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Test: Gotharmans Little deFormer 3, Groovebox

Groovebox mit massig Features

5. Juli 2019
gotharmans little deformer 3

Gotharman’s Little deFormer 3, Groovebox

Gotharman’s Little deFormer 3 ist eine Groovebox, die über Sampling-, Sequencer- und Synthesizer-Funktionen verfügt. Der Funktionsumfang, so viel sei vorweg genommen, ist enorm groß und die Groovebox bietet eine unglaubliche Anzahl an Features und Parametern. Doch starten wir von vorne und schauen uns den deFormer 3 zunächst von außen an.

Das Design von Gotharman’s Little deFormer 3

Der Däne kommt in einem sehr eigenwilligen Design, welches einen Do-it-yourself-Charme verbreitet und man könnte glauben, die Gehäuseteile schon mal im Elektronikshop seines Vertrauens gesehen zu haben.

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Tatsächlich wurde das Instrument aber in Europa gefertigt und nur hochwertigste Bauteile wurden verwendet.
 Das Gerät besitzt mit den Maßen 22,5 x 16,5 x 5,5 cm eine angenehme Größe. Für diese Maße findet sich immer ein kleines Eckchen. Man kann es auch gut mit auf die Couch nehmen und dort seiner Kreativität freien Lauf lassen.

gotharmans little deformer 3

Das rechteckige und schwarze Gehäuse besteht aus Metall. Die Seitenteile sind in einen Plastikrahmen gefasst. Die Vorderseite und Rückseite des Geräts sind geriffelt. Jetzt müsste eigentlich der Satz folgen, dass an der Rückseite die Anschlüsse zu finden sind. Gotharman hat sich aber anders entschieden und die Anschlüsse an den unlackierten Seitenteilen des Gehäuses angebracht.

Auf der rechten Seite findet man den USB-Anschluss, den Ein/Aus-Schalter, das MIDI In/Out-Duo, sowie einen Stereoausgang. Auf der linken Seite befinden sich dazu 8 Miniklinken-Anschlüsse, die multifunktional ausgelegt sind.

Ungewöhnlich: Anschlüsse an der Seite

Die ersten vier Eingänge empfangen CV und die letzten vier Anschlüsse dienen als CV-Ausgänge. Diese Anschlüsse funktionieren auch als Stereo-Audioein- und Ausgänge 3 bis 6. Auf dieser Seite liegen auch die Audioeingänge 1 und 2 als große Klinkenbuchsen vor.

Die Anzahl der Anschlüsse ist sinnvoll, da sie viele Möglichkeiten der Signalbearbeitung bieten. Ob man mit Modulen aus einem Modularsystem Kontakt aufnehmen möchte oder externe MIDI-Geräte empfangen oder ansteuern möchte: für Gotharman’s Little deFormer 3 alles kein Problem.

CV- und gleichzeitig Audioanschlüsse

Es sind genügend Ein- und Ausgänge vorhanden, um externe Instrumente anzuschließen oder Audio zur weiteren Signalbearbeitung auszugeben. Da kann man darüber hinwegsehen, dass die Ein- und Ausgänge 3/4 und 5/6 als Miniklinke vorliegen, die bei mir immer einen etwas unprofessionellen Eindruck hinterlassen.

Die Anschlüsse sind hochwertig verarbeitet. Alles ist fest verschraubt und nichts wackelt und wirkt  wie für die Ewigkeit geschaffen.

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Die Bedienoberfläche von Gotharman’s Little deFormer 3

Die Bedienoberfläche ist in Schwarz gehalten und die Schrift in Silbermetallic, weil an ihrer Stelle der Lack entfernt oder nicht aufgetragen wurde.

An beiden Seiten des Instruments sind die Bezeichnungen für die Anschlüsse zu finden. So muss man nicht den Hals verdrehen, um den gesuchten Anschluss an den Seitenteilen zu finden. Das funktioniert in der Praxis sehr gut und man kann tatsächlich die großen Klinkenstecker gut finden, ohne auf die Seitenteile zu blicken. Bei den Miniklinken wäre mir das zu unsicher, hier ist ein Kontrollblick sicherlich angebracht.

