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Test: Morningstar MC8, MIDI-Controller für Gitarristen

Geballte MIDI-Kontrolle im Handtaschenformat - von Pedalboard bis DAW

4. April 2023

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Wer im Jugendalter keinen Tanzkurs absolviert hat, wird sich beim Blick vor seine Füße, wenn sich auf dem Pedalboard so einiges angesammelt hat, sicher schon mal Gedanken über einen Loopswitcher gemacht haben. Wer dann auch noch einige MIDI-fähige Pedale in seinem Setup verwendet, wird vermutlich nach einem Gerät Ausschau halten, welches auch MIDI-Befehle senden kann. Auf lLetzteres hat sich die Firma Morningstar mit dem MC8 MIDI Controller spezialisiert. Als große Pedalboards in Mode kamen, waren Loopswitcher in erster Linie dafür da, sich den Stepptanz zwischen den analogen Pedalen zu ersparen und den einen oder anderen für „Tone Loss Verantwortlichen aus dem Signalweg zu verbannen. Um große Setups mit eventuell mehreren Amps zu organisieren und vielleicht sogar die gefragten 19“ Studio-Effektgeräte einzubinden, welche bereits in den 80er-Jahren mit hervorragend klingenden Algorithmen ausgestattet und MIDI-fähig waren, musste man Experten wie Bob Bradshaw anrufen. Heraus kamen die berüchtigten Kühlschrank-Racks, die von Gitarrenhelden wie Steve Lukather, Michael Landau oder The Edge von U2 verwendet wurden und Leuten wie mir das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen.

Mit dem Siegeszug der Digitaltechnik wurden nicht nur leistungsstarke Computer, sondern auch Amp-Pedalboard-Setups immer kleiner und handlicher. Seit es programmierbare Multieffektpedale in handlichen Größen von Boss, Eventide, Strymon, Line6 usw. gibt, wurde das Thema MIDI bei Fuß-Controllern immer wichtiger. Heute schon Standard, greift Morningstar diesen Status quo auf und führt ihn konsequent weiter. Denn seitdem heutzutage nahezu alles programmier- und digital steuerbar ist, Bands reihenweise mit Zuspielern via Ableton, Logic und Co. spielen und sogar ganze Lightshows mit der Musik synchronisiert über einen einzigen Laptop abgefeuert werden (und das oftmals bei Produktionsgrößen, bei denen es für diese Bereiche gar kein eigenes Personal gibt), ist die Nachfrage nach Lösungen enorm groß. Und so ist es nicht verwunderlich, dass Morningstar auf der Homepage schreibt: „The MC8 rewrites the rules of hands-free MIDI control.“ Der Fokus liegt hierbei wirklich auf MIDI. Es handelt sich beim MC8 ausschließlich um einen Controller, der dafür gemacht ist, alle möglichen MIDI-fähigen Quellen zu steuern. Für Gitarrist*innen ist es vermutlich in Verbindung mit einem MIDI-fähigen Loopswitcher am interessantesten. Den gibt es auch aus dem Hause Morningstar, aber eben auch von allen möglichen anderen Herstellern. Doch das ist nur eine der Stärken des Controllers. Denn alle, die DAWs oder sonstige für eine Bühnen-Performance relevante Dinge per Fuß steuern wollen, könnten hier einen Volltreffer landen! Und so sind den Kombinationsmöglichkeiten quasi keine Grenzen gesetzt. Doch jetzt wollen wir uns erst mal anschauen, was das schicke Gerät so unter der Haube hat. Let the One-Man-Show begin!

Facts & Features des MIDI Controller

Das MC8 kommt ganz schlicht verpackt ohne viel Zubehör. Dem Gerät liegt lediglich ein 30 cm langes USB Kabel bei. Eine Stromversorgung sucht man vergebens. Vermutlich geht man davon aus, dass mittlerweile eh auf jedem Pedalboard ein entsprechend großes Netzteil vorhanden ist. Das kompakte Gerät steckt in einem schicken schwarzen Metallgehäuse und ist überraschend leicht. Insgesamt wirkt es auf den ersten Blick sehr wertig verarbeitet. Die Maße betragen 224 x 125 x 50 mm.

