Kompakte MIDI-Controller mit Touch Strips
Nicht nur im Bereich der USB-/MIDI-Controllerkeyboards zählt das Unternehmen Midiplus hierzulande (noch) zu den unbekannteren Vertretern am Markt. Erst seit Kurzem sind die ersten Produkte des taiwanesischen Herstellers in Deutschland erhältlich und das obwohl die Firma bereits seit 1974 existiert. Neben einer großen Auswahl von Controllerkeyboards bietet das Unternehmen auch Audio- und MIDI-Interfaces, Studiomonitore und sogar ein Mikrofon an. Es scheint also so, als ob man sich hinsichtlich des Produktkatalogs breit aufstellen möchte.
Für unseren Test haben wir uns das Controllerkeyboard X-6 II kommen lassen. Dieses 61-Tasten-Keyboard ist in technisch identischer Form, allerdings mit 88 Tasten, auch in einer größeren Version namens Midiplus X-8 II erhältlich. Ob sich Midiplus mit diesen zwei Keyboards einen Teil vom hart umkämpften „Controllerkeyboards-Kuchen“ erarbeiten kann, erfahrt ihr im Test.
Aufbau der Controllerkeyboards Midiplus X-6 II und X-8 II
Technisch gleichen sich die beiden USB-/MIDI-Controllerkeyboards, ausschließlich der Tastaturumfang unterscheidet die beiden Produkte. Midiplus hat sich für die beiden Keyboards für die Farbe Weiß entschieden. Im alltäglichen Tonstudio-Schwarz eine willkommene Abwechslung und auch auf der Bühne fällt das Controllerkeyboard hierdurch etwas mehr auf.
Das Gehäuse des X-6 II ist sauber verarbeitet und macht einen stabilen Eindruck. Der Korpus ist aus Kunststoff gefertigt und seitlich wird das Keyboard mit zwei zusätzlichen Abschlussleisten geschützt. Auf diesen prangt der Midiplus-Schriftzug. Auf der Unterseite hat der Hersteller sechs große Gummi-Pads aufgeklebt, hierauf steht das Keyboard sehr sicher und rutscht trotz des geringen Gewichts von 4,6 kg nicht weg. Die Maße des 61er Modells belaufen sich auf 978 x 215 x 74 mm, die 88er Variante ist mir 1356 x 215 x 74 mm und einem Gewicht von 6,1 kg deutlich länger, aber nur geringfügig schwerer.
Zum Lieferumfang der beiden Midiplus Controllerkeyboards gehört ein ausreichend langes USB-Anschlusskabel, eine gedruckte Bedienungsanleitung in englischer und chinesischer Sprache sowie Informationszettel über das Produktportfolio des Herstellers und einen Hinweis darauf, dass Firmware-Updates und Handbuch auf der Website zum Download bereitstehen.
Anschlüsse und Tastatur von X-6 II und X-8 II
Offiziell gibt Midiplus die Tastatur der beiden Controllerkeyboards mit halbgewichtet und anschlagsdynamisch an, über Aftertouch verfügen sie also nicht. Auch wenn jeder Spieler die Gewichtung einer Tastatur unterschiedlich empfindet und ein persönliches Ausprobieren somit unerlässlich ist, gehören die Tasten der X-6/X-8 Controller definitiv zu den leichter gewichteten. Für meinen persönlichen Geschmack etwas zu leicht, allerdings punktet die Tastatur mit einem gut spürbaren Druckpunkt und der Tatsache, dass die Tasten sehr schnell in ihre Ausgangsposition zurückfedern. Die Tastaturgeräusche bewegen sich im mittleren Bereich, deutlich hörbar, aber noch im Rahmen. Wer nur wenig Tastaturgewichtung wünscht, wird hiermit sicherlich gut klarkommen.
Die Rückseite offenbart die Anschlüsse der Controllerkeyboards. Löblich ist, dass beide Modelle über einen fünfpoligen MIDI-DIN-Ausgang verfügen, das findet man – vor allem bei den günstigeren Modellen – kaum noch. Und das obwohl bei weitem nicht alle Nutzer mit ihrem Controllerkeyboard ausschließlich den Computer ansteuern möchten.
Über den USB-Port werden die Keyboards mit Strom versorgt, können hierüber auch mit Updates versorgt werden und natürlich MIDI-Nachrichten schicken. Einen Power-on/off bieten X-6 und X-8 II nicht.
Ausstattung der MIDI-Keyboards Midiplus X-6 II und X-8 II
Die beiden USB-/MIDI-Controllerkeyboards verfügen über vier Drehregler, sechs Buttons, eine Oktavierungsfunktion sowie zwei Touch-Strips. Die sechs Buttons können entweder als Transportkontrolle mit den Funktionen rückwärts, vorwärts, Start, Stop, Aufnahme und Loop genutzt werden, alternativ kann man hierüber aber auch MIDI-Control-Change-Befehle aussenden.
Ab Werk sind die vier Drehregler mit den Parametern Volume, Pan, Expression und Reverb belegt, diese lassen sich auf Wunsch jedoch abändern. Hierzu betätigt man zunächst den MIDI/SELECT-Button, drückt dann das höchste gis auf der Tastatur (CTRL CC), dreht dann am zu ändernden Drehregler, die aktuelle Zuweisung erscheint. Über die oberste Oktave, deren Tasten mit den Zahlen 1 bis 9 sowie Cancel und Enter beschriftet sind, lässt sich dann die Control-Change-Nummer eingeben und mit Enter bestätigen. Die gleiche Vorgehensweise gilt für die Zuweisung von CC-Parametern der sechs Buttons.