In Aktion

Das Gerät verfügt über 11 Drehregler, die in drei Reihen auf der linken Seite des Panels verteilt sind. Die erste Reihe verfügt über 3 Potis mit den Funktionen Morph, Seq Morph und Volume. Die zweite und dritte Reihe verfügen jeweils über 8 Regler und sind mit Edit 1 bis Edit 8 beschriftet.

Dies bedeutet, dass ihnen unterschiedlichen Funktionen zugewiesen werden können. Sie haben allerdings von Haus aus eine eindeutig zugewiesene Funktion, die unter den Edit-Schriftzügen verzeichnet sind.

Die Regler fühlen sich sehr hochwertig an und verfügen über einen angenehmen leichten Drehwiderstand.
 Unter den Drehreglern sind 4 Taster angebracht, mit denen grundsätzliche Funktionen des Gerätes ein- und ausgeschaltet werden. Es handelt sich um die Funktionen Start/Stop, Morph Set, Func/Mute und Steps/Part.

Rechts neben den Reglern befindet sich ein mit den Maßen 6,5 x 5,0 cm verbautes hochauflösendes Touch-Display. Das Display setzt auf einen weißen Hintergrund und schwarz-weiß Kontraste, ist aber in der Lage, Farben anzuzeigen. Trotz seiner Größe ist es sehr gut lesbar.

Das Display ist die zentrale visuelle Darstellung der Steuereinheit. Es verfügt über eine gute Reaktivität, löst aber manchmal merkwürdige Reaktionen aus. So reagiert die Berührung nicht immer auf bestimmte Befehle und bei einem Preset-Wechsel ertönt ein Sound. Es handelt sich dabei um Bugs, die in der Zukunft behoben werden sollen. Der Entwickler teilte mit, dass dieses Problem bekannt sei und ganz oben auf der To-do-Liste stehe.

Die gesamte untere Zeile des Panels ist mit 16 Tastern belegt. Die Taster bestehen aus Hartplastik und erinnern ein bisschen an eine frühe Computertastatur und klappern ähnlich. Das hat Charme und erzeugt ein Retro-Feeling.

Tatsächlich sind es aber es sehr hochwertige Tasten, die über eine rote Hintergrundbeleuchtung verfügen. Dies ermöglicht es, die Steps des Sequencers zu sehen oder Funktionen, die aktiv sind, ein- und auszuschalten. Sie sind mit den Zahlen 1 – 16 beschriftet, haben aber je nach Bedienung auch eine festgelegte Funktion. So findet man hier auch Paste, Save, Copy, VCA, LFO usw.

Der Start von Gotharman’s Little deFormer 3

Nachdem das Gerät eingeschaltet wurde, erscheint der Schriftzug des Gerätes: Gotharman’s Little deFormer 3 und darunter „Starting Up…“ Der ganze Starvorgang dauert vielleicht eine Sekunde.
 Im ersten Fenster sieht man dann in der unteren Hälfte des Bildschirms eine Klaviatur.

gotharmans little deformer 3

Sie besitzt links einen Minus- und rechts einen Plus-Taster, um die Anzahl der Oktaven auf der Klaviatur zu vermehren. Die größte Anzeige ist eine Oktave.

Ich habe nun wirklich keine kleinen Finger, Bärentatzen wäre wohl eine charmante Formulierung. Ich bezweifele aber, dass auch feinste und geschmeidigste Klavierfinger eine kleine Melodie bewerkstelligen können, wenn alle Oktaven auf dem Display angezeigt werden. Das einzige, was dann gelingt, sind wilde Effekt-Fahrten, die sehr eindrucksvoll sind, weil über eine Breite von 6,5 cm ca. 10 Oktaven abgebildet werden.

Gotharman löste dieses Problem, indem man weniger Oktaven anzeigen lassen kann, diese Oktaven lassen sich dann auch transponieren. Zwischen Plus und Minus befinden sich acht Rechtecke, die jeweils für eine Oktave stehen. Die ausgewählte Oktave wird schwarz ausgefüllt.

Wenn nur eine oder zwei Oktaven abgebildet werden, gelingt es natürlich ohne Probleme, eine Melodie zu spielen. Allerdings ist der Touchscreen nicht immer sonderlich reaktionsfreudig, wenn man eine Oktave auswählen oder man die Oktaven mit Plus oder Minus wechseln möchte.

