Geballte Synthese-Kraft aus England
Inhaltsverzeichnis
- Die Anschlüsse des UDO Super 6 Desktop-Synthesizers
- Die Klangerzeugung des Udo Super 6 Desktop-Synthesizers
- Die Oszillatoren des UDO Super 6 Desktop-Synthesizers
- Der DDS Modulator des UDO Super 6 Desktop-Synthesizers
- Die LFOs des UDO Super 6 Desktop-Synthesizers
- Der Mixer des UDO Super 6 Desktop-Synthesizers
- Der Filter des UDO Super 6 Desktop-Synthesizers
- Der VCA des UDO Super 6 Desktop-Synthesizers
- Die Hüllkurven des UDO Super 6 Desktop-Synthesizers
- Die Effekte des UDO Super 6 Synthesizers
- Die Udo Super 6 on YouTube
Ich durfte den UDO Super 6 Synthesizer vor einiger Zeit an anderer Stelle testen und ich muss gestehen, dass mein Fazit über diesen Synthesizer damals eher durchwachsen war. Er gehörte sicherlich zu den ambitionierteren und sorgfältig hergestellten Instrumenten seiner Gattung. Allerdings erschien er mir zu sehr „Verbeugung“ vor dem Vorbild Jupiter-6 von Roland und war damit aus meiner Sicht zu wenig eigenständig. Diesbezüglich habe ich meine Meinung geändert. Gerade vor dem Hintergrund, dass der Markt zunehmend mit billigen Kopien von Klassikern überschwemmt wird, die nicht einmal mehr den Anschein von Eigenständigkeit erwecken wollen und nur bloßer Abklatsch sind, ist es heutzutage um so wichtiger, den Originalen liebe- und respektvoll zu huldigen. Genau da ordne ich den UDO Super 6 nun heute ein. Bereits auf der vergangenen Superbooth in Berlin 2021 konnte ich die Desktop-Version des Super 6 in Augenschein nehmen und sie hatte mich damals vollends überzeugt. Vielleicht sogar mehr als die Keyboard-Version. Nun darf ich diesen Synthesizer für AMAZONA.de testen. Und das mache ich natürlich mit Freude.
Die Anschlüsse des UDO Super 6 Desktop-Synthesizers
So ist das nun einmal. Die einen veröffentlichen zuerst einen Desktop-Synthesizer und erweitern ihn dann um ein Keyboard. Und andere wiederum bauen zuerst einen Keyboard-Synthesizer, um diesen dann auf Desktop-Niveau zu schrumpfen. Letzteren Weg haben die Jungs von UDO Audio mit dem Super 6 Desktop-Synthesizer beschritten. Wie immer zählt der erste Eindruck. Und der ist außerordentlich gut. Der Super 6 Desktop wird in einem sehr stabilen und schön designtem Metallgehäuse ausgeliefert. Er wirkt nicht nur stabil. Er ist es auch. Die Regler wackeln nicht, die Fader laufen sauber und selbst die „Roland-like“ Drucktaster arbeiten stramm und klappern nicht so wie bei manchem Original aus der guten alten Zeit. Das war auch schon bei der Keyboard-Version dieses Synthesizers so und es ist auch nicht verwunderlich, denn auch bei diesem Instrument hat Axel Hartmann – wieder einmal – seinen designerischen Spirit wirken lassen. Erfolgreich möchte man sagen.
Alle erforderlichen Anschlüsse befinden sich auf der Geräterückseite. Auch der Kopfhöreranschluss. Ja, ich weiß. Man hätte ihn auch nach vorne auf die Frontplatte verlegen können. Und von der Möglichkeit ausgehend, dass man diesen Synthesizer in ein Rack einbauen kann, vielleicht auch sollen. Hat man aber nicht. Dafür hat man sich etwas anderes, cleveres einfallen lassen. Alle Anschlüsse, also die für Kopfhörer, Audio Out (stereo), Audio In, Sustain- und Controller-Pedale, das MIDI-Trio, den USB-MIDI-Anschluss und den Eurostecker-Anschluss für das interne (!) Netzteil hat man in einen zurückgesetzten Falz eingebaut. Schraubt man den Super 6 Desktop nun in ein Rack, schauen die Stecker nicht in voller Höhe über das Gehäuse hinaus, sondern werden durch dieses teilweise verdeckt und geschützt. Das ist durchdacht, spart diese Maßnahme doch bestimmt eine Höheneinheit im Rack. Doch noch ein Wort zum Kopfhörerausgang. Dieser hat leider keinen eigenen Lautstärkeregler und muss mit dem Master-Volume eingestellt werden. Das ist nicht so günstig. Ein weiteres Manko ist, dass die verfügbaren Rack-Winkel separat bestellt werden müssen und nicht gleich mitgeliefert werden.
