Neuer Spitzenreiter unter den Controller-Keyboards
Betrachtet man den Markt der Controllerkeyboards, könnte man meinen, dass sich die Hersteller hinsichtlich des Updates ihrer Keyboards zeitlich abgesprochen haben. Denn neben dem heutigen Testgerät Novation 61SL MK3 haben auch der französische Hersteller Arturia und Nektar (Test folgt in Kürze) ihren Modellen kürzlich eine Erneuerungskur beschert. Bereits letztes Jahr hatte Native Instruments seine Komplete Kontrol Serie auf den aktuellen Stand gebracht, vor wenigen Wochen folgte die große 88er Variante davon. Schauen wir mal, ob und wie sich die neueste Generation der SL-Controllerkeyboards im Alltag bewährt.
Outfit des Novation 61SL MK3 und 49SL MK3
Farben sind angesagt – das könnte man zumindest denken, wenn man die aktuellen Controller-Modelle der Hersteller betrachtet. Das Novation 61SL MK3 macht da keine Ausnahme und präsentiert sich absolut farbenfroh. Nicht nur ein Großteil der Funktionstasten und Buttons sind hintergrundbeleuchtet, auch die 16 Pads sowie Pitchbend- und Modulationsrad sind mit LEDs ausgestattet. Ebenso hat Novation jeder Taste eine LED spendiert. Hierüber können beispielsweise Tastaturzonen oder programmierte Noten des Arpeggiators/Sequencers dargestellt werden. Auf den ersten Blick mag das alles etwas überfrachtet wirken, die unterschiedlichen Farben stellten sich im Verlauf des Tests aber als sehr nützlich dar.
Die MK3-Version der SL-Controllerkeyboards ist in zwei Varianten erhältlich. Technisch sind diese identisch und unterscheiden sich nur hinsichtlich des Tastaturumfangs. Die Produktbezeichnungen SL49 und SL61 lassen keinen gedanklichen Spielraum zu, die beiden Keyboards verfügen entsprechend über 49 bzw. 61 Tasten. Zum Test stand uns die 49er Variante zur Verfügung.
Da die Ausstattung des Novation 49SL/61SL MK3 recht üppig ist, hier zunächst ein kurzer Rundblick, was den Käufer erwartet. Neben den mittlerweile fast zum Standard gehörenden anschlagdynamischen und beleuchteten Pads, wovon das Novation ganze 16 sein Eigen nennt, hat der Hersteller die MK3-Version mit acht Fadern, 16 Buttons, acht Potis und einer sechsteiligen Transportsektion ausgestattet. Pads und Buttons sind jeweils zweifach belegbar. Das ist bei Weitem aber noch nicht alles. Fünf kleine LC-Displays prangen mittig auf der Bedienoberfläche und dienen zum Anzeigen von virtuellen Potis, MIDI-CCs, zur Darstellung von Parametern des integrierten Step-Sequencers und vielem mehr.
Arpeggiator des Novation 49SL MK3
Links der Tastatur hat Novation das Pitchbend- und Modulationsrad untergebracht, auch diese sind wie gesagt beleuchtet. Direkt darüber befinden sich die Oktavierungs- und Tracktasten.
Es folgen diverse Funktionstasten für die Steuerung des Step-Sequencers (Duplicate, Pattern, Clear, Steps) und die globalen Funktionen. Neben dem internen Step-Sequencer bieten Novation SL61 MK3 und SL49 MK3 auch einen Arpeggiator sowie eine Skalenfunktion. Sieben Abspieltypen bietet der Arpeggiator, zusätzlich lassen sich die Parameter Gate, Sync Rate (1 bis 1/32 Triole), Oktave, Velocity und Länge einstellen. Obwohl der interne Step-Sequencer des Novation SL49 MK3 acht Spuren bietet, lässt sich der Arpeggiator stets nur auf einer davon einsetzen. Mit Hilfe eines Encoders lassen sich die Spuren durchschalten und der Arpeggiator der gewünschten zuweisen. Das Arpeggiator-Pattern kann über die 2×8 Pads auch „grafisch“ dargestellt werden. Durch Drücken einzelner Pads lassen sich einzelne Steps des Pattern stummschalten.
