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Test: Fender Cabronita Telecaster WB E-Gitarre

Mexiko-Tele mit Schwächen

26. Februar 2013

Stratocaster oder Telecaster?

Auf der Beliebtheitsskala von Fender Instrumenten gab bzw. gibt es über die Jahrzehnte hinweg schon immer einen offenen Schlagabtausch zwischen zwei Modellen: der Stratocaster und der Telecaster. Je nach Popularität schnellen die ohnehin schon soliden Verkaufszahlen dieser beiden „Überbrenner“ im Sortiment des ruhmreichen Konzerns in schwindelerregende Höhen. Kein Wunder, ist Leo Fender doch mit beiden Instrumenten ein wahrer Geniestreich gelungen, was sowohl die Qualität, aber auch das Marketing betrifft.

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Während die Stratocaster über die Jahre hinweg in ihrer Optik und Technik dem Zeitgeist stets angepasst wurde, blieb die Zeit bei der Weiterentwicklung der Tele zwar nicht stehen, hier ging es aber doch deutlich entspannter zur Sache. Natürlich wurden auch hier immer mal wieder neue Hardware, Pickups und Hölzer eingesetzt und auch unser Testmodell stellt diesbezüglich eher eine Ausnahme dar. Doch im Grunde genommen blieb die Telecaster stets ein einfaches, schlichtes „Brett“ mit einem unverkennbaren, durchsetzungskräftigem und eigenständigem Sound – und einer vorbildlichen Bespielbarkeit.

Mit der im mexikanischen Fender Werk hergestellten Fender Cabronita Telecaster WB können dank des schlanken Verkaufspreises auch Tele-Fans mit weniger Budget in den Genuss einer echten Fender Telecaster kommen. Denn obwohl nicht viele Meilen zwischen der kalifornischen und der mexikanischen Fender Produktionsstätte liegen, sind die Preisunterschiede doch beachtlich. Mal sehen, inwiefern sich das auf die Qualität niederschlägt.

Tele WB

— Fender Carbonita Telecaster WB —

Aufbau der Fender Cabronita Telecaster WB

Die Fender Cabronita Telecaster WB erscheint ganz nackt ohne Gigbag oder gar Case beim frischgebackenen Besitzer, was bei einer UVP von immerhin knapp 800,- Euro doch etwas verwundert –  mancher Hersteller steckt seine schon nur halb so teuren Instrumente in eine passende Tasche. Also sollte man beim Kauf der Gitarre noch die zusätzlichen, aber durchaus sinnvoll angelegten Euros an Mehrausgabe für einen Gigbag oder ein Case am besten gleich mit einkalkulieren.

Das Instrument präsentiert sich mit einem Esche-Body und dem Finish WB, was für „White Blond“ steht und so wirkt, als hätte der Korpus ein Bad in Zuckerguss genommen. Die Hochglanz-Lackierung ist perfekt gelungen, nirgendwo zeigen sich Spuren von Unsauberkeiten. Ein schlichtes schwarzes und mit vier Bohrungen angebrachtes Pickguard schützt den Korpus vor Kratzern. Auch hier entfernt sich die Optik etwas vom Design der Ur-Telecaster, bei welcher das Pickguard ja fast den gesamten oberen Teil auf der Decke einnimmt. Wesentlich weiter entfernt (vom Bild einer typischen Tele) sind aber  augenscheinlich die Pickups. Der Fender Cabronita Telecaster WB wurden zwei Fideli’Tron-Pickups spendiert, die in der Hals- und Stegposition ihren Sitz finden und über einen schlichten Dreiwege-Schalter angesteuert werden. Es sind zwei Humbucker-Pickups, die sich nicht in einen Singlecoil-Mode schalten lassen und somit also stets als reine Humbucker arbeiten.