Die beiden Touch-Strips sowie die Oktavierungs-Buttons lassen sich leider nicht mit CCs belegen, diese sind fest auf ihre Funktionen Oktavierung sowie Pitchbend und Modulation eingestellt. Schade, denn vor allem die beiden Touch-Strips hätte man doch sehr gut dazu nutzen können Filterfahrten o. ä. Parameterverläufe mit einem „Finger-Wisch“ umzusetzen. Das bietet sonst kaum ein USB-/MIDI-Controllerkeyboard und hätte den Midiplus Keyboards ein gewisses Alleinstellungsmerkmal verpasst.
Neben Control-Change-Befehlen erlauben die beiden Keyboards X-6 II und X-8 II auch das Senden von Bank MSB/LSB- und Program-Change-Befehlen. Dazu kann jedes MIDI-fizierbare Element auf einem zuzuweisenden MIDI-Kanal seine Befehle senden.
Einsatz von Midiplus X-6 II und X-8 II im Tonstudio
So bald man das Controllerkeyboard mit einem USB-Kabel an den Computer anschließt, fängt das numerische Display des Controllers an zu leuchten. Da es keinen Power-on/off gibt, ist das Keyboard entsprechend sofort startbereit, sobald das Kabel verbunden ist. Extra Treiber werden sowohl am Mac als auch am PC dank class compliant nicht benötigt. Entsprechend schnell geht die Einbindung, Cubase und GarageBand erkennen das Keyboard sofort und man kann loslegen.
Die Steuerung von Parametern funktioniert mit dem Midiplus Keyboard ohne Probleme. Die Zuweisungen von Control-Change-Befehlen, wie oben beschrieben, gehen nach den ersten Einstellungen schnell von der Hand. Dank der Oktavierungs-Buttons erlaubt es das Keyboard, den Tastaturbereich um bis zu zwei Oktaven nach unten und oben zu verschieben. Beim 88er Modell X-8 II lässt sich die Tastatur um minus/plus eine Oktave schieben.
Die beiden Touch-Strips reagieren sehr gut auf Fingerbewegungen. Während man beim Modulations-Strip gerne von Null an startet und diese im wahrsten Sinne des Worts nach oben zieht, muss man beim Pitchbend-Strip schon gut aufpassen, dass man den „Null-Wert“ von 64 direkt erwischt. Eine Markierung, an welcher Stelle sich die Mitte des Strips und damit der Wert von 64 befindet, gibt es zwar in Form der beiden LED-Leuchtstreifen rechts davon, dennoch fiel es mir im Verlaufe des Tests öfters schwer, genau den Wert von 64 anzupeilen. Im hektischen Live-Einsatz auf der Bühne wird es zumindest nicht leichter.
Ausblick auf den Controllerkeyboard-Markt
Mit Preisen von 179,- Euro (X-6 II) bzw. 199,- Euro (X-8 II) befinden sich die beiden Midiplus Controller in einem hart umkämpften Markt. Verglichen mit der Konkurrenz bieten sie dafür relativ wenig Steuerungsmöglichkeiten. Fader oder Pads fehlen den beiden gänzlich. Fast ein Alleinstellungsmerkmal stellen die Touch-Strips dar, die allerdings nicht mit eigenen CCs belegt werden können.
Im ähnlichen Preisbereich bewegen sich harte Mitbewerber wie M-Audio Oxygen 61 MK4 oder KeyLab Essentials – beide ausgewachsene Controllerkeyboards mit guten Tastaturen und mehr Features. Tastaturtechnisch etwas schlechter sehe ich das LX61+ von Nektar, dieses bietet dafür aber eine bessere Einbindung in die DAW. Hinsichtlich der kompakten Maße könnten auch die iKeyboard-Serie von Icon oder das Alesis V61 interessant sein.
Weitere Informationen und Tipps für den Kauf des passenden USB-/MIDI-Controllerkeyboards findet ihr in unserem großen Ratgeber „Die besten Controllerkeyboards„.
Super, das die klassische Midi DIN buchse dabei ist.
Eine 49er Version wäre platztechnisch praktisch.
Optisch erinnern mich die etwas an den rolandklassiker pc 200 mk2.
Bemerkenswert, dass das Vorhandensein einer DIN MIDI-Buchse als Pluspunkt gewertet wird. Bei den Touch-Strips sollte wohl noch nachgebessert werden; mit denen meines Arturia Keysteps habe ich keine solchen Probleme. Ein Pitch-Bend sollte schon sauber funktionieren, sonst wird es schnell zur Katzen-Musik.
@Son of MooG Naja, so vor (glaub) 2-3 Jahren gab es kaum noch Midi Controller Keyboards mit Din Midi Ausgang.
Besonders die 25 Tasten Keyboards hatten fast alle nur USB.
Insofern freue ich mich da grundsätzlich auch ;)
@Son of MooG stimmt, ist eher ein problem der 25er aber leider auch manchmal bei 49er tastaturen.