Ein solides Mikrofon für den guten Ton
Die ESI Audiotechnik GmbH aus dem schwäbischen Leonberg gehört zu den Unternehmen, die nicht nur Audiointerfaces, sondern allerhand Studiozubehör anbieten und wie Mackie oder PreSonus fast als Vollsortimenter durchgehen. Erst kürzlich fand der Studiokopfhörer ESI eXtra 10 den Weg zu mir sowie zuvor die Audiointerfaces ESI UGM192 und ESI GIGAPORT eX. Persönlich überzeugt hat mich auch der Monitor-Controller ESI MoCo aufgrund seiner vielseitigen Anschlussmöglichkeiten. Ganz frisch auf dem Markt und schon bei uns im Test ist das brandneue ESI cosMik uCast, ein orangenes USB-Mikrofon im soliden Metallgehäuse. Unter cosMik bietet ESI auch weitere Mikrofone an, wie ESI cosMik 10 und cosMik Lav.
Der schicke Schallabnehmer mit der auffälligen Schreibweise richtet sich vorzugsweise an Podcaster, Tonschaffende und all jene, die unkompliziert mit ihrem Computer aufnehmen möchten – eben „You Cast“. Wie bei dieser Geräteklasse üblich, ist ein USB-Audiointerface eingebaut, der Kopfhörer wird also direkt an das Mikrofon angeschlossen. Es kann aber noch einiges mehr, wie wir gleich noch feststellen werden.
Was bietet das ESI cosMik uCast?
In der recht stabilen Verkaufsverpackung mit Schaumeinsätzen finde ich neben dem Mikrofon selbst zwei je 2 m lange Anschlussleitungen, die jeweils auf einen Type-A und Type-C-Stecker münden. Weiterhin gibt es eine 5/8“-Mikrofonhalterung und ein 3-Bein-Stativ, so dass man es wahlweise auf den Schreibtisch stellen oder an einem Mikrofonarm montieren kann. Neben der knappen Anleitung liegen allerhand Vouchers für beispielsweise Bitwig Studio 8-Track, Cubase LE und andere Audio-Tools in der Lite-Version bei, so dass man direkt loslegen kann. Besprochen wird das ESI cosMik uCast von der Seite, ein externer Windschutz ist nicht enthalten. Mal schauen, ob er überhaupt nötig ist.
Haptisch macht das kompakte, glänzende Aluminiumgehäuse einen soliden und unkomplizierten Eindruck. Die Vorderseite ist an den zwei metallischen Drehreglern und dem rastenden Drucktaster für die Stummschaltung erkennbar. Die Potis wackeln etwas und laufen recht leichtgängig, sie funktionieren analog und sind von der Haptik dennoch ordentlich verarbeitet.
Der obere bestimmt den Gain, während der untere die Kopfhörerlautstärke regelt. Das war es auch schon, mehr an Bedienmöglichkeiten gibt es nicht. Das Schutzgitter verbirgt die Kapsel, ein spannungsgespeistes Elektret-Modell in der Optik eines Großmembran-Kondensatormikrofons. Das ist ein üblicher Kompromiss bei solchen Mikrofonen und letztendlich entscheidet der Klang über dessen Qualität.
Die Unterseite verbirgt eine USB Type-C-Buchse und einen Mini-Klinkenanschluss für Kopfhörer oder Aktivboxen. Der Ring für die Mikrofonhalterung wird am umlaufenden Gewinde angeschraubt, beides lässt sich kompakt zusammenlegen und dadurch gut verstauen. Das finde ich gut, manche Mikrofone sind mit ihren Stativen relativ ausladend. Wer sich für ein USB-Mikrofon entscheidet, wird dieses vermutlich nicht immer auf der Arbeitsfläche parken wollen.
Das ESI cosMik uCast in der Praxis
Zu beachten gibt es nicht viel, einfach anschließen und loslegen, Dank USB-Audio-Class sind keine spezifischen Gerätetreiber nötig und so läuft es an so ziemlich jedem Device mit allen Betriebssystemen, auch am iPhone und iPad mit Lightning-Adapter ohne zusätzliche Energiezufuhr.
