Strings neu erfunden
Modern Strings
„Make strings new again!“ lautete nach eigenen Aussagen der Anspruch an NOVO, ein auf Modern Strings spezialisiertes virtuelles Instrument aus dem Hause Heavyocity.
Aufgenommen wurde das Streicher-Ensemble in den Warner Bros. Studios, genauer genommen in den bekannten Eastwood Scoring Stage Studios in Kalifornien. 38 GB umfasst die ambitionierte Library, die sich in die zwei Kategorien „Traditional“ und „Evolved“ unterteilt und in erster Linie Film-, Game- und TV-Score Komponisten adressiert.
Setup
Novo kann via Continuata oder Native Access registriert und heruntergeladen werden. Um das virtuelle Instruments zu nutzen, braucht man Native Instruments Kontakt oder Kontakt Player ab Version 5.6.6. Novo unterstützt NKS und ist damit kompatibel zu der entsprechenden Hardware.
Heavyocity NOVO Modern Strings ist sehr intuitiv bedienbar, wenn man bereits im Besitz von Heavyocity FORZA ist. Für alle Erstlinge empfiehlt es sich jedoch, einmal die Bedienungsanleitung zu studieren, um ein Verständnis für den Aufbau und die Funktionen zu entwickeln. Denn nur wenn man diese kennt, eröffnet sich das gesamte Klangpotential. Empfehlenswert ist zudem aufgrund der Größe der Library, die Library auf ein schnelles SSD-Laufwerk oder M.2-Modul zu installieren.
Traditional
In der Kategorie „Traditional“ stehen die folgenden Instrumente zur Auswahl:
- Violin Section
- Viola Section
- Cello Section
- Bass Section
- High Ensemble Textures
- Low Ensemble
Möchte man einen Score komponieren, so muss man die verschiedenen Sections über unterschiedliche Instanzen von NOVO antriggern. Anders als z. B. bei FORZO gibt es bei NOVO kein Full Ensemble, das alle Instrumente auf einer Tastatur vereint.
Auf einen Blick sieht man direkt die wichtigsten Parameter. Links und rechts neben dem NOVO Schriftzug hat man Zugriff auf die verschiedenen zur Verfügung stehenden Artikulationen, die sich je nach Instrumentengruppe unterscheiden. Violinen und Viola haben z. B. Long, Legato, Tremolo, Pizzicato und Spiccato, bei den Celli kommen noch Clusters hinzu und die Bass Section wird zusätzlich um Sul Pont Tremolo und Pizzicato Clusters erweitert. Übrigens bietet das Legato bis zu vier Stimmen. Via Keyswitch kann man während des Spielens zwischen den Artikulationen wechseln.
In der Mitte der Bedienoberfläche befindet sich das zentrale Steuerungs-Tool: der Dynamics Knob. Hierüber lassen sich gleich mehrere Parameter gemeinsam modulieren, was in sehr lebendig klingenden Streicherpassagen resultiert.
Links neben dem Dynamic Knob kann man die Velocity einstellen oder auch ganz abschalten. In den Menüs ENV, EQ und Filter lässt sich Einfluss auf die Samples der geladenen Section nehmen. ENV ermöglicht das Einstellen von Attack, Decay, Sustain und Release, wobei man bei Letzterem die Wahl zwischen Sample und Envelope treffen muss. Im Bereich EQ lässt sich ein 3-Band EQ für jede Artikulation und Mikrofonierung vornehmen. Zusätzlich gibt es noch eine Filtersektion, die weitere Filter zur Verfügung stellt, darunter Low Pass 2-Pole, Low Pass 4-Pole, High Pass 2-Pole, High Pass 4-Pole, Band Pass 2-Pole, Band Pass 4-Pole, Peak und Notch.
Rechts vom Dynamic Knob lässt sich der Dynamikumfang und der Kurvenverlauf einstellen. Das Menü MIX beinhaltet den Mixer. Alle Instrumente wurden in drei Mikrofonierungen aufgenommen: Close, Room und Hall, wobei der Regler mit der Bezeichnung „Full“ ein Pre-Mix aller drei Mikrofonierungen umfasst und der Gesamtsumme zugemischt werden kann. Dadurch entsteht auf Wunsch ein noch vollerer NOVO Modern Strings Sound.