Step-Sequencer des Novation 61SL MK3
Und wenn wir gerade schon bei den Steps sind, widmen wir uns auch gleich dem integrierten Sequencer. Dieser lässt sich entweder im Step- oder Pattern-View darstellen. Im Step-View werden die maximal möglichen 16 Steps über die 16 Pads dargestellt (Step 1 = obere Reihe, erstes Pad links, Step 16 = untere Reihe letztes Pad ganz rechts). Jedes Pad entspricht also genau einem Step. Pro Step können Velocity und Gate eingestellt werden. Alle Noten können entweder Step-by-Step einprogrammiert oder live eingespielt werden, wobei Steps oder Pattern sich auch kopieren lassen. Und das sowohl innerhalb von Spuren als auch von einer zur anderen Spur.
Die Reihe mit den dünneren Pads/Buttons oberhalb der 16 Pads repräsentiert die maximal möglichen acht Spuren, die man zusammen kombinieren kann. Jede Spur kann wiederum 8 Pattern beinhalten. Diese lassen sich im Pattern-View wieder über die 16 Pads darstellen, wobei jede Spur dann auf der horizontalen Achse dargestellt ist. Pad 1 repräsentiert Pattern 1, Pad 2 entsprechend Pattern 2. Über die Up/Down-Buttons kann man zwischen den Spuren wechseln. Alle Pattern sowie Spuren können frei kombiniert werden. Die zunächst limitierend wirkenden 16 Steps lassen sich durch Verkettung von Pattern also aufbrechen und zu komplexeren Sessions zusammenbauen.
Zu guter Letzt besteht noch die Möglichkeit, jede Spur des Sequencers auf unterschiedliche Ausgänge zu routen. Möglich sind USB, MIDI DIN1 und MIDI DIN2 (oder beide parallel), CV/Gate 1 und CV/Gate 2. Darüber hinaus lässt sich einstellen, auf welchem MIDI-Kanal das Pattern ausgegeben werden soll.
Nimmt man das alles zusammen, kann das 61SL/49SL MK3 also äußerst vielseitig eingesetzt werden. Acht Spuren auf unterschiedliche Ausgänge routen: USB, MIDI, CV, das hiermit steuerbare Setup darf gerne komplex sein, super.
In diesem Zusammenhang dienen die Templates des Controllerkeyboards zum einfachen Hinzufügen bzw. Einbinden von Hardware-Instrumenten. Das 49SL/61SL MK3 wird mit einer Vielzahl von Templates ausgeliefert, die man über das Menü nur noch aktivieren muss und schon sind alle Einstellungen auf die entsprechende Hardware abgestimmt. Jeder der acht Parts des Controllerkeyboards arbeitet auf Basis solch eines Templates und die Templates umfassen die Einstellungen für die 16 Encoder, Pads, Fader, Buttons, Modulationsrad und Pedale.
Im Menü findet man beispielsweise Settings für die TR-8S, verschiedene Elektron Produkte wie AnalogRytm, Digitone oder Digitakt und natürlich alle aktuellen Novation Synthesizer. Eigene Templates lassen sich über Components am Computer erstellen und auf das Controllerkeyboard übertragen.
Zonen und Skalen mit dem Novation 61SL MK3 und 49SL MK3
Die Tastatur des Novation 49SL MK3 und 61SL MK3 ist hervorragend. Alle Tasten sind anschlagdynamisch und leicht gewichtet, lösen präzise aus und federn schnell in ihre Ausgangsposition zurück. Hier gibt es absolut nichts zu kritisieren. Wie es sich für ein ordentliches Controllerkeyboard gehört, lässt sich die Tastatur in Zonen aufteilen. Satte acht Zonen erlaubt das Novation 61SL MK3 und dessen kleiner Bruder, seinem Nutzer, wobei es ein echtes Highlight ist, dass die Tastatur-LEDs die unterschiedlichen Zonen auch optisch darstellen können. Fragen nach dem Split-Punkt zwischen Bass- und Lead-Sound stellen sich somit einfach nicht mehr. Neben der Bandbreite der Zone lässt sich pro Zone auch einstellen ob angeschlossene Pedale oder Pitchbend/Modulationsrad aktiv sein sollen. Die acht Zonen dürfen sich auch überlappen.
