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Test: Golden Age Premier GA-251, Röhren-Studiomikrofon

Mikro-Klon: Günstiger und besser?

20. Mai 2019

Golden-Age-Premier-GA-251

Mit dem Golden Age Premier GA-251 stellt die schwedische Firma Golden Age Music ihr zweites Röhrenmikrofon vor. Die Premiere in der “Premier League” ist im vergangenen Jahr mit dem GA-47 durchaus geglückt (hier zum Test). Nun widmet man sich einem weiteren, klanglich bisher unerreichten Klassiker der Recording-Geschichte – dem Telefunken ELAM 251. Wie schneidet das Golden Age Premier GA-251 im Vergleich dazu ab? Raphael Tschernuth hat sich für euch auf die Suche gemacht und für diesen Testbericht sogar ein Original aus den 50er Jahren aufgespürt.

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Das Vorbild des Golden Age Premier GA-251

Das Telefunken ELAM 251 ist ein sagenumwobenes Mikrofon. Nur wenige Stückzahlen wurden davon hergestellt und nur wenige Toningenieure hatten das Vergnügen, damit zu arbeiten. Es ist eines jener Mikrofone, dessen klangliche Qualitäten auch heutzutage, trotz aller technischen Neuerungen, die es in den vergangenen Jahrzehnten gab, unerreicht bleibt. Es wurde 1959 vorgestellt und feiert damit in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag. Die Preise für ein funktionsfähiges Original steigen Jahr für Jahr und haben mittlerweile schwindelerregende Höhen erreicht. Bereits in den 90er Jahren hat das Wallstreet Journal das Telefunken ELAM 251 als Investmentanlage empfohlen. Heute sind Verkaufspreise über 20.000 Euro keine Seltenheit – zu diesem Preis kann man sich im digitalen Zeitalter schon ein komplettes, funktionstüchtiges Studio einrichten. Woher also nehmen und nicht stehlen, um das Golden Age Premier GA-251 gebührend zu testen? Meine Suche führte mich wie so oft zu der Berliner Firma Echoschall, dessen Inhaber Carsten Lohmann (Link zum Interview) es mir ermöglichte, für diesen Test ein originales ELAM 251 zum Vergleich heranzuziehen. Herzlichen Dank an dieser Stelle.

ELAM-251

Die Aura des Originals ist wie auch beim Neumann U47 unbestreitbar. Damals in den 50er Jahren, hatte sich Telefunken dazu entschlossen, die Herstellung der VF14 Röhre zu beenden – womit auch das Ende des U47 besiegelt war. Neumann, AKG und auch Schoeps Mikrofone wurden seinerzeit unter anderen Markennamen verkauft wie beispielsweise Telefunken oder Siemens. Das Mikrofon gab es in zwei Versionen, dem ELAM 250 (Niere und Kugel) und dem ELAM 251 (Niere, Kugel und Acht). Es wurde wie das AKG C12 mit einer CK12 Kapsel ausgestattet allerdings basiert das Schaltungsdesign auf der Telefunken AC701 Röhre (in der Exportversion ELAM 251 E wurde eine 6072 verwendet). Die AC701 Röhre war damals in Europa weit verbreitet – in der Zwischenzeit ist auch sie zu einer Rarität geworden und ihr heutiger Wert entspricht dem Preis des hier vorliegenden Golden Age Premier GA-251 Gesamtpakets. Eine weitere Neuerung des ELAM 251 war, dass sich die Richtcharakteristik direkt am Mikrofon einstellen ließ – im Gegensatz zum AKG C12, das per Netzteil fernbedient wird.

Gegenwärtig erfreut sich das Konzept des ELAM 250/251 neuer Beliebtheit, neben Golden Age Premier gibt es zum Beispiel auch Klone von Peluso, Warm Audio, Mojave, Avantone und anderen. Ein Novum von Golden Age Premier ist, dass es sich nicht um Massenware handelt, sondern die Mikrofone in einer Auflage zu je 50 Stück per Hand gebaut und eingemessen werden. Um trotzdem preislich attraktiv zu sein, findet die Herstellung in einer kleinen Werkstatt in China statt, bevor die Mikros zur Qualitätskontrolle nach Schweden und von dort in den Handel kommen. Die Toleranzen der Kapseln sind laut Hersteller sehr eng gesteckt, um eine hohe Kontinuität zwischen einzelnen Mikrofonen sicherzustellen.

