Fenders akustische Meisterleistung
Zugegeben, beim Namen Fender denken wir zunächst an die elektrischen Legenden des wohl bekanntesten Instrumentenherstellers der Welt. Die Stratocaster, die Telecaster, die Jazzmaster, der Precision- und der Jazzbass – die Liste der Topseller ist lang und mit glorreichen Namen besetzt. Der Bereich Akustikgitarre wirkt dagegen schon traditionell eher etwas unterrepräsentiert und dem möchte Fender mit der neuen Paramount Serie nun entgegenwirken. Wir haben uns stellvertretend für die neue Gitarrenlinie mal die Fender PM-3 Limited Adirondack RW zukommen lassen.
Facts & Features der Fender PM-3 Limited Adirondack
Zum Lieferumfang der Gitarre gehört ein robuster Formkoffer sowie ein Humidifier zur Regulierung der Luftfeuchtigkeit, der bei zu trockenem Raumklima zwischen die Saiten in das Schallloch eingeführt werden kann. Eine sehr sinnvolle Sache, denn gerade akustische Instrumente nehmen ein zu trockenes Raumklima recht schnell übel, was im schlimmsten Fall zu gerissenen Decken oder schrumpfenden Griffbrettern führen kann. Fender bezeichnet die Korpusform der PM-3 Limited Adirondack als „Triple-0“, was sich in der Praxis gegenüber der allseits bekannten ausladenden „Dreadnought“ Bauform als recht zierlich und vor allem handlich erweist – somit also ideal für Kinder, Jugendliche oder alle anderen, nicht ganz so groß geratene Menschen.
Für das gesamte Instrument verwendet Fender massive Hölzer. So besteht die Decke aus Adirondack-Fichte, einem nach wie vor sehr beliebten Holz amerikanischer Herkunft, für den Boden und die Zargen wurde sehr schön gemasertes Palisander verwendet. Ein cremefarbenes Binding umschließt sämtliche Kanten der Gitarre und markiert zudem die Schnittkante des zweigeteilten Bodens, dessen Maserung nicht minder schön verläuft, wie es bei den Zargen der Fall ist. Der obligatorische Blick durch das Schallloch zeigt ebenfalls eine vorbildliche Verarbeitung, alle Streben sind sauber verleimt, von Holzspänen oder Leimresten weit und breit keine Spur.
Ein lästiges Anbringen von Gurtendknöpfen kann man sich übrigens sparen, denn es wurden bereits zwei in den Korpus eingesetzt. Der Untere ist ausnahmsweise mal kein kombinierter mit einer Klinkenbuchse, denn für den eingebauten Preamp gibt es ein separates Fach. Doch dazu später mehr.
Den hochglänzenden Lacküberzug bezeichnet Fender als „Premium Lacquer Finish“ und dem ist kaum etwas hinzuzufügen. Die Oberfläche der Gitarre „glüht“ regelrecht unter der Lackschicht, die auch die Rückseite des Halses umgibt. Und zu dem kommen wir jetzt.
Hals & Griffbrett der Fender PM-3 Adirondack RW
Ganz traditionell wurde für den Hals der PM-3 Limited ein Stück Mahagoni verwendet. Neben der ebenfalls schönen Struktur der Maserung des Holzes gibt es noch eine optische Zugabe und zwar in Form von dunkler gebeizten Teilen im oberen und unteren Bereich der Halsrückseite. Zur insgesamt recht zierlichen Größe der Gitarre passt auch der schmale Halsfuß, der zusammen mit dem weiten Cutaway eine optimale Erreichbarkeit der oberen Lagen auf dem Griffbrett ermöglicht.
Das besteht aus Ebenholz und trägt zwanzig Bundstäbchen, die vorbildlich eingesetzt und an ihren Kanten unspürbar abgerichtet wurden. Mother-of-Pearl Inlays an den bekannten Positionen sorgen für die Orientierung, während das Binding am Rand des Griffbretts sogar zweilagig ausgeführt wurde. Ein Knochensattel von 44,5 mm Breite und das schmale Halsprofil sorgen für eine angenehme Bespielbarkeit, die ab Werk bei unserem Testinstrument in Ordnung geht. Für das Solieren jenseits des zwölften Bundes wäre aber noch deutlich Luft nach oben bzw. in diesem Fall wohl eher nach unten.
An der Kopfplatte sitzen die sechs Mechaniken mit ihren schwarzen Miniknöpfen. Und die sind mal richtig „vintage“, denn es sind offene Tuner und somit jeglichen Umwelteinflüssen voll ausgesetzt. Dennoch funktionieren sie perfekt und ohne Spiel, zumindest jetzt im Neuzustand. Wie sich der Zahn der Zeit und der Verschleiß auswirken, wird man erst in ein paar Jahren beurteilen können. Ich bin bei so etwas immer etwas skeptisch, denn bei dieser Art der Konstruktion bekommen Schmutz, Feuchtigkeit und mechanische Einwirkungen freie Fahrt auf die vollkommen freiliegende Mechanik.
Die Oberfläche der Kopfplatte wurde übrigens nicht schwarz lackiert, sondern besteht aus einem dunkel gebeizten Palisanderfurnier, das ebenfalls von dem Premiumklarlack eine Prise abbekommen hat. Stilvoll erscheint dazu auch der aufgebrachte Fender Schriftzug, den die Instrumente des Herstellers in den späten 40er Jahren trugen.
