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Test: Hotone Mojo Attack, Gitarrenpreamp Pedal

Mojo Power im Doppelpack!

1. Januar 2019
Hotone Mojo Attack, Gitarrenpreamp Pedal

Hotone Mojo Attack, Gitarrenpreamp Pedal

Mehrere Pedalschaltkreise in einem – eine Formel, die durchaus aufgehen kann, wie man beispielsweise am Mooer Micro Preamp Live sehen konnte, oder völlig redundant ausfallen kann, wie beispielsweise beim Coven von Black Arts. Bestenfalls ergänzen sich die Schaltkreise und ergeben ein stimmiges Gesamtbild, im schlimmsten Fall kriegt man einfach zwei Buchsen in einer zu einem günstigeren Preis – gibt natürlich Schlimmeres. Hotone ist ein internationales Konglomerat hochgradig fähiger Tüftler, Software-Entwickler und Nerds, die hier auf AMAZONA.de zuletzt mit ihrer Binary-Reihe für Aufsehen gesorgt haben, bei der zu einem unverschämt günstigen Preis eine breite Palette aufgefahren wurde.

Worum geht es heute? Um den Mojo Attack – ein Amplifier mit zwei separaten Channels, einer basierend auf dem kleinen, aber machtvollen Nano Legacy Mojo Diamond, und ein anderer, dreckigerer Channel, der auf dem Heart Attack Circuit basiert – beide enorm preiswert, beide enorm beliebt: knapp hundert Euro teure Transistorboxen in Trafooptik, die feinsten, kalifornisch angehauchten Röhrensound produzieren. Logischer Schritt also, hier eine kleine Verschmelzung zu vollziehen. Nur, was hier bislang bei den kleinen Nano Legacies mit spärlichen Wattzahlen abgehandelt wurde, bekommt nun bis zu 75 Watt Power unterm Hintern. Aber dazu später mehr – mal schauen, ob diese doppelte Gitarrenverstärker-Power im Pedalformat sinnvoll ist und als Formel entsprechend aufgeht.

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Hotone Mojo Attack – Facts und Features

Kommen wir zum Eingemachten:  190 x 119 x 54 mm, handlich, alles andere als schwer: Die Power und die Zahlen, die hinter den Specs des Mojo Attack stehen, würden ein klobigeres Teil naheliegend machen – Pustekuchen. Gute, solide Verarbeitung insgesamt mit Gitteroptik und charmanten, aber unnötigen Trägern an der Seite. Die Oberfläche der stabil eingesetzten Potis ist rau und gut greifbar.

Hotone Mojo Attack top

Die Features des Hotone Mojo Attack sind zahlreich. Wie eingangs erwähnt, 75 Watt Leistung stehen maximal zur Verfügung, die mit Impedanzen von 4 bis 16 Ohm kompatibel sind. Abhängig von externen Cabs und Speaker ist der Hotone Mojo Attack nicht – eine erstklassige Cab-Simulation steht dem Gerät zur Verfügung. Entsteht beim Anschließen des Amps ans Mischpult jedoch die verhasste Brummschleife, kann diese mit dem Ground-Lift-Schalter eliminiert werden – alles ganz zeitgemäß also. Die Outputs belaufen sich auf einen regulären Line-Output für Interface, einer für Speaker und einen XLR-Anschluss. Was natürlich auch nicht fehlen darf: der Effektweg, der sich neben den regulären Eingang befindet. Betrieben wird das Ganze über ein 19-Volt-Netzteil, das mitgeliefert wird.

Hotone Mojo Attack front

Hotone Mojo Attack – Bedienpanel

Wie eingangs erwähnt – die zwei Hotone Modelle Mojo Diamond und Heart Attack geben sich hier die Klinke in die Hand. Mit dem mittleren Schalter kann zwischen den beiden hin- und hergeschaltet werden, doch eine gleichzeitige Verschaltung der beiden Schaltkreise ist mit dem Mojo Attack nicht möglich – ein Wermutstropfen natürlich. Wie groß oder klein dieser im Gesamtkontext ist, wird sich im Praxisteil zeigen.

