sender?) BOSS evtl. von Drittanbietern eingekauft hat und somit eine andere Gewinnspanne kompensieren muss, aber der Ladenpreis ist selbst für das wirklich umfangreich Gebotene deutlich zu hoch. Während der Katana Mini für knapp 100,- Euro seinen Besitzer wechselt und selbst die Combos Katana 50 (199 Euro) und Katana 100 (295 Euro) unter 300,- Euro bleiben, ruft BOSS für den BOSS Katana Air einen stattlichen Preis von 429,- Euro auf, was ihn für einen Großteil der infrage kommenden User uninteressant macht. Würde man einen Katana 100 mit einem günstigen Sender, wie z. B. dem XVive U2 versehen, käme man auf den gleichen Kurs, hätte im Gegenzug aber noch einen vollwertigen Bühnenverstärker.

 

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Fazit

Mit dem BOSS Katana Air ermöglicht der japanische Hersteller in jeder Hinsicht eine völlig kabelfreie Signalübetragung für Gitarre, Streaming-Portal und Betriebsspannung. Das Konzept überzeugt mit einer breiten Auswahl von Sounds und einer umfangreichen App-Oberfläche, die bei einem Übungsamp seines gleichen sucht. Lediglich der vergleichsweise viel zu hohe Ladenpreis und die Unverträglichkeit mit aktiven Pickups verderben den guten Eindruck beim BOSS Katana Air.

Setup: Framus Panthera Axel Ritt Custom, AKG D 320, Golden Age Project Pre-73 MKIII, Mackie 32-8-8, alle Filter deaktiviert, keine weitere Klang- oder Raumbearbeitung

Plus

  • Kabellose Signalübertragung
  • Abmessungen
  • Flexibilität
  • Gitarrensender integriert

Minus

  • Sound der Lautsprecher
  • viel zu hoher Ladenpreis
  • Unverträglichkeit mit aktiven Tonabnehmern

Preis

  • Ladenpreis: 429,- Euro
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Forum
  1. Profilbild
    Numitron AHU

    Hoffentlich verliert man nicht das Netzteil….. Finde ich nervig so etwas.
    bei boss kostet das Netzteil wohl 30 €.

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Die kantana Serie ist mal wieder ein typisches Roland Produkt. Alles versucht man zu simulieren und wundert sich dass es nicht so klingt! Wenn es wenigstens 199€ kosten würde, wäre es noch verständlich. In der Preisklasse gibt es jedoch bereits eine Menge Röhren Amps die unmissverständlich nach einem echten Amp klingen.

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