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Test: Rupert Neve Designs RMP-D8, Mikrofonvorverstärker

Ein Neve geht ins Netz

11. März 2019
Rupert Neve Design RMP-D8

Rupert Neve Designs RMP-D8

Letztes Jahr hat Rupert Neve Designs auf der NAMM Show in Anaheim mit dem RMP-D8 den ersten Preamp mit DANTE-Schnittstelle vorgestellt (wir berichteten). Nun konnten wir eines der ersten Modelle für euch ergattern, um es genauer unter die Lupe zu nehmen.

In meinem Test zum AMS Neve 1073 DPA habe ich bereits ein wenig zur Geschichte von Rupert Neve geschrieben. Die Toningenieur-Legende ist mittlerweile 92 Jahre, denkt aber offensichtlich nicht an den verdienten Ruhestand. Seine jüngste Firma Rupert Neve Designs hat ihren Sitz in den USA in Texas Hill Country, wo alle Produkte von einem kleinen Team entwickelt und getestet werden. Die Firma ist recht “kooperationsfreudig” und steuert neben dem Ehrfurcht einflößenden Namen auch technisches Know-how bei, um mit Firmen wie sE Electronics Mikrofone wie das sE RNT zu entwickeln oder mit Steinberg an Audiointerfaces wie dem UR-RT2 oder dem nagelneuen Steinberg AXR4 zu arbeiten. Zusammen mit den eigenen Produkten, die vor allem Preamps, Kompressoren und DI-Boxen umfassen, deckt man mit den Partnerprodukten die komplette Signalkette Mikrofon – Preamp – Kompressor – Interface ab.

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Der Neve wird digital – mit dem RMP-D8

Eine Neuheit in der Neve’schen Produktpalette ist die Verwendung des Dante-Protokolls. Diese AOIP-Schnittstelle, die auf gewöhnlicher Netzwerkverkabelung beruht, wurde 2006 von der Firma Audinate in Australien ins Leben gerufen. Die Verlockung, modernes Gigabit-Ethernet für Audio-Anwendung zu benutzen, liegt auf der Hand, da es viele Verbindungen (fast) in Echtzeit handhaben kann. In den letzten Jahren sind immer mehr Hersteller wie Focusrite, Yamaha, RME, Midas und andere auf den Zug aufgesprungen. Laut Audinate gibt es heute bereits über 1.600 Produkte von 400 Herstellern für das Dante Ökosystem. Mit dem Dante Avio Adaptern lassen sich übrigens auch ältere, nicht vernetzte Audiogeräte in die Audio-Netzwerk-Welt einbinden. Mein Kollege Florian Scholz hat Dante für euch in seinem Artikel “Alles über Audionetzwerke” näher erläutert.

Der Rupert Neve Designs RMP-D8 im Detail

Der Rupert Neve RMP-D8 ist ein 2-HE-Gerät mit 8 Mikrofonvorverstärkern bzw. Line-Eingängen. Der Einsatzbereich zielt vor allem auf den Live/FOH-Bereich, um digitale Tour-Rigs oder Festinstallationen mit sehr hochwertigem Outboard zu ergänzen. Mich interessiert natürlich auch besonders, ob der RMP-D8 im Studio etwas taugt und wie er sich einbinden lässt.

Die Verarbeitung ist, wie man es von Rupert Neve Designs gewohnt ist, beeindruckend gut. Vom Gehäuse zu den Steckern und Bedienelementen, alles ist hochwertig und sehr stabil.

Rupert Neve Design RMP-D8

Auf der Rückseite finden wir 8 XLR/Line-Combo-Buchsen von Neutrik für die Eingänge, 4 Stereo-AES-Digitalausgänge, eine USB-Buchse für das Firmware-Update mittels USB-Stick, zwei Netzwerkanschlüsse und zwei Stromanschlüsse. Zwei Stromanschlüsse deshalb, um in kritischen Situationen für den “Worst Case” gewappnet zu sein. Sollte ein Stromkreis ausfallen, schaltet das RMP-D8 im laufenden Betrieb automatisch auf die zweite Stromversorgung um.
Ich habe es während der Aufnahme getestet und es funktioniert reibungslos und absolut unmerklich. Die Aufnahme wird dadurch nicht gestört. Von welchem Stromkreis der RMP-D8 betrieben wird, lässt sich an einer LED an der Vorderseite ablesen.

