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Test: Golden Age Premier GA-251 MK2, Röhren-Studiomikrofon

Seidenklang zum Baumwollpreis

8. November 2021
golden age premier ga 251 mk2 test

Golden Age Premier GA-251 MK2, Röhren-Studiomikrofon

Bei dem Markennamen „Golden Age Premier“ stutzt man zunächst – hat sich Golden Age Project neu positioniert? Kurz gesagt: Nein, auf der Website des Unternehmens preist der Gründer beider Marken, der Schwede Bo Medin, die Premier Line als die etwas kostspieligere Produktreihe von Golden Age an. Für die Umsetzung innerhalb des höheren Budgets könne man auf hochpreisigere Komponenten zurückgreifen und sich auf Nachbauten von edleren Ausgangsprodukten spezialisieren, gleichzeitig aber immer noch das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bieten.

Unter anderem findet man innerhalb des „Premier“ Produktkataloges Nachbauten absoluter Legenden, wie etwa ein von unserem Autor Raphael Tschernuth getesteter U47 Klon mit schraub- und wechselbarer Kapsel oder den von Armin Bauer getesteten originalgetreuen Nachbau eines Sony C800G (auch Warm Audio hat sich diesem Mikrofon mittlerweile gewidmet), dem heiligen Gral der modernen Mikrofone.

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Der heute von uns betrachtete Klon eines Telefunken Elektroakustik M 250 oder 251 kostet bei Golden Age Premier ungefähr ein Fünftel dessen, was man für dieses Mikrofon heutzutage als New Old Stock von Telefunken selbst investieren muss. Wir sind gespannt, ob sich das Golden Age Premier GA-251 MK2 in unserem Test behaupten kann.

Golden Age Premier GA-251 MKii

Ein Blick auf das komplette Paket, angeliefert im Aluminiumkoffer

Die Basics und Exkurs von Telefunken M250/251 zum Golden Age Premier GA-251 MKii

In den letzten Jahren gab es eine regelrechte Überschwemmung des Mikrofonmarktes durch Mikrofon-Klone legendärer Vorbilder. Eine Vielzahl davon entpuppte sich allerdings im Laufe der Zeit als billige Kopie mit noch günstigeren Komponenten wie CK12 Kapseln (ein vielgenutzter Standard der Marke AKG, später kommissioniert von Telefunken), die absolut minderwertig ausgeführt waren.

Mittlerweile gibt es Zulieferer, die dieses AKG Design mit großartiger Akkuranz nachbilden können – im originalen, alten Telefunken Pendant kommt ebenfalls eine solche Kapsel zum Einsatz. Für die New Old Stock Variante der Marke, die es nach wie vor von Telefunken (mittlerweile USA) selber zu erwerben gibt, werden 32 mm Kapseln mit ein Zoll (25 mm) großen, goldbedampften Membranen gefertigt, die laut CEO Toni Fishman alleine bereits Herstellungskosten von über 1.000,- Euro pro Stück aufweisen.

Ebenfalls findet sich im Original ein Ausgangsübertrager der Marke Haufe sowie eine New old Stock Röhre der Marke General Electric im Vorverstärker. Diese beiden Komponenten haben trotz ähnlicher Bezeichnung rein gar nichts mehr mit den im Original verwendeten Komponenten gemein. Die beidseitig goldbedampfte Membran befähigt das Mikrofon sowohl zu Nieren- als auch zu omnidirektionalen Patterns, Versionen des Originals konnten eine Acht-, Kugel- oder Nierencharakteristik abbilden. Die moderne Ausführung des M250 unterscheidet sich somit auf geradezu extreme Art und Weise vom Vorbild, im wahrsten Sinne des Wortes bis zur Kapsel. Der Telefunken CEO verwendete über zwei Jahre darauf, das Mikrofon zu Reverse-Engineeren und auch darauf, dessen Ausführung robuster und haltbarer zu gestalten.

Golden Age Premier GA-251 MKii

Blick auf die Spinne des Golden Age Premier GA-251 MKii

Beim Golden Age Premier GA-251 setzen sich die Komponenten tatsächlich ebenfalls sehr anders zusammen als beim Original (sowohl das alte als auch das neue Original), hier kommt allerdings dennoch wieder eine 34 mm umfassende „CK12 Style“-Kapsel zum Einsatz, somit eine, die sich an Größe und Durchmesser des alten Vorbildes orientiert. Die verwendete Röhre ist eine 5480W New Old Stock Röhre der Marke Philips – also wiederum eine maßgeblich andere Röhre, die sich weder an der modernen noch den älteren Telefunken oder General Electrics Versionen orientiert. Einen Haufe-Ausgangsübertrager sucht man hier vergeblich, hier kommt ein Dual-Bobbin-Design, laut GAP-Webseite angeblich mit Stahl aus Amerika und Wicklung aus Deutschland.