Auf der sehr übersichtlich wirkenden Oberseite befinden sich die acht soft berührungssensitive Schalter sowie ein 40×4 Zeichen fassendes LC-Display. Der Controller ist abgeschrägt, sodass die obere Reihe Schalter höher liegt als die untere, was Fehltritte sicher vermeidet.

Die Anschlüsse auf der Rückseite sind wie folgt:

  • 1  7-pin MIDI Out/Thru
  • 1x 7-pin MIDI In
  • 1x USB Typ B
  • 9 V, DC Anschluss (250 mA) Minus Mitte
  • 4x Omniports (MIDI Output, Expression Input oder Aux Switch Input)
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Was die Stromversorgung angeht, ist hier wirklich einiges geboten. Neben dem klassischen 9 V Anschluss, welcher mit der Mitte-Minus-Polung und 250 mA Stromverbrauch die meisten Netzteile nicht überfordern dürfte, ist auch eine Stromversorgung über den USB-Anschluss sowie über Pin 6+7 der beiden MIDI-Ports möglich. Alle Achtung, hier wurde mitgedacht!

Softwareseitig wartet das MC8 mit einigen beeindruckenden Features auf:

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  • 30 Bänke à 16 Presets (verteilt auf jeweils 8 Presets pro Seite und sogar noch erweiterbar)
  • Simultanes Senden von bis zu 16 verschiedenen MIDI-Befehlen an bis zu 16 Geräte
  • Alle Schalter und Bänke können frei benannt werden
  • Die vier Omniports können jeweils als MIDI Outs, Aux Switches oder Expression Pedal Inputs konfiguriert werden
  • Das MC8 verfügt über eine eigene MIDI-Clock
  • Multi-Action-Switches (mehrere programmierbare Funktionen pro Switch)
  • USB Class Compliant MIDI (z. B. Steuerung von DAWs, kompatibel mit Smartphones und Tablets)
  • Desktop Editor (browserbasiert)

Desktop Editor

Das Morningstar MC8 in der Praxis

Eine Sache fällt direkt auf, wenn man anfängt, sich mit dem MC8 zu beschäftigen. Die Möglichkeiten scheinen quasi endlos zu sein …Und somit muss ich direkt gestehen: Ich fühlte mich am Anfang etwas hilflos, aufgrund der Fülle an Features. Durch den Fakt, dass das Gerät selbst nur ein MIDI-Controller ist, ist es eben möglich, ALLES ,was MIDI versteht, zu steuern. Da ich nun auf der Bühne in erster Linie als Gitarrist auftrete und mich als waschechten Pedalboard-Nerd bezeichne, ist für mich die Kombination mit einem MIDI-fähigen Loopswitcher am vertrautesten und daher auch das, worauf ich mich beim Test konzentriert habe. Für mich haben sich daher zwei Einsatzbereiche herauskristallisiert, in denen ich das Morningstar MC8 aus den Augen eines Gitarristen sehe.

MC8 + Loopswitcher

Ich besitze schon den Morningstar ML5. Ein Loopswitcher mit fünf Signal-Loops für meine fünf liebsten Bodentreter auf dem Board (der selbst keine Switches besitzt, sondern nur fernsteuerbar ist, dafür aber super kompakt). Diesen steuere ich normalerweise per MIDI über den Kemper mittels der Kemper Remote an. Hier kann ich mit dem MC8 direkt ansetzen. Der Controller übernimmt somit statt des Kempers auf meinem Board die Funktion des Gehirns und schaltet die Loops des ML5, wie auch meine digitalen Strymon Mobius, Timeline usw.

