Die fruchtige Erfrischung für unterwegs
Image Line FL Studio Mobile 3
von Image Line
14,99 Euro, iOS-App-Store
Fruity Loops, geliebt, belächelt und seit mittlerweile über 20 Jahren (V1.0 vom 8. Dezember 1997) eine Instanz. Das spricht für die Nehmerqualitäten der DAW und von Image Line. Mitverantwortlich für die Langlebigkeit dürfte auch die „Alle Updates sind kostenlos für immer‟-Politik von Image Line sein.
War bisher Image Line FL Studio (V1-2) für iOS noch eher unaufgeregt, um es freundlich auszudrücken, schlagen Image Line mit FL Studio Mobile Version 3, das im übrigen auch ein kostenloses Update war, im Einklang mit Version 12.4 der Desktop Software ein ganz neues Kapitel auf. Ab jetzt greifen die beiden Versionen auf die gleiche Code-Base zurück. Die native Version 20 von FL Studio für macOS erschien im Juni dieses Jahres und kann von allen bisherigen Lizenzinhabern der Windows-Version genutzt werden. Einen Test zur Mac-Version von Image Line FL Studio werden wir in Kürze nachliefern.
Die iOS Version von Image Line FL Studio ist deutlich schlanker ist. Das verwundert aber nicht, wenn man die umfassenden Möglichkeiten der Desktop-Version betrachtet. Trotzdem haben es Image Line geschafft eine Projektkompatibilität in beide Richtungen zu etablieren und zwar mit einem sehr intelligenten Trick: die Mobile Version steht als Plug-in in der Desktop-DAW zur Verfügung. Wie das genau vonstatten geht sehen wir später noch.
Image Line FL Studio Mobile ist ein Hybrid. Einerseits verhält es sich prinzipiell wie eine lineare DAW, auf der anderen Seite können bisher nur MIDI-Spuren und Audiospuren verwendet werden. Das Einbinden von IAA-fähigen Apps wurde inzwischen nachgereicht. Zusammen mit den zusätzlichen IAP-Käufen für Instrumente und den Sample-Packs hat „FLSM“ starke Merkmale eines geschlossenen Grooveboxen-Systems.
Audiospuren, MIDI-Spuren und Regions und Automations-Spuren bilden die Playlist-Hauptansicht (Time-Line-Arranger) von Image Line FL Studio Mobile . Wer schon mit einer DAW gearbeitet hat, für den ist das nichts neues. Die anderen Fenster können über die Touch-Icons an den Bildschirmrändern geöffnet werden.
In der Ecke rechts oben wird die Verwaltung des Apps geöffnet. In der Mitte rechts ist der „Plug-In‟-Kanalzug für den ausgewählten Track, unten die Klaviatur und das Icon für die große Mixer-Ansicht (unten links). Durch ein Tippen sich auch durch ein Tippen auf eines der farbigen Track-Icons am linken Bildschirmrand, wird eine Mini-Ansicht des Mixers öffnen lässt. Hier werden auch z.B. MIDI-Parameterbewegungen angezeigt. Oben ist die Timeline mit den Loop-Markern und dem Playhead, der bei „Halten‟ auch den Track in Aufnahmebereitschaft versetzt.
Durch „Doppeltippen‟ auf die Audio- und MIDI-Clips, sowie der Automationsspuren können diese in der Editoransicht von Image Line FL Studio bearbeitet werden. Für Audiospuren stehen derzeit nur die Automationsparameter Lautstärke, Panorama und Tonhöhe zur Verfügung. Wobei die „Pitch‟-Automation nur die Abspielgeschwindigkeit ohne eine zeitliche Korrektur verändert.
Bei MIDI-Clips kann jeder Parameter der internen Plug-ins automatisiert werden. Dazu muss einfach der Parameter angewählt und dann auf CTRL – „Add Automatione Track „in der Transportleiste getippt werden. Oder es wird einfach der Rec-Taster gedrückt und der Parameter bewegt. Dann wird automatisch eine neue Automationsspur für diesen Parameter angelegt.
