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Test: G&L Tribute Fallout, E-Gitarre

G&L's Fallout aus den 80ern

15. Januar 2019
G&L Tribute Fallout

G&L Tribute Fallout

G&L ist hierzulande nicht unbedingt einer der bekanntesten Namen, wenn es um Gitarren geht. Dabei steckt hinter dem amerikanischen Hersteller von Bässen und E-Gitarren kein Geringerer als Gitarrenpapst Leo Fender, der Anfang der Achtzigerjahre zusammen mit George Fullerton G&L gründete. Anfangs bauten die Beiden unter dem Namen klassische Fender-Modelle mit kleinen Verbesserungen und moderneren Bauteilen, bald aber schon entwickelte man neue Shapes und Modelle, basierend auf unterschiedlichen Vorgängermodellen. So auch die 1983 erstmals erschienene SC-2, auf der die heute getestete G&L Tribute Fallout basiert. So oder ähnlich hätte Leo die SC-2 heute gebaut, ist sich das Team von G&L sicher. Wollen wir uns die Gitarre aus dem oberen Einsteigerfeld also mal näher ansehen.

G&L Tribute Fallout

Die G&L Tribute Fallout

G&L Tribute Fallout – Facts & Features

Ein wenig verwirrend ist die Gitarre schon auf den ersten Blick. Der Body wirkt etwas zu schmal und klein für eine Jaguar, etwas zu rund für eine Stratocaster und etwas zu dicklich für eine Telecaster. Die recht kompakte Bodyform und das Layout der Tribute Fallout liegen irgendwo zwischen diesen Modellen und das Ganze wurde dann um ein paar Zentimeter eingeschrumpft. Im Ergebnis hat man einen etwas lang gezogenen Body aus Mahagoni mit dezenten Cutaways oben sowie unten vor sich. Bei genauerem Hinsehen lassen sich unter dem Lack zwei Kanten ausmachen, was darauf schließen lässt, dass der Body aus drei Teilen zusammengesetzt wurde. Die Aussparungen für den rechten Unterarm und den Bauch fallen etwas weniger deutlich aus und so wirkt die ganze Gitarre recht weich und irgendwie klein.

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Im Gegensatz dazu ist der Hals ein ganz schöner „Prügel“, auch wenn er mit einer Sattelbreite von 41,5 mm und einem gewöhnlichen C-Shaping keine besonderen Maße hat. Es wirkt nur neben dem zierlichen Body so. Hals und Griffbrett wurden aus „Tinted“ Ahorn gefertigt und mit glänzendem Lack versehen, was schon sehr an alte Gitarren aus den USA erinnert. Die 22 Bünde sind aus mediumstarkem Bunddraht gefertigt und einfache schwarze Dots geben als Inlays Orientierungshilfe. Der Hals ist über eine verchromte Metallplatte und vier Schrauben auf der Rückseite mit dem Body verschraubt. Letzterer wurde deckend schwarz lackiert.

Die Kopfplatte ist relativ auffällig, da sie in ihrer Formgebung ebenfalls irgendwo zwischen Telecaster und Stratocaster liegt, mit dem feinen aber deutlichen Unterschied, dass man an der Unterseite noch einen kleinen Zacken findet, der so bei fast allen G&L Gitarren vorhanden ist. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man denken, dass hier die Form das Resultat eines „Legal Nockoffs“ der Fender-Kopfplatten ist, das ein wenig in die Hose ging. Aber letztendlich ist das ja auch Geschmackssache.

G&L Tribute Fallout

Die Kopfplatte mit ihrer G&L-typischen Form und Mechaniken aus eigenem Haus

Hardware der G&L Tribute Fallout

Auf besagter Kopfplatte befinden sich nicht nur das Logo und der Namensschriftzug der Fallout, sondern natürlich auch die Stimmmechaniken aus dem Hause G&L. Die Saiten, die werksseitig von D’Addario geliefert werden, laufen von dort aus über einen Kunststoffsattel bis zur Brücke der Tribute Fallout. Diese ist eine der augenfälligsten Änderungen aus dem Hause G&L gegenüber den herkömmlichen Fender-Bauteilen.

