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Test: HEDD Type 20 MK2, Midfield Studiomonitor

Berliner Dampfhammer!

7. März 2022
hedd type 20 mk2 test

HEDD Type 20 MK2, Midfield Studiomonitor

Wenn es um hochwertige Studiomonitore „Made in Germany“ geht, ist Berlin immer eine gute Adresse. Neben Eve Audio hat zum Beispiel auch die Firma HEDD (Heinz Electrodynamic Designs) um den ehemaligen ADAM-Chefentwickler Klaus Heinz ihren Firmensitz in der Hauptstadt. HEDD setzt konsequent auf deutsche Fertigung, was nicht nur eine entsprechende Erwartungshaltung aufbaut, sondern auch mit einem entsprechenden Ladenpreis einhergeht. Also dann, wir sind gespannt auf die inneren und äußeren Werte der HEDD Type 20 MK2.

Konzept und Konstruktion der HEDD Type 20 MK2

Schon während des Auspackens der HEDD Type 20 MK2 offenbaren sich gleich mehrere Punkte, die meine Neugier wecken, widmen wir uns aber zunächst der Standard-Analyse. Auf den ersten Blick erinnern mich die HEDD Type 20 MK2 Monitore ein wenig an die erst unlängst getesteten Eve Audio 3070 Midfield Boxen, die optisch wie auch konzeptionell die gleiche Zielgruppe ansprechen. Beide verfolgen eine 3-Wege-Bauweise mit DSP-Steuerung und wenden sich in Sachen Leistungsdaten schon deutlich Richtung Midfield, wenngleich die Abmessungen noch recht kompakt sind.

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hedd type 20 mk2 test

Mit 15,4 kg je Monitor-Box und den Abmessungen  280 mm x 358 mm x 338 mm (HxBxT) erweist sich die HEDD Type 20 MK2 noch als recht kompakt, lässt sich aber schon nicht mehr als typischer Nearfield-Monitor mit einer Platzierung auf dem Schreibtisch betreiben. Hier bedarf es auf jeden Fall entsprechende Stative und wenn möglich Regieraumabmessungen, die mindestens einmal 30 qm umfassen sollten. Wer jedoch bereit ist, knapp 2.000,- Euro je Monitorbox auszugeben, wird aber wohl auch wahrscheinlich über professionelle Räumlichkeiten mit entsprechenden Abmessungen und akustischer Optimierung verfügen. Warum ist dies wichtig?

hedd type 20 mk2 test

Nun, ähnlich eines leistungsstarken Röhrenverstärkers, der seinen Sweet-Spot auch erst bei einer gewissen Lautstärke entfacht, bedarf es auch bei Midfield-Lautsprechern einer leicht erhöhten Abhörlautstärke, um die Dynamik und die frequenmäßige Interaktion der einzelnen Komponenten optimal begutachten zu können. Dass man hier aus dem Vollen schöpfen kann, merkt man schon an der opulenten und ungewöhnlichen Aufteilung der Leistungsreserven der HEDD Type 20 MK2. Eine gleichmäßige Aufteilung von jeweils 300 Watt unter den Komponenten 7“ Tieftöner, 4“ Mitteltöner und 2“ AMT-Hochtöner sorgen gerade in Mitten- und Hochtonbereich für einen vergleichsweise riesigen Headroom, der ein entspanntes Hören auch bei höheren Lautstärken ermöglicht.

Optisch hinterlässt die HEDD Type 20 MK2 einen äußerst geschmackvollen Eindruck. Die abgerundeten Ecken des Gehäuses und die sehr sauberen Übergänge der einzelnen Bauelemente sind von höchster Güte und vermitteln einen sehr wertigen Eindruck. Was mich jedoch wundert, ist der völlige Verzicht auf jegliche Form von Gummi- bzw. Schaumstofffüßen im Lieferumfang. Sicher, nahezu alle Monitorstative verfügen über eine gepolsterte Auflage, aber die Box nur zweimal auf dem Boden abgestellt und man kann auf sehr geschmackvollen, aber hochgradig kratzanfälligen Oberfläche die ersten haptischen Einwirkungen erkennen. Drei kleine LED auf der Vorderseite informieren über den regulären Betriebszustand, (grün), Overload (rot) und Standby (weiß).