Post aus Schweden – das Golden Age Premier GA-251

Das Golden Age Premier GA-251 kommt gut verpackt im schicken Tweed Koffer bei mir im Studio an. Im Set befindet sich eine Mikrofonspinne, Strom- und Mikrofonkabel, das Netzteil sowie natürlich das Mikrofon selbst samt Holzschatulle. Jedes Mikrofon von Golden Age Premier ist durchnummeriert und die Seriennummer ist mit einer Plakette sowohl auf dem Mikrofon selbst, wie auch auf dem Netzteil befestigt. Damit lässt sich auch in einigen Jahren der genaue Herstellungszeitraum eruieren. Unser Testmodell trägt übrigens die Seriennummer 1!

Ich habe es in der Vergangenheit häufig erlebt, dass vielen Röhrenmikrofonen recht minderwertige 7-polige Kabel beigelegt werden. Das ist recht ärgerlich, da diese im Handel nicht leicht in guter Qualität zu bekommen sind und man dann bei einem grundsätzlich brauchbaren Mikrofon auf Billigkabel angewiesen ist. Nicht so beim Golden Age Premier GA-251. Hatte das Ga-47 bereits ein höherwertiges Kabel im Gepäck, geht man beim GA-251 noch einen Schritt weiter und stattet es zusätzlich mit einem verschraubbaren 7-poligen WEIPU Anschluss am Mikrofonkorpus auf. Das erinnert mich an den guten alten Großtuchelanschluss, dem ich persönlich noch immer sehr viel abgewinnen kann.

Das 1,5 kg schwere Netzteil macht auch einen sehr hochwertigen Eindruck. Wunderschönes Design trifft auf sehr gute Verarbeitung. Hammerschlaggehäuse, Ledergriff und extrem robuste Schalter – das stellt man sich gerne auf den Schreibtisch.
Beim Netzteil wird auch schnell ein Unterschied zum originalen ELAM 251 deutlich – die Richtcharakteristiken werden nämlich nicht am Mikrofon selbst, sondern am Netzteil eingestellt. Auch bietet das GA-251 nicht 3 Charakteristiken, wie das die Ziffern 251 vermuten lassen, sondern nur Niere und Kugel, was eher einem ELAM 250 entspricht. Aber Golden Age Premier verspricht uns auch keine 1 zu 1 Kopie (was ohnehin nicht möglich wäre), sondern bezeichnet das GA-251 als ein vom ELAM 251 “inspiriertes” Mikrofon.

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Das Mikrofon selbst ist ebenfalls sehr gut verarbeitet. Das Gehäuse ist aus Messing und in Retro-Gelb lackiert. Für ein homogenes Erscheinungsbild ist auch die Mikrofonspinne in der gleichen Farbe lackiert. Der Mikrofonkorb, der einen recht erheblichen Einfluss auf den Klang des ELAM 251 zu haben scheint, ist aus Eisen gefertigt und mit zwei Gittern versehen, um Pop-Laute zu reduzieren. Schraubt man den silbernen Ring auf der Unterseite ab, offenbart der Blick ins Innere, dass hier alles sehr aufgeräumt ist.

Das Golden Age Premier GA-47 ist Point-To-Point verdrahtet, als Röhre kommt eine Phillips “New-Old-Stock” 5480W Röhre zum Einsatz und der mächtige Trafo ist eine Spezialanfertigung und arbeitet mit einem Verhältnis von 10:1. Auch die weiteren Zutaten wurden genau selektiert: Kondensatoren von Siemens (NOS), Solen (Frankreich), ELNA OFC (Japan) und DALE. Auf der Produktseite von Golden Age Premier wird sogar darauf eingegangen, welches Lötzinn verwendet wurde. Wer es also ganz genau wissen will, was im GA-251 steckt, dem sei ein kurzer Blick auf diese Seite empfohlen: Golden Age Premier Microphones.

Als Membranmaterial kommt 6 µm dünnes Mylar zum Einsatz. Die Kapsel ist zwar randpolarisiert, so wie es sich für eine CK12 Kopie gehört, allerdings ist der Durchmesser mit 34 mm etwas breiter als beim Original, dessen Durchmesser 33,5 mm beträgt. Auch der Übertrager ist deutlich massiver dimensioniert als beim Original, dessen Haufe T14/1 relativ klein war.

Das Golden Age Premier GA-251 im Studio

Nun aber endlich mal ran an den Speck. Ich habe das Mikrofon mit dem Netzteil verbunden und lasse es erst einmal ein paar Minuten warmlaufen. Während der Wartezeit fällt mir schon mal auf, dass das Netzteil keinerlei Geräusch von sich gibt. Prima, so mag ich das. Keine tiefes Brummen oder hohes Surren, sondern absolut lautloser Betrieb. Hier im Vergleich dazu das Netzteil des ELAM-251.