Die G&L Saddle Lock Bridge ist ein hauseigenes Design aus einem massiven Stahlviereck, das rundherum verchromt wurde. Darin befinden sich die einzeln aufgehängten Saitenreiter, die in ihrer Höhe und Intonation sehr fein einstellbar sind. Dank des flachen Designs hat die Brücke eine sehr große Auflagefläche auf der Decke des Instruments, wovon sich G&L mehr Sustain erhofft als von einer herkömmlichen Brücke. Zudem lassen sich die Reiter in ihrer Position mittels einer Schraube fixieren, was mehr Intonationsstabilität verspricht.

G&L Tribute Fallout

Die von G&L designte „Saddle Lock Bridge“ macht einen sehr guten Eindruck und erlaubt eine komfortable Handhaltung

Konzept und Verarbeitung der G&L Tribute Fallout

Insgesamt ist das Fallout Modell an der Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre aufbrandenden Post-Punk Welle orientiert und soll sich als Typ zwischen den Vintage-Modellen und moderneren Rockgitarren einreihen. Wobei die Gitarre in Sachen Styling und Hals auch problemlos in die sechziger Jahre passen würde, was vor allem an dem sehr ausladenden Halsprofil und dem ziemlich reduzierten Äußeren liegen dürfte.

Insgesamt ist die Verarbeitung der in Indonesien hergestellten G&L Tribute Fallout ganz ordentlich: Die Bünde sind sauber abgeschliffen und es finden sich keine Deadspots auf dem Griffbrett. Der Hals ist passgenau in den Body eingefügt und die entsprechende Tasche wurde sauber ausgefräst. Anderes ist in Zeiten allgegenwärtiger CNC-Techniken aber auch selten geworden. Die Saitenlage ist werksseitig vollkommen in Ordnung und vor allem die massive Brücke vermittelt einen Eindruck von Stabilität und Langlebigkeit. Schön sind auch die verchromten Potikappen auf den sehr angenehm sanft laufenden Reglern. Einzig der Pickup-Schalter ist arg wackelig, was bei solchen Retro-Gitarren aber auch Teil des Konzepts sein kann. Das Gesamtpaket macht Lust auf die ersten Höreindrücke.

Sound und Bespielbarkeit der G&L Tribute Fallout

In Sachen Bespielbarkeit und Handling bewegt man sich auch wieder zwischen den Welten. Der dicke Hals liegt sehr füllig in der Hand, was vor allem bei Menschen mit kleinen Händen (wie dem Autor) ein wenig ungewohnt ist, man kennt es aber von älteren Fender-Modellen. Dadurch lässt sich die Gitarre aber auch sicher greifen und macht vor allem bei offenen Akkorden richtig Spaß.

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Trocken angespielt klingt die Gitarre sehr direkt und mittig mit klaren Höhen und eher drahtig-knurrigen Bässen. Die Lautstärke ist eher zurückhaltend, aber für einen so kleinen Body hat die Tribute Fallout ein recht amtliches Sustain. Das dürfte nicht zuletzt auch daran liegen, dass das verwendete Holz sehr dicht und schwer ist, was das Gesamtgewicht auch an das einer Strat heranführt. Das Attack, das die Gitarre bietet, ist derweil ebenfalls recht gut ausgeprägt und wirkt insbesondere bei den tieferen Saiten recht knackig, was nicht zuletzt an der recht langen Mensur von 648 mm liegen dürfte.

G&L Tribute Fallout

Die Pickups der G&L Tribute Fallout wollen nicht allzu sehr zusammenarbeiten.

Am Amp setzt sich dieser Eindruck dann fort. Insbesondere in der Halsposition kann der P-90 Singlecoil mit einem kehligen und cleanen Sound aufwarten, der sehr in Richtung Telecaster schwingt, dabei aber etwas wärmer und druckvoller im Bereich der unteren Mitten ist.

Naturgemäß hat das Push-Pull-Poti auf den P-90 keinerlei Einfluss und so bleibt es bei einem perligen Vintage Sound, der sich auch sehr gut mit ein wenig Crunch garnieren lässt.

