Mobiler Mikro-Preamp mit Batteriepower
Anfang 2014 hatten wir hier unseren ersten Testbericht zu einem der Kleinst-Interfaces des italienischen Herstellers IK Multimedia. Damals hatte mein Kollege Axel Ritt sich mit dem iRig Pro beschäftigt, zu einer Zeit, als die iRig-Interface Produktpalette noch überschaubar war. Inzwischen hat sich da eine Menge getan – inzwischen gibt es iRig Pro Duo, iRig Pro Duo I/O, iRig 2, iRig HD 2, iRig Pre, iRig Pre HD, iRig Pre 2 … da schaut kaum noch jemand auf Anhieb durch.
Heute im Test jedenfalls habe ich den neuesten Vertreter der Pre-Serie, in der es um Mikrofon-Vorverstärker für Mobilgeräte geht. 2012 gab es mit dem Pre die „Pre-miere“ (nur für iOS-Geräte geeignet, mit TRRS-Anschluss), fünf Jahre später kam das Pre-HD (mit 24/96er Auflösung, auch für Computer geeignet, mit USB-Anschluss – hier unser Test dazu. Beide Geräte sind auch heute noch erhältlich. Und nun also das Pre 2, dem Namen nach die Fortsetzung der Ur-Version. Was macht das iRig Pre 2 also besser als der Vorgänger, was ist anders?
Vorab ein paar Überlegungen
Wenn ich ein neues Testmuster bekomme, habe ich auch immer die Frage im Kopf: Wäre das auch was für mich? Würde mir dieses Gerät meinen Fuhrpark sinnvoll ergänzen oder mir bei meiner Arbeit helfen? So auch hier. Nun ist das iRig Pre 2 ein Interface, um ein hochwertiges Mikrofon mit einem Mobilgerät zu verbinden. Oder zumindest eines mit einem XLR-Anschluss und möglicherweise auch +48 V Phantomspeisung. Die Frage, die sich mir dabei stellt: Warum sollte ich das machen wollen? Ja, werdet ihr nun vielleicht entgegnen – ist doch praktisch, wenn man unterwegs mal was in besserer Qualität aufnehmen möchte, als das mit dem Smartphone-Mikro möglich ist. Nun, wenn ich unterwegs etwas spontan aufnehmen möchte, habe ich mit Sicherheit kein Kondensatormikro dabei; da ist es schon wahrscheinlicher, dass ich meinen kleinen Zoom H2 in der Tasche habe – der leichter zu transportieren ist als Mikro+Interface, besser zu bedienen als das Smartphone+Mikro und wohl auch bessere Ergebnisse liefert.
Und wenn ich eine Außenaufnahme plane – oder in meinem Job als Radiojournalist zu einem Interview fahre – dann nehme ich aus denselben Gründen einen mobilen Recorder mit, plus eventuell ein zusätzliches Mikrofon.
Das Zoom H1n, mit dem sich qualitativ durchaus brauchbare Aufnahmen machen lassen, gibt es bereits für 86,- Euro. Damit ist es gerade mal 27,- Euro teurer als das iRig Pre 2. So bleibt als einziges echtes Einsatzgebiet in meinen Augen eigentlich das iRig Pre 2 in Verbindung mit einer DSLR-Kamera, um den Kameraton zu verbessern; hier stellen sich dann auch die Befestigungs-/Handlingprobleme (dazu gleich noch mehr) nicht so gravierend dar.
Aber vielleicht ist mein Blick (als langjähriger Radiojournalist) auch zu einseitig und eng. Wie gesagt: Nur gerade ein paar Gedanken, die mir dazu durch den Kopf gingen – und die natürlich am Ende nicht in die Bewertung einfließen werden.
Was bietet das IK Multimedia iRig Pre 2?