Aber ich will dieses Kapitel nicht mit einem Diss beenden, sondern weise auf eine weitere tolle Idee hin, die für alle Musiker nützlich ist, die den Super 6 tatsächlich auf ihren Desktop stellen wollen. Im Boden des Super 6 Desktop befinden sich zwei herausklappbare Füße, mit denen man das Gehäuse etwas schräg anstellen kann. Ich glaube, dass ich so etwas bei einem anderen Desktop-Synthesizer noch nie gesehen habe (außer bei Synthesizern, bei denen man schräge Seitenwangen montieren kann). Jedenfalls macht diese kleine, feine Idee diesen Synthesizer noch bedienfreundlicher.
Die Klangerzeugung des Udo Super 6 Desktop-Synthesizers
Im Super 6 Desktop-Synthesizer wurde die gleiche Engine verbaut wie in der gleichnamigen Keyboard-Version. Die Klangerzeugung dieses analog-hybriden Synthesizers erfolgt mit zwei sogenannten DDS-Hardware-Oszillatoren 1 und 2 (DDS steht für Direct Digital Synthesis), deren Struktur durch ein Field Programmable Gate Array – FPGA erzeugt wird. Habe ich das richtig verstanden, handelt es sich bei einem FPGA um einen Chip, dessen Schaltung mittels einer entsprechenden Programmiersprache und Software in eine gewünschte Struktur gebracht werden, zum Beispiel in die eines Oszillators. Kurz: Die Klangerzeugung des Super 6 Desktop-Synthesizer ist digital, 12-stimmig und binaural.
Jeder Oszillator erzeugt Samples vordefinierter Schwingungsformen, die dann mittels eines DAC in analoge Steuerspannungen umgewandelt werden. Dadurch sind diese Oszillatoren sehr stimmstabil. Im Binaural-Mode erzeugt jeder Oszillator 6 sogenannte Stereo „Super Voices“, womit die Namensgebung dieses Synthesizers erklärt sein sollte. In diesem Mode sind dann alle Signalwege in Stereo ausgelegt, was sich besonders bei der Erzeugung von Pad-Sounds auswirken sollte. Lebendigkeit im Klang wird dadurch erzeugt, dass der rechte und der linke Kanal eines Stereo-Signals gegeneinander in der Phase verschoben und in den Filtern unterschiedlich „behandelt“ werden kann. Somit können kanalabhängig vollkommen unterschiedliche Klänge erzeugt werden.
Die Oszillatoren des UDO Super 6 Desktop-Synthesizers
DDS1, der erste Oszillator dieses Synthesizers, ist in klassischer Analogsynthesizer-Manier designt und erzeugt wahlweise Sinus, Sägezahn (up), Rechteck, Dreieck, Noise und über eine weitere Option zusätzlich 32 weitere wählbare Schwingungsformen. Diese können durch selbsterzeugte Schwingungsformen ersetzt werden, wenn dabei das Format „single-cycle Waveform mit 4096 Samples in 16 Bit Integer Format“ beachtet wird. Die Fußlagen von DDS 1 können wahlweise von 64‘ – 2‘ eingestellt werden. DDS 2 ist ähnlich strukturiert, stellt aber keine zusätzlichen 32 Schwingungsformen, sondern dafür eine modulierbare Pulsschwingung bereit. Neben dem Stufenschalter für das grobe Tuning hat DDS 2 noch einen weiteren Regler für das Fine-Tuning. Mit ihm können Intervalle zu DDS 1 eingestellt werden. Wahlweise kann DDS 2 als weiterer LFO oder zum Zugriff eines an Audio In anliegenden Signals verwendet werden. Außerdem erzeugt DDS 2 ein Sub-Oszillator-Signal und kann zu DDS 1 in Hard-Sync gebracht werden.