Der Preamp der Fender PM-3 Limited Adirondack RW
Der eingebaute „Paramount“ Preamp entstand in Zusammenarbeit von Fender mit den Spezialisten von Fishman. Beim Design des Bedienpanels hat man sich ganz besonders Mühe gegeben, denn statt den Preamp einfach nur wie üblich in den oberen Zargen einzulassen, wurden die Regler und das Display getrennt voneinander eingesetzt. Das sieht zum einen verdammt schick aus, zum anderen wird die Zarge durch ein üblicherweise großes Loch nicht unnötig in ihrer Stabilität geschwächt. Interessant erscheint in diesem Zusammenhang, dass der Grundsound des Preamps an die spezielle Korpusform der Fender PM-3 Limited Adirondack RW angepasst wurde.
Der „Paramount“ Preamp verfügt über eine Zweiband-Klangregelung mit den zwei kleineren Reglern für Bass und Treble, das große Poti in der Mitte dient zum Einstellen der Gesamtlautstärke. Das Display dient nicht nur zum Anzeigen der Stimmung, sondern auch zum Anschalten des Stimmgeräts und der Phasenumkehrschaltung, hierzu genügt ein sanfter Druck rechts bzw. links auf den Rand der Anzeige. Eine sehr elegante Lösung! Versorgt wird der Vorverstärker über einen 9-Volt-Block, der am Boden der Gitarre zusammen mit der Klinkenbuchse in einem separaten Kunststoffschlitten sitzt.
Zwischenzeugnis
Würde der Sticker im Innern des Schalllochs die chinesische Fertigung nicht verraten – man könnte glatt meinen, die Fender PM-3 Limited Adirondack RW käme aus der US-Produktion von Fender, dermaßen gut ist die Verarbeitung gelungen. Neben den vielen feinen Details, wie etwa das verschnörkelte Binding oder die Mother-of-Pearl-Inlays auf dem tiefschwarzen Ebenholzgriffbrett, stellt das Bedienpanel des Preamps ein echtes Novum dar. Nicht nur dessen Optik ist eine sehr elegante Lösung, auch die Bedienung stellt sich dank der griffigen Potis als sehr intuitiv dar. Nichts gibt es zu meckern bis hierhin, deshalb nun rüber zum Soundcheck!
Sound & Praxis mit der Fender PM-3
Die Überraschung erfolgt bereits beim ersten Anschlagen eines Akkordes, denn die PM-3 Limited Adirondack RW fördert, trotz der eher kleinen Korpusmaße ein beachtliches Bassfundament zutage. Entsprechend ausgeprägt erscheint der Bassbereich, was dem Klang eine sehr wohlig-warme Grundlage verschafft. Auch der Mittenbereich ist kräftig vertreten, hingegen sind die Höhen nicht ganz so stark ausgeprägt, ein obertonreiches „Schimmern“ kann die PM-3 Limited in ihrem Grundsound also nicht bieten, ihr Klang ist eindeutig eher im Vintagebereich als auf der modernen Seite zu finden.
Die Bespielbarkeit ab Werk geht in Ordnung, in den unteren Lagen lassen sich die Saiten gut greifen. Schwierig wird es erst, wenn man ab ca. dem 12. Bund zu einem Solo ansetzen möchte. Hier ist die Saitenlage schon unnötig hoch und kann so schnell den Spaß verderben. Die Stegeinlage bietet allerdings genügend Reserven, um das Setting an den persönlichen Geschmack anzupassen.
Paramount Preamp & Tuner
Als durchaus brauchbar für Livesituationen erweist sich der Paramount Preamp, dessen EQ recht effektiv arbeitet und so den dicken und warmen Grundsound der Gitarre bestmöglich an ein Verstärkersystem weiterleitet. Für Aufnahmen im Studio sei abe wie immer ein gutes Mikrofon in einem entsprechenden Raum platziert empfohlen, ein Piezo-Pickup kann diese Klangfülle nun mal nicht ersetzen. Ebenso kann das integrierte Stimmgerät gefallen, dessen virtueller Zeiger völlig unaufgeregt über das helle Display wandert und der sehr feinfühlig auf das Drehen an den Mechaniken regiert.
„Zugegeben, beim Namen Fender denken wir zunächst an die elektrischen Legenden des wohl bekanntesten Instrumentenherstellers der Welt.“
Wow! Das ist ein Wort. Aber mir kommt da der Gedanke, dass es noch andere Instrumente als Gitarren und E Pianos gibt. Nur auf E Gitarren bezogen würde ich das auch sagen aber alle Instrumente? Yamaha….?
@Tai „Aber mir kommt da der Gedanke, dass es noch andere Instrumente als Gitarren und E Pianos gibt…“
Genau, von Fender gibt es auch E-Bässe, PA-Anlagen, Effektgeräte, Mischpulte, Boxen, Kopfhörer etc ;)
In der Tat eine Gitarre, die neugierig macht, aber beim Test ist wohl etwas mit den Modellen der Paramount-Serie durcheinander geraten; entweder stimmt der Preis oder die Test-Gitarre nicht. Das Modell mit der Adirondack-Fichte-Decke auf Palisander-Body ist ein „Limited-Modell“ und kostet 1169,- € bei Thomann.
Wäre spannend, zu erfahren, welche Gitarre denn in Wirklichkeit getestet wurde und wie groß der Sound-Unterschied zwischen „Decke: Fichte, massiv“ und „Decke: AA Adirondack Fichte, massiv“ ist – bei einer Preisdifferenz von immerhin 419,- €!?
@Woody Vielen Dank für den Hinweis, da war tatsächlich etwas durcheinandergeraten! Der Artikel wurde entsprechend korrigiert, es handelt sich natürlich um das Limited Modell :)