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Ok, kurz die MIDI-Kanäle für die jeweiligen Geräte einstellen und losprogrammieren. Doch hier fällt direkt etwas auf: Das MC8 lässt sich zwar prinzipiell am Gerät selbst programmieren, das ist jedoch wirklich umständlich (auch wegen der unzähligen Einstellmöglichkeiten) und somit kommt man um den Desktop Editor auf dem Laptop oder Macbook kaum herum. Also schnell per USB-Kabel mit dem Mac verbinden. Öffnet man den Editor, springt einem eine wirklich übersichtliche Oberfläche entgegen. So macht das Spaß! Also  direkt mal ein paar Lieblings-Presets bauen. Nur wo beginnt man? Wie soll ich die Presets organisieren? Es gibt so unglaublich viele Herangehensweisen, dass ich erst einmal ziemlich gelähmt bin. Das Stichwort lautet „Multi-Action Switches“. Ich kann einem Switch sage und schreibe 13 verschiedene Aktionen zuweisen – WOW! Single Press, Double Press, Long Double Press usw. Das bedeutet, ich kann in einer Bank z. B. entweder ganz oldschool meine 8 verfügbaren Switches mit jeweils einem Preset belegen. Benötige ich mehr Presets, geht’s einfach weiter zur nächsten Bank. Ich kann aber auch mittels einfachem Betätigen des Switches ein bestimmtes Preset aufrufen, mit doppeltem Betätigen jedoch ein anderes und mir somit das Durchschalten der Bänke sparen. Es wird hier also sehr individuell!

Da jeder Switch völlig frei konfigurierbar ist, ist es auch sehr leicht möglich, z. B. die untere Reihe der Switches mit seinen Lieblings-Presets zu belegen, die obere Reihe dagegen damit, einzelne Loops an- und auszuschalten. Oder aber im gewählten Sound zwischen zwei Delay-Presets zu wechseln, während ich den Switch drücke die Freeze-Funktion meines Reverbs temporär zu aktivieren und und und. Übrigens könnte man über die Omniports auch z. B. Chase Bliss Pedale per MIDI steuern.

Ein ganz tolles Feature des Editors ist das MIDI Dictionary. Hier sind von Morningstar alle relevanten MIDI-Befehle aller möglicher Effektgeräte, Amps, Modeler usw. gesammelt, da sich diese von Hersteller zu Hersteller oft unterscheiden (z. B. Strymon: Bypass = MIDI CC 102, Source Audio: Bypass = MIDI CC 101). So kann man sich den Blick in die Bedienungsanleitung meistens sparen und spart beim Programmieren extrem viel Zeit!

MIDI Dictionary

Etwas abgewandelt könnte dieses Szenario auch in Verbindung mit meinem Kemper Profiler funktionieren. Hier könnte das Morningstar MC8 eine kompaktere und freier konfigurierbare Alternative zur Kemper Remote sein.

MC8 + Laptop

Hier spielt das MC8 seine weiteren Stärken aus! Zum Beispiel die Möglichkeit, als Gitarrist*in auf der Bühne die Verwaltung der Backingtracks zu übernehmen – und zwar hands-free! Durch die Fähigkeit des Controllers, neben MIDI PC und CC sowohl MIDI-Noten als auch Keystrokes senden zu können, ist hier so einiges möglich! Mit MIDI-Noten lassen sich z. B. in Ableton Live etliche verschiedene Funktionen wie Start/Stopp, Spuren an- und ausschalten, diverse Sounds auswählen usw. mappen. Mit Keystrokes dagegen lassen sich sozusagen die Tasten der Tastatur fernsteuern. Und somit ist es mit dem MC8 einerseits möglich, während einer Show z. B. Backingtracks zu starten und zu stoppen, andererseits aber auch das Navigieren durch Ableton möglich, welches eigentlich die Laptop-Tastatur übernehmen würde. Und das alles, während man seine Gitarre stimmt oder schon den Song spielt. Klingt vielleicht einerseits sehr verwirrend (was es am Anfang auch ist), andererseits öffnet das Türen zu ungeahnten Welten, in denen das MC8 kreativ und fast schon als Instrument in eine Live-Performance eingebaut werden kann. Man könnte nämlich sogar auch Software-Synthesizer damit triggern und somit z. B. Bass-Lines auf dem MC8 spielen.