Der DDS Modulator des UDO Super 6 Desktop-Synthesizers
Der DDS Modulator dient dazu, die beiden Oszillatoren auf komplexe Art und Weise zu modulieren. Zunächst können DDS 1, DDS 2 oder beide Oszillatoren in ihrer Tonhöhe über den LFO und/oder über den Envelope Generator 1 moduliert werden. Der Modulationsgrad wird über die entsprechenden Regler eingestellt. Die zweite Abteilung innerhalb dieses Moduls (auf Neudeutsch: Building Block) dient der Modulation der Pulsbreiten beider Oszillatoren. Über den „Super“-Schalter kann eine auf DDS 1 wirkende Phasenverschiebung eingestellt werden, die das Verhalten des Oszillators im Stereofeld beeinflusst, sprich breiter macht.
Dieses Feature dürfte für die Erstellung von Padsounds von Interesse sein. Im Off-Mode werden die Parameter PW und PWM beeinflusst. Im ½-Mode werden die Parameter Detune und SWM (Super Wave Modulation) in halber Stärke manipuliert. Im On-Mode werden dann dieselben Parameter in voller Stärke beeinflusst. Über den Cross-Mod-Regler der dritten Abteilung können die Frequenzen beider Oszillatoren kreuzmoduliert werden, was zu metallisch klingenden Ergebnissen führt. Gerade mit letztem Feature kann man harmonische Padsounds herrlich verbiegen und wieder in den Urzustand zurückbringen. In einigen meiner Klangbeispiele habe ich damit experimentiert.
Die LFOs des UDO Super 6 Desktop-Synthesizers
Links vom DDS Modulator befindet sich LFO 1. Er ist als klassischer LFO ausgelegt, mit dem Vibrato und Tremolo-Effekte erzeugt werden können. Darüber hinaus kann er auch in den Audiobereich geschaltet werden und läuft dann von 20 Hz bis 20 kHz. Neben den Standard-Schwingungsformen Dreieck, Rechteck, Random und aufsteigendem Sägezahn stehen wahlweise die Parameter HF (High Frequency) und HF TRK, also Keytracking der Oszillatorfrequenz, was diesen dann zu einem dritten Oszillator macht, zur Verfügung. Im Grunde handelt es sich bei diesem LFO eigentlich um sechs LFOs, die entweder auf sechs Super-Voices oder, wenn der Super 6 nicht im binauralen Modus betrieben wird, auf sechs duale Stimmenpaare geroutet werden können. Über die Sync-Funktion des Arpeggiators kann dieser LFO zu dessen Tempo synchronisiert werden und in Teilen oder Vielfachen des Arpeggiatortempos oder aber alternativ frei laufen. Mit dem Delay-Regler kann eine Verzögerung des Modulationsbeginns eingestellt werden. Über LR-Phase kann die Phasenverschiebung der Modulationen im Stereofeld eingestellt werden, sofern der Super 6 im binauralen Modus läuft. Ist dies nicht der Fall, kann man über diesen Regler die Spreizung aller zwölf Stimmen im Stereofeld einstellen.