Im Menü PERF hat man Zugriff auf die Lautstärke-Modulation mittels GATE, zudem steht hier auch ein rudimentärer Arpeggiator bereit. Gerade für hybride Sounds oder moderne String-Passagen eröffnen die beiden Funktionen kreative Möglichkeiten.
Unter dem Menü SPACE findet sich ein Delay- und ein Reverb-Effekt. Letzterer bietet insgesamt 19 verschiedene Effekte, darunter z. B. Stage, Plate, Hall, Chamber, Cathedral, Arena oder Frozen Tail. Damit werden weitere FX-Plugins so gut wie überflüssig.
Klangbeispiele Heavyocity NOVO Modern Strings „Traditional“
NOVO Modern Strings umfasst 21.254 Samples und bietet bei einigen Artikulationen sinnvolle Zusatzeinstellungen. Bei Pizzicato beispielsweise lassen sich Round Robin an- und ausstellen und selektieren, ob man die Samples 2x oder 3x bzw. im Random-Verfahren triggern möchte. Das führt zu einem realistischen, natürlichen Klangbild. Bei Spiccato in der Viola-Section kann man sich zusätzlich zwischen Auf- und Abstrich entscheiden oder Patterns für eine abwechselnde Spielweise selektieren.
Evolved „String Designer“
Richtig spannend und dem Zusatz Modern Strings gerecht wird es in der Kategorie „Evolved“. Denn hier findet man unter anderem den String Designer, mit dem sich auch eigene String-Instrumente kreieren lassen. Das funktioniert ganz einfach, indem man bis zu drei Kanälen unterschiedliche Artikulationen oder Loops zuweisen kann. Wem das zu aufwändig ist, der kann auch einfach auf die vielen Presets zurückgreifen, die über ein Dropdown-Menü und insgesamt 6 Sound-Kategorien ausgewählt werden können.
Die Presets klingen fantastisch und die Kategoriebezeichnung geben einen guten Eindruck über die klangliche Flexibilität und Bandbreite, die NOVO Modern Strings zu bieten hat: Ambient, Dirty & Distorted, FX & Textures, Synth, Organic und Loop Combos. Herzstück des Interfaces ist auch hier der Macro Control Knob in der Mitte, mit dem sich gleich mehrere Parameter gleichzeitig modulieren lassen.
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Die aus „Traditional“ bekannten Modulationsmöglichkeiten ENV, EQ, FILTER, GATE und SPACE werden im String Designer um das Menü DRIVE erweitert. Letzteres bietet die Möglichkeit, Saturation oder Distortion zu aktivieren. Bei Saturation stehen mit Tube, Tape 1 und Tape 2 drei Saturation-Modi zur Verfügung. Distortion wartet mit Stomp, Amp und Lofi Mode auf. All diese Einstellungen stehen für jeden einzelnen der drei Kanäle zur Verfügung.
Der String Designer verfügt übergreifend zudem über die Menü-Punkte CYCLE, MACRO SEQ und MASTER FX. Hinter CYCLE verbirgt sich ein rhythmischer Sequencer, der mit einem Arpeggiator und granularen Bearbeitungsfunktionen gepaart wurde. Auch dieser Effekt lässt sich für jeden Channel individuell einstellen. Im Menü MACRO SEQ kann man die Modulation des MACRO CONTROL Knobs einstellen, von der Geschwindigkeit der Modulation, der Länge, der Intensität bis hin zur Übergangsintensität mit Hilfe des SMOOTH Reglers. Die Master FX Sektion verfügt über Filter, Distortion, Chorus, Delay und Reverb FX. Zusätzlich findet man hier auch zwei exklusive Heavyocity Effekte: PUNISH und TWIST. PUNISH ist eine Kombination aus Saturation, Kompression und Distortion. Twist ist eine EQ-Automatisation. Bei so vielen Bearbeitungswerkzeugen sollten auch bei Soundtüftlern keine Wünsche offen bleiben.