Grad noch spielbar: 2 Oktaven

Manchmal denkt man, ein Doppelklick sei notwendig, doch dem ist leider nicht immer so. Manchmal erkennt er die Berührung als Note und ein Ton erklingt. Letztendlich kommt man aber irgendwie ans Ziel.

Klar, es funktioniert, aber wir leben in Zeiten von iPads und dessen großartiger Reaktionsfähigkeit. Hier hat Gotharman’s Little deFormer 3 noch viel Spielraum für Verbesserung, damit eine elegantere Bedienung möglich ist. 
Über der Tastatur wird das ausgewählte Preset mit seiner dazugehörigen Bank angezeigt. 
Links oben kann man ein Preset auswählen. Rechts befindet sich ein sehr kleiner Record-Taster, darunter wird die BPM-Zahl angezeigt. Und ganz links führt der Edit-Taster in das Edit-Menü.

Preset-Sektion des Gotharman’s Little deFormer 3

Probieren wir erst mal die Presets. Obwohl das Display in der Lage ist, Farben darzustellen, arbeitet Gotharman’s Little deFormer 3 am liebsten in Schwarz/Weiß. Im Preset-Fenster werden allerdings auch Farben dargestellt. Farben bringen Abwechslung in die Verwaltung des Instruments und davon hätte ich mir mehr gewünscht.

Das Instrument verfügt über 15 Bänke, die mit A-P benannt sind und jeweils über 64 Presets verfügen. Links oben findet man „Select“ zur Auswahl des Presets. Daneben befindet sich eine Anzeige für die abgespielten Takte des Presets. Rechts oben befindet sich „ESC“, nach dessen Berührung man wieder auf die Startseite mit der Klaviatur geführt wird.

gotharmans little deformer 3

Links- und rechts unten befinden sich die „PREV“- und „NEXT“-Option, um durch die Presets pro Seite zu steppen. Auf jeder Seite werden 5 Presets angezeigt. Steppen ist in dem Fall angebracht, denn nur so ist es möglich, durch die Seiten zu navigieren, eine Seite vorwärts oder rückwärts.

Das wäre erträglich, wenn man einfach die jeweilige Taste halten könnte, um geschwind durch die Seiten zu navigieren, aber man muss steppen. Bei 15 Bänken dauert es entsprechend seine Zeit, bis man bei Programm P 64 angelangt ist.

Zwischen „PREV“ und „NEXT“ befindet sich der „PreView“-Button. Mit dem Finger wählt man ein Preset aus und sofern „PreView“ nicht aktiviert wird, springt das Fenster daraufhin automatisch auf die Startseite. Ist PreView aktiviert, bleibt man im „Preset“-Fenster.

In Aktion

Ich hätte mir gewünscht, dass bei aktivierter „PreView“-Funktion auch der Track startet, aber dazu muss man zuerst die Start/Stop-Taste drücken. Dann ist es möglich, durch die Presets mit Vorhören zu steppen.

Presets sind im Gotharman’s Little deFormer 3 ganze musikalische Phrasen, also Sounds und Sequenzen, die an sich schon eine musikalische Einheit bilden. Natürlich werden auch die Instrumente einzeln gespeichert.

Der Preset-Wechsel findet nahtlos statt. Dies ermöglicht es, Stücke in verschiedene Teile aufzuteilen und nacheinander abzurufen. So kann man eine ziemlich flexible Performance hinlegen, da man auch im PreView die Stücke mit den Reglern beeinflussen kann.