HEDD Type 20 MK2 Test

HEDD Type 20 MK2 Rückseite

Welche Anschlüsse bietet die HEDD Type 20 Mk2?

Auf der Rückseite der HEDD Type 20 MK2 befindet sich eine umfangreiche Armada von insgesamt neun Reglern, aufgeteilt in 3 Ebenen à 3 Regler, um den personalisierten Klang umzusetzen. Angefangen bei einem Volume-Regler, der das anliegende Signal um +/- 2 dB variiert, einen On/Off-Schalter des patentierten Lineariser, der bei einer Ansprache von unter 10 ms eine Phasenoptimierung ermöglicht und einem COP-Schalter, zu dessen Funktion wir gleich noch kommen werden. Es folgt die Klangbearbeitung, die den Bass- und Höhenbereich um jeweils +/-4 dB bearbeiten kann, sowie ein separater Bass-Range-Regler, der entweder eine neutrale Funktion, eine Erweiterung des Bassbereichs (bei gleichzeitiger Reduzierung des SPL) oder aber einen Highpass bei 80 Hz für den Subwoofer-Betrieb ermöglicht. Die letzte Reihe bietet die Eingangswahl, die Eingangsempfindlichkeit des Systems und drei unterschiedliche Desk-Filter, die den Abstrahlungsbereich einer Konsole kompensieren kann. Darunter gelegen befinden sich XLR analog In, AES In und AES Through zwecks Daisy-Chain.

HEDD Type 20 MK2 Test

HEDD Type 20 MK2 Hochtöner

Interessante HEDD-Extras

Kommen wir nun zu dem COP-Schalter, der zwischen den Positionen Ported und Closed unterscheidet und dessen Funktion mir tatsächlich bisher in meiner gesamten Laufbahn noch nie begegnet ist. Schon während des Auspackens fiel mir ein mit Weichgummi umwickelter Kunststoffblock auf, der zusätzlich noch über einen einschraubbaren „Zieher“ verfügt und den ich zunächst fälschlicherweise für eine Unterlage gehalten habe. Der Ansatz hingegen ist so einfach wie genial!

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hedd type 20 mk2 test

Vielleicht wird der eine oder andere die klanglich unterschiedliche Ausrichtung eines Gitarren-Cabinets kennen, je nachdem, ob es sich um eine geschlossene oder eine offene Variante handelt. Gerade bei kleineren Gehäusen neigt man dazu, die Rückwand des Lautsprechers offen zu halten, um im Zusammenspiel mit der Raumakustik ein voluminöseres Bassverhalten an den Tag zu legen, während geschlossene Gehäuse komprimierter daher kommen und ein auf Mitten fokussierteren Klang generieren. Im Nahfeld-Monitor-Bereich konnte man ein ähnliches Klangverhalten bei den legendären NS-10 bemerken, die zwar insgesamt grausig klangen, jedoch aufgrund der fehlenden Bassreflexöffnung über einen gut definierten Mittenbereich verfügten.

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auch die HEDD Type 20 MK2 mit ihrem „Stopfer“. Innerhalb von Sekunden angebracht, ändert man das Klanggeschehen des Monitors radikal. Achtung, nicht vergessen den DSP entsprechend zu aktivieren. So viel sei bereits zum Praxisteil vorab verraten, der Klang ändert sich dermaßen stark, dass man kurz davor ist, ein zweites Lautsprecherpaar wahrzunehmen.