Hier noch ein kleiner Trick: Wird die Shift-Teste gedrückt und gleichzeitig der Schwingungsformschalter des LFO1 um eine Position weitergestellt, wird auf diesen Platz die Schwingungsform von DDS 1 kopiert und kann nun als Modulationsschwingungsform verwendet werden. Vorzugsweise wird das eine recht komplexe Schwingungsform sein, die man bereits zuvor am DDS 1 eingestellt hat. Dreht man den Schwingungsformregler des LFO 1 abermals ohne gedrückte Shift-Taste weiter, fällt LFO 1 wieder in seinen Originalzustand zurück. Der Mode-Schalter dient zur Einstellung verschiedener Betriebsmodi. Im Free-Mode läuft er vollkommen frei und so, wie man ihn programmiert hat. Im Once-Mode durchläuft er nach Druck einer Taste die eingestellte Schwingungsform nur einmal und kann so als weitere Hüllkurve benutzt werden. Im Reset-Mode springt die LFO-Schwingungsform nach Druck auf einer Taste immer auf Anfang und startet erneut. Läuft der LFO in den bereits erwähnten HF-Modi, werden den drei Schalterstellungen des Mode-Schalters neue Funktionen zugewiesen. Diese sind Norm für einen Betrieb im HF-Mode, DDS 1 für die Zuweisung des LFO HF-Signals als Audiosignal nach DDS 1, die und schließlich der DDS 2-Mode, der nun das LFO-HF-Signal nach DDS 2 routet. Gemischt werden diese „Audioergebnisse“ im Mixer-Modul. Falls jetzt jemand schwindelig geworden sein sollte, ich kann’s verstehen.
Der LFO 2 des Super 6 Synthesizers befindet sich in der Voice-Parameter-Sektion und ist wesentlich einfacher gehalten als LFO 1. Über einen Taster kann man auswählen, ob dieser LFO vom Bender oder vom Aftertouch eines Keyboard getriggert wird. Er hat nur eine Schwingungsform (Dreieck) und kann über Rate bis 50 Hz eingestellt und über Delay verzögert werden. LFO 2 ist also ein klassischer Modulations-LFO.
Der Mixer des UDO Super 6 Desktop-Synthesizers
So simpel der Mixer dieses Synthesizers erscheint (er besteht nur aus einem Regler), so sehr kann er dennoch einen Einfluss auf sein klangliches Verhalten haben. Mit ihm kann man die Balance zwischen den von DDS 1 und DDS 2 ankommenden Signalen einstellen. Seht der Regler auf 12 Uhr, beträgt das Lautstärkeverhältnis beider Oszillatoren 50/50. So kann man natürlich manuell zwischen zwei Klangereignissen hin und her blenden. Wird DDS 2 im X-Fade-Mode betrieben, kann man mit dem Mixer-Regler einen Splitpunkt auf dem Keyboard setzen und verschieben. Auch hier gilt: 12 Uhr Position gleich C4 auf dem Keyboard, also die Mitte. Spielt man nun das gesamte Keyboard durch, „wandert“ man so von DDS 1 nach DDS 2 oder entsprechend der eingestellten Balance. Nice.
Der Filter des UDO Super 6 Desktop-Synthesizers
Auch hier gilt wie beim noch vorzustellenden VCA: Ein VCF im Super 6 sind eigentlich sechs VCFs, die für den Betrieb des Synthesizers im binauralen Modus gebraucht werden. Wie auch immer. Fett ist es allemal. Das VCF ist als klassisches, resonanzfähiges Lowpass-Filter mit 24 dB Flankensteilheit ausgelegt, dem ein Hochpass-Filter zugeschaltet werden kann, das entweder eine feste Frequenz hat (FIX ca. 500 Hz) oder dessen Frequenz dynamisch mit dem Lowpass mitlaufen kann (TRK), so dass daraus eine Art Bandpass-Filter entsteht.
Wem es nicht fett genug ist, der kann das Filtersignal mit einem zweistufigen Drive-Effekt zusätzlich übersteuern. Die Klangveränderungen sind deutlich zu hören. Wie das Filter manipuliert oder besser moduliert werden soll, wird mit den folgenden Schaltern und Reglern eingestellt. Mit dem ENV-Regler wird die Wirkung der Hüllkurven auf die Cutoff-Frequenz des Filters eingestellt. Über einen Schalter kann man einstellen, ob die erste, die zweite oder beide Hüllkurven gleichzeitig auf das Filter wirken. Über die Regler LFO 1 und DDS 2 kann man zusätzlich weitere Modulationsquellen auf das Filter wirken lassen. Mit dem Keytrack-Schalter stellt man ein, wie stark das Filter über die Steuerspannung des Keyboards geöffnet werden soll (off, ½ und on). In meinen Ohren klingt das Filter des Super 6 sehr gut. Der Sound ist transparent und durchsetzungsfähig zugleich.