Besonders bemerkenswert scheint mir der Seq Morph-Regler zu sein. Mit diesem Regler fügt man pro Regler-Bewegung der Sequenz neue Elemente hinzu, weil man zwischen 2 Sequenzen „morphen“ kann. Diese Elemente müssen natürlich vorher programmiert werden. Je feinfühliger die Bewegungen, desto komplexer fallen die Sequenzen aus, die durch morphen entstehen können. Mit Gefühl gedreht kann man so einen flüssigen Track-Aufbau erzeugen. Ein sehr ungewöhnliches Werkzeug, denn beim Spielen mit diesem Regler erzeugt man ständig neue Track-Abläufe, weil es dem eigenen Geschmack überlassen wird, wie lange man die jeweilige Phrase wiederholt.

gotharmans little deformer 3

Eine Drehbewegung weiter und man ist ganz woanders. Die Bedienung über einen Drehregler macht das Ganze sehr unkontrollierbar und bringt ein Zufallsmoment in die Performance, weil man natürlich die Drehbewegung nicht immer perfekt kontrollieren kann. So landet man ziemlich schnell in einer anderen Variation oder einem ganz anderen Track-Aufbau, den man so nicht geplant hatte. Trotzdem bin ich positiv überrascht, wie flüssig dies funktioniert. Auch wenn man sehr schnell durch Variationen springt, bleibt es immer musikalisch.

Der Sequencer des Gotharman’s Little deFormer 3

Gotharman’s Little deFormer 3 muss erlernt werden, denn es bedarf Vorbereitung, um eine Sequenz zu erstellen. Möglich ist die in Echtzeit oder im Step-Modus.

Um den Record-Modus zu aktivieren, wählt man im Startfenster die REC-Funktion, die nach Antippen rot leuchtet. Dann drückt man auf Edit und wählt im folgenden Fenster SEQ und wählt hier MAIN aus. Im Sequencer-Main-Fenster kann u. a. das Tempo eingestellt, ob man mono oder stereo aufnehmen möchte oder das Metronom aktiviert wird.

Die 8 Funktionen können mit den Edit 1- 8 Regler aktiviert bzw. deaktiviert werden. Da der Step-Sequencer aktiviert
 werden soll, ist es notwendig, „StAdv“ zu aktivieren.

CV-Sequencer

Diese Funktion befindet sich an Position 6, also drehe ich Regler Edit6. „StAdv“ ist nun „on“. Zusätzlich muss der Knopf Steps/Part aktiviert werden, damit der Step-Sequencer aktiv ist. Für das Pattern wählte ich 16 Steps.

Nun kann man die 16 Taster als Step-Eingabe wählen. Diese Funktion bestimmt aber nur, wann die Note gespielt werden soll und nicht welche Note erklingt. Um eine Note für den Step einzugeben, muss man ein Keyboard anschließen oder die Note im Touch-Display mit der Klaviatur eingeben. Dazu im Fenster auf „Esc“ drücken, bis man bei der Klaviatur landet.

Filter-Sektion

Ich beschließe, die erste Note auf Step 1 zu setzen. Nach Drücken der Step-Taste blinkt diese rot. Nach Spielen einer Note springt der Step automatisch auf Step 2. Das wäre ja zu einfach. Deswegen drücke ich einfach Step 6 und wähle eine weitere Note. Der Step wechselt automatisch auf Step 7 und das Spiel beginnt von vorne.

Wenn man in diesem Prozess die Start/Stop-Taste aktiviert hat, kann man seine Sequenz sofort auf musikalische Tauglichkeit überprüfen. Nach Ende der Aufnahme im Display „Rec“ drücken und den „Steps/Part“-Taster deaktivieren.

Das war ein Weg, eine Melodie aufzunehmen, natürlich ist dies auch in Echtzeit möglich und es gibt sogar einen speziellen Sequencer für die CV-Steuerung.

Der Synthesizer des Gotharman’s Little deFormer 3

Eine Melodie wurde nun gefunden, allerdings entsprach der aktivierte Standard-Sound leider nicht meinen Vorstellungen. Durch Drücken von Edit im Touch-Display landet man sofort im SYN(thesizer)-Fenster und kann dort an seinem eigenen Sound schrauben. Als Schwingungsformen stehen Sinus, Dreieck, Sägezahn, Rechteck und Feedback-Waves zur Verfügung. Die Schwingungsformen können mit unterschiedlichsten Funktionen bearbeitet werden: Frequenzmodulation ist möglich, Oszillatoren können gestimmt werden etc.

LD3 besteht aus 16 Parts, über die 8 Stimmen wiedergegeben werden können.
 Jeder Part muss einem oder zwei der 8 Audiobusse zugewiesen werden. Jeder Part verfügt über einen Oszillator.

