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Test: Native Instruments Traktor DJ 2, mobile DJ App

Die Zukunft des DJayings in einer App!

25. Juli 2019

Traktor DJ 2

Nach ellenlanger Wartezeit hat Native Instruments den Nachfolger seiner immens erfolgreichen mobilen DJ App Traktor DJ 2 herausgebracht. Ob die App Native Instruments Traktor DJ2 der „alten Version“ das Wasser reichen kann und was die Software für die Zukunft von Traktor Pro bedeutet, damit beschäftigen wir uns gern einmal im Folgenden.

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Als NI 2013 die DJ-App „Traktor DJ“ für iOS herausbrachte, war ich restlos begeistert. Endlich eine DJ-App, die nicht versuchte, zwei Decks und einen Mixer auf dem Bildschirm zu simulieren, sondern wirklich für und um den Touchscreen herum gedacht und konzipiert war. Als Spielzeug sah ich sie vor allem aus zwei Gründen nicht: Zum einen, weil man unter bestimmten Bedingungen externe Sound-Karten einbinden konnte und weil die App dank Metadatenaustausch mit Traktor Pro ermöglichte, Tracks unterwegs vorzubereiten, Grids und Cue-Punkte zu setzen usw. 
Dass simples DJing nicht die Rechenleistung eines Laptops benötigte, war auch ziemlich klar. 
Ein paar Updates später war der Metadatensync leider für immer Geschichte und ich verlor das Interesse. Die App fristete bei mir nur noch ein Dasein als Havarielösung, die ich aber nie brauchte, weil ich nie ernsthafte Probleme mit Traktor auf dem MacBook hatte. Um Traktor DJ war es jahrelang komplett still gewesen.

Kürzlich veröffentlicht wurde dann Native Instruments Traktor DJ 2 und zwar als – Überraschung – kostenlose App. Weniger überraschend ist der Umstand, dass die App plattformübergreifend programmiert ist und unter Windows, Mac OS und iOS läuft. Android bleibt außen vor. Die iOS-Version läuft nur auf iPads mit mindestens iOS 11 und lässt sich über den App-Store beziehen. Auf Apples Telefonen lässt sich Traktor DJ 2 nicht installieren.
 Wer die Software unter Mac OS oder Windows nutzen will, braucht ein Nutzerkonto bei Native Instruments und Native Access, das System, das alle Nutzer von NI-Software benötigen, um Downloads zu managen. 

Wichtig zu erwähnen ist an dieser Stelle, dass man bei Native Instruments gar nicht davon ausgeht, dass die Software schon fertig ist. Vielmehr soll sie wohl in Zusammenarbeit mit den Nutzern weiterentwickelt werden. Native hat extra für diesen Zweck ein separates Forum eröffnet.

Traktor DJ2

Spaß im Park mit iPad und Kontrol S2MK3

Bedienung und Layout von Traktor DJ 2

Grundsätzlich verfügt Traktor DJ 2 im Unterschied zu Traktor Pro 3 nur über zwei Decks. 
Effekte stehen ausschließlich in Form der schon vom großen Bruder bekannten Mixer-FX zur Verfügung. Also als Kombi-Effekte, die immer zusammen mit dem klassischen bipolaren Filter wirken, mit dem sie sich auch den Drehknopf teilen. An sich eine sehr praxistaugliche Variante, die für eine einfache mobile App ideal ist, aber an der Stelle fehlen mir dennoch die Effekte der alten Traktor DJ-App. Warum? Weil dort immer zwei Effekte über ein X/Y-Panel gesteuert wurden, wofür ein Touchscreen einfach prädestiniert ist.

