Klassiker ohne Schnickschnack!
Beim Namen Epiphone denkt man in erster Linie an günstige, mehr oder weniger gute Kopien von Gibson Gitarren. Das ist auch kein Wunder, denn das traditionsreiche Unternehmen, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1870 zurückreichen, gehört seit 1957 zum Gibson Konzern. Gibson war damals Teil des Großkonzerns „Chicago Musical Instruments“ (C.M.I.) – dieser kaufte die in finanzielle Schieflage geratene Marke Epiphone für nur 20.000 Dollar! Zunächst wurden die Epiphone Instrumente sogar im Stammland USA gefertigt – wegen mangelnder Umsatzzahlen verlegte man die Produktion im Jahre 1970 allerdings nach Japan und Korea. Mittlerweile produziert die Firma nicht nur Musikinstrumente und Verstärker, sondern auch eine große Palette musikalischen Zubehörs. Der Vertrieb erfolgt weltweit, wobei die Herstellung nahezu ausschließlich in asiatische Länder verlegt worden ist. Dabei hatte alles doch ganz anders angefangen!
Epiphone Gitarren standen nämlich in den 1930er-Jahren in direkter Konkurrenz zu den Instrumenten des damaligen Marktführers Gibson. Die beiden Firmen lieferten sich einen regelrechten Wettstreit – z. B. bei den Korpus-Größen ihrer damals sehr populären Archtop-Gitarren. Das daraus resultierende Epiphone Spitzenmodell lautete auf den klangvollen Namen „Zephyr Emperor Regent“ und stand dem Konkurrenzprodukt, der Gibson „Super 400“, in nichts nach. Weitere recht erfolgreiche Eigenkreationen waren die Modelle Century, Emperor, Triumph und Coronet. Das letztgenannte Modell wurde jüngst neu aufgelegt und ist unser heutiges Testobjekt.
Epiphone Coronet Ebony – Facts und Features
Nachdem ich die Gitarre aus ihrer Verpackung befreit habe und einen ersten Blick darauf werfe, schwelge ich unweigerlich in Kindheitserinnerungen …“die sieht doch aus wie aus’m Kaufhaus“ … denke ich. Und in der Tat erinnert das Instrument mit seiner spartanischen Optik und Ausstattung an eine sog. „Hertiecaster“ – dem Objekt der Begierde vergangener Tage, als der Erwerb einer „echten“ E-Gitarre so unerreichbar schien wie ein Passagierflug zum Saturn. Doch genug der Sentimentalitäten und nichts wie hinein ins Testgeschehen!
Korpus aus Mahagoni mit symmetrischem Cutaway
Der Korpus der in China hergestellten Epiphone Coronet Ebony besteht aus Mahagoni und hat die sog. „Wilshire“-Form, die sich von der ursprünglichen Korpusform des Coronet-Modells unterscheidet. Das Epiphone Wilshire-Modell wurde in den 60er-Jahren als günstige Alternative zur Gibson Les Paul auf den Markt gebracht und weist zwei mehr oder weniger symmetrische Cutaways auf – bei den Ur-Coronets ist der Cutaway etwas kleiner ausgefallen. Die Korpusoberfläche ist deckend schwarz und hochglänzend lackiert. Die generelle Verarbeitung des Instruments ist im Übrigen ausgezeichnet. Sämtliche Bedienelemente sowie der Pickup sind direkt mit dem Korpus verbunden – das weiße, von der Form her an einen Schmetterling erinnernde Schlagbrett, bedeckt den oberen Teil des Korpus. Dort befindet sich mittig das silbrige Epiphone „E“-Logo. Die Korpusrückseite glänzt ganz ordentlich, kommt aber ansonsten unspektakulär daher – einzig das Elektronikfach und ein am Halsfuß angebrachter Gurtpin lassen sich dort erspähen.
Mahagonihals mit Indian Laurel Griffbrett
Der eingeleimte und ebenfalls rückseitig schwarz lackierte Hals ist ebenfalls aus Mahagoni gefertigt und hat ein Griffbrett aus Indian Laurel aufgebracht. Diese Holzart wird immer häufiger für Griffbretter verwendet und das hat seinen Grund: die CITES (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora, zu Deutsch: Das Washingtoner Artenabkommen) hat Indian Laurel als nicht von der Ausrottung/vom Aussterben bedroht eingestuft. Deshalb wird das Holz gerne als Alternative zu den geschützten Arten eingesetzt. In das Griffbrett sind 22 Medium-Jumbo-Bünde eingelassen, die sauber abgerichtet und poliert wurden – da gibt es nichts zu meckern. Die Mensur beträgt ganz Gibson-like 628 mm, die Breite des Graph Tech „Nu Bone“ Sattels wird vom Hersteller mit 43 mm angegeben.