Dies kann eine Synth-Schwingungsform bis zu 4 Samples (stereo oder mono) oder Noise sein.
 Die Sound Engine verfügt über 2 digitale Multimode-Filter mit Resonanz.

Schwingungsform-Auswahl

Pro Filter stehen 8 Filtertypen zur Verfügung. Wir finden einen VCA, mit dem sowohl Ausgangspegel als auch Panorama moduliert werden können.

Es besteht Zugriff auf zwei ADSR- sowie und eine Decay-Hüllkurve. Wenn alle Kreativität dahin ist, kann man 4 Zufallsgeneratoren aktivieren und sich von diesen inspirieren lassen.

Auswahl der Synthesizer-Sektion

Aber man findet auch zwei Granular-Modulatoren im Deformer 3, von denen einer nach dem Zufallsprinzip operiert und einer Sequencer-basiert ist. Sie können Einfluss auf die Samples und die Oszillatoren nehmen. Außerdem können wir mit 16 LFOs das Ganze noch mal weiter modulieren und transformieren. Aber das ist noch nicht alles. Es gibt ca. 250 Modulationsquellen, die im Handbuch über 7 Seiten beschrieben werden.

Aber wie sieht es mit Effekten aus? Natürlich gibt es in Gotharman’s Little deFormer 3 auch Effekte. Es stehen Chorus,
 Distortion, Bit Crush, Pitch Shifter, Resonator, Stretcher, FM Glitch, Shifter 1, 2 Pitch, Shaper, FAT, Filters, Filters 2, Compressor, Expandor, PitchShaper2,
 Delays, Time Stretch und Sample Pitch zur Verfügung.

Über fehlende Flexibilität braucht man sich bei diesem Instrument jedenfalls nicht zu beklagen. Flexibilität, gepaart mit dem Willen, sich in dieses Instrument einzuarbeiten, wird auch vom Musiker erwartet. Die Belohnung wird darin bestehen, dass man nur mit diesem Instrument auf die Bühne zu gehen braucht und sonst nichts benötigt.

Dem Zufall überlassen

Die Synthesizer-Sektion von Gotharman’s Little deFormer 3 vermittelt mir einen digitalen Klangeindruck. Der Sound ist oft sehr scharf und hat einen sehr eigenwilligen Charakter. Die Bedienung ist durch den ständigen Fensterwechsel manchmal etwas schwerfällig, führt aber zum Ziel. Die Möglichkeiten sind galaktisch. Aber man braucht Zeit und Muße, um sie zu erlernen.

Der Sampler des Gotharman’s Little deFormer 3

Nun könnte man einwerfen, dass die Konkurrenz den direkten Zugriff auf den Sample-Speicher immer zu klein gestaltet und man sich deshalb im Umgang mit Samples zurückhalten muss. Da kann ich jeden potentiellen Gotharman’s Little deFormer 3 Interessenten beruhigen. Mit 193 Minuten bei 16 Bit /44,1 kHz und einem Maximum von 8.192 Samples sollte jeder Musiker in der Lage sein, Musik zu machen.

Die Samples müssen als WAV-File vorliegen und werden direkt in den Flash-Speicher geladen, brauchen daher keine Ladezeiten und können direkt wiedergegeben werden.

Es ist möglich, Samples über einen USB-Stick zu laden, dieser darf höchstens 32 GB besitzen und muss in MS-DOS FAT32 formatiert sein. Leider weigerte sich das Gerät, meinen USB-Stick zu lesen. Daraufhin sendete mir der Entwickler netterweise einen seiner USB-Sticks zu und damit funktionierte auch alles. Was der Fehler war, konnte leider nicht festgestellt werden. An der Klärung arbeitet der Entwickler aber bereits.

Sample-Liste

Es ist auch möglich, Samples direkt in das Gerät aufzunehmen und für die ein Level-Meter zur Verfügung steht. Die Samples können direkt im Gerät geschnitten werden. Die Kurvenformen werden im Sample-Editor angezeigt, mit den Fingern kann man die Edit-Punkte setzen. Die Samples zu loopen, zerhacken, polyphon oder monophon zu spielen, sind weitere Möglichkeiten von Gotharman’s Little deFormer 3.