Der VCA des UDO Super 6 Desktop-Synthesizers
Der VCA kann standardmäßig von Hüllkurve 2 und zusätzlich von LFO 1 moduliert werden. Hierfür gibt es zwei separate Level-Regler. Alternativ verfügt der VCA über wahlweise zwei interne Hüllkurven, deren Shape ich mal als „Orgel“ und als „Piano“ bezeichnen würde. Wählt man eine dieser Hüllkurven aus, kann auf ENV 2 als Modulationsquelle nicht zugegriffen werden. Wie stark die Keyboard-Velocity, sprich Anschlagdynamik, auf den VCA wirkt, kann man über einen weiteren Schalter einstellen, der die Positionen Off, ½ und On für maximalen Schub hat.
Die Hüllkurven des UDO Super 6 Desktop-Synthesizers
Neben LFOs sind immer die Hüllkurven das Maß aller Modulationsdinge. Je vielseitiger sie ausgelegt sind, desto lebendiger kann ein Klanggeschehen gestaltet werden. Der Super 6 hat zwei Hüllkurven, die als standardmäßige ADSRs ausgelegt sind. Hüllkurve 1 hat zusätzlich noch einen regelbaren H- (Hold oder Attack Hold) Parameter, mit dem man eine Verzögerung einstellen kann, ab wann der Attack nach Druck einer Taste ausgelöst wird. Die Verzögerung kann maximal 10 Sekunden betragen. Über den Keytrack-Schalter kann man bestimmen, ob bzw. in welchem Maße die gespielte Tonhöhe auf die Dauer der Decay- und Release-Parameter Einfluss hat.
Die einstellbaren Stufen sind hierbei Off, ½ und On. Mit anderen Worten: Je höher man spielt, desto kürzer läuft die Hüllkurve durch. Ein weiterer Stufenschalter ermöglicht die Auswahl, die Hüllkurve normal (also positiv), invertiert (negativ) oder im Loop-Mode zu nutzen. In letzterem Mode wird die Hüllkurve so lange durchlaufen, wie man eine Taste gedrückt hält. Die Laufzeit eines Loops wird mit den Parametern Attack, Decay Hold und Decay eingestellt. Die eingestellt Rate wird mit einer LED angezeigt. Die Hold-Parameter werden durch ein kleines Label unterhalb der Parameter-Regler ausgewiesen- Mit Hilfe diese Funktion kann man aus einer Hüllkurve einen weiteren LFO machen.
Auch Hüllkurve 2 verfügt über einen Decay-Hold-Parameter. Um auf diesen zugreifen zu können, muss man die Shift-Taste drücken (Shift Mode). Hiermit hat man aber nur Einfluss auf das zeitliche Verhalten des Decay-Parameters. Hüllkurve 2 kann nicht geloopt werden.
Die Effekte des UDO Super 6 Synthesizers
Abschließend noch ein Wort zu den Effekten des Super 6. Der hat tatsächlich nur zwei Effekte an Bord, die die erzeugten Klänge zunächst mit einem Stereo-Chorus und dann mit einem Stereo-Delay finalisieren. Bei dem Chorus handelt es sich um einen klassischen Chorus-Effekt, wie man ihn von älteren analogen Klassikern her kennt. Seine Intensität kann in drei Stufen dem Signal hinzugeführt werden. Zwei Taster I und II erlauben den Zugriff auf Chorus I, einem leichten Chorus-Effekt, auf Chorus II, einem dichteren Chorus mit einer höheren Modulationsrate und schließlich dem Chorus I + II, einem starken Chorus-Effekt, der aus besten Vintage-Zeiten zu stammen scheint. That’s it. Es gibt keine weiteren Möglichkeiten, in den Effekt einzugreifen. Der Delay-Effekt kommt da schon etwas flexibler daher, verfügt er doch über drei Regler für Level, Time und Feedback. Auch hier besteht die Möglichkeit, den Time-Parameter über die Sync-Funktion des Arpeggiators oder des Sequencers zu synchronisieren.