Mit dem rechten Schalter lässt sich ein Clean-Volume-Boost aktivieren, der bis zu zwölf Dezibel drauflegen kann, ohne zusätzliches Gain in das Signal zu mischen. Gut zu wissen, dass darauf geachtet wurde, sind doch eine Vielzahl der eingebauten Volume-Boosts vor allem dadurch vermiest, dass sie das Signal ab der sechs/sieben Dezibel-Grenze ungewollt anzerren oder verwaschen. Inwiefern das hier nicht der Fall ist, wird im Praxisteil nachvollzogen.

Gibt es ansonsten eine Effektklasse, die der Hotone Mojo Attack mitbringt? Ja und zwar einen für viele Amps inzwischen typischen, integrierten Reverb, dessen Decay und Mix mit einem einzelnen Poti eingestellt werden kann. Reicht das für eine Bandbreite an Sounds? Das kommt natürlich auf die Regler an.

Im Grunde wurden die Bedienpanels der Nanos direkt übernommen. Die Einstellungen sind für beide Modelle also gleich und belaufen sich auf die folgenden typischen Amp-Parameter:

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  • Bass – ermöglicht eine Anhebung/Einstellung der Mitten, was speziell beim Mesa Boogie inspiriertem Heart Attack für einen ordentlichen Schub sorgen kann
  • Middle – erklärt sich von selbst: Die Einstellung der Mitten verläuft über dieses Poti und kann vor allem dem Tweed-Charakter des Mojo Diamond zugutekommen.
  • Treble – ist für die Höhen zuständig und kann beim Mojo Diamond, vor allem mit einer vernünftigen Stratocaster, ein echtes „Fender-Feeling“ rauskitzeln
  • Gain – die Zerre. Vor allem beim Heart Attack von Interesse, der hierüber ein regelrechtes Metal-Brett hervorbringen kann.
  • Volume – lässt einen die Lautstärke des jeweiligen Channels einstellen

Links befindet sich der Regler für den erwähnten Reverb, rechts der für den erwähnten Boost. Insgesamt also ein Amp-typisches Gesamtpaket, das alle wichtigen Merkmale abdeckt. Spielereien in Sachen Modulation sucht man beim Hotone Mojo Attack vergeblich, ebenso fällt es wahrscheinlich wie gesagt ins Gewicht, dass man die Schaltkreise nicht als Signalkette verwenden kann. Insofern schade, dass sich die Liebhaber der kleinen Hotone Nanos die guten Teile vor allem auch deshalb aufs Effektboard holen, um sie eben als Signalkette zu verschalten. Trotzdem ist es aber auch so, dass sowohl der Heart Attack als auch der Mojo Diamond sehr eigenen, distinktiven Charakter besitzen und diese nebeneinander auf ergänzende Weise ein großartiges Team abgeben. Es hat schon einen Grund, weshalb Hotone ausgerechnet die beiden in ein einziges Format steckte. Der springende Punkt wird hierbei zweifelsohne die Praxis sein – wie gut transportieren die Schaltkreise den kalifornischen Tweed und punkiges Brett?

Hotone Mojo Attack – in der Praxis

Gleich zu Beginn sollte erwähnt werden, dass ein XLR-Kabel samt Mischpult und P.A. für den Test des Hotone Mojo Attack nicht vorlag. Um die Signalqualität möglichst in Reinform einschätzen zu können, wird für den Test ausschließlich der Line-Eingang verwendet.

Mojo Diamond

Der von Fender inspirierte Mojo Diamond soll ein gewisses „Tweed-Gefühl“ transportieren und eignet sich aber vor allem eben für cleane, ebene Passagen. Mit Singlecoil, ordentlichem Hall, beiden Tonabnehmern und Einstellungen großteils rund um 12 Uhr hört sich das wie folgt an:

Cab-Simulation ist hierbei noch nicht eingeschaltet. Das folgt beim nächsten Klangbeispiel, wo diesmal nur der Steg-Pickup aktiviert ist, Reverb ein bisschen zurückgefahren wurde und die Bässe hervorgehoben wurden. Beim zweiten Beispiel wurden der Gain ein bisschen hochgefahren, die Bässe zurückgenommen, sowie der Hals-Pickup verwendet.

Man merkt also sofort – auf diesem engen „Raum“ befindet sich mithilfe der Cab-Simulation und wirkungsvollen Potis die Möglichkeit, ein breites Feld abzudecken. Auch klingt hier nichts blechern – wie auch schon bei den Nanos zeichnet sich der Sound durch eine warme Fülle aus, Transistortechnik zum Trotz.

