Groove-Schatulle der 3. Generation
Inhaltsverzeichnis
- Was ist die L.E.P. Leploop V3?
- Ausgepackt – der Verpackungsinhalt
- Die Anschlüsse der L.E.P. Leploop V3
- Vergleich Leploop Version 2 vs. Version 3
- Die Bedienung der L.E.P. Leploop V3
- Die Bedienoberfläche der Leploop V3 auf dem Prüfstand
- Klangausbeute der L.E.P. Leploop V3
- Abschließende Überlegungen und Überleitung zum Fazit
Vor über vier Jahren hatten wir die Leploop V2 im Test. Zur Superbooth 2022 stellten die Italiener von Laboratorio Elettronico Popolare nun den legitimen Nachfolger vor. Grund genug, die hübsche italienische Groove-Schatulle L.E.P. Leploop V3 mal in unser Testlabor einzuladen.
Im damaligen Test zur Version 2 war mein Autorenkollege Chris Pfeil vom Testprobanden stellenweise nicht wirklich amüsiert, um es mal vorsichtig auszudrücken. Viele kleine unrunde Sachen wie qualitative Mängel oder fragwürdige Konzeptentscheidungen summierten sich zu einem gerade noch befriedigenden Testergebnis. Der Schwerpunkt dieses Tests wird deshalb auch nicht auf dem Test des Gerätes als solchen liegen, denn an der Grundbedienung und dem Klang hat sich quasi nichts geändert, sondern auf den Schwerpunkten: Was hat sich seit Version 2 getan? Und vor allem natürlich: Wurden die Kritikpunkte aus dem vorangegangenen Test in der aktuellen Version 3 beseitigt?
Ich habe natürlich mit Stirnrunzeln und in banger Erwartung, was da auf mich zurollt, den Test der Version 2 vorab gelesen, werde aber trotzdem frisch und frei, ganz unvoreingenommen an diesen Test gehen und meine eigene Analyse sprechen lassen. Trotzdem wird es sich nicht vermeiden lassen, an geeigneter Stelle den damaligen Test für den direkten Vergleich heranzuziehen. Als Erstes sollten wir vielleicht noch einmal für die bisher unbedarften Leser die Frage klären:
Was ist die L.E.P. Leploop V3?
Die L.E.P. Leploop V3 ist eine minimalistische Live-Performance-Groovebox, mit der eine Vielzahl elektronischer Musikstile erstellt werden kann.
Die Klangerzeugung bietet zwei VCOs mit FM und Ringmodulation, einen Noise Generator, zwei VCAs und ein Filter. Mit Cassa erhält man zudem einen analogen Drum-Sound. Diverse Modulatoren für die Steuerung der Klangerzeugung lassen sich über mehrere Schalter zuweisen und ermöglichen damit in Verbindung mit den internen Sequencern die Erzeugung von sehr lebendigen Grooves.
Eine MIDI-Schnittstelle sowie diverse CV-Ein- und Ausgänge ermöglichen es, die Leploop in verschiedenste Setups gewinnbringend einzubinden.
Ausgepackt – der Verpackungsinhalt
Neben der Groove-Schatulle L.E.P. Leploop V3 finden wir in der Umverpackung noch den Steckernetzteiladapter für die Stromversorgung, zwei hübsche Leploop-Sticker und eine gedruckte englische Bedienungsanleitung. So weit ist also alles Notwendige vorhanden für einen erfolgreichen Start in das kreative Groove(er)leben.
Die englische Bedienungsanleitung ist sehr ausführlich und mit einem schrägen Comic über die Leploop illustriert. Das ist natürlich Geschmackssache, aber ich fand das ganz witzig, zumal das den drögen technischen Hintergrund ein wenig auflockerte. Ich mag einfach solch liebevolle kleine Details.
Werfen wir noch einen schnellen Blick auf die Maße, damit ihr auch prüfen könnt, ob der italienische Groovegenerator auf eurem Desktop noch Platz finden würde. Mit gemessenen 210 mm in der Breite, 157 mm in der Tiefe und 75 mm in der Höhe gibt sich die Leploop V3 platztechnisch doch sehr genügsam. Vier große Gummifüße an der Unterseite sorgen für einen stabilen und rutschfesten Stand der 610 g leichten Leploop V3 auf jeder Art von Oberfläche.
Die Version 3 der Leploop kommt nun in einem deutlich hübscheren und edlerem Holzgehäuse, entworfen vom Designstudio Iosa Ghini aus Bologna. Die abgeschrägten Kanten und die sehr edle Verarbeitung mit gewissem Boutique-Charme wissen durchaus zu gefallen.