So, nach der (ungewohnten) längeren Vorrede packen wir das iRig Pre 2 endlich mal aus. Dass auf der gewohnt rotweißen Verpackung auch ein Mikrofon zu sehen ist, sollte nicht weiter verwirren – sie enthält natürlich nur das Interface. Dazu dann noch einen Klettbandstreifen zur eventuellen Befestigung wo auch immer plus zwei kleine Pappkärtchen: Die eine verweist auf den Fundort des (englischsprachigen PDF-) Manuals im Netz, die andere fordert zur Registrierung und zum Download der dazugehörigen Apps auf, die da sind: iRig Recorder LE, VocaLive CS for iPhone sowie VocaLive CS for iPad (alle iOS) und iRig Recorder 3 für Android; die gibt es aber auch so. Und schließlich sind der Packung auch noch zwei AA-Batterien beigelegt worden.
Wie viele Geräte von IK Multimedia ist auch das iRig Pre 2 mit seinen schmalen Abmessungen von 40 x 110 x 34 mm und einem Gewicht von gerade einmal 75 g (ohne Batterien) ein echter „Mitnahmeartikel“, der sich auch in der Hosentasche transportieren lässt. Das Gehäuse besteht aus mattschwarz lackiertem Kunststoff mit dezent gummierter Oberfläche – liegt gut in der Hand.
Am oberen Ende ist das 40 cm lange Ausgangskabel mit einem 4-poligen TRRS-Stecker fest am Gehäuse montiert. Das hat einerseits den Vorteil, dass man das benötigte Kabel garantiert nie zu Hause liegen lässt, aber eben auch den Nachteil, dass – sollten der Stecker oder das Kabel beschädigt werden, was gerade bei Geräten im unteren Preisbereich ja durchaus mal passieren kann – das komplette Gerät hinüber ist; es sei denn, man möchte dann basteln und löten. Hinzu kommt, dass immer mehr Hersteller von Smartphones bei einigen bzw. inzwischen allen ihrer Modelle auf die klassische Kopfhörerbuchse verzichten (wie Apple, Samsung, Huawei, HTC, Sony oder Google) und stattdessen auf USB-Typ-C oder Lightning-Anschlüsse setzen. Wer ein derartiges Smartphone sein Eigen nennt, muss sich einen passenden Adapter besorgen (zum Beispiel TRRS-Buchse auf USB C, kostet etwa 8,- Euro)
Auf der gegenüberliegenden Seite (also unten) die XLR-Buchse – leider ohne Verriegelung, was bei einem mobilen Interface, das ja Bewegungen ausgesetzt ist, definitiv eine schlechte Idee ist. Auch wenn das iRig Pre 2 preislich eher im Lowcost-Bereich angesiedelt ist, so wäre das doch wohl auch noch drin gewesen. Auf der linken Seite ein Schiebeschalter für Off/On/48 V (beim Vorgänger iRig Pre war der noch oben auf dem Gehäuse), der deutlich genug in der jeweiligen Position einrastet, so dass man den wohl nicht aus Versehen betätigt. Trotzdem wäre ein Extra-Schalter für die 48 V vielleicht doch die bessere Lösung gewesen; schaut man beim Ausschalten mal nicht hin und schiebt den Schalter in die verkehrte Richtung, so schickt man 48 V drauf, statt das iRig abzuschalten – was nicht jedem Mikro unbedingt gut tut. Die Position des Schalters wird auf der Oberfläche durch eine grüne (on) bzw. rote LED (48 V) gut sichtbar angezeigt. Daneben befindet sich ein kleiner Drehregler für die Gain-Einstellung des Mikros, gut beschriftet und flach genug, um da nicht ungewollt daran herumzuspielen. Rechts schließlich der Schalter für das neue Feature „Direct Monitoring“ und der früher noch fehlende Drehregler für die Kopfhörerlautstärke.
Auf der Unterseite dann noch das Batteriefach für zwei AA-Batterien, die nicht optional, sondern für den Betrieb notwendig sind – und auch die einzige Möglichkeit darstellen, das Interface mit Strom zu versorgen. Warum das iRig Pre 2 nun nicht stattdessen zeitgemäßer einen Akku samt USB-Buchse für die Bereitstellung der benötigten Energie hat, wissen die Entwickler allein; besonders umweltfreundlich ist das außerdem auch nicht.
Wie lässt sich das iRig Pre 2 bedienen?