Auf einen Tone-Regler wurde gänzlich verzichtet, lediglich ein Mastervolume-Poti mit verchromter Metallkappe schmückt die Decke. Es „eiert“ etwas auf seiner Achse und wenn wir schon beim Kritiküben sind, sollte man an dieser Stelle auch den Dreiwege-Schalter erwähnen. Er ist zwar aus Metall und hinterlässt einen soliden Eindruck, allerdings hält er sich nur widerwillig in seiner Bohrung auf der Decke. Während der Testdauer musste die Fixierschraube immer mal wieder nachgezogen werden, je nach Häufigkeit der Nutzung des Schalters, logischerweise. Die Brücke ist eine „String-through-Body“-Konstruktion und ist wie die übrige Hardware verchromt.

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String Through Body-Steg und FlipTron-Pickups

Im Korpus eingeschraubt wurde ein einteiliger Ahorn-Hals, welcher ein Griffbrett mit 22 Jumbo-Bünden trägt. Auch hier zeigen sich leider Mängel in der Verarbeitung, denn die Kanten der Bundstäbchen wurden nicht sauber verarbeitet bzw. abgerichtet. Ein Umstand, der bei einem Instrument dieser Preisklasse heutzutage wirklich nicht mehr vorkommen sollte. Egal, ob es nun aus China, Indonesien oder eben Mexiko stammt.

Das Halsprofil nennt Fender „Modern C“, ich nenne es sehr gut gelungen! Hier sammelt die Cabronita Tele wiederum Pluspunkte und untermauert damit im „Namen der Telecaster-Familie“ ihren Ruf als eine der leicht zu spielenden E-Gitarren aller Zeiten.

Bleibt zum Schluss noch das Inspizieren der Mechaniken am typischen und unverwechselbaren Tele-Headstock. Die Fender Cabronita Telecaster WB besitzt sechs gekapselte Fender Standard Cast-Mechaniken, welche aber leider nicht nur unrund auf ihren Achsen laufen, sondern so auch die Stimmung nicht immer unbedingt zuverlässig halten. Während der Testdauer musste auf jeden Fall öfters mal nachgestimmt werden, was aber auch natürlich an nicht ganz korrekt gefeilten Kerben des Sattels liegen könnte. Ärgerlich ist es aber allemal.

Die Fender Cabronita Telecaster WB in der Praxis

Schon nach den ersten paar angeschlagenen Akkorden im unverstärkten Betrieb setzt das Instrument seine typische Tele-Duftmarke in Form eines strahlenden und knackigen Grundsounds, hier macht sich der Maple-Neck deutlich bemerkbar. Leider auch deutlich bemerkbar ist ein mehr oder weniger stark ausgeprägtes Schnarren, das insbesondere die D- und die tiefe E-Saite betrifft. Doch nicht nur das, auch beim Bespielen des Halses treten diese unerwünschten Artefakte immer mal wieder auf. Auf der Suche nach der Lösung des Problems bin ich nur auf einen vermutlichen Grund gestoßen: die Saiten. Gut möglich, dass die Drähte irgendwie aus einer Montagsproduktion stammen könnten und auf dem langen Weg von Mexiko in den Shop Schaden genommen haben. Lockere Teile oder Ähnliches (welche diese Nebengeräusche erzeugen könnten) gibt es jedenfalls nicht an der Cabronita Telecaster. Aber das ist rein spekulativ, am besten beim Antesten im Laden genauer hinhören.

Typischer Tele-Headstock mit den etwas schlappen Mechaniken

Es ist aber nicht so, dass die Fender Cabronita Telecaster nur Schwächen an den Tag legen würde. Denn wo Schatten ist, war bekanntermaßen auch mal Licht und so kann die Gitarre am Verstärker angeschlossen mit einem überraschend guten und dazu relativ flexiblen Humbucker-Sound punkten! Alle drei Positionen der Schaltung bieten ein interessantes Soundspektrum, welches von fetten, bluesigen Sounds mit dem Halspickup, über fast schon Singlecoil-ähnliche Klänge bei Nutzung der Mittenposition bis hin zu schneidigen Sounds für Riffs der Steg-Position reicht. Besonders gut klingt das Ganze im Clean-Bereich, aber auch im mittleren Distortionbereich macht die Tele mit den zwei Fideli’Tron-Pickups eine durchaus anständige Figur. Lediglich High-Gain-Einsätze mag sie gar nicht so, denn dann klingt der Sound etwas „körnig“ und undifferenziert.