Die maximale Auflösung liegt bei 48 kHz mit 16 Bit Wortbreite in beide Richtungen, das ist für Sprachaufnahmen und angesichts der Kapsel ausreichend. Richtig spannend wird es, wenn man die optionalen Treiber und das Control Panel installiert. Für Windows hat die Installation der optionalen Treiber den weiteren Vorteil, dass sich das ESI cosMik uCast dann auch via ASIO in eine DAW latenzarm einbinden lässt.
Für macOS ist nur dieses nötig, denn das ESI cosMik uCast ist Core Audio kompatibel. Mit den Windows-Treibern steht das mir schon von anderen ESI-Interfaces bekannte DirectWire zur Verfügung, Mittels Loopback können auf diese Weise über das virtuelle Mischpult andere Audioanwendungen eingeleitet und gemischt werden. Dadurch wäre es möglich, beispielsweise Karaoke-Aufnahmen ohne Mischpult zu erstellen, indem man die Backing-Tracks in den virtuellen Eingang 3 und 4 leitet und den gesamten Mix mit entsprechender Lautstärkeangleichung aufzeichnet. Mit einer DAW lässt sich das nicht vergleichen, ist aber in Teilen sogar flexibler.
Mit DirectWire lassen sich nahezu alle Audioanwendungen miteinander verschalten. Mit dem ESI cosMik uCast könnte man beispielsweise einen Podcast aufzeichnen, indem man das eigene Mikrofonsignal nutzt und die Ausgänge von Skype und Zoom in das DirectWire-System des Treibers umleitet und mit einem virtuellen Recorder aufzeichnet. Das lässt sich natürlich auch in Verbindung mit einer DAW nutzen, aber Latenzen und 16 Bit Wortbreite machen das ESI cosMik uCast hierfür weniger zum idealen Spielpartner. Stattdessen wäre das ESI UGM192 eine Klasse besser und löst mit 192 kHz bei 24 Bit Wortbreite auf, ein Mikrofon braucht man dann natürlich zusätzlich.
Was leider fehlt und das ist bei vielen Produkten dieser Art üblich, ist ein hardwareseitiges, latenzfreies Monitoring. Immerhin bietet das Control Panel des ESI cosMik uCast zwar dieses Feature am Computer, unter Linux und an Mobilgeräten wird man jedoch darauf verzichten müssen.
Wie klingt das ESI cosMik uCast?
Kurz und knapp: ein solider Klangcharakter für Sprachaufnahmen. Es ist empfindlich genug und bei ausreichend Abstand entstehen keine Windgeräusche, auch das Eigenrauschen bleibt auf recht niedrigem Niveau. Ohne zusätzlichen Windschutz ist es auch ziemlich unempfindlich gegenüber Windgeräuschen, wie das folgende Sprachbeispiel demonstriert.
Neben der einfachen Handhabung ist ein solider Klang durchaus die Stärke des ESI cosMik uCast. Das Ergebnis liegt allerdings nicht auf dem Niveau eines Großmembran-Studiomikrofons, das darf man von dieser Art Mikrofone auch nicht erwarten. Die Abstimmung ist eher auf den Präsenzbereich ausgelegt, in unteren Fußlagen ist der Sound zurückgestellt. Das ist für Sprache und gegen Rumpelgeräusche optimal und je nach Stimme erzielt man Ergebnisse, die auch ohne weitreichende Bearbeitung gut klingen können. Erinnere ich mich zurück an die Zeit der Klinkensteckermikros an Soundkarten, die oft von Videofilmern zur Nachvertonung eingesetzt wurden, sind diese Alternativen eine sehr deutliche Verbesserung. Das liegt auch an der Digitaltechnik, so dass analoges Rauschen und Brummen durch schlecht gekapselte Computer und Netzteile eher nicht zu befürchten sind.