Kopfplatte mit „Bikini“-Plakette
Am oberen Ende des Halses befindet sich schließlich die Kopfplatte, die ebenfalls schwarz lackiert ist und auf der außerdem eine cremefarben/goldene „Bikini“-Plakette mit Epiphone-Logo angebracht ist. Die Form der Kopfplatte erinnert an die einer Les Paul, der Hersteller beschreibt die Form als „size reduced Kalamazoo headstock“. Rückseitig finden wir die Stimmmechaniken, diese sind in der sog. „three on a plate“-Manier (auf rechts und links an der Kopfplatte angebrachten Metallplatten befinden sich jeweils drei Mechaniken) gefertigt. Die gesamte Hardware der Epiphone Coronet Ebony ist im „Nickel“-Finish gehalten.
Bevor es zum Praxistest geht, schauen wir uns noch mal die Vorderseite des Korpus an und nehmen den Pickup, Regler und Hardware genauer unter die Lupe.
Epiphone Coronet – P-90 Pickup & „Wraparound“-Bridge
Bei dem verbauten Tonabnehmer handelt es sich um einen Epiphone P-90 PRO Dogear Pickup, also quasi dem „unehelichen“ Kind von Humbucker und Singlecoil. Diese Tonabnehmer-Gattung erfreut sich großer Beliebtheit über Genregrenzen hinweg, da sie einen eigenen charakterstarken Sound produziert. Ein P-90 Pickup gehört – wie ein Singlecoil – zu den einspuligen Tonabnehmern, erzeugt aber aufgrund seiner Konstruktion einen kräftigeren und voluminöseren Klang mit mehr Mittenanteilen. Leider hat man bei höheren Lautstärken bzw. starker Verzerrung auch bei einem P-90 mit dem typischen Singlecoil-Brummen zu kämpfen. Geregelt wird der Epiphone P-90 PRO Dogear Pickup mit einem Volume- und einem Tone-Regler. Als Brücke kommt bei der Gitarre eine „lightning bar compensated wraparound“-Bridge (wat fürn Name …) zum Einsatz. Wie schon aufgrund des Namens zu erraten, handelt es sich bei der verwendeten Brücke um ein sog. „Wraparound“- (deutsch: „Rundum“) Modell. Hierbei werden die Saiten quasi „verkehrt herum“ durch die Brücke gezogen und dann darüber zu den Mechaniken geführt. Das sorgt für ein besseres Sustain sowie höhere Stimmstabilität.
Wie klingt die Epiphone Coronet Ebony: der Praxistest
Spielt man die Gitarre zum ersten Mal stehend mit einem Gurt, fallen einem sofort zwei Dinge auf: zum einen das geringe Gewicht des Instruments, nur 2,7 kg bringt die Epiphone Coronet Ebony auf die Waage, zum anderen die deutliche Kopflastigkeit. Aufgrund des geringen Gesamtgewichts kann man mit einem entsprechend „rutschfreien“ Gurt dagegen arbeiten – komfortabel sieht aber anders aus. Der Mahagonihals mit seinem Medium-C-Profil ist nicht zu dünn und liegt gut in der Hand, hier kann man ordentlich zupacken! Durch die beiden weit ausgeschnittenen Cutaways lässt sich das Griffbrett mühelos bis in die höchsten Lagen bespielen.
Unverstärkt klingt das Instrument drahtig-spritzig, mit einer Betonung der oberen Frequenzanteile. Die folgenden Klangbeispiele wurden mit einem Brunetti Mercury EL34 Head, Suhr Reactive Load, Two Notes Software und Logic Pro X aufgenommen.
Im Clean-Kanal des Verstärkers erzeugt die Epiphone sowohl perlig-warme Sounds bei arpeggierten Akkorden, als auch perkussiv-knackige Klänge bei rhythmischem Spiel. Crunchige Sounds klingen schön rotzig, bluesige Lines oder AC/DC-eske Riffs machen richtig Spaß und tönen authentisch. Legt man Gain-mäßig noch eine Schippe drauf, merkt man, dass die Epiphone Coronet Ebony durchaus in der Lage ist, auch härtere Gangarten zu bedienen. Powerchords haben den nötigen Druck und singende Leadlines besitzen ausreichend Durchsetzungskraft.
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schöne Gitarre – aber das Crunch-Soundsnipet klingt gar garstig
Warum nur?
War der Torpedo ein Glindgänger?:)
@harrymudd Ja…es war wohl ein „Glindgänger“.
Ich finde es richtig cool, dass Epiphone sich mit dem Modell ein kleines bisschen davon löst, ausschließlich Gibson Kopien herzustellen.
Dass Unternehmen Epiphone hat selbst eine große Geschichte, die gerne mit Neuauflagen der eigenen Modelle erzählt werden darf.