Das GUI von Traktor DJ 2 ist aufgeräumt und meiner Meinung nach wunderschön. Das gilt für die Desktop-Version genauso wie für die mobile Variante. Kein Vergleich mit Apps wie zum Beispiel Pioneers WeDJ, wo man manchmal die Decks vor lauter Features nicht mehr sehen kann. In der Classic-Ansicht, die dem Desktop vorbehalten bleibt, besteht das GUI aus 2 Decks im oberen Drittel des Bildschirms und dem Browser in den unteren beiden Dritteln. Sämtliche Funktionen sind genau dort, wo man sie bei einem klassischen DJ-Setup erwarten würde. 
Kenner von Traktor Pro werden genau keine Fragen haben und sich sofort zurechtfinden.

Traktor DJ 2

Die von Rekordbox und Serato inspirierte Ansicht

Die beiden Layouts, die es auch in der mobilen Variante gibt, heißen „Jogwheel“ und „Waveform“.
 Letztere entspricht dem, was wir schon von TDJ1 kennen, also im Wesentlichen bildschirmfüllend zwei Waveforms, was übrigens auf meinem 24“-Monitor ziemlich beeindruckend rüberkommt. Dieses Layout war der Grund, warum ich 2013 sofort überzeugt von der ersten Fassung der Software war. Keine Plattenspieler-Mimikry, nur zwei Waveforms und daumenfreundlich am rechtem und hochkant untergebrachter Crossfader. Und mehr brauchte es auch erst einmal nicht, um mit der App zu mixen. Erst auf Knopfdruck erscheinen Line-Fader, EQ und Filter/Effekte und schieben die Waveform ein wenig zur Seite. Der Crossfader ist leider dorthin gerutscht, wo man ihn bei einem traditionellen Setup erwartet. Schade, denn das war die konsequenteste, mutigste und folgerichtigste Designentscheidung bei der Urversion von Traktor DJ.

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Die „Jogwheel“ genannte Ansicht in Traktor DJ 2 ist sehr stark von Rekordbox und Serato inspiriert. Die Waveforms erstrecken sich über die gesamte Bildschirmbreite, die unter Hälfte des Screens beherbergt den Mixer. Man kann sich in dieser Ansicht entscheiden, ob am Bildschirm die acht Cue-Pads angezeigt werden oder aber zwei „Jogwheels“, deren Design stark an das drehende Rad von Serato angelehnt ist. Selbstverständlich kann man es anfassen, um durch den Track zu scrollen oder zu scratchen. Ich verstehe schon bei Serato die Verschwendung von Bildschirmfläche durch dieses Teil nicht, bei einer App, die es ermöglicht, direkt die Waveform anzufassen, erscheint mir dieses GUI-Elements ein bisschen wie das Lagerfeuer, das in manchen Hotels auf dem Fernseher im Zimmer läuft – wenn ihr versteht, was ich meine.

Traktor DJ 2

Optimale Ausnutzung der Bildschirmfläche

Wo kommt die Musik her? Streaming?

Eine wichtige Frage bei der Nutzung einer DJ-App ist natürlich diejenige nach der Musik. Wie bekomme ich meine Musik in die Library. 
Wie es sich für eine moderne DJ-Software gehört, die sich eher an die Heimanwender richtet, besteht die Möglichkeit, Musik über einen Streaming-Service zu beziehen. Die Traktor DJ 2 DJ-App bietet momentan nur eine Anbindung an Soundcloud Go+ an, es würde mich aber sehr wundern, wenn mittelfristig nicht auch Beatport Link integriert würde. Wichtig: Es wird immer eine Internetanbindung benötigt, um zu streamen. Offline gespeicherte Tracks können aus lizenzrechtlichen Gründen nicht genutzt werden.

 Wer seine Musik noch ganz traditionell in Form von Files besitzt, muss in iOS natürlich den Weg über iTunes gehen, wie auch schon bei TDJ 1. 
Die stationäre Variante hingehen ist die einzige mir bekannte DJ-Software, die keinen Zugriff auf die iTunes-Library bietet. Für mich ist das ein absoluter Hemmschuh. Ich werde sicher nicht für Traktor DJ 2 wieder von vorne mit der Erstellung von Playlisten beginnen. Vollkommen unverständliche Entscheidung, aber vielleicht kommt das Feature ja noch mit einem Update.