Rupert Neve Design RMP-D8

An der Frontplatte gibt es links einige LEDs, die den Status der Wandler, des Netzwerks und der Stromversorgung anzeigen. Schalter für die wichtigsten Optionen wie Phantomspannung, Phase, und Trittschallfilter (-3 dB bei 80 Hz, 12 dB/Oktave) gibt es auch, wobei der RMP-D8 auch via Software ferngesteuert werden kann. Es folgen 8 Schalter, die den jeweiligen Kanal selektieren mit dazugehöriger LED-Kette für die Pegelinformationen.

Neben einem OLED-Display, weiteren Schaltern für -10 dB Pad, Line-Pegel und diversen Einstellungen befindet sich rechts außen ein großer, roter Multi-Funktionsdrehregler. Auch beim Blick unter die Haube offenbart sich der Hang zur Präzision – das ist “Made in the USA” at it’s best.

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Die Mikrofonvorverstärker sind modular aufgebaut und jeder Kanal bietet einen eigenen Rupert Neve Designs Übertrager. Alle Elemente sind zugänglich und einzelne Module lassen sich einfach herausnehmen, sollte doch einmal wider Erwarten eine Reparatur nötig sein.

Rupert Neve Design RMP-D8

Auf den Bildern seht ihr die schwarzen Custom-Übertrager schön aufgereiht. Aber Moment, die kommen mir doch bekannt vor. Vor einiger Zeit hatte ich das Steinberg UR-RT2 zum Test und die darin verbauten Übertrager sehen diesen hier zum Verwechseln ähnlich. Tatsächlich handelt es sich dabei um das gleiche Übertragermodell.

Die Übertrager sind aber natürlich nicht alleine für den Klang zuständig. Beim RMP-D8 kommt eine bedeutend ausgefuchstere Class-A-Schaltung der Preamps zum Einsatz als beim Interface von Steinberg. Auch dem digitalen Wandler des RMP-D8, der bis zu 24 Bit und 192 kHz auflöst, wurde in der Entwicklung große Aufmerksamkeit geschenkt, damit die klanglichen Feinheiten voll ausgeschöpft werden. Für das Dante-Netzwerk kommt der leistungsstarke Brooklyn II Chip zum Einsatz, zu dem ihr hier nähere Einzelheiten findet.

Der Rupert Neve RMP-D8 im Studio

Der RMP-D8 lässt sich durch Dante in vielen verschiedenen Umgebungen mit DANTE-Routern, Mischpulten, Audiointerfaces etc. betreiben. Auch in einer Studioumgebung ohne Dante lässt sich der RMP-D8 dank der “Virtual Sound Card” von Audinate problemlos einsetzen, wenn der Computer über einen herkömmlichen Netzwerkanschluss verfügt. Die verbaute LAN-Schnittstelle kann bis zu 64 Audiokanäle mit einer einstellbaren Latenz zwischen 4 und 10 Millisekunden bewältigen. Auch die Software Dante-Controller wird benötigt, um den Preamp einzubinden.
Zwar gibt es darin eine riesige Fülle an Optionen für alle erdenklichen Setups, es bleibt aber alles recht übersichtlich und die Software ist nach kurzer Einarbeitungszeit recht einfach zu bedienen. Während der gesamten Testphase liefen die Dante Virtual Sound Card und der Controller absolut stabil, ohne Aussetzer, Glitches oder Abstürze im Hintergrund.

Rupert Neve Design RMP-D8

Rund 15 Sekunden nach dem Einschalten ist der RMP-D8 einsatzbereit. Gleich vorweg: Es gibt einen Lüfter im Gerät, der sich je nach Raumtemperatur und Betriebsart mal nach 20, mal nach 5 Minuten bemerkbar macht. Bemerkbar heißt, er läuft leise vor sich hin – in etwa so wie der Lüfter meines iMacs (ich weiß das ist relativ). Was Lüftergeräusche angeht, bin ich eigentlich recht pingelig, aber der Neve ist leise genug, um selbst in dem Raum, in dem sich der Preamp befindet, Aufnahmen zu machen.