Alle Einstellungen des Controllerkeyboards lassen sich in einer Session speichern, 64 Speicherplätze stehen hierfür parat. Auch hier nutzt Novation wieder seine 2×8 Pads auf vier Seiten, um den richtigen Speicherplatz aufzurufen. Das funktioniert sehr gut, da wünscht man sich nur, dass man diese noch benennen könnte.
Eingangs wurde bereits die Skalenfunktion genannt, hier noch einige Informationen dazu. Das Novation 61SL MK3 / 49SL MK3 bieten 16 unterschiedliche Skalen zur Auswahl, darunter auch weniger bekannte wie ukrainisches Moll, Marva oder Todi. Nach Aktivierung der gewünschten Skala kann das Novation Keyboard das Potenzielle des Fehlers automatisch korrigieren und zugehörige Skalentöne ausgeben, nicht zur Skala gehörende Töne stummschalten oder über die Tastatur-LEDs lediglich anzeigen, wo sich die richtigen Skalentöne befinden.
Einbindung von Novation 49SL MK3 und 61SL MK3 in die DAW
Das Novation Controllerkeyboard lässt sich als generischer Controller oder über das HUI-Protokoll in die DAW einbinden. Im auf der Website erhältlichen PDF-Handbuch (beigelegt ist ein Quick Start Guide) wird dies ausführlich beschrieben und für die einzelnen DAWs Installationshinweise gegeben. Der Einbindung in Ableton Live hat sich Novation besonders gewidmet. Hierbei repräsentieren die 16 Pads die Clips in Ableton und lassen sich hierüber aufzeichnen, starten oder stoppen. Dies wird auch farblich verdeutlicht. Durch Drücken des Grid-Buttons verwandeln sich die 2×8 Pads dann in ein virtuelles Schlagzeug, also ideal, um das Drum-Rack zu steuern.
Bei der Vorstellung des Novation 61SL MK3 wurde bereits bekannt, dass Novation seine Automap-Technik, also das automatische Zuweisen von Hardware Bedienelementen für die Steuerung von Software Instrumenten und Plugins, nicht mehr weiterentwickeln wird. Die MK3-Serie der SL-Keyboards besitzt diese Funktion entsprechend nicht mehr. Die InControl-Funktion ist davon aber ausgeschlossen. Hier eine Übersicht, was nach Aufrufen des InControl-Modus mit eurer DAW möglich ist:
Anschlüsse des Novation 61SL MK3 und 49SL MK3
Obwohl im Verlauf des Artikels bereits erwähnt, hier noch mal eine Aufstellung der Anschlüsse. Das Novation 49SL/61SL MK3 benötigt ein externes Netzteil, die sonst übliche USB-Power reicht hierfür nicht aus. Das Netzteil gehört aber zum Lieferumfang. Neben dem obligatorischen USB-Port findet sich auf der Rückseite des Controllerkeyboards ein MIDI-Trio (In, Out, Out2/Thru), Anschlüsse für drei Pedale (Sustain, Expression, Footswitch), die CV-Sektionen 1 und 2 mit jeweils einem CV-, Gate- und Mod-Anschluss sowie dem Clock-Out. Abgeschlossen wird die Rückseite mit einem Power-On/Off.
Die Verarbeitung des Keyboards ist im übrigen mehr als gelungen. Alle Bedienelemente weisen von guter Qualität. Hier gibt es absolut nichts zu kritisieren.
Kein Kritikpunkt, aber erwähnenswert: Wenn ein Controllerkeyboard solch ein großes Einsatzgebiet abdeckt, ist in der Regel nicht alles selbsterklärend. So verhält es sich auch mit dem 49SL/61SL MK3. Das Handbuch führt einen zwar sehr detailliert durch alle Funktionsebenen, bis man aber vollkommen durchgestiegen ist bei Sessions, Templates, Sequencer, Zonen und Arpeggiator, vergeht etwas Zeit. Am Ende wird man aber mit einem sehr klaren Workflow belohnt.