Praktischerweise stehen die Parameter der Synthesizer-Sektion auch für die Samples zur Verfügung. Hierfür muss man im Oszillator-Fenster mit Hilfe des Select-Fensters dem Oszillator die Sample-Funktion zuweisen.

Der Modus des Oszillators ist werkseitig auf OSC eingestellt und befindet sich auf Position 4. Also kann man die Funktion mit dem Edit4-Regler verändern. Neben Samples wird auch die Funktion Nois für Noise geboten. Mit „ChKy“ kann man chopped Samples, also ein zerhacktes Sample, nacheinander Tasten zuordnen. Das ist z. B. für Loops praktisch.

Sample aufnehmen

Nach Auswahl von „Smp“ kann man das nächste Fenster SMP auswählen und hier ein Sample seiner Wahl auswählen. Das Sample mit „ok“ bestätigen und auf „OSC“ zurückkehren.

Im Fenster links oben wird jetzt nicht „OSC“ angezeigt, sondern Sampler. Wenn man das Fenster verlässt, stehen die gesamten Möglichkeiten zur Verfügung, über die auch die Synthesefunktion verfügt und schon weiter oben im Text erwähnt wurden.

Der Sampler gibt die Sounds originalgetreu wieder, aber das bleibt natürlich nicht so, wenn man auf die unglaublichen Bearbeitungsmöglichkeiten der Synthesizer-Sektion zurückgreift. Hip-Hop, Techno und Industrial Sounds sind kein Problem, aber was passieren wird, wenn man anfängt, richtig tief in die Synthese einzusteigen, wage ich nicht vorauszusehen.

Bei meinem derzeitigen Einarbeitungsstand würde ich nämlich ehrlich gesagt den Überblick verlieren. Die gebrochenen Beats, Glitches und die musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten von Aphex Twin, Autechre und Otto von Schirach kann man mit Gotharman‘s Little deFormer 3 sicher erzeugen, aber was geht darüber hinaus? Probiert es aus!

gotharmans little deformer 3

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Fazit

Gotharman’s Little deFormer 3 ist ein wahres Monster, was Funktionen und Flexibilität angeht, es scheint wahrlich keine Beschränkungen zu geben. Die unglaubliche Fülle an Funktionen, die das Instrument zu bieten hat, verlangen aber auch eine sehr gründliche Auseinandersetzung und Geduld mit diesem Instrument. Die Einarbeitungszeit wird sicher mehr Zeit in Anspruch nehmen, als man sie mit einer herkömmlichen Workstation haben wird. Eine Akai Force oder eine MPC60 liefern deutlich schneller befriedigende Ergebnisse.

Das liegt daran, dass die Bedienung des Instruments nicht immer sehr intuitiv ist. Es findet sich nicht immer alles da, wo man es von anderen Instrumenten her kennt. Es ist, als würde man ein Auto fahren und der Hersteller hätte sich dazu entschlossen, einen Zwischenschritt einzubauen, bevor man auf das Gaspedal treten darf.

Man muss unbedingt lesen und braucht viel Geduld, um das 400-seitige Handbuch annähernd zu verinnerlichen. Sehr gute Englischkenntnisse sind damit auch eine Grundvoraussetzung.

Am Ende wird man aber damit belohnt, ein absolut autarkes Instrument beherrschen zu dürfen, das vollkommen unabhängig von allen Möglichkeiten der digitalen Musikwelt operieren kann. Und hier liegen auch die Chancen dieses Instruments. Rechner sind nicht immer sonderlich sexy und auch nicht dafür designt, Musik zu machen. Jede Workstation, die einen Schritt vom Rechner weg bedeutet, muss meiner Meinung nach begrüßt werden.

Das Instrument befindet sich in einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess. Das ist auch notwendig, weil noch nicht alles reibungslos funktioniert. Aber hier möchte ich dem Entwickler keinen Vorwurf machen. Es handelt sich hierbei um ein kleines Unternehmen, das mit viel Herzblut geführt wird. Das Instrument wurde über die Community im Internet entwickelt und daher ist man hier auch bemüht, für Probleme Lösungen zu finden – die Entwickler sind direkt ansprechbar.