Der Volume-Boost ist natürlich hier von Interesse – inwieweit verunstaltet er die Klangqualität oder verschiebt das Frequenzbild ungewollt? Im besten Falle werden Bässe, Mitten und Höhen alle gleichmäßig angeschoben, ohne dass etwas hier verloren geht und ohne dass das Signal unnötig verzerrt.

Eh voilà – so muss ein Volume-Boost klingen: sauber und transparent – sehr schön!

Wenn man ein gewisses Tweed-Gefühl per Anschlag mit dem Hotone Mojo Attack erzeugen will, ist dies ebenfalls kein Problem. Auch hier wieder ganz Strat-typisch mit Singlecoil, wieder mit vermehrt Hall und angezogenem Gain lässt sich auch dieses Klangbild erzeugen.

Zwischenfazit: Der Mojo Diamond ist für seine 100,- Euro, für die er erworben werden kann, sowieso schon unverschämt leistungs- und ausdrucksstark. Mit Volume-Boost und dem angenehmen Plate-Reverb im Mojo Attack findet er eine würdige Ergänzung.

Heart Attack

Kommen wir nun zum Ungestümen der zwei Mojo-Brüder: Der Heart Attack ist vor allem durch seinen satten, gainigen Sound im modernen kalifornischen Klanggefühl zu Hause und zeigt auf Anhieb ordentlich Biss. Bei sämtlichen Klangbeispielen ist die Cab-Simulation aktiviert. Wer hier aber transparenten Sound erwartet, wird enttäuscht sein: Das moderne California-Klangbild ist vor allem im Punk verortet.

Entsprechend formidabel eignet sich der Mojo Attack hierfür: Mit Singlecoil Hals-Pickup, ordentlich Verzerrung und einem Schuss Plate-Reverb lässt sich das Punkfeeling mühelos erzeugen.

Haut man den Bridge-Pickup an und versucht sich an schwereren Klängen im Stil von Melvins und Doom, zeigt der Hotone Mojo Attack, dass er alleinstehend vor allem mithilfe der Cab-Simulation ein ordentliches Brett abliefern kann:

Rauschen tut’s nicht wirklich – und wenn, dann entsprechend, weil der Hall das Signal ein wenig aufbläht. Aber insgesamt auch im Heart Attack eine angenehm rauschfreie Angelegenheit. Kritiker warfen dem Heart Attack vor, zu dumpf zu sein. Daran hat sich auch mit dem Schaltkreis innerhalb des Mojo Attacks nichts geändert. Zu guter Letzt kombinieren wir die Cab-Simulation mit hohem Treble, ordentlich Gain und wenig Reverb – ein bisschen Standard-Hardrock also, ein Klangbild, dem der Hotone ebenfalls gerecht wird.

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Fazit

Hersteller von Boutique-Pedalen kommen kaum zur Ruhe, bombardieren uns mit 400,- Euro teuren Phasern oder 350,- Euro teuren Hallprozessoren – da ist es erfreulich, wenn ein Unternehmen daherkommt und der Zauberformel „Viel Gutes für wenig Geld“ neues Leben einhaucht. Zugegeben: Man muss das kalifornische Klangbild gezielt suchen, ansonsten stößt man sich vor allem am Heart Attack, der nicht immer transparent, aber stets authentisch im Klang rüberkommt. Die tolle Cab-Simulation, der ansprechende Reverb und die (bis auf MIDI) lückenlose Fülle an Features sorgen dafür, dass diese zwei kleinen Biester in einem zeitgemäßen Gehäuse eine absolut großartige Idee seitens Hotone war. Zwar ist keine Parallelschaltung oder Signalkette möglich, aber für Puristen, die sich in den jeweiligen Genres bewegen, ist der Hotone Mojo Attack eine formidable Angelegenheit, die ein breites Spektrum an Sounds abdeckt!

Plus

  • authentisches California Punk-/Tweed-Feeling
  • sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • tolle Cab-Simulationen
  • lückenlose Fülle an Features

Minus

  • keine Signalkette möglich
  • ohne Cab-Simulation sehr trockener, teilweise matschiger Sound

Preis

  • Ladenpreis: 219.- Euro
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