Saarländischer Brüllwürfel
Mein heutiger Testkandidat kommt aus dem schönen Saarland und hört auf den Namen HK Audio Lucas Nano 305 FX. Den Saarländern sagt man ja eine gewisse Nähe zu Frankreich und deren Vorlieben zu gutem Essen und gutem Leben nach, wollen wir doch mal sehen, ob sich das auch irgendwie ohrentechnisch bei einer Beschallungsanlage umsetzen lässt.
Wer bin ich
Die HK Audio Lucas Nano 305 FX ist die zweitkleinste Schwester der Lucas Nano-Serie, die insgesamt fünf unterschiedliche Modelle aufweist. Das „Zweitkleinste“ bezieht sich dabei auf die Ausstattung, denn die hier getestete 305 FX wartet mit einem kleinen Mischpult mit drei Mono- und einem Stereokanal, Klangregelung und Effektgerät auf, während die Nano 302 lediglich einen Stereoeingang besitzt. Demnach eignet sich die Lucas Nano 305 FX also besonders für diejenigen Musiker, die sich auch ohne externes Mischpult Gehör beim Publikum verschaffen wollen.
Die „Größe“ ist schon erstaunlich kompakt, denn mit ihren gerade einmal 30 x 39 x 42 cm und etwas mehr als 10 kg Gewicht muss man nicht unbedingt professioneller Bierfahrer sein, um das hübsch designte Würfelchen vom Auto zur Bühne und zurück zu tragen.
Das System ist genaugenommen „halb-aktiv“, denn die gesamte Elektronik plus Verstärkerblöcke sitzen im Subwoofer-Hehäuse, während die Satelliten passiv über Lautsprecherkabel mit Saft versorgt werden. Dieser ist mit 230 Watt (RMS) Systemleistung durchaus beachtlich für so ein kompaktes Kästchen.
Die Aufbauvarianten
Ein Highlight der gesamten HK Audio Lucas Nano-Serie ist die Vielfalt der Aufbaumöglichkeiten:
– Beide Satelliten direkt auf dem Subwoofer montiert, keine Boxenkabel notwendig. So kann man die Anlage z.B. bei Vorträgen direkt auf den Tisch stellen oder auch als Bodenmonitor auf der Bühne betreiben.
– Die Satelliten werden auf zwei herkömmlichen Mikrofonständern platziert (im Boden der Satelliten sind dazu Gewinde eingelassen), HK Audio bietet dazu aber auch ein Zubehör-Set aus zwei Boxenständern plus Kabel plus Tasche an (Stereo Stand Add-on). Mit diesen von König & Meyer hergestellten Boxenständern bekommt man die Satelliten auf eine Höhe von 185 cm, im Eingangsfoto sind diese mit abgebildet.
– Mit der optional erhältlichen Distanzstange „S-Connect Pole LN“ können zwei Satelliten als Monosäule direkt und ohne Boxenkabel auf dem Subwoofer montiert werden ODER nur ein Satellit und der andere auf einem herkömmlichen Mikrofonstativ als Stereosystem. Man kann übrigens auch eine herkömmliche Distanzstange verwenden, dann muss allerdings ein Lautsprecherkabel vom Subwoofer zu den Satelliten gesteckt werden.
– Wenn man mehr Power benötigt, kann man sich eine zweite Anlage zulegen und sich damit ein ziemlich kräftiges „Twin Stereo System“ mit immerhin 460 Watt Systemleistung aufbauen. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man nimmt eine weitere Lucas Nano 305 FX und hat dann noch mehr Eingangskanäle zur Verfügung (da sich die Mischpultkanäle verdoppeln) oder man wählt die günstigere Lucas Nano 302 ohne eingebaute Mischpult-Sektion.
– Es ist auch ohne weiteres möglich, zwei Anlagen in separaten Räumen zu betreiben.
Aufpreispflichtiges Zubehör
HK Audio bietet einiges an für die kleine Nano 305 FX und deren Schwester 302:
- den praktischen Transportwagen „Roller Bag 300“
- kombinierte Wand-/Tischhalterungen für die Satelliten
- Drum Rack-Adapter zur Montage der Satelliten an Rack-Klemmen des Drum-Sets
- Pole Mount-Adapter zur Montage der Satelliten auf Boxenständer mit 35 mm Rohrdurchmesser
- das bereits oben erwähnte Stereo Stand Add-on-Kit mit zwei Stativen, Kabel und Tasche
- die (oben ebenso erwähnte) Distanzstange S-Connect Pole LN
Mit welcher Musik wurde getestet?
Hauptsächlich habe ich ein mittlerweile fertiggestelltes Rockalbum eines Kunden von mir über die Bluetooth-Verbindung meines MacBook Pro an die 305 FX geschickt, da mir diese Songs extrem gut im Ohr sind. Die Bluetooth-Verbindung über ca. vier Meter Sichtverbindung lief dabei stabil. Des Weiteren habe ich den Mikrofoneingang und das Effektgerät mit einem Electro-Voice PL80C ausgecheckt und an die Line-Eingänge meine Casio MZ-X 500 sowie meinen Moog SubPhatty drangehängt.