Alternativ auf Anfrage und gegen Aufpreis gibt es für die Leploop V3 nun auch ein leichteres Kunststoffgehäuse. Dieses wurde mit der neuesten Nylon PA12-Pulvertechnologie 3D-gedruckt und kommt in einem halbglänzendem Finish, entworfen von Gianluca Ghini.
Die Anschlüsse der L.E.P. Leploop V3
Die neue Version der Leploop gibt sich ein klein wenig anschlussfreudiger als ihre Vorgänger. Wir finden hier auf der oberen Seitenfront neben dem in großer Klinke ausgeführten Monoausgang MIX für den Gesamtmix auch noch die Einzelausgänge für CASSA (auch in großer Klinke), vom VCO MIX und vom VCO2 (beides Eurorack-Buchsen) für eine weitere externe Bearbeitung.
Dazu kommt dann noch ein Standard-MIDI-Eingang, auf dem die Leploop V3 in der Voreinstellung über Kanal 1 die interne Klangerzeugung durch MIDI-Noten und über Kanal 16 als Drum-Kanal für perkussive Instrumente angesteuert werden kann. MIDI-Clock versteht die Leploop V3 natürlich auch.
Neben der MIDI-In-Buchse finden wir dann noch eine ganze Armada von Buchsen im Eurorack-Format. Hier gibt die Leploop V3 dann diverse interne Parameter ihrer Modulationssteuerung nach außen, sodass die internen Patterns durch externes Equipment klanglich gewinnbringend erweitert werden können. Hier freuen sich bei mir im Eurorack schon diverse Abnehmer auf diese Control Voltages. Zählen wir sie also schnell noch auf: Die beiden GATE-Ausgänge der AD-Hüllkurven ENV1 und ENV2, die CLOCK des Sequencers, die Trigger der CASSA über CASSA TRIG, der LFO CV, die SEQ TRIGGER und CV, das Sample & Hold über S&H TRIG und CV. Damit lässt sich doch extern schon eine Menge anfangen – oder?
Wirklich neu sind hier in Version 3 aber nur die beiden GATE-Ausgänge der beiden Hüllkurven.
Nicht vergessen wollen wir noch den ganz rechts zu findenden Eingang für die Stromversorgung. Hier wurde in der neuen Version der Leploop auf ein normales DC-Netzteil mit 15 Volt umgestellt.
Vergleich Leploop Version 2 vs. Version 3
Nun lassen wir einfach mal unseren prüfenden Blick über die Frontplatte schweifen und suchen nach weiteren optischen Unterschieden gegenüber Version 2. Laut der L.E.P.-Website wurde der PCB für die Version 3 grundlegend redesignt und man kann im direkten Vergleich auch erkennen, dass sich dabei einige Bedienelemente verschoben haben und sogar neue hinzugekommen sind.
Links oben finden wir zum Beispiel jetzt einen Ein- und Ausschalter, den gab es in Version 2 überhaupt nicht.
In der Hüllkurvensektion hat sich am meisten getan. Hier finden wir einen neuen Schalter, der uns mit drei Einstellungen darüber entscheiden lässt, wie das Release von ENV1, also der ersten Hüllkurve, dynamisch gesteuert werden soll: Off also aus, vom LFO oder gar vom Sequencer. Die beiden CV-Outputs in Version 2 wurden gestrichen. Ersetzt wurden sie durch GATE-Eingänge für jede Hüllkurve: ENV1 GATE IN und ENV2 GATE IN.
Im rechten Bereich der Leploop finden wir den Mixer und hier gibt es unter den beiden VCA-Reglern jeweils einen neuen Schalter, mit denen sich nun die Steuerung der VCAs von linear nach exponentiell umschalten lässt.
Am rechten Seitenrand gibt es auch noch eine Neuerung im Bereich des LFO. Hier kam eine Eingangsbuchse im Eurorack-Format hinzu, über den die LFO RATE, also die Frequenz des LFOs, extern gesteuert werden kann. Kleiner Tipp: Warum nur von extern? Die Leploop stellt ja selbst auch viele ihrer internen Parameter als Ausgang zur Verfügung, damit bleibt der LFO dann quasi im internen Takt.
Alles in allem würde ich die hier genannten Erweiterungen unter sehr gewinnbringend einstufen.
Die Bedienung der L.E.P. Leploop V3
Im Test zur Version 2 wurde die schwammige Bedienung der Potentiometer moniert. Für Version 3 kann hier Entwarnung gegeben werden. Hier wurde ganz klar nachgebessert: Die neuen Potentiometer mit Metallschaft sind zwar auch hier nicht mit der Frontplatte verschraubt, sitzen aber bombenfest auf der Frontplatte, da wabbelt oder wackelt nichts.
Die Potentiometer selbst haben beim Dreh im gut aufgelösten Regelweg einen angenehmen Widerstand und die gummierten Potikappen bieten dabei einen sehr guten Grip. Hier dürfte sich also eine deutliche Verbesserung zur Version 2 ergeben haben.