Ernst nimmt man es allerdings bei der Qualitätskontrolle der zugelieferten Komponenten: Im Schnitt werden aus rund 200 Kapseln die 50 besten selektiert, auf deren Basis dann die Mikrofone gefertigt werden. Laut Aussage des Herstellers wurde hohes Augenmerk auf Toleranzen gelegt und dafür gesorgt, dass pro 50er Auflage sämtliche Mikrofone sehr nah gematcht sind.

Auch ansonsten scheint man das Budget voll auszuschöpfen: Elna Kondensatoren und komplette interne Verkabelung und Verlötung aus Silber sowie alles ohne Leiterplatten. Alles Punkt-zu-Punkt verdrahtet. Demystifizierender Weise verriet Bo Medin im persönlichen Gespräch, dass auch die Fertigung der „Boutique-Style“-Mikrofone in einer „Boutique-Style“-Fabrik stattfindet – in China. Angekommen bei Bo Medin in Schweden werden die Geräte dann allerdings noch mal einer Qualitätskontrolle unterzogen.

Golden Age Premier GA-251 MKii

Hier lässt sich die Charakteristik der Kapsel umschalten

Optik des Golden Age Premier GA-251 MKii

Auf Anhieb wird klar, dass der Golden Age Premier Nachbau dem Original – was dessen Verpackung angeht – auf ästhetischer Ebene nicht ganz das Wasser reichen kann. Das solide und mit Wertigkeit suggerierender Schwere aufwartende Paket kommt in einem schlichten Aluminiumkoffer – zum Original gab es einen wunderschönen Tweed-Koffer.

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Golden Age Premier GA-251 MKii

Im Tweedkoffer abgelichtet: Das Golden Age Premier GA-251 Mlii auf der Golden Age Premier Website

Zunächst fällt einem das Netzteil ins Auge. Dieses sieht sehr robust und auch etwas „oldschool“ aus, das liegt nicht zuletzt auch daran, dass man hier viel Liebe ins Detail gesteckt hat. Es bietet eine Golden Age Plakette, Sprühlack und ein Griff aus Leder. Das einzige Detail, das die Vorstufe als „neu“ oder „New Old Stock“ verrät, ist der recht modern anmutende und rückseitig beleuchtete Ein/Ausschalter. Unter diesem befindet sich ein Drehschalter zum Umschalten der Richtcharakteristik.

Die toll verarbeitete Spinne mit Schraubkopf und das siebenpolige Kabel vom Preamp zum Mikrofon mit Schraubfassung sind ebenfalls toll verarbeitet und machen Lust auf den Aufbau des Mikrofons.

Das Golden Age Premier GA-251 MK2 an sich kommt im Holzkoffer daher, der in einer dafür vorgesehenen Aussparung im Aluminiumkoffer sitzt. Das Gehäuse macht einen extrem soliden Eindruck. Das verbaute Kapselgitter erinnert stark an das originale – genau so wie dessen Farbe.

Klang und Nutzbarkeit des Golden Age Premier GA-251 MK2

Die Inbetriebnahme suggeriert Vertrauen und erfolgt absolut problemlos. Initiale Impressionen sind zunächst ein extrem ausgewogener und ressourcenreicher Klang sowie ein verblüffend einfaches Handling für ein Mikrofon dieser Kapselgröße und -empfindlichkeit. Auch die gut verarbeitete Spinne tut hier ihren Dienst.

In zwei Sessions mit einem männlichen Hip Hop Künstler und einer weiblichen Soul-Sängerin gewann das Mikrofon ein Shoot-out gegen ein anderes Röhrenmikrofon mit C12 Kapsel und auch andere Kandidaten wie ein M49 von Neumann.

Golden Age Premier GA-251 MKii

Das Golden Age Premier GA-251 MKii in seiner mit Samt ausgeschlagenen Holzschachtel

Natürlich sind diese Entscheidungen immer subjektiv zu werten. Dennoch, es funktionierte in diesen Belangen einfach deutlich besser. Das absolute KO-Kriterium: dessen Gutmütigkeit. Die Kapsel leicht off-axis gedreht, war bei beiden Künstlern bis auf zwei Stellen bei der Sängerin, die ich im Nachhinein einfach per Automation löste, kein De-Essing notwendig.

