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Test: iZotope, Iris, Software-Synthesizer

(ID: 822)

Mithilfe von Werkzeugen, wie sie vielen von Euch auch aus anderen Software-Produkten (wie z.B. Photoshop oder After Effects) bekannt sind, können einzelne Segmente des Audiospektrums markiert und so heraus gerechnet bzw. isoliert und hervorgehoben werden. Pinsel, Lasso und Radiergummi ermöglichen es mir, beliebige Stellen im Spectrogram zu markieren bzw. zu entfernen. Der Zauberstab, für mich das spannendste Tool, ermöglicht die Selektion eines Audioevents mit den dazugehörigen Obertönen. Es wird beim Arbeiten mit Iris schnell klar, dass die Kombination der einzelnen Werkzeuge die „Musik macht“.

Selektionsorgie mit Pinsel und Zauberstab - nur die Frequenzen in den gelb umrandeten Aussparungen werden abgespielt

Selektionsorgie mit Pinsel und Zauberstab – nur die Frequenzen in den gelb umrandeten Aussparungen werden abgespielt

An einem einfachen Beispiel möchte ich Euch die Funktionsweise und das Potential dieser Klangbearbeitung demonstrieren: Ich lade ein Sägezahn-Sample in das Spectogram. Wie auf dem Bild zu sehen, habe ich mit dem Pinsel eine Art Berg mit exponentiellen An- und Abstieg selektiert – also den zeitlichen Verlauf des Samples vom tiefsten Frequenzbereich bis fast zum gesamten Frequenzbereich und wieder zurück zum tiefsten. Das klangliche Resultat erinnert sofort an einen Filterverlauf.

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Die neue Disziplin für Sounddesigner: Filter malen

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Das ist auch logisch, denn wenn ich den Cutoff eines Lowpass-Filters mit der Hand oder mit einer Hüllkurve öffne und schließe, passiert ja nichts anderes. Das Beispiel zeigt, die Selektion von Audiosegmenten ermöglicht mir die individuelle Filterung von Frequenzen einer Audio-Datei und durch den zeitlichen Verlauf die gleichzeitige Modulation dieser Filterung. Jetzt kann ich durch die Möglichkeiten im Spectogram beliebig Frequenzen selektieren oder entfernen, an welcher Stelle auch immer. Ich erstelle mir quasi ein eigenes Filter individuell zu jeder Klangquelle. Selektiere ich mit dem Zauberstab ein Audioevent und danach die Obertöne, dann lässt sich das Audioevent mit dem Radiergummi löschen und es werden nur noch die Obertöne abgespielt.

Aber das ist erst der Anfang: Iris besitzt drei Sampleslots, in denen jeweils ein WAV- oder AIFF-File geladen und im jeweiligen Spectogram mit den Werkzeugen bearbeitet werden kann. Die Samples bzw. die selektierten Bereiche können gelayert und gestackt, geloopt sowie vorwärts und rückwärts abgespielt werden. So lassen sich durch Bearbeitung der Tools z.B. die Obertöne einer Gitarrenseite mit dem Audioevent einer Glocke mischen, während selektierte Audiosegmente von raschelndem Papier im Loop abgespielt werden. Der Kreativität sind hier kaum Grenzen gesetzt.

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Die weitere Struktur von Iris ist angenehm unspektakulär und lässt sich schnell überblicken: Es gibt, wie schon beschrieben, drei identische Sampleslots mit jeweils einer ADSR-Hüllkurve für die Lautstärke und jeweils einen LFO, der auf die Tonhöhe, das Panorama oder die Lautstärke des jeweiligen Samples geroutet werden kann. Dazu gesellt sich ein Suboszillator, der identisch aufgebaut ist, aber nur vorgegebene Schwingungsformen und Rauschen liefert. Mit Distortion, Chorus, Delay und Reverb lassen sich Global oder als Sendeffekte für jeden einzelnen Sampleslot noch vier Effekte einbinden. Ach ja, fast hätte ich es vergessen, ein Filter mit Hüllkurve und einen globalwirkenden LFO gibt es auch noch. Das war es dann im Großen und Ganzem auch schon!

In der Mix View hat der Benutzer eine Gesamtübersicht über alle Parameter von Iris

In der Mix View hat der Benutzer eine Gesamtübersicht über alle Parameter von Iris

 

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Helmut

    Wenn die letzten Worte „Best „Buy“ heißen, müsste das Teil doch noch ein Sternchen mehr bekommen, oder?