Die HEDD Type 20 MK2 in der Praxis

Zunächst muss man sich vor Augen führen, dass es sich bei der HEDD Type 20 MK2 um ein echtes Kraftpaket handelt. Die insgesamt 900 Watt Ausgangsleistung schaffen es in der Tat locker, ihren Midfield-Auftrag zu erfüllen. Um den optimalen Klang zu erfahren, sollte man mindestens 1,5 m von den Lautsprechern entfernt sitzen, besser das Doppelte und dann bei Bedarf das System etwas höher in der Lautstärke fahren. Im Gegenzug bekommt man eine klangliche Glanzleistung, die im High-End-Bereich angesiedelt ist. Alle Standards wie Tiefenstaffelung, räumliche Auflösung und Signaltrennung sind auf höchstem Niveau.

HEDD Type 20 MK2 Test

HEDD Type 20 MK2 im Einsatz

Dass AMT-Hochtöner nichts mehr von der scharfen Grundausrichtung der ersten Generationen haben, dürfte mittlerweile bekannt sein. Dass ein Hochtöner aber mit 300 Watt betrieben wird, mit denen selbst der Mitteltöner schon sehr potent aufgestellt ist, ist hingegen sehr ungewöhnlich. Das Ergebnis ist ein extrem entspannter Grundklang, der selbst bei hohen Lautstärken zu keinerlei Ermüdung des Gehörs führt. Dass ein Dreiwege-System insbesondere im Mittelbereich, wo die meisten 2-Wege-Systeme ihr Crossover-Loch haben, auftrumpfen können, erklärt sich von selbst, was auch den Grundklang der HEDD Type 20 MK2 maßgeblich prägt. Auf den ersten Klangeindruck wirkt das System „härter“ als viele Konkurrenten, nach kurzem Einhören hingegen möchte man die neu erworbene Kontrolle gerade im Gitarren- und Gesangsbereich nicht mehr abgeben.

Der Höhepunkt des Systems ist jedoch die Möglichkeit, die Bassreflexöffnung zu verschließen. Vielen wird der Effekt bekannt sein, dass man sich bei einer effektiven Bassreflexöffnung auf der einen Seite über die zusätzliche Bassleistung freut, im gleichen Atemzug aber auch eine Reduzierung der Bass-Definition wahrnimmt. Schön, wenn es unter 80 Hz noch drückt, aber mit der Körperlichkeit kann unter Umständen auch ein Kontrollverlust einhergehen. Bedient man sich jetzt des „Stopfers“, verschiebt sich der Bass-Arbeitspunkt etwas höher in die Tiefmitten und nimmt dort massiv an Kompression zu, was insbesondere Saiteninstrumenten zugute kommt. Alle Arten von Gitarren, Bass und verschiedene Keyboards erfahren geradezu einen Booster-Effekt in Sachen Wahrnehmung und Grundcharakter, ohne dass der Bassbereich darunter leiden würde. Meines Erachtens nach eine echte Bereicherung des Klangerlebnisses mit einer Auflösung, de kein DSP errechnen kann. Herausragend!

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HEDD Type 20 MK2 right
HEDD Type 20 MK2 right
Kundenbewertung:
(1)

Das Einzige, was etwas stört, ist eine Art Noisegate, das mit einem leisen Klicken vor der Signalwiedergabe öffnet und nach der Wiedergabe mit dem gleichen Klicken schließt. Bei höheren Abhörlautstärken fällt dies nicht ins Gewicht, bei geringen Lautstärken hingegen schmälert dies den Hörgenuss. Laut HEDD ist das Problem bereits bekannt und innerhalb der nächsten Wochen soll es hierfür ein Update geben, das man der Type 20 MK2 übers Ethernet aufspielen kann.

Bis auf diesen Punkt kann man der HEDD Type 20 MK2 nur Bestnoten geben.

