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Test: Native Instruments, Vintage Compressors, Plug-in

(ID: 1360)

VC 76

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Emulation des UREI/Universal Audio 1176

Emulation des UREI/Universal Audio 1176

Über den 1176 wurde schon viel geschrieben, und auch die Zahl der Software-Emulationen ist alles andere als gering. Er wurde von Bill Putnam, einem der Vorreiter moderner Tontechnik, für den Rundfunk entwickelt. Als erster Kompressor besaß der 1176 einen FET (Feldeffekt-Transistor) als Regelelement. Ab der Revision C wurde eine neue Schaltung zur Rauschreduzierung eingebaut (mit LN gekennzeichnet). Die Baureihe C, D und E sind allgemein am beliebtesten, technisch fast identisch und alle mit einer schwarzen Frontplatte ausgestattet („Blackface“). Das Hardware-Vorbild des VC 76 stammt wahrscheinlich aus einer dieser Serien.
Den 1176 kennzeichnet eine extrem schnelle Attack-Zeit zwischen 20 und 800 Mikrosekunden (Slow: 10 ms) und eine sehr schnelle Release-Zeit zwischen 20 ms und 1,1 Sekunden. Damit kann der 1176 auch schnelle Transienten sicher abfangen und als Limiter genutzt werden. Die Stärke der Kompression wird über den Input-Regler gesteuert, der Output-Regler gleicht die Lautstärkeänderung aus. Die Kompressionsrate kann mittels Druckknöpfen zwischen 4:1, 8:1, 12:1 und 20:1 gewählt werden. Durch Drücken aller Knöpfe gleichzeitig, bekommt man das, was heutzutage als ALL Button Mode bekannt ist: eine heftige, charakteristische Kompression. Der VC 76 hat dafür einen eigenen ALL Button-Knopf. Darüber hinaus besitzt die Software-Emulation einen 1:1 Modus, bei dem keine Kompression stattfindet. Dadurch kann man das Sättigungsverhalten nutzten, ohne zu komprimieren. Mit dem Input-Regler kann der Grad der Sättigung stufenlos zwischen leichtem Schmauch und starker Verzerrung gesteuert werden, was auch mit einem Gewinn an RMS-Pegel einhergeht – vorbildlich.

Eine Besonderheit hat die Hardware und dementsprechend auch die Software: die Regler der Attack- und Release-Zeit funktionieren umgekehrt als gewöhnlich, d.h. rechts (Position 7) sind die Zeiten am kürzesten und links (Position 1) am längsten.

VC 76 in der Praxis

Der VC 76 lässt sich universell einsetzen, angefangen bei Schlagzeug-Einzelspuren, Bass, Gesang bis zum gesamten Stereomix. Am besten gefällt er mir auf der Drum-Subgruppe, denn durch die schnellen Regelzeiten kann man schön die Rauminformationen „hochpumpen“ lassen, perfekt für parallele Kompression.

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Auch auf der Bass-Spur lässt sich einiges anrichten. Über leichte bis harte Kompression, lässt sich der Bass auch richtig verzerren, wie man im Audiobeispiel hören kann. Diese Verzerrung entsteht aber nicht durch das Sättigungsverhalten, sondern bei extrem kurzen Attack- und Release-Werten. An der Original-Hardware konnte ich dieses Verhalten während meiner Ausbildung schon kennen lernen und war erfreut, dass die Simulation auch dazu in der Lage ist.

Im Direktvergleich mit dem Waves CLA 76 und dem T-Racks 76 von IK zeigt sich, dass die Konkurrenz-Simulationen das nicht können. Der Grund dafür liegt in der unterschiedlichen Auslegung der Release-Zeiten. Der VC 76 von Native Instruments hat im Vergleich mit Abstand die schnellste Release-Zeit und der Waves CLA 76 mit Abstand die langsamste. Ich denke, in dieser Hinsicht ist der VC 76 näher am Original, bei weniger extremen Einstellungen gehen aber alle drei 1176-Emulationen in die gleiche Richtung, mit leichten klanglichen Unterschieden. Ein besser oder schlechter ist dabei nicht wirklich auszumachen, das ist eher Geschmackssache.