Auch hier können die Zeitwerte Teile oder Vielfache der BPM des Arpeggiators sein. Mehr gibt es tatsächlich nicht über die Effekte zu sagen. Es gibt auch keinen Hall oder was man sonst noch bei heutigen Synthesizern erwarten würde. Ist das gut oder ist das schlecht? Ganz sicher bin ich mir da nicht. Einerseits erwartet man gerade bei aktuellen Synthesizern immer mehr, als man geliefert bekommt. Andererseits würde man umfangreiche Effektpaletten bei klassischen Synthesizern niemals erwarten, einfach deshalb, weil eine derartige Umsetzung damals gar nicht möglich gewesen wäre. Will der Super 6 also mehr die synthetische Klassik als die Moderne abbilden? Möglicherweise. Mir ist das Gebotene an dieser Stelle aber dann doch etwas zu wenig. Aller Studiotechnik, die man sonst noch so hat, zum Trotz. Will man Multieffekte im Sounddesign nicht, kann man sie ausschalten. Sie dennoch zu haben, tut nicht weh.
..der erste Synthesizer seit dem MW I, der mir von A. Hartmann rein optisch gefällt. Sieht ein wenig aus wie die alten Stiftplotter der Marke Roland.
Aber schon bei der Bügelfalte im Bedienpanel kriege ich (wieder) die Motten. Das ist für den Rackeinbau dysfunktional.
Noch eine Frage: Bei den Udos fällt mir auf, daß die Fader zunächst ziemlich schwergängig sind und dann losbrechen und dann dehr leichtgängig. Ich finde, daß sich das ziemlich kaputt anfühlt. Ist das ein Feature?
Als die Keyboardversion des Super 6 erschien, hofften bestimmt einige auf eine Rackversion. Nun ist sie also da! Interessanterweise nicht in blau oder schwarz, sondern in einem kyranischem weiß. Warum auch immer! (kyranisch=eine Anspielung auf den Waldorf Kyra). Anscheinend gab es beim Keyboard das eine oder andere Updateproblem. Vielleicht hat sich dies beim Rack erledigt. Der Super 6 machte eine derart gute Figur, dass er bei Erscheinung schon in meinem Warenkorb stand. Aber man muss sich in der Preiskategorie leider entscheiden und es ist ein anderer geworden. Aber nachwievor bin ich nicht abgeneigt von Super 6. Apropos Jupiter 6: Der Entwickler sagt ebenfalls, er wolle mit dem Synthesizer keinen Klon erschaffen, sondern ein eigenständiges Gerät. Wobei, wenn etwas geklont worden ist, dann der obligatorische rolanderische Joystick. Da sind wir uns doch alle einig. :) Egal: ein sehr schöner Synthesizer. „Very britisch and i hope he wird etwas cheaper!“
Nachtrag: Ein Design aus’m Schwabeländle? Nicht schlecht und sehr gelungen.
„Gerade vor dem Hintergrund, dass der Markt zunehmend mit billigen Kopien von Klassikern überschwemmt wird, die nicht einmal mehr den Anschein von Eigenständigkeit erwecken wollen und nur bloßer Abklatsch sind…“
Was soll denn das wieder heißen ? Das klingt aber sehr nerdig !
Ohne B gäbs diese Klassiker nicht mehr….
Ich bin froh, so einen Abklatsch (BARP 2600) besitzen und spielen zu können.
btw: der udo 6 ist sicherlich ein toller synth – das hat schon qualität – natürlich juckt mich das !!!
GAS-attack !!!
Das ist schon ein besonderer Synthesizer, welchen ich mir ansehen und anhören werde.
Was ich nicht verstehen kann ist die eingeschränkte Regelbarkeit von Keytrack, Drive und Dynamics über 3 mögliche Stufen. Hier fände ich Potentiometer sinnvoller.
Delay und Chorus reichen mir persönlich als Grundeffekte aus. Ich erwarte keinen Multieffekt-Prozessor. Dieser würde auch der einfachen Bedienung widersprechen.
Der Drive funktioniert/wirkt meiner Meinung nach anders, als bei anderen Synth.
Das ist nicht 0% – 50% -100% Drive, so dass ein Poti sinn machen würde.