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Fazit

Mit der HEDD Type 20 MK2 führt das deutsche Unternehmen ein Produkt der Spitzenklasse in ihrem Portfolio. Der Midfield-Monitor überzeugt durch hervorragende Standardwerte im Bereich Phasentreue, Tiefenstaffelung und räumlicher Auflösung. Was das Produkt jedoch weit über viele Konkurrenten hinaushebt, ist die sehr hohe Leistungsreserve und die COP-Schaltung, die, obwohl auf den ersten Blick recht simpel erscheinend, einen Gamechanger im Bereich Flexibilität darstellt.

Unbedingt einmal antesten, ein sehr empfehlenswertes Produkt!

Plus

  • Sound
  • Flexibilität
  • Leistungsreserven

Minus

  • "Noisegate Klicken"

Preis

  • 1.999,- Euro (Stückpreis)
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Forum
  1. Profilbild
    4neutrino4

    Ich besitze die Monitore seit knapp einen Jahr. Was hier und fast überall nicht erwähnt wird, ist das der Lineariser ohne einen Sub nicht richtig funktioniert.
    Der Bassbereich (je mehr desto größer der Effekt) hat eine höhrbare Verzögerung, es hinkt hinter den Rest hinterher, um ca. 100-150 ms. Das Beurteilen, oder Kompressor einstellen ist schier unmöglich. Und spreche nicht von der Latenz die sowieso mit Lineariser entsteht.
    Der Hintergrund ist das der interne Wandler die Datenmenge nicht verarbeiten kann, dadurch entsteht diese hörbare Latenz zwischen dem Bass und den Rest.
    Habe Wochenlang mit dem HEDD und Musicstore Verbracht, sie wollten alle mit der Wahrheit nicht raus kommen. Musicstore ist übrigens furchtbar was den Support angeht!
    Ich wollte die wieder zurückgeben weil ich die nur aus dem Grund gekauft habe, aber Musicstore meinte das sie keinen Grund sehen das ich die aus dem Grund gekauft habe, obwohl ich ihnen den ganzen Email Verkehr von HEDD Support der über Monate lang durch ging.

    Finde es schade das bei dem Test´s und bei den Type07 Test bei euch, dass überhaupt nicht aufgefallen ist, wobei der HEDD Type 07 Test hier einer der Gründe war wieso ich die mir geholt habe.

    Ansonsten sind die extrem schwach auf der Brust, den Bass geht sehr schnell die Puste aus.
    Closed Ported ist noch extremer. Die angegebener 125dB Wert ist gelogen, komme auf max. 96 dB

    • Profilbild
      Acidkat

      @4neutrino4 Interessante Rückmeldung! Also gehst Du jetzt davon aus, dass es beim Herd 07 MK2 mit dem Bass auch so ist oder hast Du dazu vom HEDD Support ein Feedback dazu bekommen? Hattest Du die Möglichkeit das selbst zu hören bei den HEDD 07?

      • Profilbild
        4neutrino4

        @Acidkat Das kann ich dir leider nicht sagen, weil ich die noch nicht gehört habe.
        Diesen Effekt hört am Besten bei einer Kick (welch gute Transienten hat), dann hört man das der Bass zum Rest nicht stimmig ist.
        Ansich sollte sich vom Datenfluß nicht wirklich was ändern, daher würde ich den Effekt ebenso erwarten.

        Muss meinen linken Lautsprecher zur Garantie zurückschicken, weil der Bass Treiber nach nicht mal einem Jahr defekt ist – Knacksen und vollständiger Bassverlust.
        Hatte vorher die Yamahas HS80 über 10 Jahre ohne irgendwelche Probleme im Betrieb.

  2. Profilbild
    Braincorporation

    Noise-gate kann ich nur bestätigen. Habe dies auch auf meinen type07mk2 vor allem bei analogen kickdrums. Meine Monitore waren deshalb schon in Berlin, konnte aber nicht behoben werden. Man hört halt immer ein tack oder klack wenn die Transiente der kick kommt. Wenn das Problem gelöst werden sollte, mache ich einen Freudensprung. Denn die Monitore von Hedd sind ansonsten extrem gut. Ich gebe sie – so oder so – nie wieder her.

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