Wie das Netzteil verhält sich auch das Mikrofon selbst angenehm ruhig. Rauschen ist während der ganzen Testphase überhaupt kein Problem, bei einem Röhrenmikrofon keine Selbstverständlichkeit. Zuerst teste ich das Golden Age Premier GA-251 und das ELAM 251 an der Akustikgitarre. Beide Mikrofone zeigen auf den 15. Bund und sind rund 35 cm vom Griffbrett entfernt. Als Preamp kommt wieder einmal mein geliebter Sound Devices MixPre-6 zum Einsatz. Das Ausgangssignal des GA-251 ist generell rund 7 dB stärker als jenes des ELAM-251. In der Nachbearbeitung habe ich die Lautstärke digital angeglichen. Es kommen keinerlei Effekte zum Einsatz:

Hier fällt auf, dass die Grundcharakteristik des GA-251 offener ist, als jene des ELAM-251. Speziell die Abbildung der Obertöne ist im direkten Vergleich unterschiedlich. Hier zwei weitere Beispiele, diesmal einzelne Saiten statt Akkorde:

Hier die Gitarre in Omni in der gleichen Position:

Bleiben wir in der Kugelcharakteristik, die Mikros stehen nun etwa zwei Meter vor dem Klavier:

Hier ein Schellenkranz, aufgenommen mit identischen Einstellungen:

Für die Gesangsaufnahmen hat sich der Sänger Christian Monstar bereiterklärt, ein kurzes Sample einzusingen. Vielen Dank dafür! (Mit Christian habe ich u. a. am Projekt ”Cinematic Covers” gearbeitet und er ist Sänger seiner Band Hut Ab). Einmal Gesang laut:

Und einmal „mit Gefühl“:

Ich kenne Christians Stimme recht gut und seine S-Laute können bei einigen Mikros scharf klingen. Hier zeigt sich für mich, warum das Elam über die Jahre zu einem der besten Gesangsmikros etabliert hat. Eine wunderbar detailreiche Abbildung im oberen Frequenzbereich ohne jegliches Zischeln, ohne überspitzte Transienten, dafür mit einer angenehmen Klarheit, die einem ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Es wird seinem Ruf von seidigen Höhen absolut gerecht.

Das GA-251 ist noch offener, aber auch hier ist das Handling der Zischlaute gut und kontrolliert. Ich persönlich könnte beim Mixing mit beiden Signalen sehr gut arbeiten. Das GA-251 ist in der Grundcharakteristik definitiv mit dem ELAM 251 verwandt, aber es klingt natürlich nicht absolut identisch. Ein absolutes Klangurteil beim Vergleich mit einem Vintage-Mikrofon ist ohnehin nicht möglich, da auch verschiedene originale ELAM 251 heute unterschiedlich klingen würden. Je nachdem, wie mit ihnen in den letzten 50- 60 Jahren umgegangen wurde, dürfte der Alterungsprozess bei jedem Mikrofon anders verlaufen sein. Auch war die Serienstreuung damals breiter als sie heutzutage (bei renommierten Herstellern) ist. Vermutlich braucht das Golden Age Premier GA-251 einfach noch jahrelange Nikotinschwaden, Studioschweiß und Lackabplatzer, um dann in 60 Jahren exakt so zu klingen, wie es das ELAM 251 heute tut. Bis dahin ist es ein sehr gutes Röhrenmikrofon im Stil des ELAM 251, mit dem man im professionellen Studio gerne arbeiten wird.


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Fazit

Aller guten Dinge sind drei – nach dem Golden Age Premier GA-47 und dem neuen Pre-73 weiß auch das Golden Age Premier GA-251 zu überzeugen. Es ist ein exklusives, in Kleinstauflage von jeweils 50 Stück hergestelltes Point-To-Point verdrahtetes Röhrenmikrofon, das eine offene Klangfärbung mit sich bringt. Zwar handelt es sich dabei nicht um eine Detailgetreue 1 zu 1 Kopie des ELAM 251, aber das wäre technisch und für diesen Preis nicht machbar. Die hochwertigen Zutaten wurden mit viel Bedacht ausgewählt und durch den “Old School”-Aufbau wird es auch in Jahrzehnten möglich sein, das Mikrofon gegebenenfalls zu warten. Eine rundum gelungene Vorstellung, bei dem sich ein Antesten auf jeden Fall lohnt, zumal es preislich sehr attraktiv ist.

Plus

  • Handarbeit/Point-To-Point Verdrahtung
  • Fertigungsqualität
  • offener aber weicher Röhrenklang im 251-Stil
  • niedriges Rauschen

Preis

  • Ladenpreis: 1.699,- Euro
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