Auch die Art und Weise, wie die S-Laute und generell die Obertonentwicklung vonstatten geht, ist quasi seidenweich und kontrollierbar, aber nicht über das gesamte Spektrum. Der Gesamtsound ist trotzdem sehr detailliert, ohne zu „brizzelig“ zu sein. Man erhält hier einen sehr modernen Klangcharakter, der durchaus Platz und Raum für eine vielseitige Bearbeitung, geschweige denn Färbung, bietet. Viele Menschen stellen die Erwartung des charaktervollen Mittenmonsters mit verrückten, zischenden Obertönen an ein Röhrenmikrofon, dieser Umstand ist wohl hauptsächlich Hörgewohnheiten verschuldet. Die alte Lieblingsplatte, aufgenommen mit diesem oder jenem RCA, Telefunken, AKG, Neumann Mikrofon – das aber wahrscheinlich zwölfmal pro Tag zum Einsatz kam und deswegen Ermüdungserscheinungen an Kapsel oder Amp aufwies.

Golden Age Premier GA-251 MKii

Blick auf die Röhrenvorstufe des Golden Age Premier GA-251 MKii

Was man mit dem Golden Age Premier GA-251 erhält, ist ein moderner Sound, der zwar extrem gutmütig und toll kontrollierbar ist, sich in einem aber auch die positiven Umstände der Röhrentopologie zu Nutze macht. Sämtliche Überbelastungen bei dynamischem Material steckt das Mikrofon auf lineare Art und Weise weg, so dass sich selbst Überbeanspruchungen bei S-Lauten zu einem extrem gutartig klingenden Artefakt entwickeln.

Im Vergleich zu zwei anderen Röhrenmikrofonen mit CK12-Kapseln anderer Hersteller im selben Preissegment meistert das GA-251 diese Disziplin mit Bravur und liegt auch ansonsten oben auf was Klang und Einsetzbarkeit anbelangt. Die angenehmen Obertöne der Röhre können auch am Instrument zur Klangformung genutzt werden. Gerade bei der Nutzung als „Front of Kick“-Mikrofon, gemeinsam mit einem anderen Mikrofon innerhalb der Kick für den Attack, gelang ein großartiger Sound, der wirklich über jeden Zweifel erhaben war. Muss man allerdings das Signal aus egal welchem Grund stark komprimieren und im Nachhinein sättigen, macht sich schnell die ineffizientere Verstärkertechnik durch ein extrem hochfrequentes Rauschen bemerkbar, das man durch Kompression oder extensives HF-Limiting recht schnell hochzieht.

Die angegebene Signal-to-Noise-Ratio von 85 dB nehme ich dem Hersteller somit nicht komplett ab. Den Grenzschalldruckpegel von 134 dB hingegen voll und ganz. Mit dem Mikrofon lassen sich somit eine große Menge an Anwendungsbereichen abdecken und es funktioniert wirklich öfter ganz hervorragend, als man denkt. Durch die umschaltbare Richtcharakteristik kann es quasi auf „Knopfdruck“ auch einen deutlich offeneren Sound gewährleisten, der für meine Ohren vor allen Dingen an der Akustikgitarre glanzvolle Dienste verrichtet.

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Fazit

Mit dem Golden Age Premier GA-251 MK2 habe ich meinen neuen Röhrenmikrofon-Liebling der mittleren Preisklasse entdeckt. Von den Kandidaten, die mir in diesem Ressort (produziert in China, No-Name-Übertrager, „CK12 Style“ Kapsel, Röhre) bekannt sind, vermittelt die Investition in das GA-251 Mk2 – auch was die Verarbeitung und Fertigung anbelangt – das meiste Vertrauen.

Interessant wäre es noch gewesen herauszufinden, wie klein die Toleranzen zweier Golden Age Premier GA-251 Kapseln bei einem matcht Pair gewesen wären. Alles in allem ein wirklich großartiges Paket zu einem großartigen Preis.

Plus

  • Klang
  • Verarbeitung
  • Robustheit

Minus

  • etwas niedrigerer Rauschabstand

Preis

  • 1.899,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    tenderboy

    In dieser Preisklasse finde ich immer noch das Audio Technica 4060 DEN Geheimtipp.

    Wunderbar samtig aber groß klingendes Mikrofon.

    • Profilbild
      Vincent AHU

      @tenderboy Cheers tenderboy! Danke für den Tipp, davon hab ich auch bisher nur gutes gehört… Leider selbst aber noch nicht in den Genuss gekommen. LG Vincent :)

      • Profilbild
        tenderboy

        @Vincent Ich hatte eines für so 12 Jahre.
        Habs geliebt. Grad für schärfere Stimmen großartig.
        Leider kaputt gegangen und ich hatte dann kein Budget mehr für so ein teures Mikro für den Heimstudiogebrauch.

        Hab jetzt das Austrian Audio 818. Tolles Mikro, aber die Magie und den Glanz vom 4060 hats nicht.

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