Im Batteriefachdeckel befinden sich zwei Schlitze, durch die man den beiliegenden Velcostrip (aka Klettband) fädelt- angeblich um das iRig Pre 2 am Mikro/Kamera-Stativ zu befestigen. Für Filmer mit DSLR-Kamera ist das kein Problem: Hier steckt zum einen das Zusatz-Mikrofon meist oben fest auf der Kamera, während man das iRig dann entweder an der Handschlaufe oder am Stativ befestigen kann; so hat man die Hände frei für die Arbeit an der Kamera.
Reporter dagegen zum Beispiel – die im mobilen Außeneinsatz unterwegs sind – haben dann aber das Mikro, das Smartphone und das iRig Pre 2, die alle auch mit den jeweiligen Kabeln verbunden sind, in den Händen. Und müssen dabei auch noch am iRig und am Smartphone einstellen/pegeln. Aufgrund des kurzen Kabels zwischen iRig und Smartphone – das sich ja auch nicht auswechseln lässt – kann man dabei das Smartphone auch nicht einfach mal in die Tasche stecken. Hier wäre eine Art Handschlaufe am iRig oder eine Clipbefestigung plus ein längeres Kabel sicherlich eine gute Idee, um der Sache einigermaßen Herr zu werden. Es sei denn, man drückt dem Gesprächspartner dann das Mikro in die Hand (in der Hoffnung, dass er da stets in der richtigen Distanz dazu bleibt).
Beim stationären Einsatz gibt es da natürlich keine derartigen Schwierigkeiten – etwa bei Audioaufnahmen mit Gitarre und Gesang, mit einem Mikro und dem iRig Pre 2 auf einem Stativ.
Das IK Mulimedia iRig Pre 2 im Praxistest
Ok, dann schauen wir mal, was der kleine PreAmp denn technisch so drauf hat. Natürlich darf man da jetzt keine Wunderdinge erwarten, was den Sound betrifft, außerdem liegt die Gain Range des iRig Pre 2 lediglich bei 48 dB (Aufnahmen vom Singen der Waldvögel am frühen Morgen in 100 m Entfernung ist da nicht unbedingt eine Spezialität des kleinen Preamps, auch sollte man das Mikrofon dementsprechend wählen), aber deutlich besser als das integrierte Smartphone-Mikro sollte es dann schon werden. Zum Test lade ich mir die von IK Multimedia kostenlos angebotene App „iRig Recorder 3“ auf mein Samsung A8 – das ist zwar schon etwas älter und wahrhaftig kein Tablet-großes Spitzenmodell, hat aber immerhin noch eine Kopfhörerbuchse. Das iRig Pre 2 also am Smartphone angeschlossen, mein Rode Broadcaster und der AKG 501 Kopfhörer an das iRig und los geht’s. Die Pegeleinstellung des iRig Pre 2 wird nicht von der Software übernommen; da muss man dann sowohl in der App als auch am iRig pegeln, um zur gewünschten Lautstärke zu gelangen – etwas gewöhnungsbedürftig; Der Pegelsteller der App fungiert dabei als eine Art (ein wenig unkontrollierter) Limiter. Aber das nur nebenbei.
Für den Soundtest habe ich wieder mal zwei Sätze aus einer unserer News eingelesen. Starten wir mal mit einer Aufnahme, die ich mit dem Samsung A8 ohne das iRig Pre 2 gemacht habe – so klingt das Smartphone-Mikro:
Der typische mittige und blecherne Handysound, den wir schon seit Jahren kennen. Während Kamera und zum Teil auch die Lautsprecher eines Smartphones im Lauf der Zeit besser geworden sind, ist das Mikro immer noch das technische Stiefkind.
Ein weiterer Vergleich: Denselben Satz direkt mit dem Rode Broadcaster an einem Mackie 802 VLZ (mit Onyx Preamps) und weiter an ein MOTU M4 – Interface – eins meiner üblicherweise eingesetzten Setups.
So, nachdem wir nun die beiden qualitativen Eckpunkte gesetzt haben, nun endlich auch das IK Multimedia iRig Pre 2. Das dann auch tatsächlich meilenweit vor dem originären Handysound landet, und gar nicht mal so weit entfernt ist vom Broadcaster-Mackie-MOTU-Setup.