Die schnellere Release-Zeit hingegen macht den VC 76 von Native Instruments noch etwas flexibler, ebenso wie der 1:1 Modus, die Sidechain-Funktion und die einfache Möglichkeit paralleler Kompression, welche beide Konkurrenten nicht besitzen. Auch Transienten werden vom VC 76 noch sicherer abgefangen, und es fällt auf, dass das NI-Produkt keinerlei Höhenverluste produziert, was sonst bei den meisten Kompressoren der Fall ist. Die Emulationen von Waves und IK sind da etwas runder abgestimmt. Zu erwähnen ist noch, dass der VC 76 als einziger der drei Vintage Compressors keinen Low Cut im Detektorweg besitzt. Ein Grund wird von Native Instruments dafür nicht angegeben, aber gefehlt hat er mir nicht.
Dass der VC 76 eine gute Figur macht, war abzusehen, denn Softube hat mit dem FET Compressor bereits eine eigene 1176-Emulation im Programm, die in den Möglichkeiten sogar noch weiter hinaus geht als der VC 76, jedoch mehr kostet als das ganze Vintage Compressors Bundle.

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Fazit

Vintage Compressors ist ein gelungener Einstieg von Native Instruments in den Bereich der Modellierung analoger Studio-Hardware. Klanglich kann die Auswahl an Emulationen voll überzeugen und schlägt in der Flexibilität sogar die meisten Konkurrenten. Es war eine gute Entscheidung, Softube mit ins Boot zu holen, denn die vier Schweden beherrschen ihr Handwerk. Der Leistungshunger der Vintage Compressors ist nicht übermäßig, so dass auch mit einem etwas betagten Macbook mit Intel Doppelkern-Prozessor locker mehrere Instanzen geöffnet werden können. Ob die Kopplung an Guitar Rig eine gute Entscheidung ist, muss sich noch zeigen, im Moment überwiegen für mich die Nachteile. Ansonsten muss man die gebotene Leistung für den Preis als sehr gut betrachten.

Plus

  • sehr gute Emulation der Hardware-Vorbilder
  • Side-Chain Eingang
  • Low Cut im Detektorweg (nur VC 160, VC 2A)
  • Parallelkompression direkt im Plug-in möglich
  • preiswert

Minus

  • nur in Verbindung mit Guitar Rig als Host-Plug-in nutzbar

Preis

  • 99,- Euro (Einzelpreis)
  • 199,- Euro (Bundle-Preis)
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Markus Schroeder RED

    Das die die Plugs GuitarRig benötigen erachte ich als ein GANZ großes Manko.
    Wer hier studiotechnisch arbeiten will läuft geleich gegen eine Wand von Problemen.

    Um ein Spur zu bearbeiten ist es Ok, mehr lässt sich damit nicht anstellen.

    Letzten Endes habe ich alles inkl. dem GuitarRig Player wieder komplett deinstalliert.

    • Profilbild
      r.biernat RED

      @Markus Schroeder Da hast du nicht ganz unrecht und ich befürchte, dass nicht wenige das ganz ähnlich sehen. Damit ist das leider verschenktes Potenzial für NI.

    • Profilbild
      nativeVS AHU

      @Markus Schroeder Ich glaube GitRig ist immer noch besser als wenn man es in Kontakt oder Reaktor benutzen müsste.

      • Profilbild
        r.biernat RED

        @nativeVS Das stimmt, aber am liebsten hätte ich das Bundle als einzelne Plugins. Vor allem den VC 160 und den VC 1176 hab ich zum Bearbeiten von Schlagzeugspuren doch sehr lieb gewonnen.

        • Profilbild
          AMAZONA Archiv

          @r.biernat Für den VC1176 gibt es zumindestens den günstigen und sehr guten Black 76 von IKM.
          Zwar keine „eingebaute“ Parallelkompression, braucht man aber auch nicht bzw. kann man anders, ganz klassisch eben besser darstellen

  2. Profilbild
    Nostradamus

    Ich kann mich nur anschließen. Was soll eine Sammlung Kompressor Plugins, die an sich sicher gut sind, in einer Guitar-Amp Simulation? Ich lade doch auch keinen EQ in ein E-Piano Plugin. Der Vergleich hinkt, ich weiß, aber ich frage mich dennoch, was das soll.

    Ansonsten besitze ich zwei Kompressor Plugins von Stillwell (Rocket und 1973) und habe mir gerade TheGlue gekauft. Mehr brauche ich nicht.

  3. Profilbild
    Markus Schroeder RED

    Wollte nur noch anmerken, dass man unbedingt die 330MB GuitarRig Demo (nicht aktivieren ;) ) welche die drei Kompressoren enthält, ausprobieren sollte, wenn man mit dem Kaufgedanken spielt. Aber auch so lohnt sich das reinhören.

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