 Auch ein Zugriff auf eine eventuell vorhandene Traktor-Pro-Library ist nicht vorgesehen, was ich ebenfalls nicht so ganz nachvollziehen kann.

Traktor DJ 2

Soundcloud Go+ ist am Start

Der Browser in Traktor DJ 2

Apropos Library: Auch hier wurden, ähnlich wie beim Import, zu viele Funktionen weggelassen oder einfach noch nicht integriert. Klar, ein Vorschlagssystem, das anhand des Laufenden eine Liste mit passenden Tracks zur Verfügung stellt, muss heute sein und ist auch enorm nützlich. 
Eine Queue-Liste ist ebenfalls eine feine Sache, ohne die ich persönlich gar nicht mehr spielen könnte. Aber dann hört es leider schon auf. Traktor DJ 2 ist die einzige DJ Software, die mir je untergekommen ist, bei der man seine Library überhaupt nicht zeitbezogen sortieren kann. Weder wird das Standard-ID2-Tag „Jahr“ angezeigt, noch das immens wichtige Importdatum in die Library. Ich kenne keinen DJ, der nicht in den Kategorien „neu“ und „alt“ denkt, wenn es um seine Musiksammlung geht.

Hardware für die DJ-App

Auch eine Touchscreen-optimierte Software wie Traktor DJ 2 macht erst mit der passenden Hardware richtig Spaß. Derzeit sind drei Geräte von NI für die Zusammenarbeit mit der App geeignet. Das Audio-2-Interface, der Kontrol Z1 und natürlich der Kontrol S2 MK3. Außerdem funktioniert jede Soundkarte mit eigener Stromversorgung im Zusammenspiel mit Traktor DJ 2.
Mit dem Z1 bekommt man schon eine sehr vernünftige Lösung, bei der alle Bedienelemente, die in Hardware gegossen einfach besser funktionieren auch auf der Hardware stattfinden. Im Wesentlichen sind das Fader und Drehregler. Alles, was auf einem Touchscreen besser funktioniert, bleibt dort, also sämtliche Tasten und das Scrollen.
 Im Zusammenspiel mit dem Kontrol S2MK3 zeigen das iPad und Traktor DJ 2 erst richtig, was sie können. Und das bedeutet in meinen Augen vor allem, dass mittelfristig Tablets die Notebooks in der Booth ersetzen werden.
Es wird viel davon geredet, dass NI keine Zukunft habe, wenn man in der Köpenicker Straße nicht endlich über Standalone-Geräte nachdächte. Ich glaube das nicht, aber ich glaube, dass NI – zumindest bei den DJ-Produkten – eher auf Tablets als auf Laptops setzen wird. 

Achtung! Traktor DJ 2 ist NICHT mit den MK2-Versionen der S2 und S4-Controller kompatibel. 
Über MIDI-Mapping verfügt Traktor DJ2 ebenfalls (noch) nicht.

Noch mehr Fehlende Features

Wenn wir schon mal bei den Dingen sind, die nicht machbar sind, lasst uns doch direkt mal über ein paar weitere Features sprechen, die es nicht in den Release-Kandidaten geschafft haben.
 Wie schon oben erwähnt ist es nicht möglich, Playlisten nach Datum zu sortieren.
 Ebenso unmöglich oder einfach nur unauffindbar: Die Möglichkeit, eine schon vorhandene Traktor-Pro-Library zu importieren. Das ist seltsam, denn in der FAQ wird dieses Feature erwähnt.
 Das sind zwei ärgerliche Punkte, aber nichts, was ich einen Hemmschuh nennen würde. 
Das trifft eher auf die nächsten beiden Punkte zu.
 Traktor DJ 2 hat (noch) keine Möglichkeit, seine Sets aufzunehmen. Angesichts der Zielgruppe dieser App, die eher nicht zwei Mal die Woche vor Publikum auflegen dürfte, ist das in meinen Augen ein schwerer Fehler. Noch schwerer wiegt allerdings, dass man Beatgrids nicht vollständig anpassen kann. Sollte sich die Analyse-Engine mal in der gemessenen Geschwindigkeit irren, lässt sich diese nicht anpassen. 