Die im Test aufgezeigten Probleme sind dem Hersteller bekannt und er ist bemüht, sie zu beseitigen. Das ist auch sehr wichtig, weil der USB-Anschluss und das Touch-Display für die Bedienung sehr wichtig sind.

Allgemeine gesagt: Für dieses Instrument werden Musiker gesucht, die wirklich schon alles kennen, alles haben und alles beherrschen und Mut haben, einem Entwickler abseits der großen Marken eine Chance zu geben. Ihr bezeichnet euch selbst als Nerd und Freak? Hier habt ihr eine ernstzunehmende Herausforderung gefunden. Es müssen Musiker sein, die bereit sind, zu lernen und gerne viel in einer fremden Sprache zu lesen. Die Geduld, ein Instrument erlernt zu haben, wird sich sicher bei keinem anderen Instrument so auszahlen wie bei Gotharman’s Little deFormer 3.

Plus

  • all in one Box
  • Anschlüsse (Audio, CV, MIDI, USB)
  • Sequencer (CV, MIDI)
  • Sampler
  • Sample-Speicher
  • Synthesizer
  • Effekte
  • Modulationsmatrix
  • Touch-Display
  • Ausbau-Optionen
  • Liveact tauglich, wenn gut vorbereitet

Minus

  • lange Einarbeitungszeit
  • schwierig den Überblick zu behalten
  • viele Zwischenschritte
  • derzeit Bugs (werden abgearbeitet)

Preis

  • Ladenpreis: 1.290,- Euro (in der Grundausstattung)
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Klangbeispiele
Forum
    • Profilbild
      Sven Rosswog RED

      @swift HalLo Swift,

      Aber dafür ist der Funktionsumfang halt echt der Hammer. Wenn man nicht in Fernost herstellt und Ausbaufähigkeit gewährleisten will, geht das nicht anders.

  1. Profilbild
    weinglas

    Danke für den schönen Bericht zu dieser wirklich konkurrenzlosen Maschine.
    An die Bedienung gewöhnt man sich, zumindest an die häufiger notwendigen Schritte.

    Anzumerken ist, dass der LD3 vielfältig konfiguriert werden kann, selbst mit verschiedenen, sehr gut klingenden analogen Filtern. Das kann den Preis aber auch deutlich nach oben treiben.

    Positiv erwähnt werden muss auch der außerordentlich gute Service des Herstellers. Sowas ist man heute kaum mehr gewöhnt.

    • Profilbild
      Sven Rosswog RED

      @weinglas Hallo weinglas,

      Jupp, krass was alles geht. Und das stimmt, der Hersteller ist wirklich ansprechbar und intressiert seinen Kunden einen guten Service zu bieten.

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Wer sich das Ding hinstellt hat sadomasochistische Tendenzen.

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Geiles Teil, seit dem deMOON mag ich Gotharman, genau mein Ding. Schön harsch. :)

  4. Profilbild
    Emmbot AHU

    Sound ist gut und die aussergewöhnliche Bedienung leider nicht so. Trotzdem schönes Gerät etwas exotisch halt.

  5. Profilbild
    Everpure AHU

    Die Benutzeroberfläche auf dem Display sieht aus, wie die typischen Nerd-ich-programmiere-mal-1000-Funktionen-habe-aber-noch-nie-von-UI/UX-gehört Anschläge. Manchmal wäre es schon hilfreich, sich mit jemandem zusammen zu tun, der/die das ganze etwas freundlicher gestaltet. Aber davon mal abgesehen: Auf welchem Trip war der Entwickler, als er die Anschlüsse an beiden (!!) Seiten angebracht hat? Das ist sowas von total gegen jeglichen de-facto „Standard“ (fällt irgendjemandem hier noch ein Instrument ein, bei dem es sowas gibt?), das ich mich frage: Macht der das mit Absicht, um die Leute zu ärgern oder findet der das witzig? Das ist sowas von unpraktisch, das gibt‘s gar nicht.

  6. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Die Teile sind doch echt der Hammer und soundtechnisch mit keinen anderen Geräten so wirklich zu vergleichen, leider etwas teuer aber dafür hat man richtig viel zu entdecken.

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