Die Automations- oder MIDI-Controller-Spur lässt sich in Image Line FL Studio Mobile auch nachträglich bearbeiten und wie jeder andere Clip kopieren. Bei einfachem Antippen erscheinen an den Clip-Enden zwei Griffpunkte, mit denen der Clip verlängert oder verkürzt werden kann. Dabei wird er Clip-Inhalt entsprechen hintereinander kopiert. Durch Halten und Ziehen wird der Clip verschoben.
Das superschnelle Zwei-Finger-Zoom, mit der die Ansicht in alle Richtungen angepasst werden ist dabei von großer Hilfe.
Damit wäre die Bedienung von Image Line FL Studio Mobile eigentlich erklärt. Für den Anschluss an die Außenwelt kann FL Mobile in Audiobus entweder als Ausgang (Klangerzeuger) oder Eingang (Aufnahme) instanziiert werden. Außerdem können MIDI und Audiospuren importiert und exportiert werden. Als Audioformate sind 16, 24 und 32 Bit integer oder float .Wav-Dateien oder MP3s erlaubt. Die Dateien können per iTunes-Filesharing oder über Wi-Fi mit der Desktop-Version ausgetauscht werden.
Hier ist nun der Punkt, bei dem das Image Line FL Studio Mobile Plug-in in Spielt kommt.
Benötigt wird dafür eine Lizenz für FL Studio. Ab Version 12.4 wird das FL Mobile Plug-in angeboten. In der 650MB großen Installationsdatei von FL Studio Desktop wird zwar eine Version von FL-Mobile mitgeliefert. Es ist immer darauf zu achten, dass stets die dieselbe Version des Plug-ins verwendet wird, wie die auf dem iPad. Ansonsten funktioniert das ganze nicht.
Solange Image Line FL Studio Plug-in und App im selben Wi-Fi-Netz angemeldet sin, finden sich die beiden sofort. Der erste Datenabgleich kann etwas dauern, da die App wesentlich mehr Inhalt mitbringt als das Plug-in. Danach können Projekte und Daten ausgetauscht werden. Dafür sollte man sich einen Alias-Link in das FL-Mobile-Unterverzeichnis erstellen, um das Ablegen von Audio und MIDI-Daten zu erleichtern.
Anschließend können die Projekte und Daten zwischen den Versionen bequem ausgetauscht werden.
Der genaue Vorgang und alle wichtigen Informationen sind im Online-Handbuch, das von der App wie auch von der Image Line Homepage aus erreichbar ist.
Image Line FL Studio für Desktops schon eine sehr mächtige DAW für sich, auf deren Funktionsumfang hier nicht mal ansatzweise auf den eingegangen werden kann, aber was die Synergie zwischen FL Mobile App und Plug-in noch obendrauf setzt ist einfach als „wegweisend‟ zu bezeichnen. Alle anderen Lösungen, bis vielleicht auf SunVox oder Gadget (und wohl das kommende Beatmaker für Mac), funktionieren lediglich in eine Richtung.
Der größte derzeitige Kritikpunkt ist die Festlegung von Image Line FL Studio Mobile auf einen 4/4 Takt und es lässt sich keine anderes Taktmaß festlegen. Eine Behebung dieses Zustands ist zwar auf der To-do-Liste von Image Line und wird aber erst in einem zukünftigen Update über kurz oder lang behoben.
Der zweite Kritikpunkt wurde durch die Möglichkeit der Einbindung von IAA-fähigen Apps von Drittanbietern weitgehend behoben, auch wenn AUv3 die Zukunft sind. Damit lässt sich schon mehr anstellen als nur Skizzen. Bei die Übernahme des Projekts in die Desktop-Version, werden die iOS-Apps natürlich nicht übernommen. Die Daten der IAA-Apps müssen also entweder als Audiodaten aufgenommen werden oder es muss auf die MIDI-Daten zurückgegriffen werden. Da es inzwischen etliche Plug-ins gibt, die sowohl auf iOS wie für Desktop verfügbar sind, könnte man so elegant unterwegs komponieren und dann im Studio weiter daran arbeiten.
IAA Instrumente in FL Studio auswählen – „Neuer Effekt“
Allerdings scheint es unter iOS 11.4 einen Bug zu geben, der bei der Instanziierung von IAA-Apps FL Studio zum Absturz bringt. Unter 10.3.3. lief das ganze reibungslos.