Sound Browser
Mit dem Sound Browser hat man Zugriff auf alle Samples. Artikulationen liegen CLEAN, also unbearbeitet und PROCESSED bearbeitet vor, weitere Kategorien sind Loops und Reversed Loops, jeweils in der Ausprägung Straight und Triplet. Jeder Sound kann über die PREVIEW-Funktion vorgehört werden und dann via Key-Mapping den einzelnen Tasten zugewiesen werden. Für jeden Channel kann man zusätzlich die Lautstärke, das Panorama und die Tonhöhe einstellen.
Klangbeispiele Heavyocity NOVO Modern Strings „Evolved – String Designer“
Die Klangbeispiele zeigen die unterschiedlichen Preset-Kategorien des NOVO String Designers. Von hybriden, epischen Klängen, die nah oder weit entfernt an Strings erinnern, bis hin zu völlig kranken Texturen lässt sich mit dem virtuellen Instrument alles realisieren. Perfekt für Scoring und Sound Design.
Evolved „Loop Designer“
In der Kategorie „Evolved“ findet sich neben dem String Designer auch der Loop Designer, der wie der Name verrät, sich ganz auf die mitgelieferten Loops von NOVO Modern Strings fokussiert. Es gibt jede Menge Presets, die wiederum 36 auf der Keyboard-Tastatur verteilte Samples beinhalten. Aber man kann natürlich auch einfach seine eigenen Loops mit dem Loop Designer kreieren.
Und das geht so:
Insgesamt besteht der Loop Designer aus drei Kanälen, denen man über ein Dropdown-Menü Samples zuweisen kann. Folgende Sample-Kategorien stehen zur Verfügung: Straight, Triplet, Reverse Straight und Reverse Triplet.
In jeder Kategorie befinden sich dann Ambient-, Motif- und Rhythmic-Loops, die wiederum in Low, Mid und High unterteilt sind.
Über Keyswitches kann man die Tonhöhe der Loops beim Spielen anpassen.
Die Bearbeitungsmöglichkeiten der Samples pro Kanal ähneln sich den zwei bereits vorgestellten Kategorien „Traditional“ und „Evolved – String Designer“. Neu ist das DESIGNER-Menü, in dem man jedes einzelne auf der Tastatur verteilte Sample einzeln bearbeiten kann, darunter Lautstärke, Panorama, Tonhöhe und Startpunkt der Samples.
Die weiteren Menüs sind identisch zu den beiden anderen Kategorien und so bietet auch der Loop Designer ein umfangreiches GATE.
Klangbeispiele Heavyocity NOVO Modern Strings „Evolved – Loop Designer“
Die Loops überzeugen auf ganzer Linie und lassen sich als Ergänzung oder Inspirationsstart in eigenen Kompositionen verwenden. Erfreulich ist dabei die Bandbreite, die von Build-ups über komplette gespielte Passagen bis hin zu Effekt-Sounds reicht.
Klingt klasse. Ich bin aber kein Software-Fan. Wenn die sowas in einer Hardware reinpacken könnten, quasi ein digitaler Synth, am besten mit großem Touchdisplay, würde ich das sicherlich kaufen.
@Kingfisher Die Hardware-Version davon heißt „Streichorchester“. Ist modular, dynamischer als jede Software, aber leider etwas aufwändiger im Unterhalt.
Hi!
Modular? Die meisten Mitglieder meines Orchesters ergreifen die Flucht, sobald ich mit einem Klinkenkabel nach ihren Nasen ziele. Nicht mal ihre Ohren darf ich mit einer festen Drehung feinjustieren.
-Bitte schreibt den Preis für eine Komponente in die Überschrift, dann muss ich mich nicht ständig abfreuen, wenn ich eine tolle Software/Hardware höre und darüber lese. Danke!
Bleibt gesund!
gruß
Tom