Zusätzlich lief auch wieder mein Standard-Testprogramm mit folgenden Scheiben:
Sigi Schwab & Percussion Academia: LIVE
Diese Aufnahme ist exzellent zur Beurteilung von dynamischen Feinheiten geeignet, da erstens Spitzenmusiker an bestem Instrumentarium aufspielen und zweitens der Scheibe (entgegen dem jahrelangen Blödsinn der Totkomprimierung) auch eine wohltuende Portion Dynamik gelassen wurde.
Status Quo: BLUE FOR YOU
Knackiger Blues-Rock zum Lautstärketest und wie es so mit dem Druck einer Box aussieht. Besonders der „Mystery Song“ eignet sich dazu besonders gut, da er sich langsam aufbaut, zudem sollte der starke Choruseffekt auf der Gitarre am Anfang des Songs auch bei monophoner Wiedergabe einer Box noch angenehm klingen.
Yello: FLAG
Wundervoll gemischtes Meisterwerk mit edlem Synthsound und vielen musikalischen/tontechnischen Gimmicks. Gibt Aufschluss darüber, wie „edel“ diese Mischung wiedergegeben werden kann.
Dolcenera: UN MONDO PERFETTO
Eine emotionelle Frauenstimme vom Allerfeinsten mit einer erstklassigen Band im Hintergrund. Dolceneras Stimme erscheint vor guten Lautsprechern wie plastisch davorstehend. Hier zeigt sich, wie „in sich stimmig“ und räumlich ein Lautsprecher arbeitet.
Wie klingt die HK Audio Lucas Nano 305 FX
Im Großen und Ganzen erinnert mich der Klang doch sehr an die „alte“ Nano 300, von der ich erstens ja einen Test geschrieben und von der ich selbst zwei Stück besessen habe. Der Sound ist weitgehend ausgewogen und klingt irgendwo auch nach Hi-Fi, setzt sich aber gegenüber einer Heimanlage auch in größerer Entfernung noch gut durch. Scharf oder ätzend wird die Lucas Nano 305 FX dabei zu keiner Zeit.
Bedingt durch den Breitbandlautsprecher in den Satelliten ist die Hochtonwiedergabe nicht ganz so brillant wie bei Systemen mit getrennten Mittel-/Hochtönern. Auch kommen alle S-Laute etwas eigenwillig an die Ohren, allerdings niemals störend oder unangenehm.
Ich weiß nicht, ob ich mir das einbilde, aber mir kommt es so vor, als wäre der Subwoofer der 305 FX etwas straffer in der Wiedergabe abgestimmt als bei der früheren Nano-Version, den Eindruck einer gewissen Aufblähung des Bassbereichs hatte ich diesmal nicht.
Zusammenfassend lässt sich der Klang als satt, warm und leicht verhalten in den Höhen beschreiben. Die Durchsetzungsfähigkeit bleibt dabei nicht auf der Strecke und ist für so eine Klein-PA durchaus bemerkenswert.
Unterschied zum Vorgänger Lucas Nano 300
Den direkten Vorgänger hatte ich kurz nach dessen Erscheinen hier bei AMAZONA.de getestet, wer diesen Test lesen möchte, der klicke bitte HIER!
Mein größter Kritikpunkt war damals, dass es bei dem eingebauten Mixer keinen Master-Regler gab und man so gezwungen war, bei einer Erhöhung oder Verminderung der Gesamtlautstärke alle Regler einzeln nachzufahren. Das ist geändert worden, es gibt nun einen. Und eine gewisse Genugtuung kann ich mir nicht verkneifen, denn die Produktspezialisten aus dem Hause HK Audio wollten mir den fehlenden Master-Regler damals hartnäckig als „besonders einfache Bedienung der Anlage“ verkaufen und damit bissen sie beim Onkel Sigi auf bayrisch-harten Granit.
Sehr praxisgerecht ist die nun vorhandene 2-bandige Klangregelung in den Monokanälen, denn meist nervt ein zu dumpfer Wumms im Bassbereich und die Höhen vertragen manchmal eine kleine Politur. Der kleine interne Effektprozessor bringt eine Prise „Schmalz“ in Gesang und das Gitarren-Solo oder was auch immer, eine brauchbare Zugabe. Über einen Fußschalteranschluss lässt sich bei Ansagen für das Publikum der Effekt stummschalten. Schön auch die Möglichkeit, ein externes Effektgerät anstelle des eingebauten verwenden zu können. Dafür wandelt sich per Umstellung in der Effektsektion der Fußschalteranschluss zum Aux-Send und schon kann man sein Lexicon an den Lucas hängen.
In den Mischpultkanälen 1 und 2 wurde eine Phantomspeisung integriert, was nun auch den Einsatz von Kondensatormikes möglich macht.