Der Hals mit dem C-Shape-Profil sollte keinen Spieler vor allzu große Probleme stellen. Was eher als stören empfunden werden wird, ist die mangelnde Qualität bei der Verarbeitung der Bundstäbchen. Hier sollte dringend nachgebessert und bei der Endkontrolle verstärkt ein Auge drauf geworfen werden. Genau so wie bei den Mechaniken, welche nicht nur hakelig auf ihren Achsen laufen, sondern auch allzu häufig ein Nachstimmen erfordern.

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Fazit

Würde die Fender Cabronita Telecaster WB nur die Hälfte kosten, könnte man dem Instrument ein durchaus gutes Testergebnis verleihen. Wir reden bzw. schreiben aber hier über eine E-Gitarre, für die Fender immerhin eine UVP von fast 800,- Euro aufruft. Das ist definitiv zu viel, da können auch der gute Sound der Fideli’Tron-Pickups und die gute Bespielbarkeit des C-Shape geformten Halses nicht so einfach wettmachen. Insbesondere beim „Schnarr-Problem“ sollte schnellstens Hand angelegt werden, denn das ist schlichtweg ein K.O.-Kriterium beim Kauf einer Gitarre. Weiterhin hinterlassen die Mechaniken und auch die Verarbeitung der Bundstäbchen kein gutes Bild im Test. Sicher, die Mechaniken kann man tauschen und auch die Bundstäbchen lassen sich recht schnell und unproblematisch vom Fachmann abrichten. Aber das sollte bei einem Instrument dieser Preisklasse ebenso kein Thema sein. Also Fender: Bei der Cabronita Telecaster WB bitte noch mal genauer drüberschauen!

Die Soundbeispiele wurden mit einem Bugera V22 Röhrencombo und einem Shure SM57 Mikro in Logic Audio aufgenommen.

Plus

  • traditionell gut bespielbar
  • Pickups
  • vielseitiger Sound

Minus

  • Qualität Mechaniken
  • Schnarren, insbesondere D- und tiefe E-Saite
  • Verarbeitung der Bundstäbchen
  • kein Gigbag oder gar Case im Lieferumfang

Preis

  • UVP: 784,21 Euro
  • Straßenpreis: 598,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    harrymudd AHU

    endlich mal wieder ein Verriss:-)
    Ich fände es schön, wenn ihr die angesprochenen Mängel dokumentieren würdet: Schlecht bearbeitete Bünde lassen sich gut auf Fotos darstellen und schnarrende Saiten sind bei den Klangbeispielen gut aufgehoben.

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Testberichte mit Sound-Demos, gut und schön. Dann sollte die Demos aber auch einer Einspielen, der spielen kann. Picking geht ja noch, aber die Distortion Riffs, na ja wenn ihr meint bei Amazona.
    Nix für ungut.

    • Profilbild
      Markus Galla RED

      Das spielerische Können ist eine Sache, wichtiger finde ich allerdings, dass die Hörbeispiele auch das im Text Gesagte widerspiegeln und das ist hier leider ganz oft nicht der Fall. Ich habe das schon bei anderen Tests angemerkt. Auch hier ist wieder auffällig, dass die Hörbeispiele nicht unbedingt das zeigen, was im Text behauptet wird. Welches Beispiel hat denn einen „schneidenden Sound“?

      Eine echte Tele hat einen schneidenden Sound. Man höre sich mal die Lead-Gitarre von Bruce Springsteen bei einem Konzert an (oder auch auf den Aufnahmen). Neben seinem Esquire/Tele-Verschnitt spielt er ständig eine Auswahl von verschiedenen Telecastern und die schneiden wirklich. Schneidend heißt für mich: Höhen ohne Ende. Kann ich in den Hörbeispielen aber leider nicht entdecken. Schade.

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