Und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen: Beide Einsatzgebiete könnten sogar simultan realisiert werden! So, jetzt aber genug und wieder an die Akustikgitarre ohne technischen Schnickschnack.

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Fazit

Mit dem MC8 hat Morningstar wirklich einen Controller herausgebracht, der nahezu keine Grenzen kennt. In Verbindung mit einem Pedalboard zum Schalten von Sounds oder der Fernsteuerung von DAWs und anderer Software bietet die kompakte Kiste wirklich extrem viel fürs Geld! Der gut gestaltete Editor ergibt hier wirklich Sinn. Dennoch kann es schnell passieren, dass man sich absolut verloren fühlt aufgrund der unzähligen Features. Einarbeitung ist hier Pflicht. Auf der anderen Seite kann ich mir im Moment noch gar nicht vorstellen, für wo ich diesen Controller überall gewinnbringend einsetzen kann! 

Plus

  • unzählige Features
  • kompakt
  • großes lesbares Display
  • verschiedene Möglichkeiten der Stromversorgung
  • Anschlüsse
  • guter Editor

Minus

  • kann sehr komplex sein

Preis

  • 469,- Euro
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Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Danke für den Bericht. Der MC8 scheint wirklich ein tolles Teil zu sein, aber leider ist der extrem schwierig zu bekommen. Der Händler, der den MC8 in Deutschland überhaupt zum Verkauf anbietet, konnte mir nicht sagen wann er wieder lieferbar ist. Auf der Webseite von Morningstar steht mittlerweile, dass das Teil erst wieder ab August 2023 zu bekommen ist.

    Ich habe mich vorerst daher mal für den Nektar Pacer entschieden, der tatsächlich einiges von dem kann was der MC8 bietet und deutlich weniger als die Hälfte kostet und dabei auch sehr solide ist, wenn auch deutlich weniger komfortabel zu programmieren.

  2. Profilbild
    Aljen AHU

    Wo ist Behringer, wenn man ihn braucht.

    Dieses Kästchen wäre genau das, was ich brauche, nicht mehr, gern sogar etwas weniger. Aber auch die kleineren Varianten MC6 und … etc. sind nirgendwo zu haben.

    Es ist schon ein bisschen absurd. Die Pedal-Hersteller werben zunehmend mit MIDI-Fähigkeiten. (Wohlgemerkt eine technische Neuheit aus dem Jahr 1982.) Es gibt aber praktisch keine Steuerungsgeräte für diese MIDI-Funktionen. Was saublöd ist, da andererseits viele normalerweise grundlegende Funktionen, etwa Speichern/Abrufen von Presets, immer öfter nur noch mit MIDI zugänglich sind.

    So haben wir tolle, teure Geräte, auf deren zahlreiche Funktionen die meisten von uns nicht zugreifen können. Denn Editoren / Librarians sind anscheinend inzwischen auch weltweit gesetzlich verboten.

    Teile wie der erwähnte Pacer, na ja. Ich. In bin kein Programmierer. Außerdem ist das Einstellen auf eben diesem Pacer, beispielhaft für die ganze Charge, etwas für Leute, denen die Programmierung eines DX-7 wegen Benutzerfreundlichkeit des auf 2-Zl-Display bauenden Systems zu wenig herausfordernd war.

    Wieso baut niemand einfach ein taschenrechnerkleines Kästchen mit Zehnertastatur, ein paar Befehlstasten, Enter und kleinem Display – dazu USB, aber vor allem 4er DIN- und TRS. Das Ding müsste nur die jeweils eingetippten CC und PGCH auf dem (mit Schieber) auswählbaren Kanal zu senden.

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