Bei Pickups zusammen klingen schon ein wenig muffiger und weniger brillant, auch wenn der Humbucker gesplittet wurde. Aber trotzdem lassen sich Details noch ganz in Ordnung heraushören und orten. Aber so richtig scheinen sich die beiden Pickups nicht zu mögen. Es will nicht so recht harmonieren.

Clean bremsen sich beide etwas gegenseitig aus:

Ein wenig angezerrter Sound und der Bridge-Pickup im Humbucker-Modus holt etwas mehr aus dem Sound.

Der Bridge-Pickup alleine ist dann wieder ein wenige runder in seinem Gesamteindruck und klingt sehr transparent und genau. Das dürfte auch daran liegen, dass er insgesamt einen sehr niedrigen Output hat und nur vage in die Richtung eines reinrassigen Rock-Humbuckers geht. Das ist nicht unbedingt schlecht, wer aber einen richtig fetten Lead-Sound mit viel Durchsetzungskraft erwartet, der dürfte hier ein wenig enttäuscht werden.

Dafür kann der Humbucker mit viel Klarheit punkten und wenn der Amp etwas aufgedreht wird, kann man auch etwas rockigere Passagen spielen.

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Fazit

Die G&L Tribute Fallout mag etwas verwirrend wirken, da sie einerseits auf einen Vintage-Singlecoil Sound und eine gemütliche Bespielbarkeit setzt, sich aber andererseits an den Rockgitarren der frühen Achtziger orientiert und mit dem Steg-Humbucker auch für kräftigere Töne gewappnet sein möchte. Gerade hier gibt der Pickup aber etwas zu wenig Output heraus, um in die frühen achtziger Jahre zu passen. Auch in Kombination mit dem anderen Pickup möchte er nicht so wirklich harmonieren. Es überwiegt also der sechziger Jahre Anteil der Tribute Fallout.

Die Gitarre lässt sich gut handeln, hat einen fülligen Hals und ein knackiges Telecaster-Feeling und gerade der Singlecoil kann mit einem warmen und transparenten Sound aufwarten. Insgesamt ist die G&L Tribute Fallout aber sein gutes Grundinstrument. Die Hardware wirkt hochwertig und der Grundsound ist gerade für Crunch- und Cleansounds perfekt. Dazu bekommt man sie zu einem mehr als fairen Preis.

Plus

  • Grundsound
  • Hals
  • Qualität der Hardware
  • P-90 in der Halsposition
  • Preis-Leistungs-Verhältnis

Minus

  • die Pickups harmonieren nicht wirklich miteinander

Preis

  • Ladenpreis: 429,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    MidiDino AHU

    Ich bin tatsächlich sehr überrascht. Der Klang, der als ‚muffig‘ ausgegeben wurde, würde sich auch sehr gut im Jazz / Jazz-Rock machen. Mir persönlich würde das Adjektiv ‚dunkel‘ viel besser gefallen.

    • Profilbild
      tilmann.seifert RED

      @MidiDino Hey MidiDino,

      ja, muffig ist normalerweise nicht unbedingt mein Wort der Wahl. Aber mir fehlte es ein wenig an akustischem attack für Jazz. Vielleicht liest es sich das aber auch ein bisschen negativ – insgesamt hat mir die Gitarre ja schon gefallen.

      Beste Grüße

      • Profilbild
        MidiDino AHU

        @tilmann.seifert Der besonders dunkle Klang bietet ja nur eine Alternative. Ich fände auch den etwas kehligen (nicht so runden) Klang des Hals-Pickups interessant für Jazz bzw. Experimentelles.

          • Profilbild
            MidiDino AHU

            @tilmann.seifert Der beste Weg, etwas ‚Eigenes‘ zu schaffen, ist etwas anders zu machen als es üblich ist. Dafür bietet die geteste Gitarre viele Möglichkeiten, auch im Jazz. Bislang nutzte ich primär meine klassische Gitarre, eine Acoustic (Stahlseiten), eine alte Stratocaster sowie eine PRS. Vielleicht hat ja auch G&L etwas zu bieten …

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