Two-in-one für mehr Platz auf dem Pedalboard
Wer kennt es nicht, das Problem, dass man auf dem Pedalboard IMMER zu wenig Platz hat? Da will der Phaser noch neben den Flanger und schon müsste man (wieder mal) Geld für das nächstgrößere Board ausgeben. Das Ernie Ball VPJR Tuner-Pedal will da helfen, indem es Tuner und Volume-Pedal vereint. Wollen wir uns das Schätzchen mal genauer betrachten.
Ernie Ball VPJR Tuner-Pedal – Facts & Features
Das Pedal verfügt zum Zwecke der Vereinigung von Tuner und Volume-Pedal über ein etwa scheckkartengroßes Touch-Display, das uns sowohl Informationen über die Lautstärke als auch über den Verstimmungsgrad der Gitarre oder des Basses zu liefern im Stande ist. Das Aluminiumgehäuse wirkt extrem stabil, das geöffnete Pedal lässt den Blick auf die Elektronik und die Mechanik zu. Beides wirkt langlebig und wertig, die mechanische Verbindung zwischen Pedal und Elektronik übernimmt ein Kabel aus Kevlar, einem Material, das unter anderem auch in schusssicheren Westen und Schnittschutzkleidung für Sägekettenartisten verarbeitet wird. Also da ist schon mal keine Sollbruchstelle zu vermuten.
Die Pedalplatte ist um das Touch-Display herum stark angeraut, damit der Fuß guten Halt finden kann. An der Stirnseite befindet sich die Buchse für das nicht im Lieferumfang enthaltene Netzteil sowie 4 Klinkenbuchsen. Zwei davon dienen klassisch als Input und Output, zwei weitere Buchsen mit den Bezeichnungen „Send fx“ und „Return fx“ ergeben zusammen einen Einschleifweg, z. B. für ein zusätzliches Pedal. Das Pedal verträgt netterweise 9-18 Volt bei einem Stromhunger von 150 mA, das stellt also keine Stromversorgung des Boards vor unlösbare Aufgaben. Ein Batteriebetrieb ist nicht vorgesehen. Aber wozu kann uns der Einschleifweg an einem Volume-Pedal dienen? Nun, da gibt es mehrere Möglichkeiten der Verkabelung. Zum einen kann ich natürlich ganz klassisch ein Zerrpedal einschleifen, was zur Folge hat, dass das Volume-Pedal als Master-Volume ohne Einfluss auf die Zerrintensität arbeitet. Wer schon einmal versucht hat, bei eingeschaltetem Zerrer die Gitarre nachzustimmen, wird nun zu schätzen wissen, dass am Tuner trotzdem das Clean-Signal der Gitarre anliegt. Zum anderen besteht die Möglichkeit, das Pedal per Vier-Kabel-Methode mit dem Einschleifweg des Amps zu verbinden, somit bekomme ich einen luxuriösen Mastervolume-Regler mit Anzeige für den Amp und kann trotzdem noch nachgeschaltete Effekte zusätzlich einschleifen. Das funktioniert im Test brummfrei und ohne Anpassungsprobleme. Das Signal wird generell gebuffert, so dass lange Kabelwege hinter dem Pedal kein Problem darstellen.
Das Pedal in der Praxis
Wie eben schon im Nebensatz erwähnt, kann ich jetzt schon mal verraten, dass das Pedal keinerlei negative Auswirkungen auf die Signalqualität hat. Das gilt sowohl für den klassischen Betrieb vor den Effekten als auch mit eingeschleiftem Verzerrer oder als Mastervolume im Einschleifweg des Amps. Dafür gibt es also schon mal Pluspunkte. Einen Schalter hat das Pedal nicht, beim Einschalten der Stromversorgung des Pedalboards begrüßt einen dann das große, helle Display mit drei verschiedenen Optionen der Anzeige zur Auswahl. Entweder das Pedal zeigt einem konstant den Reglerstand an, auf einer Skala von 0-10 mehr als deutlich über mehrere Meter Entfernung erkennbar oder man wählt die konstante Anzeige als Tuner aus. Als dritte Möglichkeit kann, bei einem Reglerstand von 0, automatisch der Tuner eingeblendet werden. Dies hat sich in der Praxis als die sinnvollste Variante herausgestellt. Die Helligkeit des Displays reicht aus, auch bei Tag und Sonnenschein sowohl Reglerstand als auch Stimmung der Gitarre deutlich erkennbar zu machen. Freundlicherweise lässt sich das Display mit einem Fingertip unten links verriegeln, so dass auch beim barfüßigen Bedienen des Pedals nicht aus Versehen die Einstellungen verändert werden.
Der Referenzton zum Stimmen ist natürlich einstellbar, werkseitig steht er auf dem Standardwert von 440 Hz. Der Regelweg des Pedals ist in der Praxis gut gewählt, sowohl im Stehen als auch beim Sitzen liegt das Pedal bequem unter den Füßen. Der Tretwiderstand ist ebenso praxisgerecht. Der eine oder andere wird sich jetzt fragen, wie man das Display ablesen soll, wenn man mit dem Fuß auf dem Pedal steht. Die Antwort ist einfach: gar nicht. Aber nach ganz kurzer Zeit ist man mit dem Pedal so vertraut, dass man die eingestellte Lautstärke quasi nur noch als optische Kontrolle benötigt, hier regiert ja sowieso das Ohr. Ist der Tuner aktiv, also z. B. bei Nullstellung des Pedals, je nach gewählter Einstellung am Anfang, macht sich auch schnell ein wohliges Gefühl bemerkbar. Der Tuner arbeitet sauber, schnell und exakt. Bei zu hoch oder zu tief gestimmter Gitarre ist der Hintergrund des Displays blau, bei korrekt gestimmter Saite ändert sich die Farbe auf Grün. Die Tunernadel arbeitet dabei ruhig und unaufgeregt.
Für den Fall, dass sich unter der Schuhsohle doch mal ein kleines Steinchen oder eine Scherbe verstecken sollte, scheint es mir angebracht, das Display mit einer Handyschutzfolie zusätzlich zu sichern. Ansonsten wirkt es sehr robust und langlebig und sollte eigentlich auch durch die etwas reduzierte Einbautiefe gut geschützt sein.
Kann man einen Touchscreen, auf den man treten soll, als Sollbruchstelle bezeichnen? ;-)
Eigentlich sind ja 2in1 Geräte günstiger, als vergleichbare Einzelgeräte. Hier wird aber ein stolzer Preis verlangt.
Wie ich es im Text hoffentlich deutlich gemacht habe, ist der Touch Screen deutlich in der Pedalplatte versenkt. Da wird so schnell nichts passieren. Den Preis halte ich für absolut gerechtfertigt, weil man ein Volumenpedal dieser Güte und einen Tuner zusammen für den Preis nicht bekommen dürfte.