Alle drei Monokanäle sind nun identisch aufgebaut und ermöglichen den wahlweisen Anschluss von Mikrofon, E-Gitarre/E-Bässe oder Line-Signal.
Der Stereo-Line-Eingang 4/5 ist mit einem Wahlschalter versehen, mit dem das Eingangssignal entweder linear oder aber auch mit einem leichten Low-Cut-Filter versehen werden kann, gut bei Bass-starken Signalen.
Es steht nun auch ein Bluetooth-Empfänger zur Verfügung, der im Stereokanal 5/6 angewählt werden kann. Interessanterweise kann bei Bedarf der Bluetooth-Kanal zusammen mit dem analogen Input betrieben werden.
Was taugt der interne Effekt
Öfters sind die eingebauten Effekte bei Kompakt-PAs von einer Qualität, dass man sie auch weglassen könnte. Hier macht die kleine Lucas Nano 305 FX eine erfreuliche Ausnahme, denn die Halleffekte sind alle von guter Statur. Zudem sind die verschiedenen Effektprogramme sehr unterschiedlich von Klang und Raumgröße, sodass man schon etwas damit anfangen kann. Schade ist, dass man halt rein gar keinen Parameter anpassen kann.
Was besonders aufgefallen ist
Die eingebauten EQs in den Monokanälen haben mir richtig gut gefallen, sie dünnen allzu fülligen Bassbereich effizient aus und der Höhenregler zaubert ein gewisses Britzeln, ohne scharf zu werden.
Zwar nur zwei Bänder, aber diese sind gut.
Wird in den Eingangskanälen eine Umschaltung zwischen Mic auf Line oder Instrument vorgenommen, wird automatisch eine kurzzeitige Mute-Funktion am Hauptausgang ausgelöst.
Die Bedienungsanleitung liegt in Druckform bei und ist schön geschrieben, umfangreich bebildert und erklärt weitgehend ohne Fach-Kauderwelsch alles Wichtige.
Die Bedienelemente am Mischpult sind zwar klein, aber griffig und machen insgesamt einen soliden Eindruck. Die Anlage insgesamt wirkt hochwertig und ist sehr gut verarbeitet, die Lautsprecherablage im Subwoofer-Gehäuse finde ich in ihrer Ausführung schon beinahe genial.
Wie die größeren Schwestern hat auch die Lucas Nano 305 FX eine Abschaltautomatik, die die Anlage nach ca. 4,5 Stunden abschaltet. Diese Funktion kann mit einem Schalter im Satellitenschacht auch deaktiviert werden.
Was gibt es zu meckern?
Ein Grundrauschen ist hörbar und kommt hauptsächlich vom Subwoofer. Für den Live-Betrieb ist das weitestgehend ohne Belang, da es beim ersten Saitenanschlag nicht mehr wahrnehmbar ist. Es erhöht sich auch nicht, wenn man soundmäßig mehr Gas gibt und bleibt selbst dann gleich, wenn alle Regler zugedreht sind. Es handelt sich also um das systemeigene Grundrauschen und das hätte sich Superohr Onkel Sigi durchaus noch etwas geringer vorstellen können.
Für wen ist die Lucas Nano 305 FX das Richtige
Fangen wir einmal mit denen an, wo das kleine Kernkraftwerk nicht in Frage kommt: Heavy Metal-Bands, Power-DJs und alles, wo sehr hohe Lautstärken gefordert werden.
Ideal ist die Anlage für:
Entertainer jeglicher Couleur, akustische Duos/Trios, Hauspartys, Fußballabende mit Beamer, PC-Verstärkung, Monitoring auf der Bühne. Und das alles in einer moderaten Lautstärke und bei Auftritten bis so um die 50-70 Leute im Raum. Kauft man sich eine zweite Lucas Nano 305 FX bzw. 302 dazu, wird das Ganze merklich kräftiger, aber NICHT doppelt so laut (was viele irrtümlich glauben).
Danke für deinen Bericht /Test. Wie immer gut zu lesen. Ich habe meine 2 Nano 300 immer noch. Eine steht jetzt bei mir am PC ( ich habe kein Studio ).
Die 2. nehme ich mit, wenn ein zusätzlicher Raum beschallt werden muss oder zu kleinen privaten Partys, bei denen ich selber mit feiere.
Das sich das mit dem Rauschen nicht gebessert hat ist schade.
Ich bin fast nur noch mit meiner 608i und 600 unterwegs. Mehr Leistung, kein Rauschen und nur 5Kg schwerer.
Das Zubehör für die Nanos finde ich zu teuer. Aber das kann jeder selbst entscheiden, Lösungen siehe Bild im Beitrag. Das Konzept der ganzen Hk Nano Serie, finde ich einfach genial. Die Umsetzung von Leistung, Klang, Flexibilität und Gewicht, habe ich bei keinem anderen System gefunden.