Ein klein wenig mittiger, mit etwas weniger Bauch, aber durchaus brauchbar; der Rauschanteil ist gering, die Stimme klingt transparent. Mit etwas Nachbereitung wäre das sogar schon sendereif – gut gemacht.
Natürlich habe ich das dann auch direkt mit meinem iPad Air ausprobiert (ein etwas älteres Modell, aufgezeichnet mit der App Voice Record). Ohne iRig Pre 2 klingt das eingebaute Mikrofon des Apple Tablets so:
Also noch eine Spur schlechter, dünner und blecherner als das des Samsung A8; vielleicht ist das ja mit den neueren Air-Modellen besser geworden. Auch beim Einsatz zusammen mit dem iRig Pre 2 weist die Aufnahme etwas weniger Fülle als mit dem A8 auf, ist aber immer noch deutlich besser als ohne das iRig.
Mit ein klein wenig EQ-Nachbearbeitung sind wir dann auch in der „A8-Liga“.
Was wohl auch bedeutet, dass sich die Ergebnisse mit dem iRig Pre 2 je nach Audio-Technik der verwendeten Endgeräte etwas unterscheiden können. Mangels DSLR-Kamera konnte ich das iRig Pre 2 nicht in diesem Bereich testen.
Der Kopfhörerausgang mit dem neuen Direct-Monitoring liefert ausreichend Power ab, ohne dass ich den kleinen Drehregler nun gleich bis zum Anschlag aufdrehen muss; und das selbst an meinem schon etwas hochohmigeren AKG, der eigentlich recht pegelhungrig ist. Heißt unter dem Strich: Praxistest bestanden.
mir ist der zweck dieses adapters auch nicht ganz einleuchtend. wenn man unbedingt sein studio-mikrofon mit auf den dreh nehmen möchte, okay. aber wozu? es gibt mittlerweile jede menge gute mikrofone, die man direkt an günstige kameras oder iOS-geräte anschließen kann., ohne sperrige box dazwischen. und wer macht location sound mit einem studiomikro? da sind meist andere qualitäten gefragt, nämlich handlichkeit und robustheit.
Ein alter Hut! Schon seit Jahren gibt es das etwas kleinere
»Saramonic Smartrig+« mit zwei regelbaren Combo-XLR-Eingängen, Phantompower weiteren Anschlüssen sowie Kopfhöreranschluss mit wahlweise Mono/Stereo-Betrieb und mit 130gr sehr leicht. Für Videofilmer die gerne in Stereo aufnehmen eindeutig die bessere Wahl.
Das Verpackungsbild mit dem Kondensator suggeriert vielleicht im ersten Moment ein Szenario, für das es möglicherweise besser Lösungen gibt, zumal es sich ja nicht um ein Audio-Interface handelt.
Aber der Anwendungsbereich ist doch völlig klar, was auch auf dem ersten Foto zu sehen ist: In dem Moment, wo ich mich verbessern möchte und nicht mehr auf ein Klinkenmikrofone von Rode & Co. setzen möchte, nehme ich ein Richtmikrofon mit XLR. Dafür brauche ich i.d.R. +48 V.
Da gibt es zwar mittlerweile auch Modelle, die einen festverbauten Akku haben, aber älteren Mics hilft das nicht.
Irritierend finde ich im Schlussfazit die negative Bemerkung, dass kein Akku verbaut ist. Das ist doch ganz klar ein Pluspunkt und sollte doch als Pro-Argument gelistet werden. Bei Smartphones ärgern wir uns doch schon seit Jahren, dass Akkus nicht mehr wechselbar sondern fest verbaut und verklebt sind. Stichwort geplante Obsoleszenz. Es hindert ja auch niemand einen daran, statt normaler Batterien Akkus zu verwenden. Oder reicht da die Power nicht?
Diskutabel ist sicherlich, dass kein Betrieb über einen USB-Anschluss und damit stationär zu Hause am Rechner oder unterwegs mit Powerbank möglich ist. Andererseits ist es aber auch kein Audio-Interface.
Für mich wäre es nichts da nicht flexibel genug (+ festverbautes Kabel = NoGo), aber es findet sicherlich seine Abnehmenden.