Alles in allem macht das Gerät einen guten Eindruck, aber mir fehlt wie so oft ein (oder besser zwei) frei mit Control Change-Nummern belegbarer X/Y-Joystick für Werkzeuge wie Zebra2, Infinite Pro, XILS 3/4 u.ä., der auch in seiner Stellung bleibt. Nach so etwas suche ich zur Zeit und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich mit diesem Wunsch ganz allein bin. Auch Touchpads helfen mir da nicht weiter, ich möchte die Controllerwerte da wieder abholen, wo ich sie hingestellt habe. Falls jemand einen guten Tipp hat, ohne einen Game-Controller vorzuschlagen………
@a.jungkunst Das wären dann wohl die alten Novation SL MKII Kontroller mit Automap gewesen. Die hatten noch einen Joystick UND ein XY-Pad ;)
@Markus Schroeder Nicht ganz, denn bei diesem Gerät sind die X- und Y-Achsen des Joysticks Pitchbend und Modulation fest zugeordnet. Ich aber wünsche mir einen frei belegbaren XY-Controller, da z.B. der XILS 3 Pitchbend im Learn-Modus nicht erkennt und damit dem Joystick des XILS 3 weder vertikal noch horizontal zuordenbar ist.
@a.jungkunst Nein, sind sie nicht. Z.B. im SL-Remote Editor lassen sich Joystick und XY-Pad beliebigen MIIDI-CC zuweisen und als MIDI-Template in den Kontroller hochladen.
@Markus Schroeder Danke für die Info. Verbleibt der XY-Controller in der gewählten Stellung oder federt er automatisch in Mittelstellung zurück, sobald man ihn nicht mehr benutzt?
@a.jungkunst Ich bin mir ziemlich sicher er federt zurück und zwar nach unten/Mitte – ich hab nur das Remote Zero.
@Markus Schroeder Danke, Markus, damit ist das Thema auch durch. So etwas wie das Remote Zero mit XY-Controller (besser zwei) mit den von mir gewünschten Eigenschaften käme mir sofort ins Haus. Alles andere an Controller-Optionen habe ich ausreichend zur Hand, selbst das Touchpad des Moog Voyager zähle ich dazu.
@a.jungkunst Das SL-MKII hat einen Schieber auf der Unterseite, mit dem man das Zurückfedern des Joysticks verhindern kann, dh. er bleibt dann dort, wo Du ihn auslässt, allerdings nur auf der Y-Achse (vertikal). Die X-Achse kehrt dabei weiterhin auf die Mittelstellung zurück. Ist zwar nett, der Schieber ist aber versenkt und das Umstellen extrem mühsam. Ich verwende deshalb eher irgendeinen anderen Fader/Knob (abgesehen davon, dass ich schon einmal an einen Defekt dachte, nachdem der Schieber verstellt war …).
Vielen Dank für die Anmerkungen zur Tastatur und der Verarbeitungs-Qualität; von Fotos kann man das nicht erfahren. Auf einen Arturia Keystep mit full-size Tasten brauche ich nun nicht mehr warten, der Novation übertrifft diesen dabei noch um Längen. Dabei bleibt er trotzdem relativ einfach zu bedienen, schön übersichtlich durch fünf Displays. Definitiv eine Kaufüberlegung wert, speziell die 61er Version…
Cubase, Logic, Reason…. Wie sieht’s denn mit Studio One aus??
@Atarikid Hallo Atarikid,
Studio One wird über Mackie HUI unterstützt.
@Felix Thoma Danke Felix!
@Felix Thoma Hi Felix Thoma, wie siehts aus mit Tracktion, Waveform 9? Oder auch 10? Gruss, Desmond
Praktisch, wenn das Dingen angestöpselt unterm Weihnachtsbaum läge, denn dann braucht es keine weitere Beleuchtung mehr für eben jenen welchen.
Bin gestern noch über dieses Video gestolpert:
/www.youtube.com/watch?v=eYy0jsR5eFM
Chris Calcutt benutzt ein 49SL-Mk3 als Zentrale, sehr effektiv. So ähnlich würde ich auch mein Setup aufbauen, MIDI-Out 1 als reine Clock für Drum-Computer und Sequencer, MIDI-Out 2 zur Noten-Ausgabe an alle Synthies und die CV/Gate-Outs für’s Eurorack. Mehr als acht Spuren brauche ich mit meinem Q-80 z.Zt. auch nicht, außerdem habe ich ja Multitrack-Recording. Ist leider nicht grade günstig…