  2. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Auf den ersten Blick kann man die Begeisterung des Autors für das IRIS-Konzept teilen. Wenn man sich allerdings etwas intensiver damit beschäftigt: Das Einzeichnen von Klangverläufen ist interessant, allerdings am Ende des Tages statisch. Das bedeutet, dass die Einflussnahme auf den Klang an sich durch Modulationen in einem nur sehr begrenzten Rahmen machbar sind. Ob das in der Praxis reicht oder nicht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Für mich war es ein wichtiger Punkt, mich trotz anfänglicher Begeisterung, gegen einen Kauf zu entscheiden.

    • Profilbild
      j.rauner AHU

      Das die Modulationsfähigkeiten beschränkt sind, habe ich in meinem Test ja erwähnt. Aber für mich war das einzeichnen und mischen von Frequenzen nicht statisch. Eher das Gegenteil – ich habe Iris einen ganzen Monat getestet und immer weiter dazu gelernt, um mit den Werzeugen umzugehen. Die paar LFOs und Hüllkurven habe ich kaum benutzt, und weitere Modulationen nicht vermisst, weil bei Iris Modulation und Klangformung in eins fallen.
      Aber es ist wie immer, den einem sagt diese Art des Sounddesigns zu und dem anderen das andere – kommt auch darauf an, was man für Musik macht.

  3. Profilbild
    Jesus

    Wer Harmor hat, kann sich Iris sparen.

    Da kann man auch Filterkurven selbst einzeichnen und direkt mit Photoshop das Spektrum bearbeiten.

    Wobei ich mit Harmor eindeutig bessere (musikalischere) Ergebenisse erziele als mit Iris (hatte die Demo mal).

  4. Profilbild
    ariston

    Eine gute Rezension, an deren Begeisterung ich mich problemlos anschließen kann. Iris ist ein fantastischer, kreativer Tummelplatz und lässt mich ständig neue, tolle Klänge erforschen. Keine Minuspunkte zu vergeben ist allerdings etwas irreführend: so gibt es noch ein paar Bugs (Werkzeuge funktionieren plötzlich nicht), und die CPU-Last schlägt sogar Diva (bei Radius RT und höherer Polyphonie). Auch wäre es nett, wenn man die Abspielgeschwindigkeit der Samples einstellen könnte.
    Iris ist toll, kann aber durchaus noch besser werden.

    • Profilbild
      j.rauner AHU

      @ariston ariston, vielen Dank für Deinen Kommentar! Also bei mir hat die Funktion der Werkzeuge, soviel ich mich an den Test-Monat erinnern kann, immer funktioniert – es gab da kein Ausfall. Ja, unter dem RadiusRT-Mode war die CPU-Last merklich höher als beim normalen Resample-Mode – aber lange nicht so sehr wie bei der göttlichen Diva. Vielleicht sind unsere Computersysteme unterschiedlich? Den RadiusRT-Mode habe ich persönlich nur als Gimmick angesehen, meine Sounds habe ich ausschließlich im Resample-Mode gemacht. Die Abspielgeschwindigkeit lässt sich nur im Resample-Mode per Root-Key und Pitch einstellen, im RadiusRT-Mode ist sie logischerweise fest. Aber ich glaube, du meinst eine tonhöhenunabhängige Einstellung.

      • Profilbild
        ariston

        @j.rauner Genau, die tonhöhenunabhängige Justierung wäre eine tolle Erweiterung… inwieweit das technisch möglich ist, ohne das „hear what you see“ Konzept zu durchbrechen, weiss ich natürlich nicht.

        Unter Radius RT in der höchsten Qualität klingt’s bei mir tatsächlich oft besser (manchmal ist’s egal), aber bei 4-6 Tönen mit langen Release Zeiten ist oft Schluss. Ich habe ein i7 Notebook, also keine Krücke. Diva läuft da mittlerweile (Patch!) besser.

        Vielleicht liegt das mit den Werkzeugen an Ableton, muss es nochmal in einem anderen Host probieren.

        Danke für den Test und die Antwort!

  5. Profilbild
    rz70

    Kann ich nur unterstreichen. Tolles Tool für alte Samplelibs. Hab das Teil jetzt auch schon mehr als einen Monat und bin immer noch begeistert. Und das ist erst Version 1.0. Bin mal gespannt was da noch kommt.

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