Bye-bye Kabine, hier kommt Isovox 2
Wer in einem akustisch nicht definierten Raum trockene Sprachaufnahmen erstellen will oder einfach des Nachts in der Mietwohnung gerne laut singt, wird mit einem Reflexionsfilter nicht weit kommen und auch die Nachbarn nicht beglücken. Die Isovox Mobile Vocal Booth V2 ist hingegen eine mobile Gesangs-, Übungs- und Sprecherkabine, die den Raum abschirmt und einen selbst vor klopfenden Nachbarn bewahrt. Ich nutze die erste Version der Isovox schon einige Jahre, nun aber ist es Zeit für ein Upgrade. Ob sich dieses lohnt und was alles verbessert wurde, lesen Sie in diesem Test. Als Lektüre empfehle ich meinen durchaus euphorischen Test der ersten ISOVOX, wobei sich an meiner Grundhaltung nach drei Jahren nichts geändert hat.
Isovox Mobile Vocal Booth V2 – Überblick
Das Prinzip der Isovox 2 ist eine rundum abschirmende und tragbare Kabine, die von einem gewöhnlichen 35 mm Flansch eines Boxenständers gehalten wird. Dadurch kann man sie faktisch überall einsetzen, mehr als einen Quadratmeter Stellplatz benötigt sie nicht. Im Gegensatz zum Vorgänger kann man die Isovox 2 zerlegen und in den Schrank räumen, eine optionale Tragetasche ist verfügbar und ein Rollkoffer derzeit in Entwicklung. Mit 11 kg ist sie zwar nicht leichter als die Vorgängerin, dafür aber mit 80 cm Länge, 49 cm Breite und 48 cm Höhe etwas größer.
Die erste Isovox ist, wie im Bild links zu sehen, eher unkonventionell gefertigt und hat damals auch polarisierende Kommentare ausgelöst. Man könne sie in dieser Form deutlich günstiger selbst bauen hieß es, doch ist niemand mein Angebot eingegangen, die Isovox gegen eine gleichermaßen gute Selbstbaukabine einzutauschen.
Ganz unbegründet war die Kritik jedoch nicht, denn besonders am Rand wirkt der Akustikschaum etwas abgeschnitten, das rückseitige Kissen mit ständig rutschendem Füllmaterial hätte man auch etwas anders gestalten können. Während die Isovox 2 durch stabile Reißverschlüsse und Klettbänder in Form gehalten wird, wurden die Kunststoffteile der ersten Version verschraubt. Gefühlt wirkt die neue Kabine schlanker, gemessen sind es allerdings weiterhin rund 5 cm Wandstärke. Bei der Isovox 2 ist das Obermaterial weich und der Akustikschaum wurde vernäht. Nach hinten isoliert ein dickes Kissen, das man im Gegensatz zum Vorgänger entnehmen kann. Auch die neue Version ist aus akustischen Gründen nicht quadratisch geformt und durch die breitere Konstruktion hat man im Innern auch mehr Platz.
Das Prinzip ist also geblieben, doch in Teilen verbessert worden. „360 xyz Pro-Akustik“ nennt der Hersteller das patentierte System, der RCD-Schild schützt das Mikrofon zudem vor Rumpeln und anderen niederfrequenten Einflüssen. Weil der schwedische Entwickler Philip Olsson zunächst nur an Gesangsübungen dachte, war ursprünglich der Abstand zum Mikrofonhalter mit rund 20 cm vermutlich etwas knapp bemessen, diesen hat man nun um rund 5 cm erweitert. Während die Höhe des Mikrofonhalters mit 5/8-Zoll-Gewinde zuvor nicht verändert werden konnte, ist dies bei der Isovox 2 nun möglich. Dazu schraubt sich das Rohr unten aus der Bodenplatte heraus und wird mit einer Kontermutter fixiert. Neu ist auch der Durchlass für das Mikrofonkabel, der ruhig noch etwas weiter nach vorne hätte reichen können. Die rückseitige Klappe besteht aus demselben Material wie der Rest der Kabine.
Isovox Mobile Vocal Booth V2 – Ausgepackt
Deutlich schlanker als zuvor zeigt sich der Karton, der in der Grundfläche kaum größer als die Isovox 2 ist. Alle Teile werden sorgfältig je in einem Tuch verpackt und sind gut vor Beschädigungen geschützt, die Anleitung hilft beim Zusammenbau.
Alternativ ist auch ein Set mit Boxenständer erhältlich, in meinem Fall liegt das leichte Aluminiumstativ Gravity SP 5211 B im Wert von rund 40,- Euro bei. Zuvor hatte ich auf Empfehlung den stabilen Hochständer K&M 214/6 verwendet, dessen Stellfüße allerdings für die eckennahe Aufstellung etwas ausladend sind. Sehr gut eignet sich das Rundsockelstativ Millenium BS 2015. Das ist zwar nicht so transportabel, dafür stufenlos einstellbar und ausreichend stabil, damit ist auch eine schnelle Höhenanpassung möglich.
Geliefert wird die Isovox 2 außerdem mit der von der ersten Version bekannten Mikrofonklemme, Flex-on mount 2, die ziemlich biegsam ist und direkt auf das Rohr gehängt wird. Sie passt an nahezu jedes Studiomikrofon, wobei ich diese eher als Beigabe sehe, denn eine Spinne entkoppelt etwas besser. Für sehr massive Spinnen und Mikrofone, die endfire besprochen werden, reicht der Platz mitunter nicht aus.