Leider hat man es versäumt, der störrischen Bedienung des Sequencers eine Runderneuerung zu verpassen und deshalb trifft alles im damaligen Test zu diesem Punkt Gesagte auch für die Version 3 der Leploop zu – leider! Ich habe ja für AMAZONA.de schon eine ganze Armada von Sequencern testen dürfen, aber bei keinem hatte ich so harte Schwierigkeiten beim Einstieg. Die meisten der von mir getesteten Probanden waren intuitiv erfassbar, fast selbsterklärend und luden direkt zur Noten- oder Triggereingabe ein. Hier? Absolute Fehlanzeige! Ein endloses und vor allem am Anfang blindes Menügewurschtel baut hier bei der zielgerichteten Einarbeitung in die Leploop enorme Hürden auf.
Die Bedienung des Sequencers ist wirklich extrem schwer zu durchschauen und es bedarf tatsächlich eines sehr intensiven Handbuchstudiums. Diesem Handbuch würde ein Kapitel, bei dem man bei der Programmierung einer kompletten Einstiegs-Sequenz quasi Step für Step mal an die Hand genommen wird, sehr gut zu Gesicht stehen.
Das vom Vorgänger bekannte Manko mit den Sequencer-Schaltern blieb leider auch hier erhalten. Die mit Nummern beschrifteten Schalter 1, 2, 6 und 7 stehen nur noch einen halben Milimeter aus dem Gehäuse heraus. Mit meinen Gitarrensaitengestählten Fingerkuppen bekomme ich den Druckpunkt gerade noch hin, ein Geschirrspülmitteltester wird da aber sicher an seine Grenzen stoßen.
Ein anderes im Test zur Version 2 genanntes Detail will ich an dieser Stelle auch gleich noch „einstreuen“. Welch herrliche Überleitung, denn das ist tatsächlich das richtige Stichwort: Mein Handy lag während des Tests die gesamte Zeit empfangsbereit neben mir auf dem Tisch und ich konnte dabei keine Störungen bei der Leploop V3 feststellen. Hier scheint man nachgebessert zu haben oder mein Handy (ein altes Moto) streut nicht so derbe ein.
Die Bedienoberfläche der Leploop V3 auf dem Prüfstand
Werfen wir noch einen Blick auf die Entwicklung der verschiedenen Versionen der Bedienoberfläche der Leploop über die Jahre ihres bisherigen Daseins. Man sollte meinen, dass das Bedieninterface dabei auch optimiert wurde – oder?
Praktisch hat sich da aber nicht sonderlich viel getan, meiner Meinung nach wurde hier bei Version 3 eher verschlimmbessert. Warum? Das ist jetzt sicherlich eine sehr subjektive Überlegung, aber wenn ich mir den Sprung von Version 2 zur aktuellen Version anschaue, finde ich die Bedienoberfläche in der Version 2 doch deutlich aufgeräumter.
Wenn auch hübsch und sicherlich gut gemeint, lenken die neuen Designelemente zwischen den Schaltern, Buchsen und Potis den Blick vom Wesentlichen, nämlich den Bedienelementen, ab und überfrachten damit die Oberfläche. Bei einer guten Bedienoberfläche sind Verzierungen niemals nur für die Optik da, sondern sind ein kombiniertes Mittel zum Zweck, denn sie sollen die Augen des Bedieners auf das Wesentliche, nämlich die Bedienelemente, lenken. Dies erfolgt dann zum Beispiel subtil über Pfeile, dezente Abgrenzungen oder unterschiedliche Farbgebung, Musterungen oder Oberflächenbeschaffenheiten.
Hier wurden aber mit der gleichen weißen Farbe der Beschriftungen auch die Verzierungen als optisches Füllmaterial gestaltet. Jede noch so freie Fläche wurde weiß zugepunktet und so waren meine Augen ständig auf einem hektischen Suchtripp nach den wirklichen Beschriftungen, was sich erst nach langer Einarbeitungszeit zu legen begann. Im Zweifel gilt hier also auch: Weniger ist mehr, denn das menschliche Auge braucht für die Orientierung immer einen Ankerpunkt. Übersetzt in die Musik würde es lauten: Auch eine Pause ist Kunst!
Für meine Begriffe sollte die kleine Leploop durchaus auch etwas größer ausfallen, was die Bedienoberfläche deutlich entzerren und dem anvisierten Live-Einsatz auch eher zuträglich sein dürfte. Beim Bedienen der Schalter gelang es mir nämlich regelmäßig, mit meinen Wurstfingern die Potis mitzudrehen. Hier verkehrte sich dann der gute Grip der Gummikappen ins Gegenteil, sodass die erstellte Sequenz aus dem Ruder lief oder unrund klang. Das ist natürlich im Live-Betrieb ein absoluter Stimmungskiller.