Da der Rupert Neve Designs RMP-D8 keine Ausgänge besitzt, konfiguriere ich meine DAW wie folgt: Am Eingang wähle ich die Dante Virtual Soundcard mit 16 Kanälen aus, den Ausgang übernimmt meine normale Soundkarte. Wie? 16 Kanäle bei 8 Preamps? Ja, die lassen sich deshalb auswählen, da der RMP-D8 8 zusätzliche Kanäle mit einstellbarer Gain-Reduzierung (Gain-Reduction) durch das Netzwerk schicken kann. Damit lassen sich also insgesamt 16 Kanäle gleichzeitig aufnehmen. Ein super Feature, um bei Aufnahmen genügend Headroom zu haben, wenn die Performance mal wieder etwas lauter wird als beim Soundcheck gedacht.

Die Latenzeinstellungen in der virtuellen Soundkarte setze ich auf den minimalen Wert von 4 ms.
Verwendet man übrigens statt dem im Computer verbauten LAN-Anschluss eine DANTE-Hardware, lassen sich Latenzen unterhalb von 1 ms realisieren!

Zur Fernsteuerung des RMP-D8 gibt es von Neve eine Software für Windows und Mac, die man sich auf der Homepage herunterladen kann. Sie ist zum Betrieb nicht zwingend notwendig, aber damit lassen sich alle Einstellungen bezüglich Preamp-Gain, Pad, HPF etc. auch aus großer Entfernung via Netzwerk ins Gerät übertragen.

Das funktioniert soweit gut, sieht grafisch allerdings nicht sehr einladend aus. So ein Interface haben andere Firmen schon um einiges attraktiver gestaltet. Das Auge isst bekanntlich mit, hier es aber eher auf Zwangsdiät. Die Versionsnummer in der Menüleiste lautet 0,03 – hoffentlich gibt es hier in Zukunft ein sehenswertes Update.

Rupert Neve Design RMP-D8

Die Mixing-Software des Rupert Neve Design RMP-D8


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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Interessantes Teil. Danke für den Test. Die Klangbeispiele muss ich mir mal in Ruhe anhören. Kann man den Gain auch für mehrere Kanäle gleichzeitig regeln, bzw. zwei Kanäle verlinken?

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Raphael Tschernuth Schade, da fällt das live Nachpegeln von Stereosignalen dann schonmal flach.

  2. Profilbild
    Kutscher

    Hallo Raphael,

    Danke für den Test.

    Mich interessieren noch ein paar Dinge genauer:

    – Kannst du bestätigen das ein Audinate Brooklyn 2 Modul verbaut ist? Das ist auf dem Foto etwas unscharf.

    – Der Gainreduction Modus klingt interessant. Wo wirkt der? Hat jeder Kanal zwei unabhängige AD Wandler? Oder wirkt sich das nur auf den digitalen Pegel aus, da verwirrt mich dann aber deine Aussage zu dem etwas geringen Headroom.

    -Lassen sich mit der Software auch mehrere Wandler bequem steuern? Und wie sieht es mit Rechnern aus welche mehrere NICS aufweisen? Sowie ist bei der Einstellung nur das UI am Gerät träge oder auch die interne Umsetzung der Befehle.

    Gruß Kutscher

    • Profilbild
      Raphael Tschernuth RED

      @Kutscher Hi Kutscher, ich habe deine Fragen an den deutschen Support weitergeleitet und poste die Antworten asap. Viele Grüße, Raphael

    • Profilbild
      Raphael Tschernuth RED

      @Kutscher Hier schonmal die Antwort auf die erste Frage:
      Ja, im RMP-D8 arbeitet ein Brooklyn II-Chipsatz.
      Die weiteren Antworten folgen ;)