Ebenfalls dabei ist die Osram Ledstixx, eine batteriebetriebene LED-Leuchte, die als Innenbeleuchtung dient. Lag diese bei der ersten Version noch locker auf zwei Haltern auf, schiebt man sie nun durch zwei Schlaufen. Das verhindert, dass die Leuchte unversehens herausfällt. Die Ledstixx kommt inklusive Halterung und Batterien, so dass man sie notfalls auch anders einsetzen kann.
Die Montage gelingt recht einfach, im Wesentlichen besteht die Box aus fünf Einzelteilen. Grundplatte und zwei Seitenteile sowie Oberteil mit Frontseite und rückseitiger Klappe. Weiterhin werden das Kissen zur Dämmung und die Platte mit Manuskripthalter und Schlaufen für die Leuchte eingeschoben. Platte und Kissen werden mit drei Klettstreifen zusammengehalten, die Seitenteile werden über je einen stabilen Reißverschluss mit dem Dach verbunden und unten mit Klettband an der massiven Bodenplatte fixiert. Im Prinzip erklärt sich die Montage von selbst, falsch machen kann man nicht viel. Entnimmt man das Kissen, muss man lediglich bei der Stabilität etwas aufpassen. Das folgende Klangbeispiel demonstriert den Unterschied zwischen den beiden Isovox-Versionen.
Isovox Mobile Vocal Booth V2 in der Praxis
Die guten Eigenschaften der ersten Version sind geblieben, das gilt sowohl für die Dämmung nach außen als auch für die Filterung der Raumreflexionen. Beides spielt ineinander, so dass durch die frontseitige Isolierung auch die Raumreflexionen von vornherein gemildert werden. Steht jemand in der Isovox 2 und schreit sich die Seele aus dem Leib, klingt es außen wie Zimmerlautstärke, was mitunter irritierend beeindruckt. Innerhalb der Kabine sind selbst bei geöffneter Klappe in meinem Fall kaum Raumreflexionen wahrzunehmen, so dass die aufgenommene Stimme stets trocken klingt.
Bei der alltäglichen Nutzung zeigen sich im Direktvergleich durchaus Vorteile. Die längere Konstruktion der Isovox 2 sorgt für ein besseres Platzangebot, auch die Breite und etwas anders geformten Schulterpolster lassen einen im Innern bequemer sitzen oder stehen. Vor allem das Tragen von Kopfhörern ist angenehmer und die feste Klappe ebenfalls ein Zugewinn.
Gleiches gilt für die Mikrofonanpassung, so würde das RØDE NT2-A mit der Spinne SM6 in die Isovox 2 passen, bei der ersten Version war diese Kombination zu mächtig. Das NT1 mit der Spinne SMR ist von der Größe noch okay, der metallene Windschutz lässt sich notfalls abnehmen, wenn man ein Manuskript benutzt.
Der größere Innenraum mildert den Wärmestau, der sich mitunter bei langen Sessions vor allem im Sommer eingestellt hat. Die feste Klappe auf der Rückseite verwende ich lieber als das Kissen mit rutschendem Füllmaterial. Die abnehmbare Seitenwand für die Selfie-Videofunktion erweitert den kreativen Einsatz, je nach Belieben kann die linke oder rechte Seite abgenommen werden. Klanglich macht sich aus meiner Sicht das größere Innenvolumen positiv bemerkbar, weil sich die Resonanzen etwas nach unten verschieben, ein Lowcut-Filter ergibt dennoch mitunter Sinn.
Die massive Klappe lässt sich störungsfrei schließen, liegt allerdings nicht ganz bündig an, was jedoch in der Praxis nicht stört. Durch die versenkbare Mikrofonhalterung lässt sich auch der Manuskripthalter besser nutzen.
Für mich hat sich das Upgrade gelohnt, zumal ein Reflexionsfilter in meinem Fall keine Vorteile bringt. Klar braucht sie etwas mehr Platz und ist auch teurer, mich können die Ergebnisse jedoch absolut überzeugen. Die Abschottung von Außengeräuschen kann naturgemäß nicht mit einer geschlossenen In-Raum-Kabine verglichen werden, so bellt Nachbars Schäferhund trotz Isovox 2 und geschlossenen Fenstern gelegentlich in meine Aufnahmen. Außengeräusche werden trotzdem deutlich reduziert, der Verdeckungseffekt sorgt für den Rest. Nicht zu unterschätzen ist auch die Dämmwirkung nach außen, denn frühe Raumreflexionen werden alleine dadurch deutlich reduziert. Nicht zuletzt erweitert die Videofunktion den Einsatzbereich und dürfte besonders Online-Künstler erfreuen.
Moin, vielen Dank für den Artikel. Ich interessiere mich schon seit langen für dieses Ding. Eine Frage an den Verfasser…
…würde ich dort in die Iso Vox Kabine ein Shure SM7B mit eigenem Stativ unterbringen können?
Danke und Gruß Ralle
@Ralle373 Leider reicht der Platz nicht für Mikrofone, die endfire besprochen werden, das Kabel muss nach unten abgeführt werden. Im Gegensatz zur ersten ISOVOX lässt sich aber tricksen, im einfachsten Fall entnimmt man das hintere Dämmkissen und erhält auf diese Weise den notwendigen Platz. Ein Ja oder Nein kann ich aber nicht aussprechen, weil doch einige Faktoren schlussendlich über das klangliche Endergebnis entscheiden.