Klangausbeute der L.E.P. Leploop V3
Frei nach dem Motto „never change a running system“ wurde an der internen Rezeptur, für die Sounderstellung und Klangbearbeitung keine Veränderungen vorgenommen und so unterschreibe ich die vielen durchaus positiven Aussagen meines geschätzten Autorenkollegen Chris Pfeil im Test zur Leploop Version 2 auch für die Version 3.
Die Sound- und Pattern-Ausbeute ist durch die einzigartige Architektur der Leploop natürlich sehr eigen und dürfte durch die mannigfaltigen Modulationsmöglichkeiten und das flexible interne Routing ziemlich einzigartig sein. Nicht umsonst haben auch die beiden Vorgänger trotz oder vielleicht sogar gerade wegen ihrer seltsamen Eigenheiten eine durchaus große Fangemeinde gefunden.
Mit einer einzelnen LepLoop würde ich dennoch kein Live-Set fahren wollen, denn dafür ist der Output dann einfach doch zu dünn. Bitte nicht falsch verstehen, mit dünn meine ich nicht den ausgegebenen Sound, denn der kann bei geeigneten Einstellungen schon ordentlich schieben, verdammt bruzzeln und irre grooven, sondern eher das Angebot an ausgegebenen Tracks.
Mit einer Bassdrum und ein wenig drumherum an modulierten Sounds, die sich möglicherweise beim Potidreh oder Schalterdruck dann völlig ändern, ist man doch klangtechnisch schon arg begrenzt. Als Zuspieler in einem synchronisierten Setup macht die LepLoop dann aber eine richtig gute Figur und kann mit variablen und abgefahrenen, bisweilen so noch nicht gehörten Patterns ordentlich Leben in jede Performance bringen.
Abschließende Überlegungen und Überleitung zum Fazit
Von mir gibt es wie immer hier auch den Bonuspunkt für den Erfindergeist kleiner Boutiquehütten abseits der Möglichkeiten großer Hersteller. Der Markt wäre um einige tolle Nuancen ärmer, wenn es diese klugen Köpfe nicht gäbe – oder? So rettet sich die L.E.P. Leploop V3, auch durch die vielen kleinen und großen Verbesserungen gegenüber Version 2, in meinen Augen auf eine gute Bewertung. An den Hersteller: Bitte in Version 4 dann den Sequencerpart intuitiv bedienbar machen und die kleine italienische Groove-Schatulle wird zum absoluten Knaller!
Danke für den tollen Test. Leider hat sich die Bedinung des Sequenzers nicht geändert. Und von daher ist der glaube nicht mein Fall. Ggf. testen
@ Dirk:
< "Wenn auch hübsch und sicherlich gut gemeint, ..." >
Da stimme ich Dir zu.
Es gibt ’ne Menge Beispiele, wie man selbst im Eurorack-Format übersichtliche und bedienerfreundliche Oberflächen hinbekommt. Das ist hier wohl nicht der Fall.
Ich würde nicht erst „lernen“ wollen, wo sich welches Element befindet, um dieses dann mit spitzen Fingern zu bedienen, habe auch in meinem Eurorack Leerblenden zwischen einigen Modulen,, um die Sache zu „entzerren“.
Da kann viel Spaß flöten gehen…
Hallo Dirk,
Herzlichen Dank für Deinen ausführlichen und interessanten Artikel! L.E.P. macht interessante Sachen, leider nur nicht mit die deutsche perfektionistische Verarbeitung , sonst wäre es ein super Gerät gewesen. Anderseits, mit diese italienische Charme hat es auch etwas :-)
Ich habe noch ein ältere L.E.P. Eurorack Modul mit ein Holz-Front-Panel und das Holz ist leider nicht so gut aber das Modul an sich ist schon okay. Ist halt wie bei mehrere italienische Produkte: man liebt sie oder man hasst sie. Wenn man sie liebt, verzeiht man einige Qualitäts-Issues ;-)
Die Holzverarbeitung hier sieht besser aus (ist das auch tatsächlich so?). Die User Interface, wie auch Codeman1965 schon geschrieben hat, könnte sicherlich besser sein.
Viele Grüße, Garfield.
Ich habe die leploop V.3 und kann bestätigen das die Potis superfest sitzen. Da wackelt nichts.
Ich habe die leploop V.3 und kann bestätigen, dass die Potis superfest sitzen. Da wackelt nichts. War beim Vorgänger anders. Ansonsten überrascht mich die Kiste immer wieder. Es gibt im Netz ein interessantes Video von Resident Advisor mit einem Liveset von Surgeon: nur Leploop und Octatrack. (The Art Of Production: Surgeon’s techno live setup).