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Habe mir nun endlich Deine wirklich sehr guten Klangbeispiele angehört.
    Man kann die hohe Qualität des Mic-Pres daran erkennen, wie deutlich er die Unterschieden zwischen den Mikrofonen herausstellt. Das ist wirklich Spitzenklasse.
    Andererseits hinterlässt der Klang bei mir den Eindruck eines zwitterhaften Grundcharakters. Einerseits hochpräzise und modern mit einer ganz, wirklich ganz leichten Tendenz zur Farblosigkeit die nicht untypisch für die neueren Neve Schaltungen ist (siehe 9098). Andererseits ist da der harmonisch angereicherte Klang des Übertragers der sich damit nicht so richtig verbinden will. Im Gegensatz zu klassischen Schaltungen benötigen solche Geräte funktionell oft keinen Übertrager mehr, sondern er wird einfach 1:1 als klanggestaltendes Element in die Schaltung gesetzt.
    Es würde mich sehr interessieren, welche Funktion die Übertrager in diesem Gerät erfüllen.
    Sind das wirklich Eingangsübertrager im klassischen Sinne? Die Positionierung auf der Platine spricht eigentlich nicht dafür. Auf der Neve Website steht dazu nichts. Hmmm.

    • Profilbild
      Raphael Tschernuth RED

      Ich habe deine Frage an den deutschen Vertrieb weitergeleitet. Sowie ich eine Rückantwort bekomme, wie genau die Übertrager in die Schaltung integriert wurden, poste ich sie hier :-)

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Raphael Tschernuth Super, danke! Bin gespannt :)

  4. Profilbild
    Raphael Tschernuth RED

    Kurzes Update zu euren Fragen von dem Produktspezialisten bei Mega Audio:

    Natürlich kann man einen Mikrofonvorverstärker auch ohne Übertrager bauen, aber wenn man den Neve-Sound haben will, geht das nicht ohne Neve-Übertrager. Steht auch so im Handbuch, Seite 1.
    „This unit takes advantage of transformer coupling in the analog path to give the RMP-D8 its unique sonic profile.“ It’s all about sound… J

    Zu den anderen Fragen haben wir immer noch keine Rückmeldung aus US. Wir haken nochmals nach…

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @Raphael Tschernuth Danke für die Antwort Raphael, bzw. Mega Audio.
      Das sagt leider nichts darüber aus, ob die Trafos im Signalweg einen Zweck abseits des reinen Klangverbiegens erfüllen. In den alten Neve Konstruktionen wurden sie zur Symmetrierung der Ein-und Ausgänge, sowie zur Spannungsanpassung des Mikrofoneingangs eingesetzt. Das ist komplett was anderes, als einen Trafo mit Übertrgungsverhältnis 1:1 mitten in einen unsymmetrischen Signalweg zu setzten.
      Letzteres ist in etwa vergleichbar mit einem Transistorpreamp, der irgendwo zur Klangfärbung einen Röhre im Signalweg hat…die dann möglichst noch auf der Frontplatte sichtbar leuchtet.

      Ich frage mal anders: Sind die Ein- und Ausgänge des „D8“ elektronisch symmetriert oder trafosymmetriert?

  5. Profilbild
    Raphael Tschernuth RED

    Hier nun die Antworten retour. Ich habe sie nur in Englisch…ok so?

    – How does Gain Compensation mode work? I remember that some of your transformers have dual output, one with -6dB. But it seems to be different here…?

    Gain compensation is handled differently depending on the console receiving the signal. The actual RMP mic pre value doesn’t change. It is just DSP applied by the console.

    – Does RMP-D8 have two A/D-Converters per channel to archive this level of security?

    just one converter per channel

    – Can you easily control multiple units via software remote?
    Yes up to 8 units can be controlled

    – What about computers with multiple NICS?
    The Dante network is quite robust. Ideally Dante would be on it’s own network, but it an handle multiple other things going on on the network.

    – When editing the UI reacts very lazy – is this only the UI or are the control changes lagging, too?
    Yes, it is fairly slow to change by hand and this is normal operation.

    Leider bleibt der genaue Signalweg und die Einbindung der Trafos ein Neve-Geheimnis.

  6. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Hallo Raphael, das würde ich mal als Eingeständnis seitens RNeve werten, dass der Preamp elektronisch symmetriert ist und ein 1:1 Übertrager einfach irgendwo als reiner Klangverbieger im Signalweg sitzt.
    Das wiederum würde auch meinen ganz oben beschriebenen Klangeindruck erklären.

    Der D8 ist sicherlich ein gutes Gerät. Es könnte nur sein, dass das spezifische aus der „fake-vintage“ Konstruktionsweise resultierende Klangverhalten nach längerer Nutzung irgendwann zu stören anfängt. Insbesondere wenn man High-End Klang erwartet.

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