Der Charakter vom Filter ändert sich komplett mit dem Drive:
Drive 1: keine Lautstärke weg bei Fitler und Reso
Drive 2: Zischeln in den Höhen.
Der Filter ändert stark seinen Charakter mit dem Drive. Das ist nicht ein blosses übersteuern/verzerren.
Drive 0: ist mehr neutral/zahm
Drive 1: klingt mehr wie ein alter Roland
Drive 2: klingt 2022 sehr HIFI und etwas scharf
Der hat was, also optisch macht der ordentlich was her. Viel besser als das Keyboard. Soundmässig bleibts gleich.
Muss ich auch sagen. Sieht aus, als wenn man damit zur Not auch das nächste Kernkraftwerk steuern kann.
Auch akustisch passt es ja absolut, nur der Preis schmerzt.
Sehr guter Test! Danke!
Der Super-6 ist ein Synthi, der mich klanglich und haptisch absolut begeistert hat. Eigentlich mag ich eher schlichte, klassische Analogsynthis, wie Juno/Jupiter/JX, Synthex, etc. Das hat der „UDO“ alles locker drauf, macht dabei auch ordentlich Druck und bietet zusätzlich noch viel mehr Möglichkeiten.
Als ich die Keyboardversion vor einigen Monaten getestet habe, gab es allerdings ziemlich viele Midi-Probleme, wenn man den UDO an eine DAW angeschlossen hat. Ich hoffe, dass sich das mitsamt des Supports mittlerweile gebessert hat. Ich würde dann allerdings auch eher die Desktopversion wählen. Mehr dazu in meinem Video:
https://youtu.be/HXxe6qUFQ1U
Hallo Bernd,
Herzlichen Dank für den interessanten Artikel! Ich hatte mir den Super 6 Desktop Version schon mal angeschaut, wollte es nach viel überlegen, eigentlich an mir vorbei gehen lassen, aber nachdem ich dein Artikel gelesen habe… tja, jetzt fängt es an wieder zu jucken :-) Ich muss den unbedingt mal vor Ort bei meinem Händler testen!
VIelen Dank und viele Grüße, Garfield.
Trotz Interesse und Sympahtie ist mir das Gerät zu teuer. Ich tendiere zur Iridium Tastatur Version, auch als neues Masterkeyboard. Denke der ist momentan das Synthflagschiff!
Geiles Teil. Hab die Keyboardversion mal angespielt, und war ziemlich beeindruckt. Aber zur Zeit kein Budget für sowas :(
Ich hab den Super 6 auf der superbooth22 angespielt und finde erstens, dass die effekte ausgezeichnet klingen und bin zweitens nicht der Meinung, dass daran irgendetwas fehlt.
Statt mies klingenden Multieffekten habe ich lieber gar keine (Multi)effekte, aber so ein gut klingendes Delay wie im Super 6 bringt den Sound des jeweiligen Patches auf ganz andere Ebenen und man kann damit genial live performen. Überhaupt finde ich das der Binaural Mode ein Reverb völlig überflüssig macht und derjenige der ins Vangelis-Bladerunner Universum abtauchen möchte schaltet eh zwei externe Delays/Reverbs in Reihe.
Wir finden dass es an der Zeit wäre aufzuhören damit, immer alles zu bemängeln was ein Instrument NICHT hat, denn wenn man soviel fordert und Nice-to-Have in den Mund nimmt, dann sollte man bitte auch bereit sein den Preis zu zahlen. Aber bei über 3k würde der UDO sicher „zu teuer“ sein, darum ist die Effekt Sektion genau richtig dimensioniert und der nette Begleiteffekt ist, dass man sich mehr auf die Performance am Instrument konzentriert, was für jeden Musiker der wichtigste Punkt sein sollte: Gern und oft zu spielen und die Performance abzuliefern die man sich vorstellt.
Ich bin jedenfalls sehr froh auf die superbooth gefahren zu sein um den Super 6 selbst anzuspielen und mich im persönlichen Gespräch mit George und seinem Gesprächskonzert überzeugen zu lassen. Sonst Hydrasynth..