Nicht so tragisch ist im Vergleich dazu die maximale Songlänge von 15 Minuten. Warum es aber so eine Beschränkung überhaupt geben muss, kann ich nicht nachvollziehen. „Nein, tut mir leid, ich kann Donna Summers „I Feel Love“ nicht spielen. Meine DJ Software findet den Track zu lang.“ Ernsthaft?

 Die in älteren Versionen von TDJ 1 eingebaute Möglichkeit, Track-Vorbereitung für Traktor Pro am iPad (und auch am iPhone) zu erledigen, erwähne ich schon gar nicht mehr.

Traktor DJ 2

Stromversorgung via Akkus stellt kein Problem dar

Traktor DJ 2 und die  Rolle für die Zukunft von Traktor

Traktor DJ 2 zeigt jetzt schon, dass es in Zukunft nicht mehr unbedingt eines ausgewachsenen Laptops bedürfen wird, um eine DJ-Software zu nutzen. Auch wenn die Software im Moment noch stark eingeschränkt ist und einige essentielle Features fehlen, stellt Native Instruments mit Traktor DJ 2 die Weichen in Richtung Zukunft und vor allem weg vom Traktor Pros uraltem Programmkern, in dessen (Un-) Tiefen zu graben, sich bei NI offensichtlich niemand traut. 
All die wirklich wichtigen Features, die sich Traktor-Nutzer seit mehr als 10 Jahren wünschen, werden erst realisiert werden, wenn irgendwann in Zukunft Traktor pro und Traktor DJ auf Basis des neuen Programmcodes verschmelzen werden. So lange wird es weder flexible Beatgrids noch ein halbwegs brauchbares Library-Management geben. 
Zunächst werden die beiden Plattformen allerdings parallel weiter betrieben. Mal sehen, wie lange noch.

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Fazit

Die Native Instruments Traktor DJ 2 DJ-App ist eine optisch und klanglich sehr vielversprechende Nachfolge für die mobile DJ App der ersten Generation. Sie wirkt vor allem auf dem Tablet sehr durchdacht und bei allem Minimalismus dennoch sehr vielversprechend. Leider fehlen noch so viele essentielle Features, so dass Traktor DJ 1 zum jetzigen Zeitpunkt immer noch die nützlichere Software ist. Das wird auch nicht von der Entscheidung, die App zum kostenlosen Download anzubieten, wettgemacht. 
Interessant ist Traktor DJ 2 im Moment hauptsächlich als Ausblick in die Zukunft des Deejayings, wie Native Instruments sie sich diese vorstellt. Das Bedienkonzept und das GUI sind allerdings State of the Art und verweisen die etablierte Konkurrenz auf die Plätze. 
Und Spaß kann man mit Traktor DJ 2 jede Menge haben, soviel ist klar.

Plus

  • slickes Interface
  • Free App zum kostenlosen Download

Minus

  • zu viele essentielle Funktionen fehlen

Preis

  • kostenlos zum Download verfügbar
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Forum
  1. Profilbild
    DJ Ronny

    Vielen Dank für deinen Bericht.
    Im Fazit hast du ja einige Sachen genannt die diese App zum No-Go für mich qualifizieren.
    Ich kann deine Begeisterung nicht nachvollziehen. Da sind so viele Einschränkungen in dieser App und wenn ich lese, das und jenes wird vielleicht noch kommen. Wohl eher nicht, aus den Erfahrungen mit Traktor DJ. Ich würde mich freuen wenn es besser wird.
    Trotzdem bitte weiter mit solchen Tests.

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